Donnerstag, 16. August 2018

Willkommen in Russland!

Nachdem der Blog an der Sonne bei einem Bierchen geschrieben war, legte die Prinzessin Anastasia auch schon ab. Wir sassen noch eine Weile auf dem Oberdeck, ehe es uns doch zu frisch wurde. Wir begaben uns in unser kleines Zimmerchen und liessen uns unsere Sandwiches schmecken. Es zog uns danach aber wieder ans Tageslicht und wir erkundeten die oberen Decks. Im Duty-Free war unglaublich viel los, wir quetschten uns aber trotzdem noch dazwischen. Ohne Einkäufe verliessen wir diesen wieder und setzten uns einen Stock höher auf zwei Sessel im Korridor. So konnten wir die Leute beobachten und gleichzeitig auch draussen den Sonnenuntergang beobachten. Nachdem wir im Konzertsaal noch einigen musikalischen Darbietungen unser Gehör schenkten, machten wir uns auf den Weg ins Bett. In der Nacht liess mich mein Hals wieder nicht richtig schlafen. Zudem war das dauerhafte Brummen des grossen Dieselmotors gar nicht so monoton wie man sich das denkt. Auch die Vibrationen in der kleinen Kabine. Alles in Allem wollte es einfach nicht so wirklich eine ruhige Nacht sein. 



Trotzdem wachte ich morgens relativ fit auf. Die letzten zwei Stunden waren ruhig und voller Schlaf. Das tat nochmals richtig gut. Auch die leckeren Croissants, welche wir uns gestern kauften, trugen zu einem guten Start in den Tag bei. Um 09:00 Uhr sollte die Fähre anlegen. Wir hatten schon viele Storys gehört, dass man sich dann für zwei Stunden an die Passkontrolle stellen muss und man zusehen soll, dass man früh vom Schiff wegkommt. Deshalb waren wir auch früh auf den Beinen und wollten uns schon kurz nach 8 Uhr auf Deck 4 begeben, wo sich der Ausgang befand. Schnell wurden wir jedoch vom Personal vertrieben und man machte uns auf ein Schild aufmerksam, welches den Aufenthalt auf Deck 4 bis 30 Minuten NACH Anlegen der Fähre verbietet. Erst ab 09:30 Uhr können die Ersten also das Schiff verlassen. Na super. Da blieben uns noch anderthalb Stunden. Melanie bemerkte in dieser Zeit, dass wir ja noch eine City-Tour gebucht hatten. Dabei handelt es sich lediglich um den Transfer ins Hotel, der einem jedoch als City-Tour verkauft wird. Der Grund ist einfach. Um ohne Visum einreisen zu können, muss man eine touristische Aktivität in Russland gebucht haben. Et voila: die City-Tour. Wir bekamen einen Sticker auf unseren Pullover, und mussten uns um 08:55 Uhr im Unterhaltungsraum einfinden. Phuuu... zum Glück erinnerte sich Melanie noch an diese Buchung. Kurz nach neun Uhr wurden alle Teilnehmer dieser City-Tour vom Personal abgeholt und durch schmale Zwischengänge auf Deck 4 geführt. Und siehe da: kurz nach 09:00 Uhr, 20 Minuten vor allen Anderen, konnten wir das Schiff verlassen. Die Passkontrolle der Russen stellte sich dann aber schon bei den wenigen Leuten als sehr mühsam heraus. Eine bis zwei Minuten pro Person dauerte die Kontrolle. 6 geöffnete Schalter. Wenn das Schiff voll ist: 2'700 Personen. Was waren wir froh, nach einer halben Stunde in der frischen russischen Luft zu stehen. 



Die City-Tour war dann nicht nur bei der Buchung ein kleiner Fake. Auch vor Ort stellte sie sich als mühsam heraus. Alle 10 Minuten fuhr ein City-Bus an den Isaacs Square, wo aber keine Menschenseele hin wollte. So fuhren die Busse eben leer. Zu den beiden Sokos-Hotels, welche im Paket der Fährgesellschaft angeboten wurden, fuhr jedoch einfach kein Bus. Erst um 11:00 Uhr käme ein Reisecar für uns. Uns so standen wir uns mit vielen anderen Wartenden die Füsse in den Bauch. Es war jedoch noch nicht ganz 11 Uhr als die dauerhafte Nörgelei und Fragerei den Fahrern der City-Busse auf die Nerven gingen und sie uns ausserplanmässig in unser Hotel fuhren. Fahren durch die Stadt war schon sehr aufregend. Die Gegend um den Hafen wirkt schon sehr ärmlich und zerfallen. Der Verkehr zudem ist ein Abenteuer. Da fährt man innerorts im 50er auch gerne Mal über 80 und die Farben an der Ampel werden auch eher als Empfehlung angesehen, als als Verkehrsregel. Doch wir kamen wohlbehalten an unserem Hotel an und traten in die Eingangshalle.

