Ruhig war die Nacht hier auf dem Parkplatz von Å
nicht wirklich. Die vielen Wohnmobilisten, Motorradfahrer,
Autoschläfer und Zeltbewohner sorgten für einen ständigen
Geräuschpegel und auch die Möwen gaben hier wieder alles. Ich sage
schon immer, dass ich nirgends so gut schlafe wie im Wohnmobil. Dem
ist eigentlich noch immer so. Aber die Kombination aus Helligkeit,
Möwengeschrei und hier sogar noch vielen anderen Campern liegt mir
nicht so. Ja ein klein wenig freue ich mich auf mein dunkles und
absolut ruhiges Schlafzimmer Zuhause. Doch bis dahin bleibt noch Zeit
und so soll es auch sein.
So brachte uns heute auch der
Wecker einfach nicht aus dem Bett. Die meisten Wohnmobile hatten den
Platz schon verlassen als wir die Fenster öffneten. Wir sassen
gemütlich an den Frühstückstisch und betrachteten nochmals die
Vermutungen unserer treuen Leserschaft, welche auf verschiedenen
Wegen eingetrudelt waren. Ein paar Leute lagen wirklich richtig mit
der Vermutung, dass es ab dem 22. Juli für uns noch weiter in den
Norden geht als es Norwegen uns möglich macht. Svalbard und Jan
Mayen heisst das Land, welches wir besuchen werden. Natürlich haben
wir uns für die Hauptinsel Spitzbergen entschieden und fliegen von
Tromso nach Longyearbyen. Wir sind gespannt auf diesen Trip, welcher
bis zum 26. Juli dauert. Wir werden sicherlich einiges auf der tollen
Insel unternehmen – wobei man ohne Guide die Stadt nicht verlassen
darf, ausser man hat die Erfahrung und das Werkzeug um sich gegen
wilde Tiere wie zum Beispiel Eisbären zu verteidigen. Wir sind sehr
gespannt und freuen uns sehr auf die Reise welche der User
„stettfurter“ als erster erraten hatte und sich somit über ein
Mitbringsel freuen kann (das Mitbringen eines Schlittenhundes ist
NICHT möglich!).
Wir rafften uns auf uns
anzuziehen und das warme Womo zu verlassen. Nein es war auch heute,
trotz schlechtem Wetter und fehlender Heizung, nicht kalt in unserem
Womo. Draussen in Å jedoch wehte ein frischer Wind. Wir besuchten
die kleine Ortschaft trotzdem und schlenderten zum Ortskern. Dieser
bestand aus ein paar wenigen Gebäuden und dem Stockfischmuseum.
Stockfisch ist eine Spezialität der Lofoten und es handelt sich
dabei eigentlich um luftgetrockneten Dorsch. Dieser ist durch die
Lufttrocknung generell unendlich haltbar und wird vor allem nach
Italien exportiert. Von dort kamen auch die ersten Hersteller dieser
Spezialität. Ein paar Italiener erlitten auf den Lofoten Schiffbruch
und brachten den Einheimischen die Herstellung bei. Momentan ist
jedoch keine Saison und die vielen Holzgestänge, welche überall in
der Landschaft stehen, waren alle leer. Nur wenige hatten noch die
abgetrennten Köpfe hängen. Diese werden nach Nigeria exportiert, wo
sie der Bevölkerung als Zutat für eine herzhafte Fischsuppe dienen.
Das Museum selbst hatte aber leider erst ab 11 Uhr geöffnet.
Norwegische Öffnungszeiten eben. So begnügten wir uns damit die
malerische Umgebung zu fotografieren und ein wenig durch die Gassen
zu flanieren.
Heute waren wir ja sozusagen am
Südkap der Lofoten aufgewacht, womit es wieder nur eine
Reiserichtung geben konnte. Zudem hatten wir auf der Fahrt zu diesem
südlichsten Punkt auch schon die meisten Sehenswürdigkeiten und
Abstecher angefahren und konnten so heute bei dem schlechten Wetter
wieder einen Fahrttag einlegen. Den Wanderparkplatz der geplanten
Wanderung zum Kofjell fuhren wir an, liessen die Wanderung selbst
jedoch sein. Der angepriesene Rundumblick blieb heute durch
tiefhängende Wolken sicherlich aus und so konnten wir uns den
zweistündigen Anstieg wohl ersparen. Lieber legten wir einen Halt in
dem Fischerort Reine ein. Auf der Suche nach einem Parkplatz fanden
wir hier immerhin noch einen Stockfischhersteller, welcher noch die
Köpfe der Dorsche an den Stangen hängen hatte und konnten Fotos
schiessen. Der Geruch von den Fischen sollte uns danach für Stunden
verfolgen. Die Suche nach einem Parkplatz war dann aber auch hier
wieder sehr schwer und nur mit viel Glück fanden wir beim Verlassen
des Dorfes noch einen Platz an dessen Eingang. So konnten wir doch
noch Fotos vom Hafen und den schönen Häusern schiessen.
