Freitag, 20. Juli 2018

Tromso und Sommaroy (Eintrag Nr. 101)

Als wir beide heute am Frühstückstisch sassen war die Laune schon wieder ein wenig besser als noch gestern Abend. Wir hatten gestern noch lange gequatscht und gut geschlafen, was sicherlich seinen Teil dazu beitrug, dass wir gemütlich nach Tromso kurvten.

Das erste Ziel war natürlich die Werkstatt und je mehr wir uns dieser näherten, desto ruhiger wurde es im Womo. Werden die als unsere letzte Chance uns helfen? Wir parkten unser Womo ein und traten in das sehr schön gestaltete Gebäude. Wir wurden sofort freundlich empfangen und man suchte das Ersatzteil für uns. Man fand dieses sogar und schickte uns damit zur Reparaturannahme. Auf dem Weg dorthin bemerkte Melanie, dass ein Preisschild auf der Schachtel klebte, welches einen Betrag von beinahe 400 Franken zeigte. Ein erster kleiner Schock. Der Zweite folge in der Werkstatt. Wie vermutet muss man die Heizung aus dem Womo ausbauen, auseinandernehmen, die Zündkerze ersetzen, bei der Gelegenheit alle Dichtungen ersetzen (die in dem 400 Franken Kit ebenfalls dabei sind) und dann alles wieder ins Womo einbauen. Kosten: Nochmals ca. 600 Franken. Dauer: 4 Stunden. Und so viel Zeit sei schwierig aufzutreiben. Doch der nette Herr machte uns Mut, bat uns aber nach 13 Uhr wiederzukommen wenn der Werkstattleiter vor Ort ist.

In der Zwischenzeit klärten wir die Kosten ab. Wir telefonierten in die Schweiz zu unserer Stammwerkstatt, welche den Preis total mit 800 bis 900 Franken angab. In Deutschland errechneten wir uns einen Preis von umgerechnet ebenfalls 700 bis 800 Franken. Zudem müssten wir uns in Deutschland 5 bis 6 Wochen im Voraus anmelden, was unseren Reiseplan je nach dem massiv durcheinanderwirbeln würde. Und das wegen ein paar Franken. Also blieben nur noch die Optionen, dass wir warten bis Zuhause oder es hier in Norwegen reparieren lassen würden – WENN sie denn Zeit finden würden. Kostet uns zwar 200 oder 300 Franken mehr als Zuhause – dafür hätten wir die nächsten 3 Monate Heizung und Warmwasser.

Ja der Schock über diesen hohen Preis musste verdaut werden. Und was gibt es da besseres, als noch mehr Geld auszugeben. Doch dieser mittelmässige Betrag war schon länger eingeplant und keine spontane Idee. Wir wollten etwas von dieser Reise mitnehmen, dass uns für immer bleibt. Neben den Erinnerungen soll dies ein kleines Tattoo eines Künstlers aus Tromso sein. Und diesen besuchten wir. Wie hier im Norden üblich liessen wir unsere Schuhe vor der Türe und traten in das Studio. Max war gerade an der Arbeit und hatte dadurch nicht viel Zeit. Wir sprachen uns trotzdem kurz ab und bleiben in Verbindung. Er wird hoffentlich während unserem Spitzbergen-Aufenthalt fleissig zeichnen und uns diese Zeichnung nach der kleinen Reise unter die Haut bringen.

So war es doch schnell 13:00 Uhr und wir machten uns zurück in die Werkstatt. Der Werkstattleiter war derjenige, welcher uns gestern am Telefon so schroff abwies und mich dabei so richtig wütend gemacht hatte. Doch siehe da – von Angesicht zu Angesicht ein sehr freundlicher Herr, welcher uns half wo er nur konnte. Und siehe da: wir bekamen die Zusage, dass wir das Womo Sonntagabend hier parken und nächsten Freitag abholen können. Er kann uns nicht zu 100% versprechen, dass es erledigt ist bis da. Doch irgendwo werden sie unser Womo schon noch dazwischen quetschen. Nun waren wir wieder einen Schritt weiter. Das Einzige war jetzt noch der Preis. Die fast 1'000 Franken waren echt ein Schock. Doch die Reparatur muss ja so oder so gemacht werden und kostet auch in der Schweiz nur etwa 200 – 300 Franken weniger. Dafür 3 Monate warm. Rechnet man die Ersparnis für Duschen auf Campingplätzen, die Umstände welche uns das alles bereiten würde und die 80 Franken, welche wir für den Parkplatz am Flughafen einsparen, dann sind wir ja schon fast wieder auf dem selben Betrag wie Zuhause. Und dafür wäre endlich wieder Ruhe und der Kopf frei für die restliche Reise. Fazit: die sollen das reparieren.

