Donnerstag, 12. Juli 2018

Die letzten Kilometer vor den Lofoten

Auch heute in der Früh wachten wir wieder in einem sehr warmen Wohnmobil auf. Die Sonne beheizte unser Mobil um 8 Uhr wohl auch schon seit einigen Stunden. Am Badeplatz, wo wir die Nacht verbrachten, störte unseren Schlaf nur ein Auto, welches gleich neben uns parkte. Der Hundehalter machte eine Runde mit seinen beiden Hunden und verschwand dann wieder. Und das um 03:30 in der Nacht. Aber die Sonne schien ja auch schon wieder – warum also nicht.

Wir machten uns aus dem Bett und an das Frühstück. Nach diesem machten wir uns auf die Weiterfahrt. Weit kamen wir nicht, bis wir die erste Bilgarage (Autowerkstatt) entdeckten. Wir hielten auf dem Vorplatz und fragten am Empfang freundlich nach einem Multimeter um unsere Dieselpumpe zu messen. Der Herr war sehr freundlich und holte uns auch sofort ein Multimeter aus der Werkstatt. Wir machten uns also an die Messung und stellten fest, dass keine Spannung an der Pumpe anliegt. Heisst die Heizung gibt gar keinen Befehl an die Pumpe, womit uns die CaraNord morgen auch nicht weiterhelfen kann und wir diesen Termin telefonisch absagten. Wir gaben das Multitool zurück und plauderten noch ein wenig mit dem Werkstattleiter. Wirklich sehr freundlich die Garage hier und wir waren froh, dem Problem wieder ein Stück näher gekommen zu sein.

Um die Zeit hier in der Gegend zu überbrücken hatten wir einen Besuch in der Svarthamarhola geplant. Diese wurde uns von den Deutschen Auswanderern empfohlen. Ein unterirdischer Gletscher wartet dort in einer Grotte auf die Entdeckung. Obwohl wir nun nicht mehr in der Gegend bleiben müssen, da wir die Dieselpumpe selber kontrollierten, wollten wir die Höhle besuchen. Wie beschrieben parkten wir vor einem Tunnel. Sowohl Google wie auch die Auswanderer beschrieben das so. Doch da war kein Wanderweg. Weit und breit nichts. Auch kein Weg auf unserer Karte, auf unserem Navi und auf dem Smartphone. Also fragten wir erneut Onkel Google und erhielten vor allem die Meldung über diverse Deckeneinstürze in letzter Zeit. Von einem Besuch werde abgeraten. So hatte sich die Suche nach dem Weg auch erübrigt und wir zogen weiter.

Der nächste Halt war dann schon ganz in der Nähe von Fauske. Diese Kleinstadt hat nämlich einen Ort, oder besser ein Produkt, welches sie weltberühmt gemacht hat. Jeder Norweger zumindest kennt den Namen Fauske und weiss, dass von dort der ganz berühmte rosafarbene Marmor stammt. Ankerske heisst der Marmor, welcher das Rathaus von Oslo, das UN-Parlament in New York oder den Palast des japanischen Kaisers schmückt. Bei der Anfahrt entdeckten wir von Weitem schon die senkrechten Wände der Marmorgrube. Zudem waren die Strassen hier wie weiss gepudert. Der Marmorstaub vom Abbau legte sich überall nieder. Der Abbaustätte selbst durfte man sich dann leider nicht nähern und ein Wald versperrte jegliche Sicht. Früher waren wohl immer wieder Souvenirjäger auf dem Gelände angetroffen worden, was in einem Steinbruch natürlich lebensgefährlich ist. Darum hat man nun einen grossen Steinhaufen aus dieser Grube einfach vor den Haupteingang gekippt. Dort hat es einen kleinen Parkplatz, man kann halten und in dem Haufen nach einem Stück rosafarbenen Marmor suchen. Natürlich fanden wir auch ein kleines Stück, welches wir mit nach Hause nehmen können. 




