Ganz
alleine standen wir gestern Abend auf unserem Parkplatz am
Wasserfall. Bis etwa um 22:30 ein weiteres Womo auf den Platz fuhr.
Um gerade zu stehen haben wir uns ein wenig breit gemacht und so
stieg ich aus um den beiden Deutschen anzubieten, ein wenig zur Seite
zu fahren. Doch sie lehnten ab. Sie wollten nur kurz den Wasserfall
betrachten und danach weiter. Um 22:30? Tja... wenn man nur zwei
Wochen Urlaub hat und Norwegen entdecken will, muss man die lange
Helligkeit eben ausnutzen. Denn Licht war auch gestern wieder
vorhanden als ob 16 Uhr wäre. Also falls sich jemand jetzt dazu
angestachelt fühlt dieses wundervolle Land zu besuchen: wir können
euch jetzt schon sagen, dass alles unter zwei Monate keine Option
ist. Einen Monat würde vielleicht knapp für den Süden reichen. Wir
sind bisher über einen Monat in Norwegen und noch immer nicht in
Nord-Norwegen angelangt. Hier an dieser Stelle des Textes auf jeden
Fall noch nicht.
Wir
nächtigten also mit dem Rauschen des Wasserfalls im Rücken und
hatten einen tiefen Schlaf. Als wir morgens unter der Bettdecke
hervor krabbelten war aber ungewöhnlich kalt in unseren vier Wänden.
Hatten wir vergessen die Heizung anzumachen? Ein Blick auf das
Bedienfeld sagte, dass der Schalter zwar auf „ON“ steht, die
Heizung jedoch eine Fehlermeldung anzeigt. Wir hatten gleich ein
wenig Bammel, dass wir hier in Norwegen noch jemanden brauchen, der
uns unsere Heizung repariert. Ein Blick im Internet beruhigte uns nur
bedingt. Es handelt sich um den Fehler „Dieselkraftstoff nicht
ausreichend“. Den Tank hatten wir gestern gefüllt und 80 Liter
hatte die Heizung sicherlich nicht verheizt. Erst beim Anlassen des
Motors bemerkten wir durch ein Pfeifen, dass sich die Batterie
ebenfalls zu tief entladen hatte. Wir waren gespannt, ob es da einen
Zusammenhang geben könnte. Eigentlich machten wir gestern viele
lange Strecken und die Batterie sollte dadurch voll geladen sein.
Es
half alles nichts und wir starteten knappe 100 Meter vor der Haustüre
unsere erste Entdeckungstour des Tages. Der Wasserfall war gross,
jedoch tief in einer Art Klamm und somit fast nicht sichtbar. Man sah
aber der Umgebung an, dass der Wasserstand sehr tief war. Kein
Wunder. Haben wir doch seit Wochen keinen wirklichen Regen mehr
erlebt hier in Norwegen. Trotzdem war es ein schöner Ort hier und
frühmorgens noch total ohne irgendwelche Besucher.
Wir
zogen also weiter und legten gleich eine beträchtliche Fahrstrecke
hin. Sicherlich gut für unsere Batterie. Am ersten Halt wurde dies
auch überprüft und mit 12,8 und 12,9 Volt waren sowohl Fahrzeug-
wie auch Aufbaubatterie in einem sehr guten Bereich – und siehe da:
auch die Heizung liess sich wieder einschalten – ohne
Fehlermeldung. Hoffen wir, dass dies so bleibt. Wir waren also an
unserem nächsten Halt angekommen. Wieder ein Wasserfall. Mit diesem
mündet der Tommeras in einen kleinen See. Baden soll hier wundervoll
sein, besonders in einem kleinen Nebenarm, welcher sogar mit einer
natürlichen Rutsche aufwarten sollte. Einfach in den Fluss setzen,
sich durch die ausgeschliffenen Schären treiben lassen und zum
Schluss in den See schweben. Etwas für die Mutigen. Momentan eher
etwas für die Wahnsinnigen. Durch den niedrigen Wasserstand würde
man sich hier wohl an den Schären höchstens grün und blau
schlagen. Doch wir spazierten über die Schären zum grossen
Wasserfall und beobachteten die Fischer, welche heute morgen als
Einzige den Weg hier raus gefunden hatten.
