Donnerstag, 5. Juli 2018

Kristiansund und der Weg nach Trondheim

.Nach dem sehr erfrischenden Bad im Meer war es ganz schön heiss unter der kuscheligen Bettdecke. Frieren mussten wir jedenfalls beide nicht und unsere Nachtruhe wurde auch von keinem Schiff oder sonstigen Ungetümen gestört. Die Sonne schien wunderbar über den Fjord, als wir heute früh mit offener Türe unser Frühstück genossen.

Die erste Fahrt führte uns nach Kristiansund. Nein da waren wir noch nicht, die Stadt, welche dem Leser jetzt im Kopf schwirrt ist Kristiansand. Die war weiter südlich und wurde von uns aber wirklich auch besucht. Hier nach Kristiansund rollt man wieder in einem Tunnel, welcher unter einem Fjord angelegt wurde. So spart man sich die Fährverbindung – nicht aber deren Kosten. 138 NOK (15 Franken) berappt man an der Mautstation, welche die erste von uns angetroffenen Mautstationen war, welche tatsächlich durch Personal besetzt war. Nachdem der steile Abstieg, das kurze flache Stück und der Anstieg mit 12% Steigung geschafft waren, erreichten wir nach dunkeln 5 Kilometern das sonnige Kristiansund.

Wir parkten unser Womo ziemlich zentrumsnah und machten uns zu Fuss auf den Weg die Stadt zu erkunden. Auch hier sucht man vergebens nach der hölzernen Altstadt. Leider wurde auch diese Stadt von den Deutschen 1940 bombardiert und komplett zerstört. Doch auch hier liessen sich die Einwohner nicht niederkämpfen und bauten die Stadt schnell wieder auf. Jedoch nicht ganz so schön und spektakulär wie wir dies in Alesund oder Molde sahen. Kristiansund hat ein schönes Hafengebiet und ein Einkaufszentrum. Ansonsten ist die Stadt jedoch einiges glanzloser als die Städte welche wir ein wenig südlicher besuchten. Mit ein paar Caches, ein bisschen schlendern und quatschen verging die Zeit trotzdem wie im Flug und unser Parkticket lief aus. 





Wir setzten uns wieder in Bewegung, durften uns jedoch nicht zu sehr zurücklehnen. Nur ein paar Minuten später rollten wir am Parkplatz des Varden ein. Auch Kristiansund hat einen Aussichtspunkt über die Stadt. Und nachdem wir diesen in Molde ausliessen, beschlossen wir diesen hier zu besuchen. Ein hübscher, kleiner Turm empfing uns auf einem kleinen Hügel oberhalb der Hauptinsel der Stadt. Keine Menschenseele weit und breit und so hatten wir unsere Ruhe am und im Turm. Nachdem die wenigen Stufen geschafft waren, hatten wir hier eine wundervolle Aussicht. Die Stadt, der Fjord, das Meer – alles unter uns.




Jetzt verliessen wir die Stadt jedoch wieder. Wieder durch einen Unterwassertunnel. Wieder 5 Kilometer. Wieder steil runter und noch steiler wieder rauf. Doch dieses Mal umsonst. In diesem Tunnel herrschte auch mehr Verkehr. Wohl der Grund weshalb dieser hier schon abbezahlt war und der andere noch nicht. Die Strasse führte uns immer weiter nordwärts. Bis Trondheim folgt nun gemäss unserem Reiseführer eine eher „langweilige“ Strecke. Praktisch keine Sehenswürdigkeiten, nur wenig Kontakt zu Fjorden oder dem Meer und die Landschaft ein klein wenig wie Zuhause in der Schweiz. Und genau so war es dann auch. Doch den einen oder anderen Halt gab es dann doch noch.

Den ersten bei der Bergsoybrua. Diese Brücke sieht schon auf den ersten Blick sehr interessant aus. Auf grossen, runden Betonelementen überquert die Stahlkonstruktion den Fjord an einer schmalen Stelle. Ein recht grosses und ungewöhnliches Kostrukt. Doch die Unterkante der Brücke befindet sich nur knapp über der Wasseroberfläche. Und bei Flut? Ja bei Flut ebenfalls. Die runden, vermeintlich aus Beton gefertigten, Elemente schwimmen nämlich mitsamt der Stahlkonstruktion auf dem Wasser. Eine schwimmende Brücke also. Das kennt man – jedoch nicht in dieser Grösse. 930 Meter misst die Brücke und schmückt sich mit dem Titel der ersten solchen Pontonbrücke der Welt. Der Parkplatz, von welcher die Brücke betrachtet werden kann bietet wohl etwa 40 Parkplätze. Jedoch haben es 10 Wohnmobilfahrer geschafft mit ihren Womos diese komplett zu besetzen. Alle haben die Stühle in die Wiese gestellt, betrachten die Brücke und verdrücken ihr Mittagessen. Wieder ein Grund die Norweger zu verstehen, welche nicht immer so wohlgesinnt den Wohnmobilen gegenüberstehen. Uns war das zu viel und wir machten uns vom Acker, zumal wir sowieso keinen Parkplatz gefunden hätten. 



