Wie
erwartet verbrachten wir eine ruhige Nacht hier auf dem Hügel bei
der Festung. Ein zweites Womo gesellte sich spät Abends noch zu uns.
Dessen Bewohner zogen jedoch gleich die Fenster zu und löschten die
Lichter. Als wir uns morgens an den Frühstückstisch setzten waren
sie auch schon wieder weg. Die haben anscheinend sogar den Besuch der
genialen Festung ausgelassen.
Wir
starteten mit der steilen Abfahrt von dem kleinen Hügel und fanden
uns so wieder beim Flughafen von Trondheim. Von hier fuhren wir immer
weiter in Richtung Norden. Es stand uns heute eine lange Fahrstrecke
bevor und so waren wir auch nicht böse, dass die Sonne heute einmal
von einer dicken Wolkendecke versteckt wurde. Die Stunden verstrichen
bei der Fahrt durch die wilde Landschaft, welche immer noch ein wenig
an die Schweiz erinnert. Einfach ohne Menschen, Häuser oder Autos.
Wir verliessen bei Verdalsora sogar noch die Schulz-Route und machten
einen Abstecher von 20 Minuten zu unserem ersten Ziel. Dort
angekommen war schon Mittagszeit und wir genehmigten uns ein paar
leckere Wasa mit Gauda.
Dann
aber los. Zu diesem Abstecher, welcher in zwei Teile aufgeteilt war,
verlockten uns wieder einmal zwei Geocaches, welche schon Zuhause
unsere Aufmerksamkeit auf sich zogen. Der erste (coord.info/GCYH8K)
führte uns zum Blockhuset. Ein Wachtposten des Festungswerkes,
welches sich etwas mehr als 2 Kilometer weiter taleinwärts in
Richtung Schweden befand. Auf dem Navi fanden wir keinen Weg, welcher
zu diesem Wachtposten führt und machten uns auf eine abenteuerliche
Reise gefasst. Direkt an der Strasse entdeckten wir aber einen
Wegweiser und über ein paar Serpentinen führte uns ein gut
ausgetretener Trampelpfad in die Höhe. Und plötzlich sahen wir den
Posten vor uns. Ein Bunker aus Stahlbeton, umzingelt von etlichen
Lagen Stacheldraht. Ein super Fotomotiv. „Schatz hast du mir
schnell die Kamera?“ - „Ähm hast die nicht du?“. Ja irgendwie
schleppten wir verschiedene Objektive, Filter und diverse Helferlein
den Berg hoch – doch die Kamera blieb im Womo. Nun wir liessen uns
die Laune dadurch nicht verderben und schlichen uns durch drei
metallene Tore, übersät mit Stacheldraht, an den Eingang des
Betonkolosses. Den Eingang bewachte eine feine Holztüre, welche sich
ohne Probleme öffnen liess. Hinter ihr führte eine Treppe hinab ins
Dunkel. Modernder Geruch stieg in unsere Nasen und am Ende der kurzen
Treppe stiessen wir auf eine schwere Eisentür. Auch diese liess sich
öffnen, wenn auch nur mit grösserem Kraftaufwand. Gespannt starrten
wir ins dunkle Untergeschoss und waren überrascht als wir unsere
Taschenlampen anknipsten. Eine komplette Küche bestehend aus
verrostetem Ofen, Rauchabzug und einer Küchenzeile aus Holz standen
noch komplett da. Auch Tisch und Bank war noch vorhanden. Fast schon
ein wenig unheimlich. Ansonsten fand sich in dem Keller nur die
Treppe nach oben. Sie sah stabil aus und so trauten wir uns in den
oberen Stock.
Wieder
waren wir überrascht. Der Bunker war auch im oberen Stock noch mit
der originalen Einrichtung versehen. Ein Dutzend harte Holzpritschen
erzählten die Geschichten von kühlen Nächten und eine Menge Tische
und Bänke stand herum. Doch was uns viel mehr überraschte war die
restliche Einrichtung. Als ob wir eine Ferienwohnung betreten hätten
wurden wir begrüsst und der Bunker wartete mit allerlei Luxus auf.
Ein Regal bot Gulasch, Chilli con Carne und Ravioli in Konserven.
Eine grosse Plastikbox bot Gewürze, Zucker, Kaffee, Tee, Becher,
Servietten, Besteck, Trockengebäck, Suppentüten und Rechaudkerzen.