Wir staunten nicht schlecht ob dem luxuriösen Palast, welchen wir hier betraten. Es war leider noch zu früh um unser Zimmer zu beziehen, doch wir wurden sehr nett empfangen, unser Gepäck mit einer Nummer versehen und sicher weggeschlossen. Wir entschieden uns, uns auf eine erste Erkundung der Stadt zu begeben. Wir traten aus dem Hotel und waren gespannt was für eine Welt uns hier erwarten würde. Das mystische Russland. Verkehrschaos, Rowdies, Obdachlose, dunkle Gestalten und vodkagefüllte Typen, die jeden Abzocken wollen. Und wir müssen unsere Leser enttäuschen. Wir entdeckten nichts von all dem. Wenn sich St. Petersburg in den ersten Stunden von anderen Grossstädten unterschied, dann höchstens im positiven Sinne. Sehr sauber, sehr ordentlich, sehr freundlich und eigentlich genau gleich wie ein Spaziergang in Luzern oder Bern. Der einzige Unterschied: es ist wirklich alles nur auf russisch bezeichnet und es kann wirklich niemand hier englisch.

Als erstes zog uns die Festung Peter und Paul an. Die Festung steht auf einer Insel und diese wird heute vor allem als Museumsinsel genutzt. Hier in den alten Kasernengebäuden finden sich diverse Ausstellungen über Themen wie Tutenchamun, Leonardo Da Vinci und natürlich russische Zarenfamilien. Die Museen liessen wir wieder links liegen, während wir uns für die Zarenfamilien doch ein bisschen mehr interessierten. Besser gesagt für ihre Grabstätten. Die Leichname werden nämlich in Särgen aus Marmor in der Kirche zum Heiligen Peter und Heiligen Paul aufbewahrt. Wir kauften uns ein Eintrittsticket (CHF 7 pro Person) und traten nach einer kurzen Wartezeit ein. Erneut waren wir sprachlos. Der Prunk und das viele Gold im Inneren der Kirche überwältigten uns. Vor allem nach den total schmucklosen Holzkirchen Skandinaviens und Finnlands, war das hier einfach erschlagend. Die riesige Kirche bot uns reichlich Inhalt um eine ganze Weile in ihr zu verweilen und Fotos zu schiessen. Doch wir hatten noch immer nichts gegessen und das mussten wir nun ändern. 





Das Problem wenn man in St. Petersburg essen gehen möchte, ist wieder dasselbe wie immer hier in dieser Stadt. Speisekarte lesen: unmöglich. Personal finden, welches Englisch spricht: unmöglich. Wir hörten, dass einem manchmal nur der Gang zu McDonalds (MakDonalds heisst er hier), BurgerKing oder Subways bleibt. Wir entschieden uns für einen BurgerKing gleich um die Ecke. Doch weit gefehlt, dass es hier einfacher werden würde. Jeder der in der Schweiz in den letzten zwei Jahren in einem McDonalds war kennt sie: die Bestellautomaten. Am Schalter ist ja niemand mehr, nein es müssen Automaten sein. Und diese hier waren in russisch. Irgendwann fanden wir in der kyrillischen Schrift das Symbol für Englisch und freuten uns, dass der Automat das Hauptmenü auf englisch präsentierte. Doch nach dem Hauptmenü war auch wieder Ende. Jedes Untermenü war wieder in russisch. Keine Chance auf diese Weise etwas zu bestellen. Also suchten wir doch den Schalter auf. Natürlich konnte der dort anwesende Mitarbeiter kein englisch. Doch es vereinten sich drei Mitarbeiter, welche zusammen einige Brocken hinbekamen und wir konnten etwas bestellen. Wir waren gespannt was wir wohl erhalten würden. Wir konnten es kaum glauben, doch alles war korrekt und lecker. Mit Händen und Füssen klappt es also irgendwie dann doch und die Leute hier können zwar kein englisch, sind jedoch sehr hilfsbereit und auch gewillt sich irgendwie mit einem zu verständigen.

