Montag, 30. Juli 2018

Am Wendepunkt angekommen - das Nordkapp

Es war schon nach 23:00 Uhr als die Sonne gestern Abend wieder hinter dem einen Berg auftauchte. Den ganzen Himmel hatte sie dabei dunkelorange gefärbt und das Schauspiel der Mitternachtssonne zog uns vollends in den Bann. Kurz vor Mitternacht berührte sie das Wasser, ging jedoch nicht unter. Wirklich nur eine feine Berührung ehe sie ihren Weg wieder hinauf in den Himmel fand um den neuen Tag einzuläuten. Das Beobachten der Mitternachtssonne ist mehr als einfach die Sonne, welche eben auch um Mitternacht scheint. Die Farben in der Natur erlebt man ansonsten nur bei einem sehr schönen Sonnenuntergang. Wir schossen viele Fotos ehe wir uns um 00:30 Uhr ins Bett begaben. Die Sonne schien schon wieder durch jede Ritze in das Innere unseres Womos. 




Knapp 07:00 Uhr war es als wir heute erwachten. Schuld war nicht der Wecker sondern die Hitze. Hier direkt am Fjord schien die Sonne nun eben seit Mitternacht wieder auf unser Blech und die Temperaturen fielen wohl auch in der Nacht nicht tief. Uns war es recht, hatten wir heute doch eine sehr lange Fahrt vor uns. Wir fuhren schnell zu Rema um frisches Brot zu kaufen und frühstückten dort auf dem Parkplatz. Wir waren das einzige Auto auf dem Parkplatz des Einkaufszentrums in Hammerfest. Totenstille an diesem Montagmorgen. Nach dem Essen ging es dann aber wirklich los. 3,5 Stunden Weg fehlte uns noch bis zum Nordkapp. Und diesen Weg wollten wir am Stück fahren, zumal es unterwegs keine Sehenswürdigkeiten gab.

Wir verliessen die Insel wieder über die Brücke mit den vielen Rentieren. Die waren auch schon früh morgens hier um ankommende Gäste zu begrüssen – oder um uns zu verabschieden. Nachdem wir wieder auf der E6 waren folgten wir dieser für eine kurze Zeit in Richtung Kirkenes, ehe der Abstecher zum Nordkapp angezeigt war. Dieser wird beinahe 2 Stunden pro Weg in Anspruch nehmen, ist es jedoch definitiv wert. Das Nordkapp kann man einfach nicht auslassen. Die Landschaft änderte sich schon bald und wir überquerten ein Fjell. Mit dem Fahren dort ist es wie mit den Fjellwanderungen. Sehr interessant, wenn auch eintönig. Nach vielen Auf und Ab unterquerten wir das Meer zur Insel Mageroya durch den fast sieben Kilometer langen Unterwassertunnel. 9% Gefälle, gefühlte 50 Meter geradeaus und danach 9% Steigung ehe man mit total beschlagenen Scheiben und Spiegeln wieder im Freien stand. Doch wir waren tatsächlich auf der Nordkappinsel angekommen. Weiter folgten wir der Strasse, welche hier am Fjord entlang in den Fels gehauen wurde, verschwinden ab und an in Tunnels. 6 Kilometer vor dem Nordkapp erreichten wir einen Parkplatz, welcher für die Wanderer gedacht ist, welche zum Knivskjellodden wandern. Wir schwenkten unser Womo auf den Parkplatz und fanden gleich einen freien Platz. Hier war für heute Schluss. Ihr fragt euch vielleicht warum das denn? Die Antwort ist simpel: der Eintritt ans Nordkapp kostet 275 NOK pro Person (nicht pro Auto) und liegt somit bei zwei Personen bei umgerechnet ca. 70 Franken. Dafür bekommt man eine Parkmöglichkeit für 24 Stunden (übernachten erlaubt), Eintritte ins Kino, Ausstellungen, Museen und ans Nordkapp selbst. Tja... wir sind eben wieder bei touristischen Attraktionen angelangt und das kostet. Ausnahme: alle welche mit dem Fahrrad ans Nordkapp fahren, erhalten freien Eintritt zu jeglichen Räumlichkeiten und Aktivitäten. Und jetzt wisst ihr, was unser Plan war.

