Donnerstag, 26. Juli 2018

Der letzte Tag auf Spitzbergen

Nach einer kurzen aber erholsamen Nacht erwartete uns heute der letzte Tag in Spitzbergen. Der Tag der Abreise. Unser Transferbus war auf 12:45 Uhr angemeldet und wir mussten bis 11:00 Uhr ausgecheckt haben. Das war jedoch kein Problem. Nach dem Frühstück und dem Packen konnten wir unser Gepäck im Hotel lagern und uns noch auf einen letzte Wanderung begeben.

Diese führte uns in die Stadt. Dort warteten noch ein paar Geocaches auf uns, welche wir wegen dem leeren Akku letztes Mal nicht aufspüren konnten. Wir wählten heute einen anderen Weg, welcher über Schotter am Berghang entlangführte. Wir hatten ja Zeit und wollten einfach noch ein letztes Mal diesen wundervollen und sehr speziellen Ort geniessen. Die speziellen Berge, die Landschaft, die Häuser, das charmante Chaos einer Minen- und Forschungsstadt. Ich musste mich jedoch konzentrieren, überhaupt ein Wort mit Melanie zu wechseln, um meine innere Nervosität zu verbergen. Wer mich kennt weiss, dass ein ruhiger Sandro immer bedeutet, dass etwas im Busch ist. Und das sollte ja niemand merken.

Wir besuchten nochmals den Ort, an dem die Kirche der kleinen Stadt steht. Dort befindet sich nämlich auch ein anderer sehr spezieller Ort. Die „Gamla Sykehustrappa“. Langsam sind wir einigermassen des Norwegischen mächtig und wussten darum auch, dass es sich dabei um die „alte Krankenhaustreppe“ handelte. Mitten im Nirgendwo auf einer kleinen Wiese, zwischen Kirche und Farmhaus, stand sie dann auch und erwartete uns. Eine Treppe mit ein paar Stufen, welche ins nirgendwo führte, da sich das Krankenhaus schon seit vielen Jahren in der Stadtmitte befindet. Doch seit vielen vielen Jahren fanden sich jedes Jahr am 8. März die Bewohner von Longyearbyen hier auf dieser Treppe ein um ein riesiges Fest zu feiern. Denn an diesem 8. März kann man hier jeweils zum ersten Mal nach vier Monaten Dunkelheit, die Sonne sehen. Als die „Regierung“ das Krankenhaus abriss, liefen die Bewohner Sturm. Sie wollten ihre Krankenhaustreppe zurück! Nachdem es sogar zu Drohungen dem Gouverneur der Insel gekommen war, beschloss man diese Treppe nachzubauen – und so feiern die Einwohner auch heute noch auf dieser kleinen Treppe, welche immerhin den Kindern der Stadt Platz bietet. 



Als nächstes wanderten wir nochmals zu der Zentralstation der Minenseilbahn, welche, wie wir am Vortag lernten, völlig ohne Energiezufuhr funktionierte. Die kohlegefüllten Gondeln befanden sich auf dem Weg nach unten und das Gewicht zog die leeren auf der anderen Seite locker wieder hoch. Man musste die Wägelchen eher bremsen. Hier an dieser Zentralstation hat man wundervoll seine Ruhe und kann wunderschön die Stadt, den Hafen und den Fjord überblicken. Ein traumhafter Ort, welcher uns sehr gefiel. Und darum suchte ich mir auch diesen Ort aus...



Über 10 Jahre ist es nun her, seit ich Melanie am Bahnhof in Dübendorf zum ersten Mal traf. Einige Jahre zuvor hatten wir uns in einem Chat (das war damals noch voll cool) kennengelernt und seither immer Kontakt gehalten. Mal mehr mal weniger. Alleine schon durch die Distanz zwischen dem Zürcher Weinland und dem Bündner Oberland, hatten wir uns jedoch nie gesehen. Bis eben an diesem Tag. Ich hatte Fak.-Ausgang während der Offiziersschule der Schweizer Armee und Melanie liess einen Hockeymatch des EHC Kloten sausen. Nachdem wir dies einige Wochen später wiederholten, verbrachten wir kurz vor Weihnachten 2007 dann ein paar Tage bei mir Zuhause in Trin. Wunderschön eingeschneit (nicht einmal die Postautos fuhren mehr) mummelten wir uns in der Wärme ein und bemerkten, dass da mehr ist. Bald schon fand ich den Weg von Trin ins Zürcher Weinland. Ich wurde von Melanies Familie herzlichst empfangen und durfte die Wochenende jeweils unter ihrem Dach verbringen, sogar die siebenwöchige Zwischenzeit zwischen Offiziersschule und Abverdienen durfte ich dort verbringen, was nicht selbstverständlich ist und ich sehr schätzte. Melanie schaffte es mich dann im Unterland zu halten, ich suchte mir eine Wohnung in Diessenhofen, einen Job und schon bald zog Melanie auch mehr und mehr bei mir ein. 2010 wechselten wir den Standort in die Kantonshauptstadt Frauenfeld, wo wir heute noch sind. Mit Melanie verbindet mich viel mehr als nur die Liebe zueinander. Wir haben so viele Gemeinsamkeiten. Können uns beim Geocaching, beim Sport, bei den Spartan Races, bei Eishockeyspielen und in der Feuerwehr begleiten und jeder hat Freude und Spass. Die Freude am Reisen trieb uns zudem schon in viele Abenteuer, welche ich mit niemandem anderen als dieser Frau lieber erlebt hätte. Und sind wir ehrlich: eine Frau, mit welcher man sich auch nach 10 Jahren noch immer so glücklich fühlt wenn man sie in einem wortlosen Moment ansieht, welche sich mit deiner Mutter versteht, deren Familie bereits ein Teil der eigenen Familie wurde und welche für jedes Abenteuer mit einem zu haben ist – die darf man nie mehr gehen lassen. Und darum ging ich an diesem Ort vor dieser Frau auf die Knie und bat sie, mich zu heiraten. 




