Heute sind wir wirklich spät aus dem
Bett gekrochen. Der Wecker ging auch erst um 9 Uhr. Das hatte einen
Grund, der seinen Ursprung gestern Abend kurz nach dem
Veröffentlichen des Blogs hat. Denn kaum war der Blog online,
wechselte das Licht vor unserem Fenster in eine wundervolle
Abendstimmung. Natürlich packte ich gleich die Kamera und stürmte
nach Draussen um dieses Schauspiel festzuhalten.
Das alleine war natürlich nicht der
Grund. Nein. Aber gleich auf der anderen Strassenseite sassen drei
junge Reisende aus Deutschland, welche ihre beiden VW T5 neben uns
abgestellt hatten. Ein kleines Lagerfeuer brannte, leise Musik drang
aus den Lautsprechern und es wurde gequatscht und gelacht. Spontan
wurden Melanie und ich dann zu Marshmellows am Spiess eingeladen.
Jetzt könnt ihr den Grund langsam erahnen. Wir wurden mit den
klebrigen Zuckerdingern verköstigt und ebenso mit leckerem Bier aus
einer Deutschen Kleinbrauerei. Wir holten noch unsere Flasche
Appenzeller hervor und schon klappte das mit dem kulturellen
Austausch bestens. Natürlich wurde auch viel gequatscht und dabei
schlug die nördliche Breite wieder voll zu. Die Sonne ging zwar
unter, wanderte jedoch permanent knapp unter dem Horizont. Es war
hell. Richtig hell. So wie wenn bei uns Zuhause eine grosse Wolke die
Sonne verdeckt. Und das die ganze Zeit, bis wir um 01:20 langsam das
Gefühl hatten, dass es noch heller wird und die Sonne jeden Moment
wieder aufgehen wird. Dann legten wir uns schlafen, obwohl die
sympathische Runde uns sehr gefiel.
Trotzdem wollten wir heute natürlich
was erleben und machten uns nach dem Frühstück dann doch
einigermassen bei Zeiten auf den Weg. Unser eigentliches erstes Ziel
war ein Sandstrand ganz in der Nähe. Diesen sahen wir schon gestern
und der weisse Sand und das türkisfarbene Wasser stellen so machen
Karibikstrand in den Schatten. Eigentlich wollten wir unser heutiges
Bad dort abhalten, was wir aber aufgrund des kostenpflichtigen
Parkplatzes ausgelassen hatten. Den Strand begutachteten wir so von
der Strasse aus und schossen Fotos. Urteilt selbst – doch solche
Strände findet man wirklich auch im Süden nur sehr selten.
Das grosse Ziel heute war das Westkap.
Nach dem Südkap sollte es also heute das Kap im Westen sein. Doch
ein kleines Etwas schaffte es dann doch unsere Aufmerksamkeit auf
sich zu lenken. Ihr ahnt es, es geht um einen Geocache. Um einen
ungefundenen Geocache – also einen FTF. Diese arme kleine Dose
(coord.info/GC7PY3Q), welche schon seit dem 20. Mai 2018 auf einen
Fund wartet, wollten wir erlösen. Direkt auf dem Weg lag sie auch.
Oder zumindest der Parkplatz. Auf diesen begaben wir uns, schmierten
Brote und packten unseren Rucksack. Unsere Beine und Füsse wollten
schon protestieren. Versprachen wir ihnen doch ein paar Tage der
Erholung nach den Eskapaden der letzten Tage. Doch das hier musste
jetzt einfach sein.
Wir starteten auf die Wanderung, welche
uns auf einen Berggipfel führen sollte. Der Weg verlief ganz gut
bergan, jedoch immer etwa gleichbleibend. Die Natur war auch hier
wieder spannend und abwechslungsreich. Wir starteten über Wiesen mit
Schafen, es folgte Tannenwald, Birkenwald und die ersten Hochebenen.