Auch Kochutensilien waren vorhanden, mit der Bitte nur im Freien an
der Kochstelle hinter dem Haus zu kochen. Wasser und Feuerholz waren
vorhanden – nur der Ofen war defekt, wie uns ein angebrachter
Zettel warnte. Zwei Bedingungen zur Benutzung der vielen tollen Dinge
gab es: die Putzutensilien waren auch zu gebrauchen (Spülmittel,
Schwämme, Lumpen und Besen) und der entstandene Abfall sei selbst
mitzunehmen und zu entsorgen. Keine Ahnung wer diesen Bunker so
wohnlich und gastfreundlich einrichtete – bekannt scheint es
jedenfalls nicht zu sein. Da uns die Kamera fehlte machten wir viele
Videos, welche wir jedoch hier aufgrund der grossen Datenmenge leider
nicht online stellen können – sogar fürs WLAN sind die
4K-Aufnahmen zu gross. Für ein paar Fotos mit dem Handy reichte es
aber noch. Völlig zufrieden verliessen wir das Blokhuset und machten
uns an den Abstieg.
Das
Womo und die Kamera warteten schon auf uns als wir wieder im Tal
angekommen waren. Doch lange dauerte die nächste Fahrt nicht. Wir
wollten uns natürlich nun auch noch die Festung begutachten, welcher
das Blokhuset als Vorhut diente. Die Hauptfestung besteht aus zwei
Teilen, einem nördlichen und einem südlichen Teil, welche
wesentlich touristischer angepriesen werden als das Blokhuset. Für
beide muss man jedoch sein Auto stehen lassen und einen Kilometer
durch den Wald wandern. Auch hier wieder ein guter Trampelpfad,
welcher an gewissen Stellen von Stegen um Felsen und Brücken ergänzt
wurde. Diese machten jedoch einen wirklich schlechten Eindruck. Die
Stege waren ungesichert, die Hängebrücken defekt und verrostet mit
morschen Böden. Wir schafften es jedoch über sämtliche Wegstrecken
und standen schon bald vor einem metallenen Container, welcher mitten
im Wald abgestellt war. Die Türe liess sich öffnen und ein fast
noch betriebsfähiges Notstromaggregat kam zum Vorschein. Wow –
alles noch vorhanden. Sogar die technischen Unterlagen wie
Betriebsanleitung, Schemas, Wartungstabellen waren noch in einem
Ordner vorhanden. Voller Erwartungen machten wir uns noch knapp
hundert Meter weiter zur Festung und betraten diese. Typisch
touristisch war auch diese wieder beleuchtet. Teilweise auf jeden
Fall. Defekte Leuchtmittel scheinen hier nicht ersetzt zu werden. Die
Kabel dazu wurden einfach irgendwie durch die dunkeln Gänge gezogen
und die Klemmverbindungen lagen offen herum. Ab und an informierte
ein Schild, was hier einmal gewesen war. Komisch bunte Fähnchen und
rot weisse Ketten sperrten diverse Örtlichkeiten ab. Stühle und
Tische standen wirr herum. LostPlace oder touristische Festung – es
hatte von beidem Etwas, aber doch nichts richtiges. Irgendwie völlig
komisch. Es war spannend in der alten Festung herumzuwandern und die
Geschützstellungen und diversen Räume zu entdecken und
fotografieren. Doch so richtiges Feeling kam irgendwie nicht auf. Es
schien hier eher wie eine riesige Abstellkammer eines Bastlers und
Messies. Schade um den tollen Ort, den man hier scheinbar verkümmern
lässt ohne ihm wenigstens den Charme eines LostPlaces zu geben.
Immerhin den Cache (coord.info/GCY4E6) fanden wir auf Anhieb.
So
machten wir uns voller Hoffnung auf den kurzen Weg bergab und über
den Fluss, welchen wir auf einer noch kriminelleren Brücke als die
bisherigen überquerten. Die durchgerosteten Eisenstäbe der
Bodenkonstruktion wippten im Takt mit unseren Schritten. Als wir die
ewig scheinende Treppe zur Festung Süd dann endlich erreichten, war
diese versperrt. Ein am Boden liegendes Schild zeigte uns die
Eintrittspreise. Erst dachten wir, dass dieser Teil hier wohl besser
in Schuss wäre weil es ja Eintritt kostet. Aber da die Türe an
einem Samstag in den Schulferien um 14:30 geschlossen war, denken wir
nicht dass hier noch irgendwas läuft. Den Rückweg zum Womo
absolvierten wir jedoch am Rande der Hauptstrasse. Dies schien uns an
diesem Ort hier sicherer zu sein.