So. Mit der Entscheidung fiel eine Last von uns und wir konnten uns endlich entspannt auf die Weiterreise begeben. Wir waren zwar nur 12 Minuten neben dem Flughafen Tromso, doch dort müssen wir ja erst Sonntag hin. Also was machen wir nun noch so lange? Wir konsultierten unseren Reiseführer und entdeckten einen Namen, welcher im Gespräch mit den Einheimischen beim Rentier am Strand auch fiel. Sommaroy. Eine kleine Halbinsel westlich von Tromso, etwa eine Stunde entfernt. Hier soll es die schönsten Strände und das tollste Meer von ganz Norwegen geben. Von diesem wollten wir uns nun natürlich selbst überzeugen. Das Wetter wurde immer besser, je weiter wir fuhren und auf Sommeroy war es zwar ebenfalls bewölkt, jedoch viel heller und freundlicher. So blitzten uns auch unendlich viele Sandstrände immer und immer wieder entgegen. Sogar die kleinen Inselchen, welche nur so 50 Meter vom Ufer entfernt lagen, hatten jeweils ihre eigenen Sandstrände. Und das Wasser strahlte türkis. Wirklich wundervoll.

Wir parkten unser Womo auf einer grünen Wiese direkt am Meer. Vor uns ein Österreicher, neben uns ein Waadtländer. Die Nachbarschaft stimmt schon einmal und wir begaben uns auf Erkundungstour, nachdem wir uns mit leckeren Himbeeren einen Zvieri gemacht hatten. Wir entdeckten einen Geocache und wanderten die wenigen Meter bis zu dem wunderschönen Ort, welcher er uns zeigen wollte. Nach einigen Fotos suchten wir wieder unser Womo auf. Auch der heutige Tag machte uns hungrig und Melanie kochte uns Spaghetti Bolognese. Das war wirklich sehr lecker und gab uns Kraft für eine weitere kleine Tour. 





Diese Tour sollte zu ein paar kleinen Inselchen vor der Küste führen, welche ich auf Google Maps entdeckt hatte. So weit schien es auch gar nicht bis zu diesem Strandabschnitt und so zogen wir los. Schon nach wenigen Minuten nahmen wir einen nahen Sandstrand unter die Lupe, welcher wieder karibisch anmutete mit dem weissen Sand und dem glasklaren Wasser. Wir entdeckten dabei, dass der Strand gar nicht aus weissem Sand besteht. Viele kleine Muschelteile und zerborstene Kaltwasserkorallen bilden hier den Strand. Wirklich eine spezielle Mischung, welche sich in der Hand sehr speziell anfühlte. Doch von hier an war uns nun der direkte Weg zu unserem Ziel versperrt. Privater Hotelstrand, erklärte uns ein grosses Schild. So mussten wir um die ganze Hotelanlage herumspazieren, was uns eine gute Viertelstunde Umweg kostete. Aber das war uns heute egal. Die Route der Strasse entlang war nicht die schönste aber wir genossen es sehr, einfach wiedereinmal nebeneinander her zu gehen und zu quatschen. Und nach 10 Minuten war auch das Heizungsthema durch und wir widmeten uns mal wieder anderen Themen. Es ist wirklich schön so Zeit füreinander zu haben und einfach ein wenig zu quatschen. Ohne Ablenkung. Sollte man eigentlich auch Zuhause öfters einmal machen. 





So waren wir nach einer halben Stunde dann doch noch bei den Inseln angelangt und staunten wieder über die norwegische Schönheit. Die kleinen Felseninseln, mit grün bewachsenen Ebenen, bewacht von schreienden Möwen. Weit hinten am Horizont tat sich die Wolkendecke auf und machte das Schauspiel perfekt. Es tat so gut nach all dem Ärger einfach wieder an so einem Ort in der Natur zu stehen und die Batterien mit ihrer Schönheit aufzuladen. Natürlich schossen wir einige Fotos bevor wir uns auf den Rückweg machten. Es war erst kurz nach 20:00 Uhr als wir schon wieder am Wohnmobil waren. Die richtige Zeit um noch unter die Decke geknuddelt ein paar Seiten in unseren Tolinos zu lesen. 





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