Wie
erwartet, verbrachten wir eine ruhige Nacht im Nirgendwo. Geweckt
wurden wir aber auch heute wieder durch die Hitze und nicht durch den
Wecker. Die Sonne stand auch heute schon wieder seit Stunden am
Himmel und keine Wolke hielt sie dabei auf. Wir öffneten alle
Fenster und genossen ein leckeres Frühstück, ehe wir als Erste vom
Platz wegfuhren.
Unser
Weg führte uns weiter in den Süden. Die nächste grössere Stadt,
Lakselv, nutzten wir um uns wieder ein wenig mit Essen einzudecken
und besuchten sowohl den Spar wie auch den Rema. Die einzigen in über
100 Kilometern Umkreis. Nachdem der Kühlschrank wieder gefüllt war,
konnten wir uns beruhigt auf der anderen Fjordseite wieder in den
Norden begeben.
Dort
wartete schon bald ein Canyon auf uns, welchen wir dieses Mal nicht
ganz so heftig erwandern mussten wie den Alta Canyon. Dafür war der
Silfar Canyon, fünf Minuten neben der Hauptstrasse, auch nicht ganz
so riesig. Trotzdem überzeugte er mit seiner Schönheit und der
Ruhe, welche hier herrschte. Wieder war ausser uns niemand vor Ort
und wir konnten die Schlucht geniessen. Wir machten Fotos hier und
da, wagten uns ganz nahe an den Abgrund und blickten in das glasklare
Wasser, welches schäumend unter uns durch den Canyon schoss. Das
einzige Problem war die Hitze. Schon während der Fahrt zeigte das
Thermometer um die 28°C und hier auf dem steinernen Boden über der
Schlucht wurden wir von oben und unten gegrillt. Zum Glück war das
rettende Womo nur fünf Minuten entfernt und wir fuhren schon bald im
leicht klimatisierten Womo der 98 entlang.
Erst
der Adamsfoss mochte uns kurz vor Ifjord bremsen. Unter der Strasse
schoss dieser Wasserfall, eigentlich fast mehr eine Kaskade, von dem
kleinen See, dem weiter unten liegenden Meer entgegen. Nachdem das
Womo geparkt war und wir uns zu Fuss an den Adamsfoss wagten, wurden
wir dann auch mit wunderschöner Weitsicht und einem tiefen Blick in
die Schlucht belohnt. Wieder blieben wir, bis es uns zu heiss wurde
und wir froh waren, dass heute vor allem viele Kilometer auf dem
Programm standen.
Schon
kurz später in Ifjord machten wir uns nämlich auch schon wieder auf
einen Abstecher. Dieser führte uns erneut nordwärts dem
wundervollen Fjord entlang. Wir konnten uns an der Landschaft beinahe
nicht satt sehen und so legten wir auch noch an dem Fjord unseren
Mittagshalt ein. Hoch oben blies sogar noch ein leichter Wind durch
das Womo und wir konnten ein wenig entspannen, während wir uns ein
Naturjoghurt mit frischen Nektarinen und Blaubeeren zubereiteten.
Auch hier hatten wir eine wundervolle Aussicht um ein wenig Zeit zu
verbringen.
Weiter
folgten wir der 888 in Richtung Gamvik. Wir überquerten ein erstes
Fjell, welches wohl eher einem Schuttfeld glich. Hier sahen wir eine
ganze Weile nur Steine, welche schon lange nicht mehr zu imposanten
Felsen getürmt sind. Bald erreichten wir eine kleine Talsohle, nach
der der Nordkinnvei uns ins nächste Fjell trug. Im Sommer ist dies
kein Problem, doch im Winter läuft das Ganze hier ein wenig anders.
Ein grosser Parkplatz im Tal mit grosser beheizbarer Hütte weist
darauf hin. Hier werden die Autos im Winter gesammelt und acht Mal am
Tag in grossen Konvois, von Räumungsfahrzeugen und Profis begleitet,
über das Fjell geführt. Wenn es ganz schlimm ist bleibt die Strasse
bis Mehamn sogar geschlossen und es wird eine Notfall-Fähre
eingesetzt. Man sieht: die Winter hier oben sind hart. Etwas was bei
einer Fjellüberquerung heute am siebzigsten Breitengrad bei beinahe
dreissig Grad fast schon unwirklich erscheint. Das zweite Fjell bot
uns dann landschaftlich schon viel mehr als noch sein Vorgänger.
Eine unbeschreibliche Weite, Leere und Einsamkeit. Dies kannten wir
so nur aus den USA oder Kanada. Und genau so fühlten wir uns hier
oben.
Wir
erreichten Mehamn, welches wir jedoch nur für die Ver- und
Entsorgung kurz besuchten, bevor wir nach Gamvik abschwenkten. 20
Minuten später waren wir in Gamvik angelangt, schwenkten im Dorf
nochmals in Richtung Norden und erreichten dann das alternative Womo-
Nordkapp. Oder das eigentliche Nordkapp? Ganz ehrlich: langsam
verstehen wir nichts mehr. Das Nordkapp ist nicht das Nordkapp, weil
man sich vermessen hat. Dann gibt es da ja den Knivskjelodden,
welchen wir erwanderten. Nördlichster Punkt Europas? Stimmt ja nicht
ganz, zumal Grönland und Spitzbergen ja auch zu Europa gehören.
Nördlichster Festlandpunkt? Stimmt auch nicht, denn sowohl
Knivskjelodden wie auch Nordkapp sind auf einer Insel. Und dann
Gamvik – nördlichster Festlandspunkt Europas und der nördlichste
Punkt auf europäischem Festland, welchen man mit dem Womo erreichen
kann. Oder allgemein motorisiert. Ein riesiges Durcheinander. Wenn
jemand es entwirren kann, darf er dies gerne in der Kommentarspalte
unten tun.
Wir
parkten unser Womo also nach einigen Fahrtstunden auf dem Parkplatz,
dem nördlichsten Punkt, der unser Womo auf Festland erreichen kann.
Natürlich wählten wir uns auch gleich den nördlichsten Parkplatz
aus, wollen wir ja die nördlichsten sein die nächste Nacht. Es war
erst 15 Uhr und die Sonne schien. Schon ab morgen soll damit jedoch
Schluss sein und so nutzten wir die Zeit sinnvoll, indem wir Wäsche
wuschen. Viel hatte sich angesammelt, doch wir hatten ja nun Zeit. Im
eingespielten Team war das eine schnelle Sache und bald schon war die
Wäscheleine gefüllt mit gut duftender Kleidung. Wir trafen auf dem
Parkplatz noch zwei Basler, unterhielten uns, ehe wir uns ans grillen
machten. Ein grünes Womo gesellte sich schon bald zu uns, mit
bekannten Gesichtern. Die beiden Mädels übernachteten schon gestern
bei den Trollen in unmittelbarer Umgebung zu uns, hatten also die
gleiche Tour hinter sich heute. Wir genossen noch die Sonne, tranken
ein Bier, ehe wir unter die Dusche hüpften. Ein gemütlicher Abend
an diesem wundervollen Ort mit freier Sicht auf endloses Meer.
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