Da half alles
Hoffen nichts – die Nacht war kalt. Unter der Decke kein Problem,
da war es lauschig warm. Doch im Womo war es alles andere als das.
Die Frontscheibe war sogar leicht gefroren. Auch das Fehlen von
warmem Wasser machte das Ganze nicht so angenehm.
So nahmen wir
erst unser Frühstück ein und warteten ehe unsere Hausgarage
erreichbar war. Natürlich konnten auch die über Telefon keine
Diagnose stellen und uns auch nicht gross weiterhelfen. Sie empfahlen
uns eine nahe Wohnmobilwerkstatt zu suchen. Fast alle Womo seien mit
Truma-Heizungen unterwegs und so sollte sich jede Womo-Werkstatt
damit auskennen. Wir entdeckten eine in Mo i Rana, 30 Minuten von
hier. Wir verabschiedeten uns von den Nachbarn, welche uns mit vielen
Tipps versorgten und rollten talwärts. In Mo i Rana angekommen dann
aber die Ernüchterung. Man habe nur einen einzigen Mechaniker und
der habe Unfall. Dieser erscheine diese Woche sicherlich nicht mehr.
Na toll. Man empfahl uns eine Werkstatt in der nächsten Stadt im
Norden. Fahrzeit: 4 Stunden. Da wäre die Truma-Vertragswerkstatt in
Mosyoen näher. Aber eben wieder zurück in südlicher Richtung. Wir
entschlossen uns, dort anzurufen. Frühster Termin sei morgen nach
der Mittagspause. Aber auch dann wohl nur vielleicht, eher jedoch
Donnerstag. Hm. Zwei Tage jetzt hier doof rumstehen? Irgendwie hatten
wir da auch keinen grossen Bock darauf. Also die Werkstatt im Norden
angerufen – geht niemand ran. Stundenlang nicht. Dafür erreichten
wir jemanden beim Truma Servicecenter in München. Jedoch nur die
Telefondame. Ein Techniker werde uns zurückrufen. Dies war gegen 10
Uhr.
Der Himmel heute
war blau, komplett Wolkenlos und das Thermometer zeigte über 20°C
an. Kein Tag um hier nur so zu sitzen. Die eigentlich geplante
Gletscherwanderung zum Svartisen verwarfen wir schon vor dem
Heizungsproblem. Über 10 Kilometer pro Weg über Stock und Stein.
Das war uns dann doch zu weit, zumal wir am Nigardsbreen schon einen
tollen Gletscher gesichteten hatten. Ein kleiner Geheimtipp unserer
Nachbarn juckte uns dafür in den Fingern. Und so machten wir uns auf
den Weg zur Marmorslottet.
Wie von den
Deutschen gestern schon bemerkt war die Hauptstrasse zur
Marmorslottet gesperrt. Eine Umleitung war signalisiert führte
jedoch über 12 Kilometer durch die wildeste Landschaft. Alles auf
Schotterweg. Die Schrauben in der Küche kann ich so wohl alle wieder
nachziehen. Doch wir erreichten den Parkplatz. Dachten wir zumindest.
Ein Schild wies uns vor einigen Kilometern in diese Sackgasse und
ansonsten war hier nichts. Auch am Parkplatz selbst – kein Hinweis
auf die Marmorschlucht. Selbstbewusst begaben wir uns über den
einzigen Trampelpfad auf den Weg. Selten hatten unsere Füsse
Bodenkontakt. Immer wieder führten uns hölzerne Stege über den
matschigen Untergrund. Nach 10 Minuten endlich ein Schild, welches
uns die Richtigkeit unserer Wanderung bestätigte. 500 Meter und
einen Abstieg später standen wir dann da: in der Marmorschlucht.