Wir begaben uns danach auf eine
wirklich längere Fahrt. Wir verfolgten die E10 bis nach Leknes, wo
uns einer von zwei Rema1000 der Lofoten erwartete. Die Fahrt war wie
immer ein Erlebnis für sich. Hier auf den Lofoten ist es ein noch
grösseres Abenteuer als im Resten Norwegens. Die Landschaft ist
sagenhaft schön und man kam aus dem Staunen nicht mehr raus. Auch
mit den tiefen Wolken, welche an den Berggipfeln hängen blieben, war
es ein Genuss um die grünen Erhebungen zu kurven. Hier ist Fahrtzeit
keine „verlorene“ Zeit – hier ist sie ein wunderschöner Teil
der Reise. Dies setzten wir auch nach dem Einkauf bei Rema1000 fort.
Aufgrund unseres Hungers jedoch nur bis knapp ausserhalb des Ortes.
Dort auf einem Hügel erwartete uns ein Picknickplatz mit schöner
Weitsicht und wir stillten unseren Hunger mit Brot, Käse, Schinken
und Roastbeef.
Den erneuten Badeabstecher nach
Haukland liessen wir heute aber doch bleiben, da es doch wieder ein
paar Kilometer zurück wären. Uns erwarten im Norden wieder
strahlend weisse Sandstrände, welche wir sicherlich wieder besuchen
werden.
So ging es also auf vier Rädern
wieder weiter durch die grüne Landschaft. Nur ab und zu unterbrachen
wir unsere Fahrt um uns an einem kleinen Platz an der Natur zu
ergötzen. Irgendwann gehen einem einfach die Superlative aus für
diese Inselgruppe. Wir rauschten an Svolvaer vorbei, wo wir
vorgestern die Lofoten zum ersten Mal betraten und durften von dort
an wieder Neuland betreten. Austvagoya hiess die Insel, welche wir
nun auf der E10 befuhren. Auch hier fand die Entdeckungsreise aus dem
Wohnmobil statt. Melanie machte viele Videos von der Fahrt, die wir
aber wieder nicht hochladen können. Der abrupteste Halt verursachte
jedoch eine Dame am Strassenrand. Nein sie wollte nicht die Strasse
überqueren. Aber sie stand an einem bunten Vogelhaus, welches an
einem Baum angebracht war und hielt eine Tupperdose in den Händen.
Das kann nur ein Cache sein. Also in die Eisen getreten, rechts ran
und prompt konnten wir einen weiteren Fund verbuchen und eine
deutsche Cacherin kurz kennenlernen, welche für 10 Tage einen
Roadtrip durch Norwegen bestreitet. Da bleibt nicht viel Zeit um mit
anderen Leuten zu reden und so war sie zügig wieder davon gebraust.
An der nächsten Haltebucht grapschte sie schon wieder an einer
Leitplanke herum, wir liessen es aber bleiben und fuhren weiter.
Erst ein wunderbar angelegter
Picknickplatz am Austnesfjord vermochte uns zu stoppen. Wir stellten
uns neben ein Wohnmobil mit Berner Kennzeichen (die Lofoten sind
übrigens überfüllt mit Schweizern! Echt unglaublich.) und machten
uns über hölzerne Stege auf den Weg zu einem kleinen
Aussichtsplateau. Wir genossen die Ruhe und die mystische Stimmung an
diesem Fjord. Im Wohnmobil zurück merkten wir, dass uns das Fahren
doch mehr ermüdet hatte als wir dachten. Doch wir haben unser
Zuhause ja immer dabei und so war es kein Problem. 15 Minuten lesen,
15 Minuten schlafen und schon waren wir wieder fit. Der Platz bot ein
freies WLAN, welches wir noch zum loggen nutzten und um uns noch ein
wenig mit Spitzbergen zu beschäftigen. Dann ging es weiter in den
Norden.
Bis zur Fähre, welche uns auf
die Insel Vesteralen chauffieren sollte, schafften wir es nicht mehr.
War aber auch nicht unser Ziel. Wir verliessen die E10 nämlich
gleich nach dem Picknickplatz wieder, machten uns auf den Weg ins
Hinterland. Hier zogen wir an diversen Fjords entlang und entdeckten
überall wunderbare Plätze direkt am Wasser. Einige waren schon
durch Wohnmobile besetzt. Wir suchten uns einen aus, welcher in der
Nähe von Fiskebol lag, damit wir morgen früh gut die 08:30 Uhr
Fähre anpeilen können. Und so stehen wir nun hier zwischen Strasse
und Fjord und geniessen die Aussicht und das Nachtessen. In der
Stunde, welche wir schon hier stehen, fuhren 3 Autos vorbei (und kein
einziges Womo). Das könnte also wieder eine ruhigere Nacht werden.
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