Pünktlich um 08:00 Uhr standen
wir heute ausgeschlafen vor der Werkstatt und drängten an den
Empfang. Der Parkplatz war nicht mehr so gefüllt wie gestern und von
den 10 Mobilen, welche hier übernachtet hatten waren wir auch die
Ersten. Trotzdem hiess es natürlich, dass wir uns ein wenig noch
gedulden müssen.
Die Temperaturen heute waren
nicht mehr so hoch wie gestern. Ein kleines Lüftchen kühlte das
Wohnmobil aus und langsam zogen auch immer mehr Wolken auf. So hatten
wir heute die Motivation die Zeit wieder sinnvoll zu nutzen. Das
Wohnmobil wurde aufgeräumt, geputzt und kleinere Dinge repariert. So
ist es nun wieder ordentlich unter dem Bett und in meiner kleinen
Werkstatt im Heck des Mobils. Zudem freuen wir uns, dass die
Badezimmertüre nicht mehr quietscht und die Dichtung am hinteren
Dachfenster wieder richtig montiert ist. Nebenbei haben wir immer
wieder ein wenig in unseren Tolinos gelesen und uns unterhalten. So
war dann doch schnell schon Mittag und meine Geduld liess langsam
nach. So begab ich mich wieder an den Empfang und diskutierte ein
wenig mit dem Mitarbeiter dort. Dies tat ich so lange bis dann der
Chef nach vorne kam und 10 Minuten später stand unser Wohnmobil in
der Garage.
Dort passierte lange nichts. Ich
dachte schon, man hätte es einfach in die Halle gestellt, damit ich
Ruhe gebe, als der Chef persönlich mit einem Mechaniker, einem
Lehrling und dem Diagnosegerät an unser Womo trat. Schnell wurde die
Heizung freigelegt und der Computer eingesteckt. Schon bequem
heutzutage, wenn man den Fehler nicht mehr selber suchen muss. Doch
reparieren muss man es dann eben doch noch selber. Uns wunderte vor
allem, dass zuvor über einen Tag lang niemand Zeit hatte und nun
gleich drei Personen 15 Minuten auf einen PC-Bildschirm glotzen
konnten. Aber uns soll es ja recht sein. Nach diesen 15 Minuten wurde
der PC zusammengepackt und das Womo aus der Garage gefahren. Ohne
Funktionstest oder dergleichen. Ein schlechtes Zeichen.
Und so war es dann auch ein
wenig. Die gute Nachricht: es ist nur die Zündkerze, welche defekt
ist (laut Diagnosegerät). Die Schlechte: sie hätten weder eine
solche Zündkerze, noch jemanden der weiss wie man diese ersetzt. Na
super. Dann kam aber nochmals eine gute Nachricht. Sie hatten den
Importeur kontaktiert und dieser bestätigte, dass eine
Challenger-Garage in Tromso so eine Zündkerze an Lager hat. Und nach
Tromso fahren wir ja sowieso. Es keimte langsam Hoffnung auf und wir
malten uns schon ein wenig aus, dass wir unser Womo nächste Woche in
diese Garage stellen können. So wird die Heizung repariert und unser
Womo muss nicht am Flughafen stehen (günstiger und sicherer). Die
Leute in der Garage waren nun wirklich nett und wegen der langen
Wartezeit mussten wir sogar nichts bezahlen. Sehr fair! So
beschlossen wir uns im Shop noch den Teppich zu kaufen, welchen wir
gestern dort entdeckten um doch noch ein wenig Geld hier zu lassen.
Die Werkstatt gab uns die Daten
der Garage in Tromso und wir beschlossen dort anzurufen. Es handelt
sich dabei schliesslich auch um die letzte Truma- und
Challenger-Vertretung auf unserer Reise bis Polen. Weder Schweden,
Finnland noch die baltischen Staaten haben eine solche Vertretung.
Wir wurden schnell weitergereicht und man bestätigte uns, dass ein
solches Teil vorhanden sei. Man könne es uns auch ersetzen – am
20. August 2019. Also in einem Monat. Haaaaaalt! So nicht! Ich
diskutierte Ewigkeiten mit dem Werkstattleiter am Telefon. Das
ersetzen der Zündkerze ist eine Sache von 30 Minuten und ein kleiner
Notfall. Uns da einen Monat warten zu lassen... das geht doch nicht.
