Samstag, 14. Juli 2018

Lofoten - Tag 2

Ruhig war die Nacht hier auf dem Parkplatz von Å nicht wirklich. Die vielen Wohnmobilisten, Motorradfahrer, Autoschläfer und Zeltbewohner sorgten für einen ständigen Geräuschpegel und auch die Möwen gaben hier wieder alles. Ich sage schon immer, dass ich nirgends so gut schlafe wie im Wohnmobil. Dem ist eigentlich noch immer so. Aber die Kombination aus Helligkeit, Möwengeschrei und hier sogar noch vielen anderen Campern liegt mir nicht so. Ja ein klein wenig freue ich mich auf mein dunkles und absolut ruhiges Schlafzimmer Zuhause. Doch bis dahin bleibt noch Zeit und so soll es auch sein.

So brachte uns heute auch der Wecker einfach nicht aus dem Bett. Die meisten Wohnmobile hatten den Platz schon verlassen als wir die Fenster öffneten. Wir sassen gemütlich an den Frühstückstisch und betrachteten nochmals die Vermutungen unserer treuen Leserschaft, welche auf verschiedenen Wegen eingetrudelt waren. Ein paar Leute lagen wirklich richtig mit der Vermutung, dass es ab dem 22. Juli für uns noch weiter in den Norden geht als es Norwegen uns möglich macht. Svalbard und Jan Mayen heisst das Land, welches wir besuchen werden. Natürlich haben wir uns für die Hauptinsel Spitzbergen entschieden und fliegen von Tromso nach Longyearbyen. Wir sind gespannt auf diesen Trip, welcher bis zum 26. Juli dauert. Wir werden sicherlich einiges auf der tollen Insel unternehmen – wobei man ohne Guide die Stadt nicht verlassen darf, ausser man hat die Erfahrung und das Werkzeug um sich gegen wilde Tiere wie zum Beispiel Eisbären zu verteidigen. Wir sind sehr gespannt und freuen uns sehr auf die Reise welche der User „stettfurter“ als erster erraten hatte und sich somit über ein Mitbringsel freuen kann (das Mitbringen eines Schlittenhundes ist NICHT möglich!).

Wir rafften uns auf uns anzuziehen und das warme Womo zu verlassen. Nein es war auch heute, trotz schlechtem Wetter und fehlender Heizung, nicht kalt in unserem Womo. Draussen in Å jedoch wehte ein frischer Wind. Wir besuchten die kleine Ortschaft trotzdem und schlenderten zum Ortskern. Dieser bestand aus ein paar wenigen Gebäuden und dem Stockfischmuseum. Stockfisch ist eine Spezialität der Lofoten und es handelt sich dabei eigentlich um luftgetrockneten Dorsch. Dieser ist durch die Lufttrocknung generell unendlich haltbar und wird vor allem nach Italien exportiert. Von dort kamen auch die ersten Hersteller dieser Spezialität. Ein paar Italiener erlitten auf den Lofoten Schiffbruch und brachten den Einheimischen die Herstellung bei. Momentan ist jedoch keine Saison und die vielen Holzgestänge, welche überall in der Landschaft stehen, waren alle leer. Nur wenige hatten noch die abgetrennten Köpfe hängen. Diese werden nach Nigeria exportiert, wo sie der Bevölkerung als Zutat für eine herzhafte Fischsuppe dienen. Das Museum selbst hatte aber leider erst ab 11 Uhr geöffnet. Norwegische Öffnungszeiten eben. So begnügten wir uns damit die malerische Umgebung zu fotografieren und ein wenig durch die Gassen zu flanieren. 





Heute waren wir ja sozusagen am Südkap der Lofoten aufgewacht, womit es wieder nur eine Reiserichtung geben konnte. Zudem hatten wir auf der Fahrt zu diesem südlichsten Punkt auch schon die meisten Sehenswürdigkeiten und Abstecher angefahren und konnten so heute bei dem schlechten Wetter wieder einen Fahrttag einlegen. Den Wanderparkplatz der geplanten Wanderung zum Kofjell fuhren wir an, liessen die Wanderung selbst jedoch sein. Der angepriesene Rundumblick blieb heute durch tiefhängende Wolken sicherlich aus und so konnten wir uns den zweistündigen Anstieg wohl ersparen. Lieber legten wir einen Halt in dem Fischerort Reine ein. Auf der Suche nach einem Parkplatz fanden wir hier immerhin noch einen Stockfischhersteller, welcher noch die Köpfe der Dorsche an den Stangen hängen hatte und konnten Fotos schiessen. Der Geruch von den Fischen sollte uns danach für Stunden verfolgen. Die Suche nach einem Parkplatz war dann aber auch hier wieder sehr schwer und nur mit viel Glück fanden wir beim Verlassen des Dorfes noch einen Platz an dessen Eingang. So konnten wir doch noch Fotos vom Hafen und den schönen Häusern schiessen. 