Wir hatten einen
Moment ehe wir unsere Begeisterung in Worte fassen konnten. Ein
grosser, türkisfarbener Fluss hat sich hier über tausende von
Jahren durch den Marmor gefressen. Hinterliess dabei die
fantastischsten Spuren und schliff den Marmor spiegelglatt. Am ersten
Ort, den wir entdeckten war der Marmor noch ein wenig gräulich.
Weiter oben schimmerte er jedoch schneeweiss. Die typischen
Strukturen und Schichten waren klar zu erkennen und wir waren
begeistert. Das Wasser schimmerte durch die Sonne und den
marmorweissen Boden des Flusses in einer Farbe, welche sich nicht
beschreiben lässt. Ein traumhafter Ort. Wir verbrachten einige Zeit
hier mit dem Bestaunen der Felsen und dem Schiessen einiger Fotos ehe
wir uns mit dem klappernden Womo auf den Rückweg machten. Ein
genialer Tipp, welchen wir hier bekommen haben. Falls ihr mitliest:
Vielen Dank!!!
Nun hatten wir
Hunger und machten uns auf zum Parkplatz, an welchem wir auch schon
übernachtet hatten. Dieser war nur ein Katzensprung vom Ende der
Schotterstrasse entfernt. Hier stellten wir uns hin und meldeten uns
nochmals bei Truma – der Nachteil unseres Ausflugs: wir hatten dort
des öfteren kein Handyempfang und natürlich rief der Techniker
genau in dieser Zeitspanne an. Wir baten also um erneuten Rückruf.
Die Zeitspanne konnten sie auch dieses Mal nicht nennen. Wir
verbrachten also die Zeit ein wenig an der Sonne. Melanie duschte in
der Hoffnung die Sonne habe das Wasser im Tank ein wenig erwärmt,
erfror jedoch dabei fast. Ich
entschloss mich den Blog bis hierhin schon einmal zu verfassen. 2
Stunden warten wir nun bald auf den Rückruf, wissen noch immer nicht
ob wir uns doch schon auf den Weg gegen Norden wagen sollen. Die
Heizung brauchen wir die nächsten Tage ja nicht unbedingt und man
könnte die auch erst im Norden reparieren. Falls uns Truma aber ins
Servicecenter schickt, wäre es ärgerlich noch weiter in den Süden
fahren zu müssen. Wir werden sehen – die Geschichte bremst uns
zwar aus. Doch es bringt nichts sich nun zu ärgern. Wir haben ja ein
wenig Zeit, das Wetter ist super und so machen wir das Beste daraus.
Zwei
Stunden später hatten wir aber keine Lust mehr auf diesem Parkplatz
herumzustehen. Wir machten uns auf die Weiterreise. Die Werkstatt im
Norden wird es schon richten und ansonsten müssen wir eben eine
andere Lösung finden. Wir rollten auf alle Fälle wieder und das
sogar in Richtung Norden. Die E6, welche wir hierzu folgten, war hier
eine einzige Baustelle. Und dies über eine Distanz von an die 100
Kilometern. Die neue Hauptstrasse wird auch hier vorangetrieben und
das Passieren zum jetzigen Zeitpunkt ist zeitaufwändiger als
gedacht. Wir legten gegen 16 Uhr noch eine Pause ein, riefen nochmals
bei Truma an. Wir entschieden kurzerhand noch weiter zu fahren.
Weiter zu unserem nächsten grossen Ziel. Dem Polarkreis.