Warum sie diesem Unterfangen zustimmte, kann ich euch leider nicht erklären. Doch sie tat es und so zierte ein Ring in Weissgold mit einem Diamanten kurz später ihren linken Ringfinger. Natürlich waren wir beide nun in einer leicht anderen Welt, welche wir dem Leser hier jetzt ein wenig ersparen möchten. Nach einem Moment, welchen wir noch an dem Ort verweilten, machten wir uns auf den Weg in die Stadt. Wir mussten uns noch Sandwiches fürs Mittagessen kaufen und gönnten uns auch gleich noch einen Svalbard-Prosecco um Abends anstossen zu können. Danach mussten wir schon wieder zum Motel wandern. Dort hatten wir noch eine Stunde ehe der Bus uns abholte. Zuerst wurden natürlich unsere Eltern über die Neuigkeit informiert, ehe wir die Bombe auf WhatsApp und Facebook platzen liessen. Wir waren echt überwältigt von all den Reaktionen und Glückwünschen, welche bei uns im Sekundentakt eintrafen. So war die Stunde schnell vorbei und Melanie nutzte noch auf dem Weg zur Busshaltestelle gegenüber, die letzten WLAN-Strahlen aus. 



Am Flughafen angekommen war der Check-In schnell erledigt. Hier waren anstelle der Computer wieder Menschen am Werk. Und das obwohl nur unser Flugzeug heute die Insel verliess. Auch an der Sicherheitskontrolle ging alles flott. Was diese vielen Sicherheitsbeamten wohl ausserhalb der zwei Stunden des Tages machen, an denen hier kurz mal was los ist? Wir wissen es nicht. Am einzigen Gate, welches es am Flughafen Longyearbyen gibt, konnten wir wieder im WLAN den Verlauf des Lauffeuers in WhatsApp und Facebook beobachten. Die Nachricht schien nun überall angekommen zu sein. Ein Feuer schien es jedoch auch plötzlich am Flughafen zu geben. Ein lauter Alarm erklang und eine Computerstimme verkündete uns (ausschliesslich auf Norwegisch) ruhig und geordnet das Flughafengebäude zu verlassen. Und das 30 Minuten vor Abflug. Mir war sofort klar: wenn jetzt alle raus müssen, müssen danach alle wieder durch die Sicherheitskontrolle und dann wird das nichts mit pünktlichem Abflug. Das wussten auch die Sicherheitsbeamten und verriegelten kurzerhand alle Türen, damit niemand das Gebäude verlassen konnte. Der Alarm wurde abgestellt und die Leute standen da wie bestellt und nicht abgeholt. Niemand informierte uns und so sassen nach und nach die Leute wieder auf die Stühle. Boarding und Abflug fanden dadurch pünktlich statt und schon bald schwebten wir an der Sonne wieder Norwegen entgegen.




Anderthalb Stunden später landeten wir in Tromso und machten uns gleich auf den Weg zum Taxistand. Wir schnappten uns ein Taxi, welches uns in die Stadt zu unserem Hotel brachte. Die Kosten von Taxi und Hotel trägt der ETI-Schutzbrief des TCS und wir waren gespannt auf unser Hotel. Das Clarion The Edge empfing uns mit einer sehr schön gestalteten Lobby und einem freundlichen Mitarbeiter am Check-In. Wir nahmen die Schlüsselkarten an uns und machten uns in den siebten Stock. Mit seitlicher Sicht über den Hafen erwartete uns ein schönes, modernes Zimmer mit einem sehr edlen Bad. Wir freuten uns sehr über das schöne Hotelzimmer und legten uns immerhin kurz hin.

Das kleine Abendprogramm starteten wir dann in der Sky-Lounge des Hotels im elften Stock. Über den Dächern von Tromso genehmigten wir uns einen kleinen Aperitiv ehe wir zum Nachtessen aufbrachen. Wir begutachteten viele Restaurants, welche alle eine gute Auswahl präsentierten. Doch schlussendlich landeten wir bei einem Italiener. Seit Monaten regiert die Lust nach Pizza und anstelle eines über-chicen Nachtessens gönnten wir uns heute diese Pizza. Und die war ausgesprochen lecker. Nach diesem Abendessen begaben wir uns wieder zurück ins Hotel, wo wir den Tag bei einer Flasche Svalbard-Prosecco ausklingen liessen. Ein sehr spezieller Tag für uns beide und ein Tag an dem nicht so viele Fotos geschossen wurden wie sonst. Man möge es mir nachsehen.












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