Zwischen
Grong und Harran entschlossen wir uns zu einem kleinen Abstecher,
welcher uns mit wenig Umweg zu zwei interessanten Orten bringen
sollte. Zum Einen war dies der Grongstadfossen, welcher über mehrere
kleine Wasserfälle über 70 Meter zu Tale stürzt. Den Fall sieht
man sich dabei von einer kleinen Erhöhung an der gegenüberliegenden
Talseite an. Der Fels, über den das Wasser schiesst, markiert hier
ein Loch im sonst dichten Wald und sticht daher schön aus seiner
Umgebung. Auch hier machte sich der fehlende Regen bemerkbar. Im
Vergleich zu den Bildern im Reiseführer war es hier doch einiges
weniger an Wasser, welches in die Tiefe drang. Schön anzusehen war
der Grongstadfossen aber auch so.
Der
zweite Teil des Abstechers führte uns zur Hammerbru (nicht zu
verwechseln mit dem Hamburger Stadtteil Hammerbrook). Eine gedeckte
Holzbrücke im Nirgendwo. Aber nicht irgend eine gedeckte Holzbrücke.
Nein, mit 30 Metern Länge ohne eine Stütze dazwischen gehört sie
zu den Längsten der Welt. So spektakulär wie sich das anhört, war
die Brücke dann aber nicht. Eine Holzbrücke wie so viele Andere
auch, im Norwegischen Stil und eben einfach ein wenig länger, wobei
30 Meter jetzt optisch nicht so eine „WOOOW“-Distanz ist.
Trotzdem war sie schön anzusehen und wartete mit einem Cache auf.
Wir
fuhren wieder eine grössere Distanz, ehe uns der Hunger zu einem
Halt zwang. Wir parkten an einem Fluss und machten uns genüsslich
über unser Mittagessen her. Eine halbe Stunde telefonierte ich
danach noch mit Raphael, einem sehr guten Freund, welcher uns im
Sommer in Finnland vielleicht noch über den Weg laufen wird, wenn er
von Stockholm ans Nordkapp reist. Danach ging es wieder eifrig
weiter.
Lange
freuten wir uns auf den Moment, welcher uns nun kurz bevorstand. Die
Ankunft in Nord-Norwegen. Ein kleiner Meilenstein auf unserer langen
Reise ans nördliche Ende Europas. Die Einreise in diesen nördlichen
Teil Norwegens kann man dann auch nicht verpassen. Nur eine einzige
Strasse führt über norwegisches Gebiet in den Norden, ist das Land
hier doch nur wenige Kilometer breit. Und über diese Strasse hat man
dann auch eine riesige Willkommenstafel, ja ein Willkommensbogen,
gehängt. Natürlich ist dieser ein beliebtes Fotomotiv, welchem auch
wir nicht widerstehen konnten. Melanie stellte sich zwei Mal auf die
leere Strasse – ein mal für den Blog und ein mal damit ich sie mit
der Sofortbildkamera ablichten konnte. So standen wir noch einen
Moment an diesem Parkplatz, schwenkten das kleine Foto in der Luft
und suchten einen Cache. Eilig fuhren wir dann aber in diesen
„Norden“ und erwarteten keine grosse Veränderung von jetzt auf
gleich.
Somit
waren wir sehr überrascht, als schon wenige Kilometer nach der
„Grenze“ die Landschaft eine komplett andere war als zuvor. Hier
war der Norden zu spüren. Fertig war die Landschaft welche uns in
den letzten Tagen wieder mehr an Schweden oder den Süden Norwegens
erinnerte. Hier waren die Fichten dünner, brauner und weniger dicht
gesät. Die ganze Landschaft wirkte wilder. Wie man sich das im
Norden eben so vorstellt. Immer wieder eindrücklich wie schnell sich
das in Norwegen ändern kann. Schon bald machten wir unseren ersten
Abstecher um uns ein kleines Bad zu gönnen. Dies wollen wir auch im
Norden so beibehalten. So lange es eben geht. Wir fuhren einen
Badeplatz an, welcher mit süssen kleinen Hütten aufwartete.
