Mittwoch, 18. Juli 2018

Es geht heiss zu und her in der Wohnmobilwerkstatt

Wiederum lag eine ruhige Nacht hinter uns, als uns die Hitze heute aus dem Bett drückte. Das Wohnmobil hatte sich auch früh morgens schon wieder aufgeheizt und dementsprechend erwartete uns vor der Türe ein strahlend blauer Himmel und eine lachende Sonne.

Zügig machten wir uns nach dem Frühstück auf den Weg nach Bardufoss. Hier befindet die einzige Wohnmobilwerkstatt Nordnorwegens, welche sich mit Truma-Heizungen auskennt und auch Bereitschaft signalisierte uns zu helfen. Wir wurden jedoch am Telefon schon vorgewarnt, dass wir keinen Termin vereinbaren können und die Warteschlange teilweise mehr als einen Tag lang ist. Dies ist hier in Norwegen ganz normal – nicht nur bei Werkstätten.

Und so fanden wir uns gegen 10 Uhr in ebendieser Warteschlange. Sofort kam ein sehr netter Herr und schaute sich das Problem schon einmal grob an. Der Fehlercode, welcher die Heizung von sich gibt, wurde notiert und abgeklärt. Dann aber die schlechte Botschaft: da muss ein Mechaniker ran. Und auf einen solchen hiess es eben zu warten. Zu Beginn dieser Wartezeit begaben wir uns noch ein wenig in den riesigen Shop und die Womo-Ausstellung. Eine riesige Firma hier, welche vor allem Hymer und Bürstner in ihrer Ausstellung präsentiert. Ein einziges Wohnmobil konnte uns überzeugen, vielleicht einmal der Nachfolger unseres Womos zu werden. Doch bis dahin werden wir noch einige Reisen zusammen unternehmen. Gekauft haben wir jedenfalls kein neues Wohnmobil. Zumal die Preise hier auch beinahe das Doppelte betragen wie in der Schweiz. Unter 120'000 Franken findet man hier kein rollendes Zweitheim – und trotzdem hat fast jeder Norweger eines. Neben seinem 120'000 Franken Tesla (oder 150'000 Franken Volvo) und seinem schicken Eigenheim. Und das mit 28 Stunden arbeiten die Woche...

Auch einen Abstecher in den Shop wagten wir noch und schafften es tatsächlich ohne einen Einkauf diesen wieder zu verlassen. Beinahe wäre es ein kleiner Tisch geworden. Doch um 5cm passte dieser nicht unter das Bett und muss darum auf einen anderen Käufer warten. Die Warteschlange draussen war gewachsen und vor uns nahm sie leider überhaupt nicht ab. Die Werkstatt arbeitete unter Hochdruck und sogar die Mittagspause wurde durchgearbeitet. Wir sassen indessen in unserem Wohnmobil und schwitzten vor uns hin. Die Hitze war heute echt wieder beinahe unerträglich und das Womo zeigte teilweise 38°C Aussentemperatur an. Es war eine kleine Qual hier zu warten. Doch verlorene Zeit war es keineswegs. Zumal wir heute bei der Hitze sowieso keine Wanderung oder dergleichen unternommen hätten und „nur“ an einem See gelegen hätten. Immerhin an einem See. Aber so konnten wir endlich ein paar Dinge erledigen, welche schon länger anstanden. Die Visa wurde neu geladen, Rechnungen schon einmal bezahlt, diverse Sachen gegoogelt, gelesen, ich schrieb Texte für die Homepage eines neuen Sportprojekts – wir hatten einiges zu tun. So wurde uns nicht langweilig. 

 


Kurz vor 16:00 Uhrmachte ein Angestellter dann die Runde und erklärte uns, dass heute nichts mehr laufen wird. 28 Stunden Arbeitswoche heisst eben auch, dass um 16:00 Uhr überall Schluss ist und so auch hier in der Werkstatt. Wir sollen morgen um 08:00 Uhr wieder hier sein und er setze sich für uns ein. Doch auch für morgen kann er einfach nichts versprechen. Wir dürften aber hier auf dem Areal übernachten. Kostenlos inklusive Strom und Frischwasser. Sehr freundlich.

Wir packten unsere sieben Sachen und machten uns schnellstmöglich auf den Weg an den nächsten See. 15 Minuten später war dieser erreicht und wir schmissen uns in das Wasser. Doch dieses war heute gar nicht so kalt. Der Bodensee ist meist kälter und dieser liegt 2'454 Kilometer südlicher. Wir planschten eine Weile in dem See und beschlossen uns danach, doch noch etwas aus dem Abend zu machen. Dazu steuerten wir den nahen Malselvfoss an. Ein Wasserfall mit Lachszentrum, nur ein paar Kilometer von der Werkstatt entfernt. Wir parkten ein wenig weg vom Touristenzentrum (da kostet es Gebühren und Eintritt) und schlugen uns über einen kurzen Trampelpfad durch den Wald. Nur um da zu stehen wo die zahlenden Touristen nun auch standen. Wir fotografierten den schönen Wasserfall und machten noch einen Abstecher zum Lachsfenster. Dort konnte man durch ein Fenster in das Wasser der Lachstreppe sehen. Wir waren ganz schön erschrocken, was dort für riesige Brummer ihre Kreise zogen. Solch grosse und schöne Lachse sahen wir selten. Wir kraxelten den Trampelpfad wieder zu der kleinen Anhöhe hinauf und machten uns auf den Rückweg. 






Bei der Werkstatt auf dem Stellplatz waren wir natürlich nicht alleine. Doch Platz war genügend und wir stellten uns auf den Kiesplatz, welcher an ein Wäldchen grenzt. Hier konnten wir sogar grillen und draussen essen. Die Hitze erinnert auch heute noch an den jährlichen Sommerurlaub in Süditalien und wir hofften auf eine kleine Abkühlung, als Wolken aufzogen. Doch diese zogen vorbei und wir müssen heute wohl mit der Hitze leben. Duschen würde abkühlen – denn kaltes Wasser haben wir auch nach dem heutigen Tage noch. Wollen wir hoffen, dass sich das morgen doch noch ändert. Ansonsten wird es langsam knapp. Sonntags geht unser Flieger in ein definitiv kälteres Gebiet dieser Erde.


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