Freitag, 6. Juli 2018

Trondheim und die Festung Hegra

Einsam und ruhig verbrachten wir die Nacht an dem kleinen See. So konnten wir auch gut ein bisschen länger schlafen und machten uns erst so gegen 09:30 auf den weiteren Weg.

Trondheim wurde als Ziel ins Navi getippt und nach einer Stunde Fahrt mit diversen Mautstationen erreicht. Die letzten Meter zum Parkplatz am Stadion stellten sich als tückisch heraus. Erst verpasste ich irgendwie die 30km/h-Tafel und dann übersah ich noch einen komplett getarnten Verlangsamungshügel. Und nicht so einen süssen Kleinen. Nein einen, welcher unser Wohnmobil hüpfen liess. Die Achsen ächzten, die Pfannen klapperten und der Kühlschrank sortierte sich neu ein. Der nächste Hammer folgte aber schon am Parkplatz. Auch der letzte Gratisparkplatz der Stadt (laut unserem Reiseführer) ist verschwunden und wich einem kostenpflichtigen Feld für 24NOK (2.80 CHF) pro Stunde. Also schnell den Automaten gefüttert und los ging es in die Stadt.

Die drittgrösste Stadt Norwegens (nach Oslo und Bergen) wartet mit 200'000 Einwohnern und einigen sehenswerten Orten auf. Diese galt es für uns jetzt zu entdecken. Interessant zudem auch, dass von den 200'000 Einwohnern 30'000 Studenten sind, welche meist in der Technischen Universität Trondheim immatrikuliert sind. 10'000 Personen sind zudem im Städtischen Krankenhaus angestellt. Das riesige St. Olavs Krankenhaus bietet diverse nationale Spezialistenfunktionen und ist deshalb das wichtigste Krankenhaus Norwegens.

Eine Fussgängerbrücke brachte uns von unserem Parkplatz direkt in die Innenstadt. Nur ein kurzer Fussmarsch war es bis zum ersten Halt, dem Einkaufszentrum Trondheim Torg. Nein wir waren auch heute nicht zum shoppen hier. Doch dieses Einkaufszentrum muss man auch ohne einen Einkauf gesehen haben. Zwischen die alten, typischen Häuser wurde ein hochmoderner Komplex gebaut, die Altstadtsträsschen mit Glas überdacht und so die Fassaden und Läden der alten Häuser in das Zentrum miteinbezogen. Ein interessanter Ort an welchem sich überraschenderweise sogar die bezahlbaren Läden niederliessen. So hat sich Melanie doch noch eine neue Mütze gegönnt. 



Nächster Halt war der Nidarosdom. Den hohen Turm sahen wir schon von weit her. Doch erst wenn man wirklich um die Ecke biegt entdeckt man die reich verzierte Fassade des Doms. Wir staunten über so viel Detailreichtum und die vielen im Mauerwerk eingelassenen Statuen. Ein wahres Meisterwerk. Das Innere des Doms ist gemäss Bildern überraschend schlicht gehalten, weshalb wir auf einen Besuch verzichteten. Die Aussenansicht des Doms fesselt einem schon wirklich genügend. 




Bevor es weitergehen konnte mussten wir unseren knurrenden Mägen etwas zur Beschäftigung reichen. Wir blickten uns um und entschlossen uns, zum ersten Mal seit unserer Abreise einen McDonalds zu besuchen. Der Besuch dauerte ein wenig länger als geplant, da in Norwegen auch im McDonalds das Essen frisch zubereitet wird und wir so 15 Minuten auf unseren BigMac, die Chicken Nuggets und die Pommes warten mussten. Dafür war der Fastfood-Riese hier doch ein wenig günstiger als in der Schweiz. Wie schon die Konkurrenz von Burger King.

Frisch gestärkt wanderten wir über die berühmteste Brücke der Stadt. Die Gamle Bybroen verbindet seit 1862 das Zentrum mit dem Stadtteil Bakklandet. Dieses ist für seine bunten Holzhäuser bekannt. Die grössten, die Speicherhäuser, stehen direkt am Nidelv und ihre Fassaden spiegeln sich im Wasser des ruhigen Flusses. Die Front dieses Stadtteils lässt sich von der Brücke bestens beobachten und wirkt eigentlich noch imposanter als diejenige der Brygge in Bergen.




