Donnerstag, 19. Juli 2018

Die Kälte ist zurück

Pünktlich um 08:00 Uhr standen wir heute ausgeschlafen vor der Werkstatt und drängten an den Empfang. Der Parkplatz war nicht mehr so gefüllt wie gestern und von den 10 Mobilen, welche hier übernachtet hatten waren wir auch die Ersten. Trotzdem hiess es natürlich, dass wir uns ein wenig noch gedulden müssen.

Die Temperaturen heute waren nicht mehr so hoch wie gestern. Ein kleines Lüftchen kühlte das Wohnmobil aus und langsam zogen auch immer mehr Wolken auf. So hatten wir heute die Motivation die Zeit wieder sinnvoll zu nutzen. Das Wohnmobil wurde aufgeräumt, geputzt und kleinere Dinge repariert. So ist es nun wieder ordentlich unter dem Bett und in meiner kleinen Werkstatt im Heck des Mobils. Zudem freuen wir uns, dass die Badezimmertüre nicht mehr quietscht und die Dichtung am hinteren Dachfenster wieder richtig montiert ist. Nebenbei haben wir immer wieder ein wenig in unseren Tolinos gelesen und uns unterhalten. So war dann doch schnell schon Mittag und meine Geduld liess langsam nach. So begab ich mich wieder an den Empfang und diskutierte ein wenig mit dem Mitarbeiter dort. Dies tat ich so lange bis dann der Chef nach vorne kam und 10 Minuten später stand unser Wohnmobil in der Garage.

Dort passierte lange nichts. Ich dachte schon, man hätte es einfach in die Halle gestellt, damit ich Ruhe gebe, als der Chef persönlich mit einem Mechaniker, einem Lehrling und dem Diagnosegerät an unser Womo trat. Schnell wurde die Heizung freigelegt und der Computer eingesteckt. Schon bequem heutzutage, wenn man den Fehler nicht mehr selber suchen muss. Doch reparieren muss man es dann eben doch noch selber. Uns wunderte vor allem, dass zuvor über einen Tag lang niemand Zeit hatte und nun gleich drei Personen 15 Minuten auf einen PC-Bildschirm glotzen konnten. Aber uns soll es ja recht sein. Nach diesen 15 Minuten wurde der PC zusammengepackt und das Womo aus der Garage gefahren. Ohne Funktionstest oder dergleichen. Ein schlechtes Zeichen.

Und so war es dann auch ein wenig. Die gute Nachricht: es ist nur die Zündkerze, welche defekt ist (laut Diagnosegerät). Die Schlechte: sie hätten weder eine solche Zündkerze, noch jemanden der weiss wie man diese ersetzt. Na super. Dann kam aber nochmals eine gute Nachricht. Sie hatten den Importeur kontaktiert und dieser bestätigte, dass eine Challenger-Garage in Tromso so eine Zündkerze an Lager hat. Und nach Tromso fahren wir ja sowieso. Es keimte langsam Hoffnung auf und wir malten uns schon ein wenig aus, dass wir unser Womo nächste Woche in diese Garage stellen können. So wird die Heizung repariert und unser Womo muss nicht am Flughafen stehen (günstiger und sicherer). Die Leute in der Garage waren nun wirklich nett und wegen der langen Wartezeit mussten wir sogar nichts bezahlen. Sehr fair! So beschlossen wir uns im Shop noch den Teppich zu kaufen, welchen wir gestern dort entdeckten um doch noch ein wenig Geld hier zu lassen.

Die Werkstatt gab uns die Daten der Garage in Tromso und wir beschlossen dort anzurufen. Es handelt sich dabei schliesslich auch um die letzte Truma- und Challenger-Vertretung auf unserer Reise bis Polen. Weder Schweden, Finnland noch die baltischen Staaten haben eine solche Vertretung. Wir wurden schnell weitergereicht und man bestätigte uns, dass ein solches Teil vorhanden sei. Man könne es uns auch ersetzen – am 20. August 2019. Also in einem Monat. Haaaaaalt! So nicht! Ich diskutierte Ewigkeiten mit dem Werkstattleiter am Telefon. Das ersetzen der Zündkerze ist eine Sache von 30 Minuten und ein kleiner Notfall. Uns da einen Monat warten zu lassen... das geht doch nicht. Aber geht anscheinend wohl. Man bot uns an das Teil abholen zu können und uns eine Garage zu suchen, welche es einbaut. Doch bei ihnen hätten wir keine Chance. Ja Scheisse nochmal. Entschuldigung. Aber das machte mich jetzt wirklich wieder wütend. Da hat man endlich das Teil und alles und dann weigern die sich hier einfach wieder dieses auszutauschen. Ja also die Dienstleistungen hier in Norwegen sind tatsächlich noch schlechter als ihr Ruf.

