Nach
einer kurzen aber erholsamen Nacht erwartete uns heute der letzte Tag
in Spitzbergen. Der Tag der Abreise. Unser Transferbus war auf 12:45
Uhr angemeldet und wir mussten bis 11:00 Uhr ausgecheckt haben. Das
war jedoch kein Problem. Nach dem Frühstück und dem Packen konnten
wir unser Gepäck im Hotel lagern und uns noch auf einen letzte
Wanderung begeben.
Diese
führte uns in die Stadt. Dort warteten noch ein paar Geocaches auf
uns, welche wir wegen dem leeren Akku letztes Mal nicht aufspüren
konnten. Wir wählten heute einen anderen Weg, welcher über Schotter
am Berghang entlangführte. Wir hatten ja Zeit und wollten einfach
noch ein letztes Mal diesen wundervollen und sehr speziellen Ort
geniessen. Die speziellen Berge, die Landschaft, die Häuser, das
charmante Chaos einer Minen- und Forschungsstadt. Ich musste mich
jedoch konzentrieren, überhaupt ein Wort mit Melanie zu wechseln, um
meine innere Nervosität zu verbergen. Wer mich kennt weiss, dass ein
ruhiger Sandro immer bedeutet, dass etwas im Busch ist. Und das
sollte ja niemand merken.
Wir
besuchten nochmals den Ort, an dem die Kirche der kleinen Stadt
steht. Dort befindet sich nämlich auch ein anderer sehr spezieller
Ort. Die „Gamla Sykehustrappa“. Langsam sind wir einigermassen
des Norwegischen mächtig und wussten darum auch, dass es sich dabei
um die „alte Krankenhaustreppe“ handelte. Mitten im Nirgendwo auf
einer kleinen Wiese, zwischen Kirche und Farmhaus, stand sie dann
auch und erwartete uns. Eine Treppe mit ein paar Stufen, welche ins
nirgendwo führte, da sich das Krankenhaus schon seit vielen Jahren
in der Stadtmitte befindet. Doch seit vielen vielen Jahren fanden
sich jedes Jahr am 8. März die Bewohner von Longyearbyen hier auf
dieser Treppe ein um ein riesiges Fest zu feiern. Denn an diesem 8.
März kann man hier jeweils zum ersten Mal nach vier Monaten
Dunkelheit, die Sonne sehen. Als die „Regierung“ das Krankenhaus
abriss, liefen die Bewohner Sturm. Sie wollten ihre Krankenhaustreppe
zurück! Nachdem es sogar zu Drohungen dem Gouverneur der Insel
gekommen war, beschloss man diese Treppe nachzubauen – und so
feiern die Einwohner auch heute noch auf dieser kleinen Treppe,
welche immerhin den Kindern der Stadt Platz bietet.
Als
nächstes wanderten wir nochmals zu der Zentralstation der
Minenseilbahn, welche, wie wir am Vortag lernten, völlig ohne
Energiezufuhr funktionierte. Die kohlegefüllten Gondeln befanden
sich auf dem Weg nach unten und das Gewicht zog die leeren auf der
anderen Seite locker wieder hoch. Man musste die Wägelchen eher
bremsen. Hier an dieser Zentralstation hat man wundervoll seine Ruhe
und kann wunderschön die Stadt, den Hafen und den Fjord überblicken.
Ein traumhafter Ort, welcher uns sehr gefiel. Und darum suchte ich
mir auch diesen Ort aus...
Über
10 Jahre ist es nun her, seit ich Melanie am Bahnhof in Dübendorf
zum ersten Mal traf. Einige Jahre zuvor hatten wir uns in einem Chat
(das war damals noch voll cool) kennengelernt und seither immer
Kontakt gehalten. Mal mehr mal weniger. Alleine schon durch die
Distanz zwischen dem Zürcher Weinland und dem Bündner Oberland,
hatten wir uns jedoch nie gesehen. Bis eben an diesem Tag. Ich hatte
Fak.-Ausgang während der Offiziersschule der Schweizer Armee und
Melanie liess einen Hockeymatch des EHC Kloten sausen. Nachdem wir
dies einige Wochen später wiederholten, verbrachten wir kurz vor
Weihnachten 2007 dann ein paar Tage bei mir Zuhause in Trin.
Wunderschön eingeschneit (nicht einmal die Postautos fuhren mehr)
mummelten wir uns in der Wärme ein und bemerkten, dass da mehr ist.
Bald schon fand ich den Weg von Trin ins Zürcher Weinland. Ich wurde
von Melanies Familie herzlichst empfangen und durfte die Wochenende
jeweils unter ihrem Dach verbringen, sogar die siebenwöchige
Zwischenzeit zwischen Offiziersschule und Abverdienen durfte ich dort
verbringen, was nicht selbstverständlich ist und ich sehr schätzte.