Wir luden also die Räder von unserem Wohnmobil. Das erste Mal seit Bergen. So musste noch ein wenig Luft in die Reifen und WD40 an die Schaltung ehe es losging. Die sechs Kilometer waren ein ewiges Auf und Ab. Mit sehr knackigen Steigungen dazwischen – die Eine sogar wirklich lange. Die Temperatur heute lag dabei trotz Wolken irgendwo zwischen 25°C und 30°C. So waren wir am Ende – und wir meinen nicht am Ende von Europa. Wir erreichten das Kassenhäuschen und wurden durchgewunken. Die Freude gerade bei einem knackigen Training 70 Franken gespart zu haben überwog nun. Und natürlich die Freude am Nordkapp angelangt zu sein. Am äussersten Zipfel von Festlandeuropa, am nördlichsten Punkt unserer Reise mit dem Womo. Und hey – wir können nun immer erzählen, dass wir mit dem Fahrrad zum Nordkapp gefahren sind. Ist nicht gelogen.

Natürlich machten wir uns zuerst auf den Weg zum Nordkapp selbst. Zur wohl jedem bekannten Weltkugel, welche seit etlichen Jahren an diesem Kap die Stellung hält. Wir hatten Glück und es waren fast keine Menschen an dem Monument und wir begannen Fotos zu schiessen. Lange dauerte es natürlich nicht, ehe die Leute über den Ort herfielen und im Gegensatz zu Trolltunga zum Beispiel, stellte sich hier niemand hinten an. Jeder läuft einfach hin, allen Anderen ins Bild und regt sich auf, dass Andere dasselbe machen. Es war sowieso gleich 14:00 Uhr und wir machten uns auf den Weg ins Kino, da dort die Vorstellung eines Panoramafilmes zu jeder vollen Stunde begann. Der Film im dritten Untergeschoss des Pavillons war wirklich sehr imposant und wunderschön gemacht. Kurzweilig wurde einem das Kapp in den vier Jahreszeiten präsentiert. Die Bilder waren eine Wucht. Noch tiefer hinab führte einem dann der Zeit-Tunnel mit der Geschichte des Kaps an welchen die nördlichste Kapelle der Welt anknüpfte, sowie ein Thailändisches Museum und eine neue Ton, Licht und Bildinstallation welche einem die vier Jahreszeiten am Nordkapp präsentierte – ja genau, schon wieder. Aber es war alle sehr gut gestaltet und eingerichtet und vor allem war es kühl dort unten.





Oben angekommen war die Hitze noch immer da. Sogar noch heftiger, da sich die Wolken öffneten. So nutzten wir das gute Licht für gute Fotoaufnahmen mit der Spiegelreflex und der Polaroid, wobei wir nun wieder alleine an der Weltkugel standen. Natürlich machten wir uns auch noch auf die Suche nach einem Geocache, wobei dieser nun anders als geplant, nicht unseren nördlichsten Fund darstellen wird. Dieser war ja in Spitzbergen. Wir betrachteten auch noch weitere Monumente von welchen es hier im Umfeld wirklich viele gab. Auch besuchten wir noch den Souvenirshop, welcher aber genau den gleichen Ramsch anbot wie alle Anderen in Norwegen auch. Nur etwas kauften wir, was aber schon vor der Reise klar war. Wir halten beide nichts von hunderten Stickern auf dem Wohnmobile, doch ein Nordkapp-Aufkleber ziert nun unser Heck. Nachdem wir im TB-Hotel noch den TB von Melanies Chef ausgesetzt hatten, machten wir uns mit den Rädern auf den Rückweg, welcher natürlich genau gleich hoch und runter führte. 





Am Womo angekommen: totale Hitze. Es war beinahe nicht auszuhalten und so luden wir die Räder auf und schmissen uns in unsere Badebekleidung, holten die Stühle raus und setzten uns in den Schatten hinter dem Wohnmobil. Viel trinken soll man ja bei der Hitze auch und zur Feier des Tages hakten wir diesen Punkt mit einem Prosecco ab, welcher uns von Freunden auf die Reise mitgegeben wurde. Sich bei der Hitze auf nüchternen Magen eine Flasche Prosecco zu genehmigen, hinterliess leichte Spuren. Wir führten noch einen langen Schwatz mit den neuen Nachbarn und setzten uns dann an den Grill. Noch immer knallte die Sonne vom Himmel und so sassen wir am Nordkapp, bei 30 Grad, in Badehose und Bikini. So haben wir uns das nicht vorgestellt – aber wir sind zufrieden.

Hier verbringen wir nun den Abend, gehen früh schlafen und starten morgen bei Zeiten die Wanderung zum Knivskjellodden.

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