Gut genährt (oder trifft es gefüllt besser?) wanderten wir durch wundervoll grüne Parkanlagen wieder in Richtung Hotel. Vorbei am städtischen Zoo und den vielen schönen Kanälen, war es ein kurzer Spaziergang bis zu unserem Hotel. Das Zimmer war nun bereit und konnte von uns bezogen werden. Wieder konnte das Hotel uns überraschen. Ein sehr geräumiges Zimmer erwartete uns, welches ich weder in Grösse noch in Ausstattung oftmals so zu Gesicht bekam. Ein besonderes Highlight war das Bad mit Regendusche und viel Milchglas. Wir wollten hier fast nicht wieder weg. Doch es war erst kurz nach 15 Uhr und so zog es uns nochmals in die Stadt. 






Auch das Stadtzentrum lag in angenehmer Distanz von etwa 15 Minuten Fussmarsch vom Hotel. Wir beäugten die ganzen Häuser, welche sich am Nevsky Prospect aneinander reihten. Diese Strasse wird oft als der Mittelpunkt der Stadt bezeichnet. Und wirklich: hier tobte das Leben. Laden reihte sich an Laden, viele Menschen waren auf der Strasse unterwegs und von überall her schallte Musik. An den Plätzen traten teilweise ganze Bands mit Gitarren und Schlagzeug auf und spielten meist russische Musik. Die Menschen sassen dazu auf dem Boden an der Sonne. Befreiten ihre geschundenen Füsse von den Schuhen und liessen es sich gut gehen. Eine friedliche Stimmung überall und für uns ein Flair, welches wir selten auf einem Städtetrip erleben durften. Das Hauptziel unserer Wanderung war dann aber die Erlöserkirche „Church of the Saviour on the Spilled Blood“. Von Weitem entdeckten wir diese spezielle Kirche. Die Türme waren mit goldenen und bunten Zwiebeln geschmückt, wie man es von Russland aus dem Bilderbuch kennt. Doch die beiden Kirchen in Moskau und St. Petersburg sind die Einzigen dieser Bauweise. Die Kirche war schon von Aussen ein Augenschmaus. Für den Preis von CHF 3.50 pro Person durften wir jedoch auch noch einen Blick in das Innere werfen. Die Kirche unterschied sich dabei massiv von der Peter und Paul Kirche. Auch hier ging es prunkvoll zu und her. Italienischer Marmor und Gold waren in grossen Mengen zu finden. Doch das Spezielle waren die Bilder im Innern. Sie überzogen die gesamte Fläche der Wände und Decken und waren ausschliesslich aus kleinen Steinen zusammengebaut. Ein einziges gigantisches Mosaik breitete sich über uns aus. Einfach nur wow! Ein Bauwerk, welches seinesgleichen sucht.









Völlig verzückt von dieser Kirche spazierten wir noch ein bisschen über den angrenzenden Markt und zurück über den Nevsky Prospect bis zu unserem Hotel. Es war schon Abend doch der BurgerKing hielt weiterhin unsere Bäuche gefüllt. So wurde im Hotel kurz geduscht, um danach den Spa-Bereich aufzusuchen. Das grösste Spa der Stadt erreichten wir mit einem speziellen Lift, praktisch vor unserer Zimmertüre. Zuvor waren wir noch schnell an der Rezeption. Auf die Frage ob der Spabereich ein Nacktbereich sei oder ob man angezogen in die Sauna geht, schaute uns die nette Dame zuerst mit grossen Augen an und hakte nach, als ob sie uns nicht verstanden hätte. Auf erneute Nachfrage meinte sie: „Natürlich angezogen!“. Und so traten wir in Badehose in den Spabereich und staunten über das riesige Angebot. Diverse Saunen, Dampfbäder, Saunarium, Hamam, Whirlpools, Bäder und mittendrin ein riesiger Pool mit Massagedüsen und Platz zum planschen. Wir genossen den Abend im Spa und konnten uns wirklich gut erholen. Die Saunagänge waren knackig, packen die Russen bei 95°C in der Sauna doch gerne noch zwei oder drei Kellen Wasser drauf um danach in der Schneegrotte bei -15°C barfuss im Schnee zu stehen.

So war es schon beinahe 22.00 Uhr als wir uns zum Nachtessen im Restaurant einfanden. Nach einem kleinen Happen gingen wir dann auch schon auf unser Zimmer und legten uns hin. Ein anstrengender Tag lag hinter uns und somit sicherlich eine Nacht mit viel tiefem Schlaf vor uns.



2 Kommentare:

  1. Nackt oder nöd nackt....? Die wird sich denkt ha:
    "Wenn de unne au so viel haare het wie im gsicht...? Denn besser nöd nackt"

    😂😂😂😂😝😝😝😝

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