Wir rätselten also hin und her. Heute kamen wir nicht mehr weiter. Also entschlossen wir uns, Morgen dort hinzufahren und nochmals mit der Garage zu sprechen. Am Telefon ist es immer leicht jemanden abzuwimmeln. Wir werden alles versuchen. Mindestens das Ersatzteil kaufen. Vielleicht erreichen wir über Truma (Heizungshersteller) oder Challenger (Womohersteller) noch etwas. Denn diese Garage schimpft sich ja Servicecenter und da kann es ja kaum sein, dass man einen Monat für eine 30 Minütige Notfallreparatur warten muss.

Wir machten uns also auf den weiteren Weg in den Norden. Die Stimmung war natürlich ein wenig betrübt. Es ging dabei nicht einmal um die Heizung selbst. Wir erfrieren nicht ohne. Und duschen müssen wir dann eben auf dem Campingplatz oder in einem Hallenbad (geht meistens für ein paar Franken) – nein es ist die Art der Leute hier, einem einfach desinteressiert wegzuschicken. Nichteinmal nette Worte finden sie meist. Das nervt uns total. Doch bevor wir morgen in Tromso einrollen,wollten wir noch einen Halt im Grünen machen. Auf dem Weg befindet sich mit der Jettegryter noch eine sehenswerte Schlucht. Diese wollten wir nun also besuchen und fanden uns schon bald auf einer Schotterpiste wieder. Diese wurde immer enger, bis wir uns irgendwann dachten, dass diese Piste jetzt also sogar für Schulz-Verhältnisse sehr gewagt ist. Ein Blick aufs Smartphone verriet uns dann, dass wir uns auf der falschen Flussseite bewegten. Die richtige Schotterpiste wartete auf der anderen Seite. Also wendeten wir und fuhren gegen die dunkeln Wolken, welche bedrohlich blitzend in unsere Richtung zogen. So wird wohl aus der Wanderung nichts und aus der Schotter- eine Schlammpiste. Also verzichteten wir auf den Abstecher und fuhren weiter. Kurz später brach es aus den Wolken und die Strassen wurden zu kleinen Bächen. Der Belag hier in Norwegen ist nicht so eben wie bei uns und die vielen Löcher und Spurrillen sorgten für Bootfahrt-Feeling.

So gab es noch einen Stopp um zu tanken und einen um einzukaufen, ehe wir an einem kleinen Picknickplatz im Grünen unser Nachtlager bezogen. Melanie kochte leckere Köttbullar, nachdem ich mich als Heizungsmonteur versuchte und Teile der Heizung auseinandernahm. Nur mit einer Explosionszeichnung bewaffnet. Wenn uns niemand hilft dann muss es eben selber gehen. Doch ich scheiterte an der Demontage. Vielleicht geben die uns in der Garage wenigstens dafür einen Tipp oder wir rufen einmal nach Schwarzenbach in unsere Stammgarage an – vielleicht kann der Womo-Heiler Herr Lehmann uns erklären wie wir vorgehen müssen. Irgendwie sollte das doch zu machen sein.

Noch ist es im Womo warm, nur Melanie holte sich wieder kalte Finger beim Abwasch. Langsam sind wir am Ende mit unserem Latein und irgendwie interessiert es niemanden. Keine Werkstatt, keinen Hersteller, keinen Service. Mal sehen wie diese unschöne Geschichte weitergeht. Natürlich versucht man sich die Laune nicht verderben zu lassen. Doch gerade an so Tagen wie heute ist dies nicht so einfach. Doch wir haben ja Spitzbergen vor Augen: 5 Tage auf welche wir uns richtig freuen.

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