Auch heute in der Früh wachten wir wieder in einem sehr warmen
Wohnmobil auf. Die Sonne beheizte unser Mobil um 8 Uhr wohl auch
schon seit einigen Stunden. Am Badeplatz, wo wir die Nacht
verbrachten, störte unseren Schlaf nur ein Auto, welches gleich
neben uns parkte. Der Hundehalter machte eine Runde mit seinen beiden
Hunden und verschwand dann wieder. Und das um 03:30 in der Nacht.
Aber die Sonne schien ja auch schon wieder – warum also nicht.
Wir machten uns aus dem Bett und an das Frühstück. Nach diesem
machten wir uns auf die Weiterfahrt. Weit kamen wir nicht, bis wir
die erste Bilgarage (Autowerkstatt) entdeckten. Wir hielten auf dem
Vorplatz und fragten am Empfang freundlich nach einem Multimeter um
unsere Dieselpumpe zu messen. Der Herr war sehr freundlich und holte
uns auch sofort ein Multimeter aus der Werkstatt. Wir machten uns
also an die Messung und stellten fest, dass keine Spannung an der
Pumpe anliegt. Heisst die Heizung gibt gar keinen Befehl an die
Pumpe, womit uns die CaraNord morgen auch nicht weiterhelfen kann und
wir diesen Termin telefonisch absagten. Wir gaben das Multitool
zurück und plauderten noch ein wenig mit dem Werkstattleiter.
Wirklich sehr freundlich die Garage hier und wir waren froh, dem
Problem wieder ein Stück näher gekommen zu sein.
Um die Zeit hier in der Gegend zu überbrücken hatten wir einen
Besuch in der Svarthamarhola geplant. Diese wurde uns von den
Deutschen Auswanderern empfohlen. Ein unterirdischer Gletscher wartet
dort in einer Grotte auf die Entdeckung. Obwohl wir nun nicht mehr in
der Gegend bleiben müssen, da wir die Dieselpumpe selber
kontrollierten, wollten wir die Höhle besuchen. Wie beschrieben
parkten wir vor einem Tunnel. Sowohl Google wie auch die Auswanderer
beschrieben das so. Doch da war kein Wanderweg. Weit und breit
nichts. Auch kein Weg auf unserer Karte, auf unserem Navi und auf dem
Smartphone. Also fragten wir erneut Onkel Google und erhielten vor
allem die Meldung über diverse Deckeneinstürze in letzter Zeit. Von
einem Besuch werde abgeraten. So hatte sich die Suche nach dem Weg
auch erübrigt und wir zogen weiter.
Der nächste Halt war dann schon ganz in der Nähe von Fauske. Diese
Kleinstadt hat nämlich einen Ort, oder besser ein Produkt, welches
sie weltberühmt gemacht hat. Jeder Norweger zumindest kennt den
Namen Fauske und weiss, dass von dort der ganz berühmte rosafarbene
Marmor stammt. Ankerske heisst der Marmor, welcher das Rathaus von
Oslo, das UN-Parlament in New York oder den Palast des japanischen
Kaisers schmückt. Bei der Anfahrt entdeckten wir von Weitem schon
die senkrechten Wände der Marmorgrube. Zudem waren die Strassen hier
wie weiss gepudert. Der Marmorstaub vom Abbau legte sich überall
nieder. Der Abbaustätte selbst durfte man sich dann leider nicht
nähern und ein Wald versperrte jegliche Sicht. Früher waren wohl
immer wieder Souvenirjäger auf dem Gelände angetroffen worden, was
in einem Steinbruch natürlich lebensgefährlich ist. Darum hat man
nun einen grossen Steinhaufen aus dieser Grube einfach vor den
Haupteingang gekippt. Dort hat es einen kleinen Parkplatz, man kann
halten und in dem Haufen nach einem Stück rosafarbenen Marmor
suchen. Natürlich fanden wir auch ein kleines Stück, welches wir
mit nach Hause nehmen können.