Der Ausblick auf das umliegende Land wurde dabei immer traumhafter.
Als wir den Gipfel erreichten, erschlug uns die Aussicht jedoch
beinahe. Ein absolutes Highlight mit den Fjorden, Seen und dem
wundervollen und endlosen Meer am Horizont. Eine Stunde und 11
Minuten dauerten die 4,2 Kilometer, welche sich über 600 Höhenmeter
erstreckten. Doch die wichtigste Frage war natürlich: hat es
gereicht? Und ja – es hat gereicht! Ein kleiner Jubelschrei musste
sein, störte in dieser menschenleeren Umgebung aber auch niemanden.
Eine würdigere Kulisse kann man sich für einen neuen FTF-
Länderpunkt nicht wünschen. Wir versteckten die Dose für den
nächsten Finder und setzten uns ans Gipfelkreuz. Dort machten wir
uns über unsere Brote her, ehe wir uns an den Abstieg wagten. Dieser
war noch traumhafter, da man die Aussicht immer vor dem Gesicht hatte
und sich nicht umdrehen brauchte. Einfach wundervoll. Die Wanderung
war überhaupt nicht geplant oder irgendwo angegeben. Und trotzdem
wurde sie zu einem absoluten Highlight. Einfach nur super.
Unten angekommen lüfteten wir erst
unser Womo aus. Eine Hitze war das heute aber auch wieder. So geht
das nicht und wir wussten, dass wir schnellstmöglich ins kühle Nass
wollen. Also ab zum Westkap. Wir fuhren plötzlich an eine
Abzweigung, an welcher sich unser Weg ans Westkap und der weitere Weg
in den Norden trennten. Das Navi vermeldete an diesem Punkt noch eine
Stunde bis zum Ziel. Eine Stunde ans Westkap und denselben Weg wieder
zurück? Also zwei Stunden um schnell ans Westkap zu stehen, ein paar
Fotos zu schiessen und das wars? Die Tatsache, dass das Westkap nicht
einmal der westlichste Festlandpunkt Norwegens ist, ganz
dahingestellt. Wir entschlossen uns, uns diesen Ausflug zu ersparen
und suchten uns dafür lieber ein tolles Badeplätzchen. Dieses
fanden wir dank unserem Reiseführer auch und parkten unser Womo ganz
alleine auf dem kleinen Kiesplatz am Fjord. Keine zwei Minuten ging
es ehe der Bewohner des Hauses nebenan uns schon besuchte. „No
camping!“ war seine Message. Diese brachte er relativ schroff
rüber. Nachdem wir ihm erklärten, dass wir doch nur schnell ein
wenig schwimmen und vielleicht einen Kaffee trinken wollten, war er
ganz freundlich und wünschte uns viel Spass. Das Wasser hier war
wieder so kalt wie es klar war. Sehr belebend war das Bad im
glasklaren Wasser, welches hier salziger war als in anderen Fjorden.
Wir sind eben wieder näher am Meer als auch schon.
Erholt machten wir uns nun noch auf
eine etwa anderthalbstündige Fahrt, um dem morgigen Ziel ein wenig
näher zu kommen. Unterwegs führte uns der Weg wieder mit einer
Fähre über den Fjord, welche uns wieder als unter 6 Meter taxierte.
Das Tagesziel Remoy erreichten wir bei Zeiten und freuten uns wieder
über einen wundervollen Stellplatz. Frisch angelegt, mit Wasser und
Strom – kostenlos. Sogar der Strom kann hier einfach so gezapft
werden. Wir packten auch heute wieder Stühle und Grill aus und
verbrachten den Abend an der Sonne. Nun ist kurz nach 21 Uhr und die
Sonne heizt unser Womo noch immer auf. Doch wir verschanzen uns
drinnen, denn morgen müssen wir ein wenig früher aus den Federn um
zur Vogelinsel „Runde“ zu fahren.
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