Mitten in dem alten Stadtteil stiessen wir jedoch noch auf etwas ganz kurioses. Eine einzige Steigung verbindet die unteren Strassen mit den oberen. Die Steigung ist etwa 200 Meter lang und man kann sie echt als steil bezeichnen. Darum baute man hier auch einen Fahrradlift. Haben wir in unserem Leben noch nicht gesehen – doch hier in Trondheim gibt es das. Ein geniales Menschenwerk, welches die Radfahrer hier ohne Anstrengung in die oberen Strassen bringt. Wir finden diesen Fahrradlift eine geniale Sache und würden den Bau eines solchen an der Neuhauserstrasse in Frauenfeld sofort unterstützen. Lustig ist, dass es sich bei diesem Fahrradlift momentan um den einzigen der Welt handelt. Bisher hat nur eine einzige andere Stadt Interesse an dem patentierten Produkt angemeldet: Winterthur in der Schweiz. 


(Quelle Video: YouTube)

Wir hatten kein Fahrrad dabei, wodurch uns ein Fussmarsch nicht erspart blieb. Als Belohnung durften wir uns danach in der Stadtfestung Kristiansten umsehen. Die Festung thront über der Stadt und beschützte diese über die Jahre hinweg. Heute hält sie anscheinend noch als Public Viewing der Fussball-WM her. Brauchen wir jetzt auch nicht mehr. Wir bemerkten, dass unser Parkticket in 25 Minuten ausläuft und wir sicherlich noch 40 Minuten Fussweg vor uns hatten. So verliessen wir die Festung wieder und machten uns schnellen Schrittes auf den Rückweg. Dieser führte uns noch durch andere Teile der Stadt, welche wir im Vorbeigehen immerhin noch besichtigen konnten. 





Zurück am Wohnmobil wurde dann wie angekündigt das Buch gewechselt. Teil 2 wurde ausgegraben und wir mussten lachen, als wir den Fahrer im Wohnmobil neben uns beim Auspacken des Teil 2 „Der Norden“ beobachten konnten. Ja wir sind hier nicht alleine unterwegs. Auch ein Womo mit auffälligem Fahrradträger begegnete uns hier auf dem Parkplatz zum wiederholten Male. Wir schliefen sogar schon Türe an Türe. Wir machten uns ebenso mautgestraft aus der Stadt und hielten erst ausserhalb der Stadtgrenze wieder an einem Fjord. Badezeit! Das Wetter war frisch, windig und bewölkt geworden. Doch die tägliche Planscherei liessen wir uns auch heute nicht nehmen und stürzten uns ins kalte Nass. Der Platz lud zum Verweilen und Schlafen ein. Doch dafür war es noch zu früh.

Also schnell weiter zur Kirche von Vaernes. Diese berühmte romanische Kirche mit ihrem schönen, massiven Turm und dem schönen Kupferdach soll sehr interessant anzusehen sein. Wie wir das beurteilen würden? Seht selbst:



Ja es ist doch immer dasselbe. Könnten sie den Preikestolen eingerüsten hätten sie auch das gemacht. Doch ist jetzt eben so. Immerhin konnten wir hier am Flughafen von Trondheim die Flugzeuge beim Landen beobachten. Die Landebahn befindet sich nur etwa 300 Meter von der Kirche entfernt. Also auch nichts für einen ruhigen Schlaf. Der nächste Halt versprach das schon eher. Nach einer steilen Bergstrasse fanden wir uns auf dem Parkplatz der Festung Hegra wieder. Ein Kiesplatz – total verlassen – ein Cafe, ein Museum und die Festung selbst. Wir parkten das Womo und machten uns auf den Weg zur Festung. Diese lies uns dann beinahe eine Stunde mit offenen Mündern in ihrem Innern herumirren. Die 1910 fertiggestellte Festung ist in einem sehr guten Zustand und komplett beleuchtet. Man kann hunderte von Metern durch den Untergrund wandern und Bäckerei, Maschinenraum, Küche, Aufenthaltsräume, Krankenzimmer, Toiletten, Kommandoräume, Wachtposten, Geschützstellungen, Munitionslager – ach einfach alles erkunden. Ein riesiger unterirdischer Spielplatz. Zum Fotografieren leider völlig ungeeignet, doch ich hoffe die Videos wurden richtig cool. Die Location hat echt mal wieder riesig Spass gemacht und lud wirklich zum Verweilen ein. Eintritt kostete die Festung, welche 1940 stolze 27 Tage der Belagerung der Deutschen standhielt, übrigens keinen. 






Nun stehen wir hier auf dem Parkplatz der Festung. Mit den kleinen Häusern hier erinnert es fast ein wenig an die Waldzentren in den Amerikanischen Filmen. Kein Mensch ist hier oben (die beiden Autos verliessen gleich nach dem Foto den Parkplatz) und wir werden so sicherlich einen gemütlichen Abend und eine ruhige Nacht hier verbringen. 




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