Das
nächste Ziel war im Navi programmiert. Doch wir kamen keinen
Kilometer ehe wir wieder rechts ran mussten. Der Truma-
Servicetechniker rief an. Kaum zu glauben aber wir waren noch immer
irgendwo auf der Rückrufliste. Durch die Tatsache, dass ich in den
letzten Tagen doch schon dies und das versucht hatte, hatten wir ein
gutes Gespräch und konnten viele Lösungsansätze durchgehen. Dazu
brauche ich aber noch ein wenig Material, welches ich wohl am besten
in einer Werkstatt finde. Doch am besten wäre es natürlich dies
gleich in der Garage zu machen, welche auch mit dem Diagnosegerät
ausgerüstet ist. Es gibt verschiedene Ursachen: die Dieselpumpe ist
defekt – kann man easy ersetzen; die Leitung zur Dieselpumpe ist
defekt – kann man easy ersetzen; die Steuerplatine ist defekt –
kann man easy ersetzen. Alles Dinge die schnell erledigt wären und
die Teile seien innerhalb eines Tages auch hier in Nordnorwegen. Die
Chancen stehen also super, dass in dieser Garage unser Problem mit
vereinten Kräften gelöst werden kann. Denn dass eine Heizung welche
so funktioniere komplett auseinandergebaut oder ersetzt werden hätte
müssen, sei ihm noch nie untergekommen in den 10 Jahren, die er dort
arbeitet. Wir werden jedoch nicht direkt zu dieser Garage fahren
sondern unseren Weg ganz gemütlich so fortsetzen wie geplant und
irgendwann werden wir dann schon an dieser Garage ankommen. Bis da
geht es gut auch ohne die Heizung.
Es war aber eine grosse Erleichterung, dieses Problem endlich ein
wenig zur Seite schieben zu können. So war die Laune im Führerhaus
auch um einiges besser als wir für eine lange Fahrtstrecke auf der
E6 nordwärts rollten. Es wurde wieder gelacht, gesungen und die
Landschaft genossen. Das Wetter heute war wieder traumhaft und die 17
Grad fühlten sich an wie 25. Einen Halt legten wir zum ersten Mal
bei Kjelvik ein. Ein richtig alter Häuslerhof, wo die Zeit stehen
geblieben ist. Die vielen kleinen Häuser sind noch original
eingerichtet und werden auch immer am letzten Tag im August noch
ihrer Bestimmung nach genutzt. Die ganze Siedlung ist ein Museum,
dessen Eintritt wir uns aber ersparten. Lieber wollten wir ins
Gjerdalen reisen. Ein Seitental, welches unser Reiseführer uns
wärmstens empfahl. Wir fuhren von der E6 ab, ein paar Kilometer
später, erst auf Teer dann auf Schotter, hinderte eine Barriere uns
jedoch an der Weiterfahrt. Diese ist erst ab dem 15. Juli jeweils
geöffnet – was in drei Tagen ist. Wir genossen auf der Rückfahrt
trotzdem noch den schönen Kobbvatn ehe wir wieder auf die E6 bogen.
Nun fuhren wir immer weiter nordwärts, bis uns kurz nach 12 der
Hunger ausbremste. Wir zogen von der Hauptstrasse auf einen grossen
Parkplatz, welcher mit einem Blumenkopfsymbol warb, welcher für eine
Sehenswürdigkeit steht. Helleristninger stand auf dem Schild, was
bedeutet, dass an diesem Ort wieder alte Felsritzungen auf uns
warteten. Melanie konnte sich knapp im Zaum halten und wir nahmen
zuerst das Essen ein. Danach wagten wir uns aber doch über die
Schären, welche uns extrem an den Süden des Landes erinnerten.
Allgemein fühlt man sich hier wieder wie im Süden – ob wir
irgendwo an der E6 die falsche Richtung einschlugen? Wir hoffen es
nicht. Wir betrachteten also die beiden lebensgrossen Rentiere,
welche hier weideten. Vor tausenden von Jahren in den Fels poliert.
Nicht gemalt, nicht geritzt – nein wirklich in den Fels poliert.
Nördlich wartete als nächster Stopp Innhavet. Ein kurzer Stopp
sollte es werden.
Punkt 1: Abwasser entsorgen. Zwei Womos standen schon vor uns an der
Entsorgungsstelle und hatten gefühlte Jahre ehe ihre Tanks leer
waren und wir an der Reihe waren.
Punkt 2: Wasser füllen. Das ging ganz flott.
Punkt 3: Womo waschen. Hier hatte es eine wunderbare Waschstation
und wir möchten ja nicht das dreckigste Womo auf der Fähre heute
Abend sein. Doch die Familie vor uns schien gerade den letzten
Urlaubstag zu verbringen und der Herr putzte sein Wohnmobil
unendlich lange und sehr gründlich. Es glänzte danach aber wirklich
wie neu. Unser Womo war wohl traurig nicht so eine gründliche
Behandlung bekommen zu haben, doch es ist nun wieder ansehnlich.
