Sonntag, 1. Juli 2018

Wandertag Bonus-Edition

Heute sind wir wirklich spät aus dem Bett gekrochen. Der Wecker ging auch erst um 9 Uhr. Das hatte einen Grund, der seinen Ursprung gestern Abend kurz nach dem Veröffentlichen des Blogs hat. Denn kaum war der Blog online, wechselte das Licht vor unserem Fenster in eine wundervolle Abendstimmung. Natürlich packte ich gleich die Kamera und stürmte nach Draussen um dieses Schauspiel festzuhalten.



Das alleine war natürlich nicht der Grund. Nein. Aber gleich auf der anderen Strassenseite sassen drei junge Reisende aus Deutschland, welche ihre beiden VW T5 neben uns abgestellt hatten. Ein kleines Lagerfeuer brannte, leise Musik drang aus den Lautsprechern und es wurde gequatscht und gelacht. Spontan wurden Melanie und ich dann zu Marshmellows am Spiess eingeladen. Jetzt könnt ihr den Grund langsam erahnen. Wir wurden mit den klebrigen Zuckerdingern verköstigt und ebenso mit leckerem Bier aus einer Deutschen Kleinbrauerei. Wir holten noch unsere Flasche Appenzeller hervor und schon klappte das mit dem kulturellen Austausch bestens. Natürlich wurde auch viel gequatscht und dabei schlug die nördliche Breite wieder voll zu. Die Sonne ging zwar unter, wanderte jedoch permanent knapp unter dem Horizont. Es war hell. Richtig hell. So wie wenn bei uns Zuhause eine grosse Wolke die Sonne verdeckt. Und das die ganze Zeit, bis wir um 01:20 langsam das Gefühl hatten, dass es noch heller wird und die Sonne jeden Moment wieder aufgehen wird. Dann legten wir uns schlafen, obwohl die sympathische Runde uns sehr gefiel.

Trotzdem wollten wir heute natürlich was erleben und machten uns nach dem Frühstück dann doch einigermassen bei Zeiten auf den Weg. Unser eigentliches erstes Ziel war ein Sandstrand ganz in der Nähe. Diesen sahen wir schon gestern und der weisse Sand und das türkisfarbene Wasser stellen so machen Karibikstrand in den Schatten. Eigentlich wollten wir unser heutiges Bad dort abhalten, was wir aber aufgrund des kostenpflichtigen Parkplatzes ausgelassen hatten. Den Strand begutachteten wir so von der Strasse aus und schossen Fotos. Urteilt selbst – doch solche Strände findet man wirklich auch im Süden nur sehr selten. 




Das grosse Ziel heute war das Westkap. Nach dem Südkap sollte es also heute das Kap im Westen sein. Doch ein kleines Etwas schaffte es dann doch unsere Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Ihr ahnt es, es geht um einen Geocache. Um einen ungefundenen Geocache – also einen FTF. Diese arme kleine Dose (coord.info/GC7PY3Q), welche schon seit dem 20. Mai 2018 auf einen Fund wartet, wollten wir erlösen. Direkt auf dem Weg lag sie auch. Oder zumindest der Parkplatz. Auf diesen begaben wir uns, schmierten Brote und packten unseren Rucksack. Unsere Beine und Füsse wollten schon protestieren. Versprachen wir ihnen doch ein paar Tage der Erholung nach den Eskapaden der letzten Tage. Doch das hier musste jetzt einfach sein.

Wir starteten auf die Wanderung, welche uns auf einen Berggipfel führen sollte. Der Weg verlief ganz gut bergan, jedoch immer etwa gleichbleibend. Die Natur war auch hier wieder spannend und abwechslungsreich. Wir starteten über Wiesen mit Schafen, es folgte Tannenwald, Birkenwald und die ersten Hochebenen. Der Ausblick auf das umliegende Land wurde dabei immer traumhafter. Als wir den Gipfel erreichten, erschlug uns die Aussicht jedoch beinahe. Ein absolutes Highlight mit den Fjorden, Seen und dem wundervollen und endlosen Meer am Horizont. Eine Stunde und 11 Minuten dauerten die 4,2 Kilometer, welche sich über 600 Höhenmeter erstreckten. Doch die wichtigste Frage war natürlich: hat es gereicht? Und ja – es hat gereicht! Ein kleiner Jubelschrei musste sein, störte in dieser menschenleeren Umgebung aber auch niemanden. Eine würdigere Kulisse kann man sich für einen neuen FTF- Länderpunkt nicht wünschen. Wir versteckten die Dose für den nächsten Finder und setzten uns ans Gipfelkreuz. Dort machten wir uns über unsere Brote her, ehe wir uns an den Abstieg wagten. Dieser war noch traumhafter, da man die Aussicht immer vor dem Gesicht hatte und sich nicht umdrehen brauchte. Einfach wundervoll. Die Wanderung war überhaupt nicht geplant oder irgendwo angegeben. Und trotzdem wurde sie zu einem absoluten Highlight. Einfach nur super. 





Unten angekommen lüfteten wir erst unser Womo aus. Eine Hitze war das heute aber auch wieder. So geht das nicht und wir wussten, dass wir schnellstmöglich ins kühle Nass wollen. Also ab zum Westkap. Wir fuhren plötzlich an eine Abzweigung, an welcher sich unser Weg ans Westkap und der weitere Weg in den Norden trennten. Das Navi vermeldete an diesem Punkt noch eine Stunde bis zum Ziel. Eine Stunde ans Westkap und denselben Weg wieder zurück? Also zwei Stunden um schnell ans Westkap zu stehen, ein paar Fotos zu schiessen und das wars? Die Tatsache, dass das Westkap nicht einmal der westlichste Festlandpunkt Norwegens ist, ganz dahingestellt. Wir entschlossen uns, uns diesen Ausflug zu ersparen und suchten uns dafür lieber ein tolles Badeplätzchen. Dieses fanden wir dank unserem Reiseführer auch und parkten unser Womo ganz alleine auf dem kleinen Kiesplatz am Fjord. Keine zwei Minuten ging es ehe der Bewohner des Hauses nebenan uns schon besuchte. „No camping!“ war seine Message. Diese brachte er relativ schroff rüber. Nachdem wir ihm erklärten, dass wir doch nur schnell ein wenig schwimmen und vielleicht einen Kaffee trinken wollten, war er ganz freundlich und wünschte uns viel Spass. Das Wasser hier war wieder so kalt wie es klar war. Sehr belebend war das Bad im glasklaren Wasser, welches hier salziger war als in anderen Fjorden. Wir sind eben wieder näher am Meer als auch schon. 



Erholt machten wir uns nun noch auf eine etwa anderthalbstündige Fahrt, um dem morgigen Ziel ein wenig näher zu kommen. Unterwegs führte uns der Weg wieder mit einer Fähre über den Fjord, welche uns wieder als unter 6 Meter taxierte. Das Tagesziel Remoy erreichten wir bei Zeiten und freuten uns wieder über einen wundervollen Stellplatz. Frisch angelegt, mit Wasser und Strom – kostenlos. Sogar der Strom kann hier einfach so gezapft werden. Wir packten auch heute wieder Stühle und Grill aus und verbrachten den Abend an der Sonne. Nun ist kurz nach 21 Uhr und die Sonne heizt unser Womo noch immer auf. Doch wir verschanzen uns drinnen, denn morgen müssen wir ein wenig früher aus den Federn um zur Vogelinsel „Runde“ zu fahren.

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