„Und
so stehen wir nun hier zwischen Strasse und Fjord und geniessen die
Aussicht und das Nachtessen. In der Stunde, welche wir schon hier
stehen, fuhren 3 Autos vorbei (und kein einziges Womo). Das könnte
also wieder eine ruhigere Nacht werden.“
Damit schloss ich gestern den
Blog. Ich hatte wohl also das Unheil heraufbeschworen. Denn die Nacht
war definitiv nicht die Beste. Eher schon beinahe die Schlechteste
der Reise. Kaum einmal im Bett und eingeschlafen weckte uns der Wind.
Er pfiff um unser Womo und brachte dieses zum wanken. Immer und immer
wieder kam er vorbei. Manchmal noch begleitet von Regen, welcher auf
das Blech prasselte. Länger als 30 Minuten am Stück habe ich nie
geschlafen. Bei jedem Aufwachen ein Blick nach draussen: Nebel aber
hell als ob wir schon 10 Uhr in der Früh hätten. Beim Blick auf die
Uhr war es aber immer mitten in der Nacht.
So sassen wir beide heute etwas
gerädert auf dem Fahrer- / Beifahrersitz. Das Wetter war regnerisch
und die Berge versteckten sich in den tiefhängenden Wolken. Doch
einfach wieder unter der Decke verkriechen war heute nicht. Die Fähre
wartete. So machten wir uns auf die kurze Fahrt zum Anleger in
Fiskebol und reihten uns hinter ein Auto und ein Womo, welche als
Einzige schon hier waren. Wir nutzten die Wartezeit um zu
frühstücken, was genau noch beendet wurde ehe die Fähre eintraf
und uns aufnahm. Wieder unter 6 Meter Länge eingestuft, wurde unser
Womo im Bauch der Fähre verstaut und wir machten uns auf den Weg in
das gemütliche Obergeschoss. Über eine halbe Stunde später waren
wir dann in Melbu und hatten somit die Lofoten schon wieder
verlassen. Die Inseln der Vesteralen, welche wir nun die nächsten
Tage besuchen, sehen den Lofoten sehr ähnlich – gehören jedoch
nicht dazu.
Wir bahnten uns unseren Weg durch
diese neue Landschaft. Wie auf den Lofoten hielten wir uns möglichst
von der Hauptroute, der E10, fern und hatten so unsere Ruhe. Ein Halt
hier und ein Halt dort um ein paar tolle Fotos zu schiessen, lagen
natürlich auch drin. Die Natur hier war wieder ein Traum und wir
konnten nicht genügend aus dem Fenster starren. Der Nebel hob sich
ein wenig und so hatten wir einigermassen gute Sicht, wenn auch keine
Sonne. Wir bahnten uns unseren Weg über grosse Spannbetonbrücken,
entlang einiger Fjorde und entdeckten auch hin und wieder einen
kleinen Schatz am Wegesrand, sei es in Form eines Geocaches oder auch
eines bemalten Felses, welcher eine Seerettung im Jahre 1923 oder
1924 darstellte.
So war auch schon bald
Mittagszeit und der Hunger kam. Wir stellten unser Womo neben die
Indre Eidsfjord Kirke ab und genossen ein wenig die Aussicht. Wir
blätterten noch kurz in den Tolinos und ich legte mich für eine
halbe Stunde schlafen, ehe wir uns dem Essen widmeten. Auch nach dem
Essen wurde nochmals kurz gelesen und so dauerte die Mittagspause
heute ein bisschen länger als gewohnt. Aber an einem regnerischen
Sonntag darf das auch durchaus so sein.
Wir machten uns danach auf den
Weg in den Westen der Insel und legten auch hier immer wieder einen
Halt ein. Nach einem Tunnel, welcher uns in den südlichsten Teil
brachte, legte sich auch der Nebel und die Sonne drückte ein wenig
Licht durch die Wolken. Nur eine kleine Besserung, welche das Ganze
jedoch enorm viel freundlicher machte. Nach einem Besuch der roten
Kirche von Bo begaben wir uns in Skagen sogar noch auf eine kleine
Wanderung zu einer Skulptur. Mann am Meer – das kennen wir doch von
Dänemark. Da waren es sogar mehrere. Hier ist es eine einzelne
stählerne Figur, welche aufs Meer blickt.
Ein kleines Fischerdorf lockte
uns mit einem wunderschönen Hafen und frisch renovierten
Fischerhäuschen noch in seinen Hafen. Dort lagen die kleinen Boote,
welche bei dem Seegang heute kräftig durchgeschüttelt wurden.
Ebenfalls durchgeschüttelt
wurden die vielen Möwen am Vogelfelsen in Nykvag. Mit gewohnter
Geräuschkulisse sassen die vielen Möwen in ihren Nestern, stritten
sich um diese und verschwanden immer Mal wieder zur Nahrungssuche.
Wir zogen weiter bis zum nordwestlichsten Punkt des Abstechers –
nach Hovden. Der Hafen hier ist ein Magnet für Wohnmobilfahrer,
welche in ihrem Wohnmobil die Mitternachtssonne geniessen möchten.
Natürlich stand bei diesem schlechten Wetter nur ein Zürcher Womo
auf dem Platz, dessen Insassen wohl nicht begriffen, dass die
Mitternachtssonne bei Wolkendecke nicht zu sehen ist. Die Leser aus
dem Kanton Zürich mögen mir diesen Spruch nachsehen (und wir
standen ja jetzt auch da...).
Wir packten unsere Tolinos aus
und vertieften uns in unseren Geschichten bis der Hunger uns von den
Bildschirmen ablöste. Melanie begann zu kochen und ich den Blog zu
schreiben. Nach dem leckeren Nachtessen wollten wir uns wie geplant
noch auf den Rückweg von dieser Halbinsel machen. Die
Mitternachtssonne versteckte sich heute und bei der Weiterfahrt
konnten wir das Womo noch ein wenig Heizen – mit der Heizung vom
Führerhaus. Die Strecke war über grosse Teile dieselbe wie wir
schon hergefahren waren. Langsam drückte sich aber ein wenig Licht
durch die Wolken. Von Sonnenschein aber doch noch einiges entfernt.
Nach knapp einer Stunde kamen wir dann auch an unserem
Übernachtungsplatz in Klo (jep das ist der Name der Ortschaft) an.
Wir waren mutig und stellten unser Womo wieder direkt ans Meer. Noch
ist es windstill und absolut ruhig hier. Hoffen wir, dass es diese
Nacht so bleibt. Nun gibt es noch ein Bierchen zum Sonntag ehe es ins
warme Bettchen geht.
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