Aber geht anscheinend wohl. Man bot uns an das Teil abholen zu können
und uns eine Garage zu suchen, welche es einbaut. Doch bei ihnen
hätten wir keine Chance. Ja Scheisse nochmal. Entschuldigung. Aber
das machte mich jetzt wirklich wieder wütend. Da hat man endlich das
Teil und alles und dann weigern die sich hier einfach wieder dieses
auszutauschen. Ja also die Dienstleistungen hier in Norwegen sind
tatsächlich noch schlechter als ihr Ruf.
Wir rätselten also hin und her.
Heute kamen wir nicht mehr weiter. Also entschlossen wir uns, Morgen
dort hinzufahren und nochmals mit der Garage zu sprechen. Am Telefon
ist es immer leicht jemanden abzuwimmeln. Wir werden alles versuchen.
Mindestens das Ersatzteil kaufen. Vielleicht erreichen wir über
Truma (Heizungshersteller) oder Challenger (Womohersteller) noch
etwas. Denn diese Garage schimpft sich ja Servicecenter und da kann
es ja kaum sein, dass man einen Monat für eine 30 Minütige
Notfallreparatur warten muss.
Wir machten uns also auf den
weiteren Weg in den Norden. Die Stimmung war natürlich ein wenig
betrübt. Es ging dabei nicht einmal um die Heizung selbst. Wir
erfrieren nicht ohne. Und duschen müssen wir dann eben auf dem
Campingplatz oder in einem Hallenbad (geht meistens für ein paar
Franken) – nein es ist die Art der Leute hier, einem einfach
desinteressiert wegzuschicken. Nichteinmal nette Worte finden sie
meist. Das nervt uns total. Doch bevor wir morgen in Tromso
einrollen,wollten wir noch einen Halt im Grünen machen. Auf dem Weg
befindet sich mit der Jettegryter noch eine sehenswerte Schlucht.
Diese wollten wir nun also besuchen und fanden uns schon bald auf
einer Schotterpiste wieder. Diese wurde immer enger, bis wir uns
irgendwann dachten, dass diese Piste jetzt also sogar für
Schulz-Verhältnisse sehr gewagt ist. Ein Blick aufs Smartphone
verriet uns dann, dass wir uns auf der falschen Flussseite bewegten.
Die richtige Schotterpiste wartete auf der anderen Seite. Also
wendeten wir und fuhren gegen die dunkeln Wolken, welche bedrohlich
blitzend in unsere Richtung zogen. So wird wohl aus der Wanderung
nichts und aus der Schotter- eine Schlammpiste. Also verzichteten wir
auf den Abstecher und fuhren weiter. Kurz später brach es aus den
Wolken und die Strassen wurden zu kleinen Bächen. Der Belag hier in
Norwegen ist nicht so eben wie bei uns und die vielen Löcher und
Spurrillen sorgten für Bootfahrt-Feeling.
So gab es noch einen Stopp um zu
tanken und einen um einzukaufen, ehe wir an einem kleinen
Picknickplatz im Grünen unser Nachtlager bezogen. Melanie kochte
leckere Köttbullar, nachdem ich mich als Heizungsmonteur versuchte
und Teile der Heizung auseinandernahm. Nur mit einer
Explosionszeichnung bewaffnet. Wenn uns niemand hilft dann muss es
eben selber gehen. Doch ich scheiterte an der Demontage. Vielleicht
geben die uns in der Garage wenigstens dafür einen Tipp oder wir
rufen einmal nach Schwarzenbach in unsere Stammgarage an –
vielleicht kann der Womo-Heiler Herr Lehmann uns erklären wie wir
vorgehen müssen. Irgendwie sollte das doch zu machen sein.
Noch ist es im Womo warm, nur
Melanie holte sich wieder kalte Finger beim Abwasch. Langsam sind wir
am Ende mit unserem Latein und irgendwie interessiert es niemanden.
Keine Werkstatt, keinen Hersteller, keinen Service. Mal sehen wie
diese unschöne Geschichte weitergeht. Natürlich versucht man sich
die Laune nicht verderben zu lassen. Doch gerade an so Tagen wie
heute ist dies nicht so einfach. Doch wir haben ja Spitzbergen vor
Augen: 5 Tage auf welche wir uns richtig freuen.
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