Der
See war an diesem Ort jedoch ein wenig zu weit entfernt und wir
stellten uns ein bisschen um. Nur ein paar hundert Meter weiter waren
wir alleine und konnten mit wenigen Schritten an das Ufer des
glasklaren Sees treten. Dieser war nicht so kalt wie andere Gewässer
vor ihm und wir tollten relativ lange im Wasser herum. Draussen war
es plötzlich wohlig warm geworden – oder fühlte sich zumindest so
an – als wir uns auf die Weiterfahrt begaben.
Diese endete schon
bald auf dem Parkplatz des Laksfoss. Hier brühte ich mir gemütlich
einen Kaffee und legte mir ein paar Kekse zurecht. Melanie freute
sich über ihren Apfel. So waren wir beinahe glücklich als wir uns
zum Wasserfall begaben. Aber eben nur beinahe. Denn die Pause zuerst
einzulegen war auf zwei Gründen ungeschickt. Grund 1: nun regnete
es. Grund 2: ein Reisebus voller Italiener lud gerade seinen Inhalt
auf dem Parkplatz aus und dieser strömte nun über die nassen Felsen
die wenigen Meter zum Wasserfall. So mussten wir eben mit der
Menschenmasse mitmachen und uns langsam zum Fall bewegen. Dieser
Wasserfall löste bei uns beiden genau den gleichen Gedanken aus.
Einmal sehen ob es euch genauso geht:
Also
als wir den Wasserfall betrachteten, fühlten wir uns als ob wir vor
einer kleinen Version des Rheinfalles stehen. Mit den kleinen Felsen
in der Mitte und einfach allgemein fühlte sich der Ort für uns
beide so an. Der Laksfoss war wirklich ein toller Ort und auch wenn
man den Rheinfall kennt einen Besuch wert.
Der
nächste Halt sollte dann aber auch der Letzte für heute sein. Unser
Platz für die Nacht. Diesen fanden wir in der Nähe einer kleinen
Grotte, welche wir morgen früh besuchen möchten. Der Parkplatz war
am Ende einer holprigen Schotterpiste, auf welcher unser Womo knapp
noch voran kam. Der Platz war gut belegt, liess jedoch eine ebene
Lücke für unser Womo frei. Ideal. Doch fürs Nachtessen war es noch
zu früh und bei dem Regen wollten wir auch nicht zur Grotte. Da muss
man sich zu beschäftigen wissen und mich packte plötzlich das
Handwerker-Fieber. Dies muss man ausnutzen und ich holte sofort meine
Werkzeugtasche. Seit einer Weile klemmen einige Küchenschubladen und
dieses Problem verstärkte sich in dieser Woche massiv. Melanie
flucht täglich mehrere Male laut im Womo herum (wer sie kennt weiss
genau wie gut sie das kann) und dem wollte ich nun ein Ende setzen.
Als ich endlich herausfand wie die Schubladen entfernt werden können,
entdeckte ich lauter lose Schrauben und eine Seitenschiene war sogar
komplett abgefallen. Auch der Schliessmechanismus, welcher schon
länger nicht mehr funktioniert, kam mir beim auseinanderbauen
entgegen. Das wird eine grössere Baustelle. Das merkte ich sofort.
Und so wurde geschraubt, ausprobiert, angepasst und gefeilt – bis
die Türen sich nach einiger Zeit besser öffnen und schliessen
liessen als am ersten Tage. Auch die anderen Schubladen wurden bei
der Gelegenheit alle revidiert und so öffnet und schliesst sich hier
alles wieder lautlos (wegen den Flüchen) und Melanie ist
überglücklich.
Wie
ein echter Handwerker gönnte ich mir darauf ein Bier und liess mich
bekochen. So muss das sein. Die Autos auf dem Parkplatz gehörten
zudem einer Gruppe, welche sich mit zwei Führern tiefer in die
Grotte wagten und waren plötzlich alle verschwunden. So stehen wir
wieder ganz alleine hier im Grünen und geniessen den Abend.
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