Als wir beide heute am
Frühstückstisch sassen war die Laune schon wieder ein wenig besser
als noch gestern Abend. Wir hatten gestern noch lange gequatscht und
gut geschlafen, was sicherlich seinen Teil dazu beitrug, dass wir
gemütlich nach Tromso kurvten.
Das erste Ziel war natürlich die
Werkstatt und je mehr wir uns dieser näherten, desto ruhiger wurde
es im Womo. Werden die als unsere letzte Chance uns helfen? Wir
parkten unser Womo ein und traten in das sehr schön gestaltete
Gebäude. Wir wurden sofort freundlich empfangen und man suchte das
Ersatzteil für uns. Man fand dieses sogar und schickte uns damit zur
Reparaturannahme. Auf dem Weg dorthin bemerkte Melanie, dass ein
Preisschild auf der Schachtel klebte, welches einen Betrag von
beinahe 400 Franken zeigte. Ein erster kleiner Schock. Der Zweite
folge in der Werkstatt. Wie vermutet muss man die Heizung aus dem
Womo ausbauen, auseinandernehmen, die Zündkerze ersetzen, bei der
Gelegenheit alle Dichtungen ersetzen (die in dem 400 Franken Kit
ebenfalls dabei sind) und dann alles wieder ins Womo einbauen.
Kosten: Nochmals ca. 600 Franken. Dauer: 4 Stunden. Und so viel Zeit
sei schwierig aufzutreiben. Doch der nette Herr machte uns Mut, bat
uns aber nach 13 Uhr wiederzukommen wenn der Werkstattleiter vor Ort
ist.
In der Zwischenzeit klärten wir
die Kosten ab. Wir telefonierten in die Schweiz zu unserer
Stammwerkstatt, welche den Preis total mit 800 bis 900 Franken angab.
In Deutschland errechneten wir uns einen Preis von umgerechnet
ebenfalls 700 bis 800 Franken. Zudem müssten wir uns in Deutschland
5 bis 6 Wochen im Voraus anmelden, was unseren Reiseplan je nach dem
massiv durcheinanderwirbeln würde. Und das wegen ein paar Franken.
Also blieben nur noch die Optionen, dass wir warten bis Zuhause oder
es hier in Norwegen reparieren lassen würden – WENN sie denn Zeit
finden würden. Kostet uns zwar 200 oder 300 Franken mehr als Zuhause
– dafür hätten wir die nächsten 3 Monate Heizung und Warmwasser.
Ja der Schock über diesen hohen
Preis musste verdaut werden. Und was gibt es da besseres, als noch
mehr Geld auszugeben. Doch dieser mittelmässige Betrag war schon
länger eingeplant und keine spontane Idee. Wir wollten etwas von
dieser Reise mitnehmen, dass uns für immer bleibt. Neben den
Erinnerungen soll dies ein kleines Tattoo eines Künstlers aus Tromso
sein. Und diesen besuchten wir. Wie hier im Norden üblich liessen
wir unsere Schuhe vor der Türe und traten in das Studio. Max war
gerade an der Arbeit und hatte dadurch nicht viel Zeit. Wir sprachen
uns trotzdem kurz ab und bleiben in Verbindung. Er wird hoffentlich
während unserem Spitzbergen-Aufenthalt fleissig zeichnen und uns
diese Zeichnung nach der kleinen Reise unter die Haut bringen.
So war es doch schnell 13:00 Uhr
und wir machten uns zurück in die Werkstatt. Der Werkstattleiter war
derjenige, welcher uns gestern am Telefon so schroff abwies und mich
dabei so richtig wütend gemacht hatte. Doch siehe da – von
Angesicht zu Angesicht ein sehr freundlicher Herr, welcher uns half
wo er nur konnte. Und siehe da: wir bekamen die Zusage, dass wir das
Womo Sonntagabend hier parken und nächsten Freitag abholen können.
Er kann uns nicht zu 100% versprechen, dass es erledigt ist bis da.
Doch irgendwo werden sie unser Womo schon noch dazwischen quetschen.
Nun waren wir wieder einen Schritt weiter. Das Einzige war jetzt noch
der Preis. Die fast 1'000 Franken waren echt ein Schock. Doch die
Reparatur muss ja so oder so gemacht werden und kostet auch in der
Schweiz nur etwa 200 – 300 Franken weniger. Dafür 3 Monate warm.