Melanie schaffte es mich dann im Unterland zu halten, ich suchte mir
eine Wohnung in Diessenhofen, einen Job und schon bald zog Melanie
auch mehr und mehr bei mir ein. 2010 wechselten wir den Standort in
die Kantonshauptstadt Frauenfeld, wo wir heute noch sind. Mit Melanie
verbindet mich viel mehr als nur die Liebe zueinander. Wir haben so
viele Gemeinsamkeiten. Können uns beim Geocaching, beim Sport, bei
den Spartan Races, bei Eishockeyspielen und in der Feuerwehr
begleiten und jeder hat Freude und Spass. Die Freude am Reisen trieb
uns zudem schon in viele Abenteuer, welche ich mit niemandem anderen
als dieser Frau lieber erlebt hätte. Und sind wir ehrlich: eine
Frau, mit welcher man sich auch nach 10 Jahren noch immer so
glücklich fühlt wenn man sie in einem wortlosen Moment ansieht,
welche sich mit deiner Mutter versteht, deren Familie bereits ein
Teil der eigenen Familie wurde und welche für jedes Abenteuer mit
einem zu haben ist – die darf man nie mehr gehen lassen. Und darum
ging ich an diesem Ort vor dieser Frau auf die Knie und bat sie, mich
zu heiraten.
Warum
sie diesem Unterfangen zustimmte, kann ich euch leider nicht
erklären. Doch sie tat es und so zierte ein Ring in Weissgold mit
einem Diamanten kurz später ihren linken Ringfinger. Natürlich
waren wir beide nun in einer leicht anderen Welt, welche wir dem
Leser hier jetzt ein wenig ersparen möchten. Nach einem Moment,
welchen wir noch an dem Ort verweilten, machten wir uns auf den Weg
in die Stadt. Wir mussten uns noch Sandwiches fürs Mittagessen
kaufen und gönnten uns auch gleich noch einen Svalbard-Prosecco um
Abends anstossen zu können. Danach mussten wir schon wieder zum
Motel wandern. Dort hatten wir noch eine Stunde ehe der Bus uns
abholte. Zuerst wurden natürlich unsere Eltern über die Neuigkeit
informiert, ehe wir die Bombe auf WhatsApp und Facebook platzen
liessen. Wir waren echt überwältigt von all den Reaktionen und
Glückwünschen, welche bei uns im Sekundentakt eintrafen. So war die
Stunde schnell vorbei und Melanie nutzte noch auf dem Weg zur
Busshaltestelle gegenüber, die letzten WLAN-Strahlen aus.
Am
Flughafen angekommen war der Check-In schnell erledigt. Hier waren
anstelle der Computer wieder Menschen am Werk. Und das obwohl nur
unser Flugzeug heute die Insel verliess. Auch an der
Sicherheitskontrolle ging alles flott. Was diese vielen
Sicherheitsbeamten wohl ausserhalb der zwei Stunden des Tages machen,
an denen hier kurz mal was los ist? Wir wissen es nicht. Am einzigen
Gate, welches es am Flughafen Longyearbyen gibt, konnten wir wieder
im WLAN den Verlauf des Lauffeuers in WhatsApp und Facebook
beobachten. Die Nachricht schien nun überall angekommen zu sein. Ein
Feuer schien es jedoch auch plötzlich am Flughafen zu geben. Ein
lauter Alarm erklang und eine Computerstimme verkündete uns
(ausschliesslich auf Norwegisch) ruhig und geordnet das
Flughafengebäude zu verlassen. Und das 30 Minuten vor Abflug. Mir
war sofort klar: wenn jetzt alle raus müssen, müssen danach alle
wieder durch die Sicherheitskontrolle und dann wird das nichts mit
pünktlichem Abflug. Das wussten auch die Sicherheitsbeamten und
verriegelten kurzerhand alle Türen, damit niemand das Gebäude
verlassen konnte. Der Alarm wurde abgestellt und die Leute standen da
wie bestellt und nicht abgeholt. Niemand informierte uns und so
sassen nach und nach die Leute wieder auf die Stühle. Boarding und
Abflug fanden dadurch pünktlich statt und schon bald schwebten wir
an der Sonne wieder Norwegen entgegen.
Anderthalb
Stunden später landeten wir in Tromso und machten uns gleich auf den
Weg zum Taxistand. Wir schnappten uns ein Taxi, welches uns in die
Stadt zu unserem Hotel brachte. Die Kosten von Taxi und Hotel trägt
der ETI-Schutzbrief des TCS und wir waren gespannt auf unser Hotel.
Das Clarion The Edge empfing uns mit einer sehr schön gestalteten
Lobby und einem freundlichen Mitarbeiter am Check-In. Wir nahmen die
Schlüsselkarten an uns und machten uns in den siebten Stock. Mit
seitlicher Sicht über den Hafen erwartete uns ein schönes, modernes
Zimmer mit einem sehr edlen Bad. Wir freuten uns sehr über das
schöne Hotelzimmer und legten uns immerhin kurz hin.
Das
kleine Abendprogramm starteten wir dann in der Sky-Lounge des Hotels
im elften Stock. Über den Dächern von Tromso genehmigten wir uns
einen kleinen Aperitiv ehe wir zum Nachtessen aufbrachen. Wir
begutachteten viele Restaurants, welche alle eine gute Auswahl
präsentierten. Doch schlussendlich landeten wir bei einem Italiener.
Seit Monaten regiert die Lust nach Pizza und anstelle eines
über-chicen Nachtessens gönnten wir uns heute diese Pizza. Und die
war ausgesprochen lecker. Nach diesem Abendessen begaben wir uns
wieder zurück ins Hotel, wo wir den Tag bei einer Flasche
Svalbard-Prosecco ausklingen liessen. Ein sehr spezieller Tag für
uns beide und ein Tag an dem nicht so viele Fotos geschossen wurden
wie sonst. Man möge es mir nachsehen.
👍 (gefällt mir) 😄
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