Das nächste Ziel war im Navi programmiert. Doch wir kamen keinen Kilometer ehe wir wieder rechts ran mussten. Der Truma- Servicetechniker rief an. Kaum zu glauben aber wir waren noch immer irgendwo auf der Rückrufliste. Durch die Tatsache, dass ich in den letzten Tagen doch schon dies und das versucht hatte, hatten wir ein gutes Gespräch und konnten viele Lösungsansätze durchgehen. Dazu brauche ich aber noch ein wenig Material, welches ich wohl am besten in einer Werkstatt finde. Doch am besten wäre es natürlich dies gleich in der Garage zu machen, welche auch mit dem Diagnosegerät ausgerüstet ist. Es gibt verschiedene Ursachen: die Dieselpumpe ist defekt – kann man easy ersetzen; die Leitung zur Dieselpumpe ist defekt – kann man easy ersetzen; die Steuerplatine ist defekt – kann man easy ersetzen. Alles Dinge die schnell erledigt wären und die Teile seien innerhalb eines Tages auch hier in Nordnorwegen. Die Chancen stehen also super, dass in dieser Garage unser Problem mit vereinten Kräften gelöst werden kann. Denn dass eine Heizung welche so funktioniere komplett auseinandergebaut oder ersetzt werden hätte müssen, sei ihm noch nie untergekommen in den 10 Jahren, die er dort arbeitet. Wir werden jedoch nicht direkt zu dieser Garage fahren sondern unseren Weg ganz gemütlich so fortsetzen wie geplant und irgendwann werden wir dann schon an dieser Garage ankommen. Bis da geht es gut auch ohne die Heizung.

Es war aber eine grosse Erleichterung, dieses Problem endlich ein wenig zur Seite schieben zu können. So war die Laune im Führerhaus auch um einiges besser als wir für eine lange Fahrtstrecke auf der E6 nordwärts rollten. Es wurde wieder gelacht, gesungen und die Landschaft genossen. Das Wetter heute war wieder traumhaft und die 17 Grad fühlten sich an wie 25. Einen Halt legten wir zum ersten Mal bei Kjelvik ein. Ein richtig alter Häuslerhof, wo die Zeit stehen geblieben ist. Die vielen kleinen Häuser sind noch original eingerichtet und werden auch immer am letzten Tag im August noch ihrer Bestimmung nach genutzt. Die ganze Siedlung ist ein Museum, dessen Eintritt wir uns aber ersparten. Lieber wollten wir ins Gjerdalen reisen. Ein Seitental, welches unser Reiseführer uns wärmstens empfahl. Wir fuhren von der E6 ab, ein paar Kilometer später, erst auf Teer dann auf Schotter, hinderte eine Barriere uns jedoch an der Weiterfahrt. Diese ist erst ab dem 15. Juli jeweils geöffnet – was in drei Tagen ist. Wir genossen auf der Rückfahrt trotzdem noch den schönen Kobbvatn ehe wir wieder auf die E6 bogen. 





Nun fuhren wir immer weiter nordwärts, bis uns kurz nach 12 der Hunger ausbremste. Wir zogen von der Hauptstrasse auf einen grossen Parkplatz, welcher mit einem Blumenkopfsymbol warb, welcher für eine Sehenswürdigkeit steht. Helleristninger stand auf dem Schild, was bedeutet, dass an diesem Ort wieder alte Felsritzungen auf uns warteten. Melanie konnte sich knapp im Zaum halten und wir nahmen zuerst das Essen ein. Danach wagten wir uns aber doch über die Schären, welche uns extrem an den Süden des Landes erinnerten. Allgemein fühlt man sich hier wieder wie im Süden – ob wir irgendwo an der E6 die falsche Richtung einschlugen? Wir hoffen es nicht. Wir betrachteten also die beiden lebensgrossen Rentiere, welche hier weideten. Vor tausenden von Jahren in den Fels poliert. Nicht gemalt, nicht geritzt – nein wirklich in den Fels poliert. 





Nördlich wartete als nächster Stopp Innhavet. Ein kurzer Stopp sollte es werden.
Punkt 1: Abwasser entsorgen. Zwei Womos standen schon vor uns an der Entsorgungsstelle und hatten gefühlte Jahre ehe ihre Tanks leer waren und wir an der Reihe waren.
Punkt 2: Wasser füllen. Das ging ganz flott.
Punkt 3: Womo waschen. Hier hatte es eine wunderbare Waschstation und wir möchten ja nicht das dreckigste Womo auf der Fähre heute Abend sein. Doch die Familie vor uns schien gerade den letzten Urlaubstag zu verbringen und der Herr putzte sein Wohnmobil unendlich lange und sehr gründlich. Es glänzte danach aber wirklich wie neu. Unser Womo war wohl traurig nicht so eine gründliche Behandlung bekommen zu haben, doch es ist nun wieder ansehnlich.