Nun machten wir uns auf den Weg zum Fähranleger in Skutvik. Von hier
aus wollen wir auf die Lofoten übersetzen. Schon bei der Anfahrt
merkten wir, dass wir hier in eine komplett andere Landschaft kommen,
als wir sie bisher von Norwegen kennen. Schroff stehen die grünen
Felsen hier in der Landschaft und trotz blauem Himmel und warmen
Temperaturen sind die Gipfel stets von Nebel umhüllt. Wirklich
traumhaft und das schon hier auf dem Festland. Am Fähranleger war
noch nicht viel los, was daran liegen mag, dass die nächste Fähre
erst um 18:30 fährt und wir erst 15:30 Uhr hatten. Doch drei Stunden
warten ging in Ordnung. Wir hatten zu tun. Mit neu erworbenem
Sekundenkleber reparierte ich den Tankdeckel (hält Bombe), wir
schrieben schon einmal unsere Tagebücher, putzten das Bad, saugten
und bemerkten im letzten Moment, dass wir noch kochen und essen
sollten. Auf der Fähre darf man ja nicht im schönen Womo bleiben
und an Deck ist alles viel zu teuer.
So machten wir uns mit einem geputzten Wohnmobil und gefüllten
Bäuchen auf den Weg in den Schlund der Fähre. Mit geschicktem
Einladen der vielen Autos konnten wirklich alle in der grossen Fähre
verstaut werden und es ging schon bald los. Zwei Stunden dauerte die
Überfahrt von Skutvik nach Svolvaer, welche wir grösstenteils mit
unseren Tolinos verbrachten. Ich begann jetzt auch noch „Fünf“
von der Dame Poznanski zu lesen – der Krimi über Geocaching. Kurz
vor dem Ziel waren wir fast alleine in der Fähre. Wir bemerkten,
dass es eben doch noch ein Sonnendeck gibt, eilten dort hinauf und
bewunderten die traumhafte Insel, welche langsam in unserem Sichtfeld
erschien. Filmfans wissen was ich meine wenn ich sage: es war wie die
Ankunft in Jurassic Park / Jurassic World. Die grün überwachsenen
Felsen erhoben sich majestätisch und begrüssten uns auf dieser
Inselgruppe. Ein paar Fotos später sassen wir schon wieder in
unserem Wohnmobil und wurden in die Freiheit entlassen.
Schnell schossen wir gleich nach dem Fähranleger in Svolvaer ein
paar Fotos der sehr schönen Lofoten- Kathedrale ehe wir auf eine
Schotterstrasse zu unserem ersten potentiellen Übernachtungsplatz
abbogen. Na super – Schotterstrasse und ich habe doch erst gerade
das Womo frisch gewaschen. Aber dreckig wird es hier in Norwegen
sowieso wieder. Am Ende dieses Weges soll eine Campingwiese für
Reisende mit dem Zelt auf uns warten, welche auch über zwei
Parkplätze verfügt auf denen diverse Womos Platz finden. Unsere
Hoffnung war klein noch einen Platz zu ergattern. Sommerferien,
schöner Platz und späte Anreise – nicht die besten Vorzeichen.
Und so kam es auch, dass wir gerade noch genügend Platz fanden unser
Womo zu wenden und uns wieder von dem tollen Ort zu verabschieden.
Ein friedlicher Fleck Erde hier hinten, auf welchem die Bewohner der
Zelte miteinander Ball spielten, am Lagerfeuer sassen und sich mit
neuen Bekanntschaften austauschten. So soll Reisen sein. Wir hatten
auf dem Hinweg schon einen Franzosen entdeckt, welcher einen Platz
zwischen Strasse und Meer entdeckt hatte und mit seinem Womo dort
stand. Das war nun unser Plan B. Und siehe da: unser Womo passt noch
bestens auf den Platz und so stehen wir nun hier mit wundervollem
Blick über eine kleine Bucht mit den typischen, auf Holzpfählen
gebauten, Häuschen der Fischer. Hier lässt es sich gut leben. Doch
die Sonne soll uns nicht täuschen. Es ist schon spät geworden und
ein ereignisreicher Tag geht dem Ende zu.
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