Dieser
begrüsste uns mit einem riesigen Parkplatz und einem Besucherzentrum
auf dessen Dach die grossen Zahlen 66°33' prangten. Der
Wissenschaftliche Name des Polarkreises: 66 Grad, 33 Minuten,
Nördliche Breite. Wir hatten Glück und noch nicht viele Wohnmobile
waren auf dem Parkplatz. Wir schnappten uns den Parkplatz in der
vordersten Reihe mit der Türe und dem Blick auf die zwei kleinen
Bergen im Westen. Ansonsten nur Einöde. Die letzten Bäume
entdeckten wir vor ein paar Kilometern. Wie aus Ehrfurcht scheinen
sie von diesem Ort hier fernzubleiben. Im Winter soll es hier ja auch
richtig kalt zu und her gehen. Die Geleise verschwinden hier immer
wieder in einer Art langgezogener Garage. Dort können im Winter
ganze Züge Schutz vor den Schneestürmen suchen. Die parken dann
einfach ein paar Stunden da. Doch heute bei 22°C war daran nicht zu
denken. Wir genossen den Polarkreis indem wir im T-Shirt auf unseren
Campingstühlen vor dem Womo sassen. Ein paar Klamotten gingen noch
in die Wäsche, es wurde gegessen und auch ein Bier aus dem
Kühlschrank wurde noch aufgetischt. Geniessen in vollen Zügen.
Schon bald stellte sich ein weiteres Womo neben uns und wir wurden in
bekanntem „Sali zäme“ begrüsst. So haben wir wieder Nachbarn
aus der Heimat.
Nachdem
der Wind ein klein wenig auffrischte, machten wir uns doch noch auf
den Weg zum Zentrum selbst. Wir spazierten die paar Meter gemütlich
in Richtung des Gebäudes. Ein Denkmal zum Gedenken an die ersten
Erbauer der E6 zog jedoch unsere Aufmerksamkeit auf sich. Die
„Blutstrasse“ wird sie manchmal genannt. Tausende Kriegsgefangene
aus Russland, Jugoslavien und Polen mussten die Strasse in der Zeit
der Deutschen Besetzung bauen. Schuften bis man tot umfiel war das
Motto in dieser dunkeln Zeit. Wir trafen an diesem Monument auf
Abraham. Wir kamen ins Gespräch und er erzählte uns, dass seine
Reise in Luzern startete und sie auch dort enden wird. Er ist aus
Kanada, aber seine Tochter studiert in Luzern. Und die war er
besuchen ehe er auf einen Roadtrip ans Nordkapp startete. Nachdem wir
uns von ihm verabschiedeten, und das Monument hinter uns liessen,
waren wir am berühmten Hügel angekommen, an dem sich jeder
verpflichtet fühlt, sich mit einem Steinmännchen zu verewigen. So
ist es hier fast unmöglich sich zu bewegen ohne etwas umzuwerfen.
Wir schossen Fotos und machten uns noch auf einen kleinen Rundgang
durchs Polarsirkelzenter um die ausgestopften Tiere zu betrachten.
Eisbär, Polarfuchs, Robbe, Wolf, Elch und Luchs begrüssten uns in
Lebensgrösse. Und die ist bei Eisbären und Elchen grösser als man
denkt.
Wir
machten uns zurück ins Womo und waren froh, als wir dieses noch
immer in der Sonne und somit völlig aufgeheizt vorfanden. Truma hat
sich natürlich noch immer nicht gemeldet und so steht uns eine
weitere Nacht ohne Heizung bevor. Doch es ist heute doch einiges
wärmer als gestern noch und so sehen wir dem Ganzen gelassen
entgegen – es wäre nur schön doch einmal noch etwas von dieser
Firma zu hören.
Super dass ihr das Marmorslottet bei schönem Wetter gefunden habt. Schilder gibt's eben nicht so häufig. Schade, dass ihr dadurch nicht in der Svarthammerhola wart. Über die Strasse hinweg gibt's einen Weg, am Anfang recht undeutlich, danach aber besser. Wir waren da auch noch mal auf dem Rückweg und es war wieder fantastisch. Wir kamen sogar unter den Gletscher und ein Guide mit Familie war auch dort, also nicht so gefährlich mit der bröseligen Decke.
AntwortenLöschenWir hatten noch einen super Urlaub und wieder jede Menge Geheimtipps für euren nächsten Urlaub hier!
Liebe Grüsse von den deutsche Auswander-Nachbarn von der Setergrotte.
Axel