Nun machten wir uns auf den Weg zum Fähranleger in Skutvik. Von hier aus wollen wir auf die Lofoten übersetzen. Schon bei der Anfahrt merkten wir, dass wir hier in eine komplett andere Landschaft kommen, als wir sie bisher von Norwegen kennen. Schroff stehen die grünen Felsen hier in der Landschaft und trotz blauem Himmel und warmen Temperaturen sind die Gipfel stets von Nebel umhüllt. Wirklich traumhaft und das schon hier auf dem Festland. Am Fähranleger war noch nicht viel los, was daran liegen mag, dass die nächste Fähre erst um 18:30 fährt und wir erst 15:30 Uhr hatten. Doch drei Stunden warten ging in Ordnung. Wir hatten zu tun. Mit neu erworbenem Sekundenkleber reparierte ich den Tankdeckel (hält Bombe), wir schrieben schon einmal unsere Tagebücher, putzten das Bad, saugten und bemerkten im letzten Moment, dass wir noch kochen und essen sollten. Auf der Fähre darf man ja nicht im schönen Womo bleiben und an Deck ist alles viel zu teuer. 




So machten wir uns mit einem geputzten Wohnmobil und gefüllten Bäuchen auf den Weg in den Schlund der Fähre. Mit geschicktem Einladen der vielen Autos konnten wirklich alle in der grossen Fähre verstaut werden und es ging schon bald los. Zwei Stunden dauerte die Überfahrt von Skutvik nach Svolvaer, welche wir grösstenteils mit unseren Tolinos verbrachten. Ich begann jetzt auch noch „Fünf“ von der Dame Poznanski zu lesen – der Krimi über Geocaching. Kurz vor dem Ziel waren wir fast alleine in der Fähre. Wir bemerkten, dass es eben doch noch ein Sonnendeck gibt, eilten dort hinauf und bewunderten die traumhafte Insel, welche langsam in unserem Sichtfeld erschien. Filmfans wissen was ich meine wenn ich sage: es war wie die Ankunft in Jurassic Park / Jurassic World. Die grün überwachsenen Felsen erhoben sich majestätisch und begrüssten uns auf dieser Inselgruppe. Ein paar Fotos später sassen wir schon wieder in unserem Wohnmobil und wurden in die Freiheit entlassen.



Schnell schossen wir gleich nach dem Fähranleger in Svolvaer ein paar Fotos der sehr schönen Lofoten- Kathedrale ehe wir auf eine Schotterstrasse zu unserem ersten potentiellen Übernachtungsplatz abbogen. Na super – Schotterstrasse und ich habe doch erst gerade das Womo frisch gewaschen. Aber dreckig wird es hier in Norwegen sowieso wieder. Am Ende dieses Weges soll eine Campingwiese für Reisende mit dem Zelt auf uns warten, welche auch über zwei Parkplätze verfügt auf denen diverse Womos Platz finden. Unsere Hoffnung war klein noch einen Platz zu ergattern. Sommerferien, schöner Platz und späte Anreise – nicht die besten Vorzeichen. Und so kam es auch, dass wir gerade noch genügend Platz fanden unser Womo zu wenden und uns wieder von dem tollen Ort zu verabschieden. Ein friedlicher Fleck Erde hier hinten, auf welchem die Bewohner der Zelte miteinander Ball spielten, am Lagerfeuer sassen und sich mit neuen Bekanntschaften austauschten. So soll Reisen sein. Wir hatten auf dem Hinweg schon einen Franzosen entdeckt, welcher einen Platz zwischen Strasse und Meer entdeckt hatte und mit seinem Womo dort stand. Das war nun unser Plan B. Und siehe da: unser Womo passt noch bestens auf den Platz und so stehen wir nun hier mit wundervollem Blick über eine kleine Bucht mit den typischen, auf Holzpfählen gebauten, Häuschen der Fischer. Hier lässt es sich gut leben. Doch die Sonne soll uns nicht täuschen. Es ist schon spät geworden und ein ereignisreicher Tag geht dem Ende zu. 



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