Rechnet man die Ersparnis für Duschen auf Campingplätzen, die
Umstände welche uns das alles bereiten würde und die 80 Franken,
welche wir für den Parkplatz am Flughafen einsparen, dann sind wir
ja schon fast wieder auf dem selben Betrag wie Zuhause. Und dafür
wäre endlich wieder Ruhe und der Kopf frei für die restliche Reise.
Fazit: die sollen das reparieren.
So. Mit der Entscheidung fiel
eine Last von uns und wir konnten uns endlich entspannt auf die
Weiterreise begeben. Wir waren zwar nur 12 Minuten neben dem
Flughafen Tromso, doch dort müssen wir ja erst Sonntag hin. Also was
machen wir nun noch so lange? Wir konsultierten unseren Reiseführer
und entdeckten einen Namen, welcher im Gespräch mit den
Einheimischen beim Rentier am Strand auch fiel. Sommaroy. Eine kleine
Halbinsel westlich von Tromso, etwa eine Stunde entfernt. Hier soll
es die schönsten Strände und das tollste Meer von ganz Norwegen
geben. Von diesem wollten wir uns nun natürlich selbst überzeugen.
Das Wetter wurde immer besser, je weiter wir fuhren und auf Sommeroy
war es zwar ebenfalls bewölkt, jedoch viel heller und freundlicher.
So blitzten uns auch unendlich viele Sandstrände immer und immer
wieder entgegen. Sogar die kleinen Inselchen, welche nur so 50 Meter
vom Ufer entfernt lagen, hatten jeweils ihre eigenen Sandstrände.
Und das Wasser strahlte türkis. Wirklich wundervoll.
Wir parkten unser Womo auf einer
grünen Wiese direkt am Meer. Vor uns ein Österreicher, neben uns
ein Waadtländer. Die Nachbarschaft stimmt schon einmal und wir
begaben uns auf Erkundungstour, nachdem wir uns mit leckeren
Himbeeren einen Zvieri gemacht hatten. Wir entdeckten einen Geocache
und wanderten die wenigen Meter bis zu dem wunderschönen Ort,
welcher er uns zeigen wollte. Nach einigen Fotos suchten wir wieder
unser Womo auf. Auch der heutige Tag machte uns hungrig und Melanie
kochte uns Spaghetti Bolognese. Das war wirklich sehr lecker und gab
uns Kraft für eine weitere kleine Tour.
Diese Tour sollte zu ein paar
kleinen Inselchen vor der Küste führen, welche ich auf Google Maps
entdeckt hatte. So weit schien es auch gar nicht bis zu diesem
Strandabschnitt und so zogen wir los. Schon nach wenigen Minuten
nahmen wir einen nahen Sandstrand unter die Lupe, welcher wieder
karibisch anmutete mit dem weissen Sand und dem glasklaren Wasser.
Wir entdeckten dabei, dass der Strand gar nicht aus weissem Sand
besteht. Viele kleine Muschelteile und zerborstene Kaltwasserkorallen
bilden hier den Strand. Wirklich eine spezielle Mischung, welche sich
in der Hand sehr speziell anfühlte. Doch von hier an war uns nun der
direkte Weg zu unserem Ziel versperrt. Privater Hotelstrand, erklärte
uns ein grosses Schild. So mussten wir um die ganze Hotelanlage
herumspazieren, was uns eine gute Viertelstunde Umweg kostete. Aber
das war uns heute egal. Die Route der Strasse entlang war nicht die
schönste aber wir genossen es sehr, einfach wiedereinmal
nebeneinander her zu gehen und zu quatschen. Und nach 10 Minuten war
auch das Heizungsthema durch und wir widmeten uns mal wieder anderen
Themen. Es ist wirklich schön so Zeit füreinander zu haben und
einfach ein wenig zu quatschen. Ohne Ablenkung. Sollte man eigentlich
auch Zuhause öfters einmal machen.
So waren wir nach einer halben
Stunde dann doch noch bei den Inseln angelangt und staunten wieder
über die norwegische Schönheit. Die kleinen Felseninseln, mit grün
bewachsenen Ebenen, bewacht von schreienden Möwen. Weit hinten am
Horizont tat sich die Wolkendecke auf und machte das Schauspiel
perfekt. Es tat so gut nach all dem Ärger einfach wieder an so einem
Ort in der Natur zu stehen und die Batterien mit ihrer Schönheit
aufzuladen. Natürlich schossen wir einige Fotos bevor wir uns auf
den Rückweg machten. Es war erst kurz nach 20:00 Uhr als wir schon
wieder am Wohnmobil waren. Die richtige Zeit um noch unter die Decke
geknuddelt ein paar Seiten in unseren Tolinos zu lesen.
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