Eine
ruhige Nacht mitten in der Natur lag hinter uns als heute früh der
Wecker klingelte. Nachts wurde ich nur einmal geweckt – durch ein
anderes Klingeln. Die Schafe der Gegend schienen gegen 2 Uhr früh
einen Spaziergang zu machen, welcher an unserem Womo vorbeiführte.
Auch dies eine Auswirkung dessen, dass es hier einfach 24 Stunden am
Tag sonnig ist. Die Tiere sind praktisch durchgehend auf den Beinen.
Aber lieber die süssen Schafe als die komischen Möwen.
Wir
gönnten uns mal wieder ein Womo-Frühstück - welches aus
Nutellabrot und einem Naturjoghurt mit selbst zusammengestelltem
Müsli besteht – um gestärkt auf eine der Wanderungen zu starten,
welche am Infoschild angeschlagen waren. Wir entschieden uns gegen
die Mine (hatten wir in Spitzbergen genügend) und das Brückenbauwerk
(zu weit weg) und steuerten eine Schlucht an. Die Infotafel bewarb
sie sogar als tiefste Schlucht Nordeuropas. Wir waren jedenfalls
gespannt.
Nach
etwas mehr als 10 Minuten erreichten wir das Freiluftmuseum Ankerlia.
Hier standen einst die Gebäude in welchen das Erz aus den
umliegenden Kupferminen gesammelt und verarbeitet wurde. Mehr als ein
paar Mauerresten und verrostete Metallteile waren aber nicht mehr
übrig. Alles weit verstreut, wie ein Lost-Place eben. Was daran ein
Freiluftmuseum sein sollte, fanden wir nicht heraus. Wir steuerten
den nächsten Wegweiser an, um uns über den weiteren Verlauf der
Route zu informieren als uns plötzlich zwei Knopfaugen anstarrten.
Ein kleiner, süsser Hund schaute erwartungsvoll zu uns hinauf. Zu
sehen war aber kein Mensch. Auch keine Rufe waren zu hören. Wir
kannten den Kleinen jedoch und wussten, dass er den Tschechen gehört,
welche ihr Womo ebenfalls auf dem Parkplatz stehen hatten. Wir
warteten 10 Minuten doch es kam niemand. Wir konnten den Kleinen ja
jetzt nicht einfach alleine hier zurücklassen. Also machten wir uns
mit ihm auf den Rückweg. Er nahm sofort die Witterung auf und fand
den Weg eigentlich alleine. Immer sprang er quirlig voraus und an
jeder Kreuzung wählte er, die Nase tief am Boden, den richtigen Weg.
Doch er schaute auch immer zurück. Blieben wir stehen kam er sofort
zu uns zurück. Er kannte also den richtigen Weg, war aber einfach zu
ängstlich ihn alleine zu gehen. Kurz vor dem Parkplatz kam uns dann
auch die völlig aufgelöste Tschechin entgegen und weinte vor
Freude, als sie ihren geliebten „Trip“ wieder in die Arme
schliessen konnte. Ihr Mann war spazieren und der Kleine erschrak und
lief davon. Nach erfolgloser Suche holte ihr Mann am Parkplatz Hilfe
bei der restlichen Familie – aber diese erübrigte sich nun zum
Glück. Die Dame hat sich hundert Mal bei uns bedankt und mit Trip
den Rückweg angetreten.
Wir
wagten danach einen zweiten Versuch die Schlucht zu erreichen. Nach
der Kreuzung, an welcher wir Trip antrafen, hatten wir nur noch einen
kurzen Weg zum Eingang der Schlucht. Doch dort war der Weg einfach zu
Ende. Ein kleines Schild wies die Schlucht als Sorbmegorsa-Canyon aus
und ein Picknicktisch wartete auf Besucher. Mehr nicht. Wir begaben
uns also über den einzig möglichen Weg in die Schlucht: das
Bachbett. Dieses war beinahe ausgetrocknet und teilweise floss das
Wasser sogar tief unter den vielen Steinen und unter unseren Füssen
hindurch. Man sah keinen Tropfen des Baches, hörte ihn jedoch in der
Tiefe rauschen. Wir wanderten über eine halbe Stunde in die immer
enger werdende Schlucht. Hier war es heute immerhin nicht so heiss.
Der Schatten und ein leichtes Lüftchen machten die Wanderung
angenehm. Die grossen Steinblöcke erschwerten sie jedoch. Nachdem
wir an einem schönen Platz eine kleine Pause einlegten, machten wir
uns auf den Rückweg.
Am
Parkplatz angekommen wurden wir gleich von Trips Familie abgefangen.
Man bedankte sich erneut bei uns und reichte uns eine sehr spezielle
tschechische Schokolade. Eine ganze Tafel Schokolade – so etwas
hatte ich schon seit Monaten nicht mehr im Kühlschrank. Die Freude
bei mir war dementsprechend gross. Wir kamen mit den Tschechen ins
Gespräch und bemerkten, dass sie die selbe Reise wie wir unternehmen
– einfach in die andere Richtung. Sie starteten in Tschechien und
bahnten sich ihren Weg durch die baltischen Staaten und Finnland bis
zum Nordkapp und zu diesem Parkplatz. Die ganze Reise wurde akribisch
genau auf der Rückseite ihres Wohnmobiles nachgeführt – genial!
Solch eine Karte hatten wir noch nicht gesehen. Wir bemerkten dann,
dass wir auf unserem Weg ebenfalls durch Tschechien reisen werden.
