Sonntag, 29. Juli 2018

Auf dem Weg nach Hammerfest

Gestern wollte es mit der Mitternachtssonne nicht mehr klappen. Schon um 22:00 Uhr war die Sonne hinter dem Berg verschwunden und auch bis Mitternacht wollte sich dies nicht ändern. So war es zwar hell – aber keine Sonne am Himmel als wir uns kurz nach Mitternacht schlafen legten.

Erholt wachten wir auf und machten uns nach einem Frühstück gleich auf die Weiterfahrt. Auch heute erwartete uns wieder eine Wanderung, zu welcher wir aber noch beinahe zwei Stunden Anfahrtsweg hatten. Diese Anfahrt verlief zu Beginn entlang der E6, zweigte dann eine halbe Stunde vor dem Ziel nach Osten ab und wurde immer schmaler. Die letzten paar Kilometer legten wir dann auf einer schmalen und teilweise sehr steilen Schotterpiste zurück, welche vom letzten Regen tief ausgewaschene Rinnen hatte. Das Womo kam ein wenig an sein Limit, doch die Bergziege erreichte den Parkplatz hoch oben auf dem Fjell.

Wir starteten also unsere Wanderung hoch oben auf einem Fjell. Das ist immer praktisch, denn wenn die Hochebene erst einmal erreicht ist, geht es nicht mehr aufwärts und abwärts. Der Nachteil: das Fjell liegt über der Baumgrenze und bei den momentanen Temperaturen ist eine Wanderung an der Sonne eine Qual. Der leichte Wind machte es jedoch heute sehr erträglich und wir mussten lediglich darauf achten, uns regelmässig mit Sonnencreme einzucremen. Ansonsten war die Wanderung wieder wie eine typische Fjellwanderung. Interessant und man muss es einmal gemacht haben – aber eigentlich sehr eintönig und langweilig. Aber man kann sich dabei jedenfalls bestens miteinander unterhalten und gute Ideen aushecken. Heute wanderten wir jedoch nicht einfach so dem Fjell entlang. Nein, wir hatten ein Ziel und zwar die grösste Schlucht Nordeuropas, der Alta-Canyon. Diesen erreichten wir nach knapp anderthalb Stunden und 7 Kilometern. Ein steiler Weg führte die letzten Meter zum Aussichtspunkt und dann wurden wir inmitten dieser langweiligen Landschaft von einem wunderschönen und atemberaubenden Canyon überrascht. Vor uns ging es senkrecht in die Schlucht und wir konnten ungehindert mehrere Kilometer weit in den Canyon blicken und uns in aller Ruhe an der Natur sattsehen. Wir setzten uns hin, verspeisten unsere Brote und schossen Fotos. Der Rückweg war dann wieder die Fjellwanderung und ausser einem kleinen Canyon auf dem Wege, war nichts spektakuläres auszumachen.









Wir steuerten also das Wohnmobil wieder die Schotterpiste und die schmale Teerstrasse zurück zur E6. Die aufgestaute Hitze mochte fast nicht aus dem Wohnmobil weichen. 29°C zeigte es an – in voller Fahrt. Im Stillstand schafften wir sogar beinahe 40°C – und wir waren zu dem Zeitpunkt noch knapp 200 Kilometer vom Nordkap entfernt! Das haben wir uns hier im Norden anders vorgestellt – doch wir freuen uns natürlich über den unverhofften Sommer, den wir schon abgeschrieben hatten. Doch um es auszuhalten mussten wir nun wirklich einen Badeplatz aufsuchen. Zum Glück führt unser Reiseführer diese sogar hier im hohen Norden auf und wir besuchten den Badeplatz der Stadt Alta. Badeplatz + Stadt + Sonntag + 29°C = riiiiiesen Chaos. Die Autos parkten überall an der Strasse und der Strand war überlaufen mit Badenden. Das Wasser war dann aber wirklich sehr erfrischend und nach einer kurzen Abkühlung verliessen wir den überfüllten Ort schnell wieder und steuerten auf der E6 nordwärts. 



Eine lange Fahrt stand nun wieder an, welche nur von kurzen Pausen unterbrochen wurde. Bevor wir jedoch beinahe schon ans Nordkap fuhren, legten wir noch einen Abstecher in den Westen ein. Dort erwartete uns die Stadt Hammerfest und auf dem Weg dorthin eine Luxus-Wohnmobilentsorgung. Sämtliche Womo-Klos kann man dort in eine Maschine stecken, welche einem das Klo leert, ausspült, mit ein wenig Wasser und einem Chemie-Tab wieder befüllt und die Kassette wieder ausgibt. Und das auch wieder gratis. Ein super Ding. Nur leider war das Klo auch nach zwei Durchläufen eher mit der „Davor-Flüssigkeit“ als der gewünschten „Danach-Flüssigkeit“ gefüllt und wir mussten später an einer konventionellen Entsorgung noch einen Halt einlegen.

Wir erreichten die Insel, auf welcher sich Hammerfest befindet, über eine riesige Hängebrücke. Dort wurden die Autoren unseres Reiseführers von den Rentieren in Empfang genommen und so war es auch bei uns. Wir mussten die vielen Rentiere beinahe von der Brücke stossen um auf die Insel zu gelangen. Die Insel schien dann auch von den plüschigen Tieren völlig in Beschlag genommen worden zu sein. Alleine bis Hammerfest entdeckten wir locker an die 100 Tiere – eine Zahl welche sich bis zum Übernachtungsort noch verdoppeln würde.




Wir machten eine kleine Fahrt durch die Stadt Hammerfest, welche als nördlichste Stadt der Welt gilt. Zudem hat die Stadt 1891 von Thomas Alva Edison einen Apparat gekauft – heute würde man ihn Generator nennen – und damit als erste Europäische Stadt elektrisches Licht besessen. Kein Wunder wenn man bedenkt, dass hier im Winter zwei Monate lang totale Finsternis herrscht. Wir fuhren auch noch kurz auf einen Hügel nahe der Stadt um die historische Stadt zu überblicken, ehe wir uns auf den Weg zu unserem Übernachtungsplatz machten, welcher nochmals ein wenig nördlicher lag. Wieder ein Ort an dem man die wunderbare Mitternachtssonne geniessen können sollte. Wir fanden noch einen Platz direkt am Wasser und stellten sofort unsere Stühle raus. Dort genehmigten wir uns auch ein feines Gulasch mit Spiralnudeln und liessen uns von der Sonne wärmen. Auch nun um 20 Uhr ist es noch warm und wir werden wohl nochmals ins Wasser steigen. Morgen soll dann ein wenig Abkühlung folgen und wir werden auch nochmals ein wenig nördlicher sein – am Nordkap. 





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