Wir begaben uns danach auf eine wirklich längere Fahrt. Wir verfolgten die E10 bis nach Leknes, wo uns einer von zwei Rema1000 der Lofoten erwartete. Die Fahrt war wie immer ein Erlebnis für sich. Hier auf den Lofoten ist es ein noch grösseres Abenteuer als im Resten Norwegens. Die Landschaft ist sagenhaft schön und man kam aus dem Staunen nicht mehr raus. Auch mit den tiefen Wolken, welche an den Berggipfeln hängen blieben, war es ein Genuss um die grünen Erhebungen zu kurven. Hier ist Fahrtzeit keine „verlorene“ Zeit – hier ist sie ein wunderschöner Teil der Reise. Dies setzten wir auch nach dem Einkauf bei Rema1000 fort. Aufgrund unseres Hungers jedoch nur bis knapp ausserhalb des Ortes. Dort auf einem Hügel erwartete uns ein Picknickplatz mit schöner Weitsicht und wir stillten unseren Hunger mit Brot, Käse, Schinken und Roastbeef.



Den erneuten Badeabstecher nach Haukland liessen wir heute aber doch bleiben, da es doch wieder ein paar Kilometer zurück wären. Uns erwarten im Norden wieder strahlend weisse Sandstrände, welche wir sicherlich wieder besuchen werden.

So ging es also auf vier Rädern wieder weiter durch die grüne Landschaft. Nur ab und zu unterbrachen wir unsere Fahrt um uns an einem kleinen Platz an der Natur zu ergötzen. Irgendwann gehen einem einfach die Superlative aus für diese Inselgruppe. Wir rauschten an Svolvaer vorbei, wo wir vorgestern die Lofoten zum ersten Mal betraten und durften von dort an wieder Neuland betreten. Austvagoya hiess die Insel, welche wir nun auf der E10 befuhren. Auch hier fand die Entdeckungsreise aus dem Wohnmobil statt. Melanie machte viele Videos von der Fahrt, die wir aber wieder nicht hochladen können. Der abrupteste Halt verursachte jedoch eine Dame am Strassenrand. Nein sie wollte nicht die Strasse überqueren. Aber sie stand an einem bunten Vogelhaus, welches an einem Baum angebracht war und hielt eine Tupperdose in den Händen. Das kann nur ein Cache sein. Also in die Eisen getreten, rechts ran und prompt konnten wir einen weiteren Fund verbuchen und eine deutsche Cacherin kurz kennenlernen, welche für 10 Tage einen Roadtrip durch Norwegen bestreitet. Da bleibt nicht viel Zeit um mit anderen Leuten zu reden und so war sie zügig wieder davon gebraust. An der nächsten Haltebucht grapschte sie schon wieder an einer Leitplanke herum, wir liessen es aber bleiben und fuhren weiter.

Erst ein wunderbar angelegter Picknickplatz am Austnesfjord vermochte uns zu stoppen. Wir stellten uns neben ein Wohnmobil mit Berner Kennzeichen (die Lofoten sind übrigens überfüllt mit Schweizern! Echt unglaublich.) und machten uns über hölzerne Stege auf den Weg zu einem kleinen Aussichtsplateau. Wir genossen die Ruhe und die mystische Stimmung an diesem Fjord. Im Wohnmobil zurück merkten wir, dass uns das Fahren doch mehr ermüdet hatte als wir dachten. Doch wir haben unser Zuhause ja immer dabei und so war es kein Problem. 15 Minuten lesen, 15 Minuten schlafen und schon waren wir wieder fit. Der Platz bot ein freies WLAN, welches wir noch zum loggen nutzten und um uns noch ein wenig mit Spitzbergen zu beschäftigen. Dann ging es weiter in den Norden. 



Bis zur Fähre, welche uns auf die Insel Vesteralen chauffieren sollte, schafften wir es nicht mehr. War aber auch nicht unser Ziel. Wir verliessen die E10 nämlich gleich nach dem Picknickplatz wieder, machten uns auf den Weg ins Hinterland. Hier zogen wir an diversen Fjords entlang und entdeckten überall wunderbare Plätze direkt am Wasser. Einige waren schon durch Wohnmobile besetzt. Wir suchten uns einen aus, welcher in der Nähe von Fiskebol lag, damit wir morgen früh gut die 08:30 Uhr Fähre anpeilen können. Und so stehen wir nun hier zwischen Strasse und Fjord und geniessen die Aussicht und das Nachtessen. In der Stunde, welche wir schon hier stehen, fuhren 3 Autos vorbei (und kein einziges Womo). Das könnte also wieder eine ruhigere Nacht werden. 




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