Wir fuhren also trotz Hunger noch ein kleines Stück. Plötzlich kam uns ein Konvoi von Wohnmobilen entgegen. Alles Italiener. Alle mit einer Nummer versehen und mit einem kleinen Reisecar als Abschluss der Fahrzeugkolonne. Eine geführte Wohnmobiltour mit dem Wohnmobil durch Norwegen – naja... wem sowas gefällt der soll. Wo da jedoch die Spontanität und Freiheit bleibt, welche dem Ganzen das Besondere verleihen, wissen wir nicht. Für unser Mittagessen fanden wir auf jeden Fall ein ruhiges Plätzchen auf dem wir alleine und ungestört ein paar Brote mit Schinken und Käse belegten und assen.

Mit vollen Bäuchen ging es weiter nordwärts. Der tägliche Badetermin stand an. Bei diesem traumhaften Wetter könnte das fast schon ein Vergnügen werden. Wir suchten uns einen Badeplatz aus dem Reiseführer, welcher uns ein wenig weg von der Hauptroute brachte. Dort angekommen trafen wir auch auf einen Badestrand, welcher alles bot, jedoch nur von Einheimischen besucht war. Dies jedoch zahlreich. Hier wurde gebadet, gegrillt, Beachvolleyball gespielt und die Kinder tummelten sich auf einem Floss mit Sprungturm im Meer. Scheint also nicht so kalt zu sein. Badehosen an, Badetuch schnell auf der Liegewiese deponiert und ab ins türkisblaue Wasser. Ins türkisblaue sehr kalte Wasser natürlich. Hier scheinen die Kinder schon abgehärtet zu sein, anders können wir uns das nicht erklären. Aber wärmer als gestern Abend war es auf jeden Fall. Wir konnten sogar einmal ein paar Minütchen im Wasser bleiben, tauchen und ein wenig planschen. Draussen an der Sonne bei 21 Grad war es dann schon wieder sehr warm und wir zogen unsere Tolinos bei. So verbrachten wir eine ganze Weile und ich konnte „Blinde Vögel“ von U. Poznanski abschliessen. Liebhabern von Krimis und Thrillern wärmstens zu empfehlen. Ist aber der zweite Teil der Reihe. Der erste Teil heisst „Fünf“ und handelt von einem Serienmörder, welcher in Geocachingkreisen tätig ist. 



Es war schon spät geworden und das Wetter wurde auch frischer. Ein kühler Wind zog auf und Wolken verdunkelten den Himmel im Norden. Also schnell abgeduscht und weiter ging die Fahrt. Wieder eine Fähre und einige Kilometer später rauschten wir am Trollheimen vorbei. Eine Trollattraktion welche wir auslassen. Wanderungen in diesem Gebirge haben wir uns lange angeschaut. Wie die ganze Gegend hier, sieht das alles wie wandern Zuhause aus. Und dafür wollten wir hier keine Tage investieren, zumal das Wetter hier in den Bergen die nächsten Tage sowieso nicht berauschend zu sein scheint. So fuhren wir auf einen gratis Stellplatz vor Trondheim. An einem lauschigen kleinen See stehen wir ganz alleine mit unserem Wohnmobil. Ob sich noch jemand mit dem gleichen Reiseführer zu uns gesellen wird? Um 19 Uhr darf man dies schon fast bezweifeln. So spät kommen selten noch welche an. Die rollenden Häuser stehen. Es wird Nachtessen gekocht, fern gesehen, gelesen, Karten gespielt und geschlafen. So in etwa machen wir das nun auch ehe es morgen nach Trondheim geht. Von dieser Stadt aus kehrt unser Reiseführer „Mit dem Wohnmobil nach Norwegen, Teil 1: Der Süden“ nach Oslo zurück. Doch wir haben ja zum Glück noch „Teil 2: Der Norden“ auf welchen wir uns nun wirklich sehr freuen.

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