Gestern
wollte es mit der Mitternachtssonne nicht mehr klappen. Schon um
22:00 Uhr war die Sonne hinter dem Berg verschwunden und auch bis
Mitternacht wollte sich dies nicht ändern. So war es zwar hell –
aber keine Sonne am Himmel als wir uns kurz nach Mitternacht schlafen
legten.
Erholt
wachten wir auf und machten uns nach einem Frühstück gleich auf die
Weiterfahrt. Auch heute erwartete uns wieder eine Wanderung, zu
welcher wir aber noch beinahe zwei Stunden Anfahrtsweg hatten. Diese
Anfahrt verlief zu Beginn entlang der E6, zweigte dann eine halbe
Stunde vor dem Ziel nach Osten ab und wurde immer schmaler. Die
letzten paar Kilometer legten wir dann auf einer schmalen und
teilweise sehr steilen Schotterpiste zurück, welche vom letzten
Regen tief ausgewaschene Rinnen hatte. Das Womo kam ein wenig an sein
Limit, doch die Bergziege erreichte den Parkplatz hoch oben auf dem
Fjell.
Wir
starteten also unsere Wanderung hoch oben auf einem Fjell. Das ist
immer praktisch, denn wenn die Hochebene erst einmal erreicht ist,
geht es nicht mehr aufwärts und abwärts. Der Nachteil: das Fjell
liegt über der Baumgrenze und bei den momentanen Temperaturen ist
eine Wanderung an der Sonne eine Qual. Der leichte Wind machte es
jedoch heute sehr erträglich und wir mussten lediglich darauf
achten, uns regelmässig mit Sonnencreme einzucremen. Ansonsten war
die Wanderung wieder wie eine typische Fjellwanderung. Interessant
und man muss es einmal gemacht haben – aber eigentlich sehr
eintönig und langweilig. Aber man kann sich dabei jedenfalls bestens
miteinander unterhalten und gute Ideen aushecken. Heute wanderten wir
jedoch nicht einfach so dem Fjell entlang. Nein, wir hatten ein Ziel
und zwar die grösste Schlucht Nordeuropas, der Alta-Canyon. Diesen
erreichten wir nach knapp anderthalb Stunden und 7 Kilometern. Ein
steiler Weg führte die letzten Meter zum Aussichtspunkt und dann
wurden wir inmitten dieser langweiligen Landschaft von einem
wunderschönen und atemberaubenden Canyon überrascht. Vor uns ging
es senkrecht in die Schlucht und wir konnten ungehindert mehrere
Kilometer weit in den Canyon blicken und uns in aller Ruhe an der
Natur sattsehen. Wir setzten uns hin, verspeisten unsere Brote und
schossen Fotos. Der Rückweg war dann wieder die Fjellwanderung und
ausser einem kleinen Canyon auf dem Wege, war nichts spektakuläres
auszumachen.
Wir
steuerten also das Wohnmobil wieder die Schotterpiste und die schmale
Teerstrasse zurück zur E6. Die aufgestaute Hitze mochte fast nicht
aus dem Wohnmobil weichen. 29°C zeigte es an – in voller Fahrt. Im
Stillstand schafften wir sogar beinahe 40°C – und wir waren zu dem
Zeitpunkt noch knapp 200 Kilometer vom Nordkap entfernt! Das haben
wir uns hier im Norden anders vorgestellt – doch wir freuen uns
natürlich über den unverhofften Sommer, den wir schon abgeschrieben
hatten. Doch um es auszuhalten mussten wir nun wirklich einen
Badeplatz aufsuchen. Zum Glück führt unser Reiseführer diese sogar
hier im hohen Norden auf und wir besuchten den Badeplatz der Stadt
Alta. Badeplatz + Stadt + Sonntag + 29°C = riiiiiesen Chaos. Die
Autos parkten überall an der Strasse und der Strand war überlaufen
mit Badenden. Das Wasser war dann aber wirklich sehr erfrischend und
nach einer kurzen Abkühlung verliessen wir den überfüllten Ort
schnell wieder und steuerten auf der E6 nordwärts.
Eine
lange Fahrt stand nun wieder an, welche nur von kurzen Pausen
unterbrochen wurde. Bevor wir jedoch beinahe schon ans Nordkap
fuhren, legten wir noch einen Abstecher in den Westen ein. Dort
erwartete uns die Stadt Hammerfest und auf dem Weg dorthin eine
Luxus-Wohnmobilentsorgung. Sämtliche Womo-Klos kann man dort in eine
Maschine stecken, welche einem das Klo leert, ausspült, mit ein
wenig Wasser und einem Chemie-Tab wieder befüllt und die Kassette
wieder ausgibt. Und das auch wieder gratis. Ein super Ding. Nur
leider war das Klo auch nach zwei Durchläufen eher mit der
„Davor-Flüssigkeit“ als der gewünschten „Danach-Flüssigkeit“
gefüllt und wir mussten später an einer konventionellen Entsorgung
noch einen Halt einlegen.
Wir
erreichten die Insel, auf welcher sich Hammerfest befindet, über
eine riesige Hängebrücke. Dort wurden die Autoren unseres
Reiseführers von den Rentieren in Empfang genommen und so war es
auch bei uns. Wir mussten die vielen Rentiere beinahe von der Brücke
stossen um auf die Insel zu gelangen. Die Insel schien dann auch von
den plüschigen Tieren völlig in Beschlag genommen worden zu sein.
Alleine bis Hammerfest entdeckten wir locker an die 100 Tiere –
eine Zahl welche sich bis zum Übernachtungsort noch verdoppeln
würde.
Wir
machten eine kleine Fahrt durch die Stadt Hammerfest, welche als
nördlichste Stadt der Welt gilt. Zudem hat die Stadt 1891 von Thomas
Alva Edison einen Apparat gekauft – heute würde man ihn Generator
nennen – und damit als erste Europäische Stadt elektrisches Licht
besessen. Kein Wunder wenn man bedenkt, dass hier im Winter zwei
Monate lang totale Finsternis herrscht. Wir fuhren auch noch kurz auf
einen Hügel nahe der Stadt um die historische Stadt zu überblicken,
ehe wir uns auf den Weg zu unserem Übernachtungsplatz machten,
welcher nochmals ein wenig nördlicher lag. Wieder ein Ort an dem man
die wunderbare Mitternachtssonne geniessen können sollte. Wir fanden
noch einen Platz direkt am Wasser und stellten sofort unsere Stühle
raus. Dort genehmigten wir uns auch ein feines Gulasch mit
Spiralnudeln und liessen uns von der Sonne wärmen. Auch nun um 20
Uhr ist es noch warm und wir werden wohl nochmals ins Wasser steigen.
Morgen soll dann ein wenig Abkühlung folgen und wir werden auch
nochmals ein wenig nördlicher sein – am Nordkap.
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