Kurz
später waren wir schon zurück auf der Route, welche der Reiseführer
für uns bereithielt. Es dauerte nicht lange, ehe wir den
Norwegischen Pilgerort Nummer Eins erreicht hatten. Stiklestad heisst
der Ort, welcher jeder Norweger in seinem Leben einmal besucht haben
muss. Im Jahre 1030 starb hier König Olav Harraldsson in einer
grossen Schlacht. Er versuchte den störrischen Teil des Volkes zum
Christentum zu bekehren und verlor diesen Krieg. Kurz nach seinem Tod
wurde der König heilig gesprochen und seither ist der heilige St.
Olav die zentrale Figur in der Norwegischen Kirche. Zu diesem Zwecke
wurde hier ein riesiges Zentrum erbaut, welches auch ein
Freilichttheater bietet, in welchem seit 40 Jahren jährlich das
Stück zum Tode St. Olavs aufgeführt wird. Als Angehörige eines
anderen Staates ist dieser Ort dann hier auch nicht sonderlich
spannend und wir machten uns schnell auf die Weiterreise. So hatten
wir mehr Zeit für den nächsten Teil.
Dieser
führte uns ein Stück nördlicher in die Botanik. Ein kleines
Wandergebiet oberhalb Snasa wird als Orchideen-Wandergebiet beworben.
In unserem Reiseführer jedenfalls. Vor Ort war nicht einmal ein
Parkplatz in Sicht. Schilder oder so? Fehlanzeige. Trotzdem wollten
wir uns die Chance nicht nehmen lassen hier wild wachsende Orchideen
zu finden. Sogar der eher seltene Frauenschuh soll man hier mit viel
Glück finden. Wir wanderten um die 15 Minuten an diversen Blumen
vorbei, welche aber alle keine Verwandten der Orchidee waren. Wir
dachten schon am falschen Ort zu sein, als wir eine schöne Blume
entdeckten, deren Zeichnung uns eindeutig verriet, aus dem Bunde der
Orchideen zu stammen. Geflecktes Knabenkraut ist der Name der tollen
Blume, welche von nun an immer öfters am Wegesrand zu finden war.
Doch konnten wir auch einen Frauenschuh finden? Wir verraten es euch
erst am Ende des heutigen Eintrages.
Nun
war es schon nach 17 Uhr und der Pflichttermin des Tages war noch
nicht wahrgenommen. Was für ein Glück, befand sich nur ein paar
Minuten entfernt ein Badeplatz. Diesen steuerten wir an, beschlossen
aber zuerst zu kochen. Nach einem leckeren Abendessen war es dann
aber soweit und wir stürzten uns in den See. Zur Abwechslung einmal
wieder Süsswasser und wir erhofften uns vom Binnengewässer auch
eine wärmere Temperatur. Weit gefehlt – der See war kalt wie schon
lange kein Fjord mehr. So war es ein kurzer Spass im Wasser. Wir
erhofften uns hier am Badeplatz schlafen zu können. Der Parkplatz
wäre zwar ideal gewesen aber durch umliegende Häuser kam man sich
ein wenig vor wie mitten im Dorf.
So
fuhren wir noch eine halbe Stunde weiter zum Wanderparkplatzes eines
Wasserfalles. Diesen werden wir uns aber wohl erst morgen früh
ansehen. Wir haben uns nach dem Baden so schön eingeknuddelt und
wollen nicht mehr nach draussen. In diesem Sinne: einen schönen
Abend und gute Nacht.
Ach
ja... das mit dem Frauenschuh war noch. Wir trafen sogar zwei
verschiedene Arten des Frauenschuhs an. Die erste Art war leider
schon verblüht. Da hat man endlich einmal das Glück einen
Frauenschuh in der Wildnis zu entdecken und dann ist man zu spät.
Doch den anderen Frauenschuh konnten wir in voller Farbe und bester
Blüte entdecken. Wir hielten diesen Fund natürlich fotografisch
fest und ihr dürft euch nun daran erfreuen. Viel Spass.
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