Samstag, 25. August 2018

Von der Insel in den Nationalpark

Heute früh schien draussen schon die Sonne als wir unter unserer Decke hervor krabbelten. So hatten wir es plötzlich doch eilig noch weg zu kommen und machten uns auch gleich auf die Weiterfahrt. Schnell wurde die Kabelrolle zusammengepackt und wir rollten in Richtung Fähre, welche uns wieder von der Insel bringen sollte. Ein kleiner Halt zum Frühstücken gab es dazwischen noch und trotzdem erreichten wir den Fährhafen noch 20 Minuten vor Abfahrt der Fähre. Das positive am Warten war, dass neben uns ein Reisebus ebenfalls auf die Überfahrt wartete. Und Reisebusse haben im Jahre 2018 alle ein offenes WiFi. So verbrachten wir die Zeit im Womo mit loggen der Caches der letzten Tagen und anderen datenintensiven Sachen. Wir wunderten uns noch darüber, dass wir auch heute nur 14 Euro für die Fähre bezahlten, hiess es doch am Wochenende sei 50% Zuschlag zu entrichten. Uns war es egal. Als die Fähre ihre Tore öffnete war ich gerade bei den letzten Caches und so fuhr Melanie auf die Fähre.

Die Überfahrt nutzten wir noch immer im WiFi des Reisebusses, welcher nun noch näher an uns parkte und beste Verbindung bot. Nach der halbstündigen Überfahrt lenkte Melanie unser Womo gleich an die nächste Tankstelle. Der Diesel auf der Insel war doch einiges teurer als hier auf dem Festland. Doch einen vollen Tank gab es nicht. Bald sind wir in Lettland und dort ist der Diesel noch günstiger. Dafür holten wir uns beim Coop / Konsum gegenüber noch schnell einen vollen Kühlschrank. War ja schon wieder Samstag und bis zu unserem nächsten Halt im Nationalpark schien uns kein Supermarkt mehr zu begegnen. Leider vergassen wir das Wichtigste, was uns jedoch erst beinahe eine Stunde später in voller Fahrt auffiel. Wasser. Wir hatten nichts zu trinken gekauft. Das war natürlich doof, doch Google Maps fand noch einen letzten Supermarkt, welcher gleich auf dem Weg lag. Dort parkte Melanie unser Womo vor dem Geschäft und wir traten durch die alte Ladentüre. Hier erwartete uns nun genau der Supermarkt, welchen wir hier in Estland vermisst hatten. Eine heruntergekommene alte Fabrikhalle welche mit Regalen ausgestattet war. Keines passte zum anderen und alles wirkte eher wie ein Lost Place als wie ein Supermarkt. Von jedem angebotenen Artikel waren so zwischen einer und fünf Einheiten vorhanden. Mehr war da nicht. Doch Wasser führte natürlich auch dieser Laden. Für 1.75 Euro pro Flasche. Zum Vergleich: bei Rimi bezahlten wir für sechs 1,5-Literflaschen 1.05 Euro. Wir leisteten uns zwei Flaschen des teuren Wassers, bezahlten in bar und machten uns auf den Weg zum Womo.

Wacker fuhr uns Melanie noch eine Stunde bis in den Soomaa Nationalpark. Hier erwarteten uns einige tolle Wanderungen. Auf dem Parkplatz des ersten Rundweges standen wir schon bald. Doch zuerst musste der Hunger gestillt werden. Nach einem ausgiebigen Mittagessen ging es dann los. Wie gewohnt führte uns ein Bretter-Steg durch die Landschaft. Dieser hier war sogar so breit, dass wir nebeneinander wandern konnten. Durch eine wunderschöne Moorlandschaft, durch grüne Wälder und an kleinen Seen vorbei wurden wir geführt. Eine wirklich schöne Wanderung. Viele Menschen waren auch nicht unterwegs und so konnten wir am Wendepunkt den Rundumblick vom Aussichtsturm geniessen. Schon nach einer Stunde und knappen 4,5 Kilometern waren wir zurück am Womo. Uns gefiel die Wanderung wirklich sehr und wir machten uns auf den Weg tiefer in den Nationalpark. 








Nur kurz war die Strecke, welche uns schon früh zu unserem heutigen Schlafplatz führen sollte. Ich fuhr und so war es klar, dass schon bald eine Schotterpiste folgte, welche es wieder zu bezwingen galt. Doch am Schlafplatz wurde es noch schlimmer. Der Platz klang vielversprechend und er hielt auch alles. Eine ebene, grüne Wiese mit zwei Stromanschlüssen und Frischwasser – alles kostenlos. Ich lenkte das Womo auf die Wiese und stellte es zwischen ein belgisches und ein niederländisches Wohnmobil. Kurz nach der Ankunft rief ich noch schnell einen Freund in der Schweiz an. Das Telefonat wurde jedoch von dem Holländer aus dem Womo unterbrochen. Ich solle mein Womo umparken, da ich die Zufahrt zur Wiese versperre. Wie bitte? Ich hatte keine Ahnung was der Typ meinte. Ganze Lastwagen hätten noch an unseren drei Womos vorbei auf die Wiese fahren können. Doch ich beschloss das Womo nach dem Telefonat umzuparken. Doch keine Chance. Nach 5 Minuten stand der Senior wieder auf der Matte, unterbrach mich erneut und meinte, mein Wagen wäre noch immer im Weg. Ich sagte ihm, ich werde unser Womo dann eben neben den Belgier stellen. Das passte ihm aber auch nicht, da er dort ab und an mit seinem Womo manövrieren müsste um Wasser nachzufüllen. Mir reichte es und ich fuhr auf die andere Seite des Wohnmobiles des älteren Herren. Das Telefonat war beendet und wir sassen noch kurz im Womo. Bald klopfte es an der Scheibe. Der alte Herr. Waaaaaaas denn nun alter Mann???? Ich begann genervt zu werden. Er meinte, unser Womo stände zu nahe an seinem Gefährt. Da waren noch locker 3 bis 4 Meter dazwischen. Doch das Problem sei, dass er seit ich mein Womo dorthin gestellt hätte, er kein Internet mehr habe. Ja l*** mich doch am A***! Ich drehte den Zündschlüssel und unser Womo stand Sekunden später am anderen Ende der Wiese. 