Die Familie holte darauf sofort Zettel und Schreiber und beschrieb
das Papier mit Mailadresse, Adresse und Handynummer. Wir wären in
ihrer Familie jederzeit herzlich willkommen und könnten bei ihnen
Wohnen. Auch wenn wir einmal nach Prag reisen und nicht mit dem Womo
unterwegs seien – ihre Türe stände immer für uns offen. So
herzlich. Wir freuten uns wirklich sehr über diese berührende Geste
der Familie und hoffen, sie wirklich kurz in Tschechien besuchen zu
können.
Während
die Familie den Tag weiterhin in dem schönen Tal genoss, machten wir
uns auf die Weiterfahrt, denn es war auch schon wieder Mittag. Wir
fuhren weiter auf der E6 nordwärts ehe wir eine Stunde später kurz
vor Storslett einen Essenshalt an einem schönen Hafen einlegten. Die
Hitze drückte schon wieder ins Wohnmobil und so war schnell klar:
wir müssen wieder einen Badeplatz aufsuchen. Und nachdem wir uns
fürs Wochenende mit Lebensmitteln versorgten, taten wir dies auch.
Wir
fanden unseren Badeplatz auf einem kleinen Abstecher in Steinsvik.
Ein wunderschöner Sandstrand erwartete uns dort. Doch an einem
Samstag und bei den Temperaturen sah es dort aus als wären wir
gerade in Ibiza angekommen. Autos benutzten jeden Quadratmeter und
die Strasse wurde dadurch teilweise fast unpassierbar eng. Wir
mussten unser Womo relativ weit vom Strand entfernt parken –
wollten aber unbedingt auch hier ans Wasser. Wir wanderten also in
Badebekleidung an den Fjord und bemerkten, dass hier am Wasser gar
nicht mehr so heiss war. Trotzdem wagten wir uns ins Wasser in dem
alle planschten und tobten – ebenfalls wie in Ibiza. Dann aber der
Schock: das Wasser war eiskalt. Keine Ahnung was wir am 70.
Breitengrad erwarteten – aber die Leute hier schienen das Wasser so
zu geniessen wie wir jeweils im Italien-Urlaub. Doch wir konnten das
hier oben definitiv nicht. Es war ein kurzer Besuch im Wasser. Aber
wir waren komplett drin. Nachdem wir ein wenig gelesen hatten, ging
es dann auch auf die Weiterfahrt.
Diese
führte uns eine lange Strecke der E6 entlang. Nur zwei kurze Halte
gab es auf der Strecke. Ein Mal um Wasser nachzufüllen und ein Mal
um den traumhaften Blick von einem Fjell über den Fjord schwenken zu
lassen. Wenn sich die Strasse nicht gerade über ein Fjell
schlängelte, dann verfolgte sie den Langfjord. In unseren Augen
einer der schönsten Fjorde, welche wir hier in Norwegen bisher sehen
durften. Die Stimmung, um bei diesem Wetter eine solche Strasse
befahren zu können, war einfach perfekt. So verging die Zeit auch
schnell und als wir bei unserem nächsten Ziel nahe Bognelv ankamen
war auch schon wieder Zeit um Nachtessen zu kochen.
Im
Gegensatz zu den anderen Tagen hatten wir heute nach dem Nachtessen
noch einiges vor. Für den ersten Punkt konnten wir das Womo stehen
lassen. Wir folgten dem Schild, wessen Zeichnung man als See oder
Hot-Pot hätte missverstehen können. Dank Reiseführer wussten wir
jedoch schon vor dem 15 minütigen Fussmarsch, dass uns oben am Berg
eine Quelle erwarten wird. Bubbel'n nennen die Norweger diese Art des
Quelltopfs oder der Karstquelle. Der Weg zur Quelle war steil und mit
diversen Seilen versehen. Bei den Temperaturen war es auch wirklich
eine anstrengende Angelegenheit. Doch die wundervolle und vor allem
grosse Quelle überraschte und entschädigte uns. Das Wasser aus der
Quelle teilte sich gleich nach dem Topf und ein Bach führte über
einen Wasserfall direkt ins Tal, während der andere sich gemütlich
durch das Birkenwäldchen nach unten schlängelte. Auch wir machten
uns auf den Abstieg, nachdem wir den Cache an der Quelle einfach
nicht finden konnten.
Wieder
beim Womo starteten wir dieses und steuerten es noch 30 Minuten
weiter in den Norden. Hier möchten wir heute nochmals einen Versuch
zur Mitternachtssonne starten. Letztes Mal um Mitternacht schien sie
ja zwar auch, aber doch ein klein wenig durch Wolken verdeckt. Heute
hat es weit uns breit keine Wolken und die Sicht in Richtung Norden
ist von dem jetzigen Standort völlig frei. Wir werden sehen. Die
letzte Chance wird sich uns dann am Nordkapp bieten, welches wir in
den nächsten zwei Tagen wohl auch erreichen werden. Diesen
Übernachtungsplatz hatten wir dann aber gut erreicht, nachdem wir
mehrmals unsere Fahrt verlangsamen mussten. Ganze Herden von
Rentieren spazieren hier auf den Strassen umher und sind teilweise
echt schlecht sichtbar. Einige tragen einen GPS-Peilsender. Man hätte
ihnen besser gleich auch noch eine Leuchtweste angezogen.
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