Wesentlich entspannter und sehr viel interessanter war die Begegnung, welche wir ein wenig später machten. Ein Womo mit solothurner Kennzeichen stand auf dem nahen Parkplatz und nun wanderten gerade die Bewohner dieses LKW's mit Aufbau an uns vorbei. Ich packte mir die Beiden gleich und wir verwickelten uns in ein Gespräch. Normalerweise erfüllt es einem immer mit einem guten Gefühl, wenn man auf die Frage: „Wie lange seid ihr dann schon unterwegs“ mit „Mitte April“ antworten kann. Doch bei den Beiden machte das keinen Spass. Sie beantworteten die Frage ganz ohne Monat zu nennen mit 2011. Ja also so nach 7 Jahren weiss man auch den genauen Monat nicht mehr. Die beiden schickten sich selbst früher in Rente, verkauften alles und besitzen seit 2011 nur noch das Wohnmobil und seinen Inhalt. Jahrelang tuckerten sie durch Amerika, vor allem Südamerika, ehe sie wieder nach Europa übersetzten. Nur aufgrund einer Generalsanierung des Womos mieteten sie sich den letzten Winter in der Schweiz eine möblierte Wohnung und sind nun wieder auf der Strasse anzutreffen. Extrem interessant mit den beiden zu quatschen, welche auch weite Teile unserer Reise ebenso abfuhren. Sogar den Ausflug von Tromso nach Spitzbergen hatten wir gemein. Die Beiden erinnerten uns extrem an unsere sehr guten Freunde Thomas & Iris und wir dachten an die zwei, welche zu dem Zeitpunkt wohl gerade in grossem Stress am Geocaching-Megaevent in Frauenfeld anzutreffen waren. Wehmütig waren wir auch, an diesem Anlass nicht dabei sein zu können. Hätten wir gerne unsere Freunde wieder getroffen und den dritten Mega Switzerland mit ihnen gefeiert.

Natürlich quatschen wir unendlich lange mit den beiden Schweizern. Doch sie mussten bald weiter und auch wir waren ja nicht einfach so am chillen. Nein. Wir waren gerade am Wäsche waschen. Leider war die Sonne vom Vormittag auch heute gegen Abend den Wolken und teilweise leichten Regentropfen gewichen. Doch wir mussten unbedingt einmal Socken und Unterwäsche waschen. Und dies taten wir und hängten die Wäsche eben im Badezimmer im Womo auf. Auch quer durch das Womo spannte sich schon bald eine Wäscheleine. Nach der Arbeit dann aber das Vergnügen. Gleich hier ab Platz startete auch eine eher kleine aber schöne Wanderung. Wir schnürten die Laufschuhe und zogen die Sportklamotten an. Wenn wir schon den heutigen Frauenfelder Stadtlauf verpassten, dann wollten wir wenigstens hier rennen. Und dies taten wir nun hier auf dieser kleinen Runde. Praktisch die ganze Laufstrecke legten wir wieder auf Holzstegen zurück. Zum Laufen wohl das Beste, was wir je erlebten. Man ist in der Natur und und nicht auf so einem doofen Laufband in einem Fitnessstudio. Und trotzdem hat man nicht das Problem von Wurzeln und Steinen auf dem Weg, welche eine Gefahr für die Knöchel darstellen. Wir schwebten beinahe durch den Wald und waren schon bald wieder auf unserer Camping-Wiese. Noch ein paar Fitnessübungen und wir verzogen uns ins Innere des Womos. Der Abend war trotz allem noch jung und wir quatschten ein wenig über Dies und Das. Im Laufe des Abends trafen noch zwei weitere Womos ein, welche nun dem Holländer wieder das Internet versperren. Doch die Womos, welche jetzt auffahren, haben keine andere Chance als sich dort hinzustellen. Wir machten uns ein leckeres Nachtessen – also Melanie machte es, ich half nur beim verspeisen – und nun werden wir noch einen gemütlichen Abend verbringen. 


1 Kommentar:

  1. Also s'team vom Mega Event het nöd soooo viel stress gha. Sie hend eifach chli müed, kaput, verschwitzt und abkrampfet usgseh. (Aber doch au irgendwie zfriede 😄)

    Es isch en rassante Event gsi mit straffem abigprogramm, aber super durchorganisiert 👍

    Ich freu mich scho wenn ich denn bi eu Hot Dog und Kaffi dörf bstelle 😜

    Gnüsset eure Tripp und bis bald...

    AntwortenLöschen