Sonntag, 12. August 2018

Beim Kummakivi und im Nationalpark

Das mit dem Abend vor dem Womo ausklingen lassen klappte gestern Abend nicht ganz wie geplant. Ruhig lagen wir auf unseren Liegestühlen, als ich eine Dame entdeckte, welche am nahen Schild inmitten des Parkplatzes herumhantierte. Sofort war mir klar, dass dies eine Geocacherin ist, welche den ersten Cache des Trails suchte. Als sie ihn eine Weile nicht fand, ging ich zu ihr hin um ihr einen Tipp zu geben. Schnell fand die Finnin die Dose und wir plauderten ein wenig. Sie kam auf einen Cache der Runde zu sprechen, den auch wir leider nicht loggen konnten. Es handelte sich dabei um einen T5 (für Muggels: für die braucht man ein Hilfsmittel; z.B. zum Klettern) und wir hatten natürlich nichts dabei. Sie hätte die benötigte Leiter im Auto gehabt, traute sich alleine jedoch nicht auf den Felsbrocken zu steigen. Kurzerhand beschlossen wir unsere Kräfte zu vereinigen und zu diesem T5 zu fahren. Wir räumten unseren Kram ins Womo und sassen bald im Auto der Finnin. Wir bretterten über die Schotterpiste zu dem Geocache. Wie die Finnen Schotterpiste fahren hat etwas von Rally im Fernsehen. Volle Pulle, Schlaglöcher sind egal. Angekommen kämpften wir uns mit der Leiter im Gepäck durch eine Moorlandschaft, ehe wir am Felsen angekommen waren. Schnell installierten wir die Leiter und ich kletterte auf den Stein. Die Dose war schnell entdeckt und wir trugen unsere Namen im Logbuch ein. Nachdem wir zurückgefahren waren, setzte sich die Cacherin noch mit uns an den See. Die Stimmung war genial. Ein Abendrot vom Schönsten. Das hatten wir im immer hellen Norden lange nicht mehr gesehen. Die Finnin parkte ihr Auto neben unser Womo und beschloss im Auto zu schlafen, um heute auf einen weiteren Powertrail zu gehen. Die Finnen spinnen auf die Trails. Nur so schaffen sie die gigantischen Fundzahlen. Die angetroffenen Cacher vom Nachmittag hatten 22'000 Funde und die Finnin, welche nun neben uns ihr Bett installierte, hatte sogar 32'000 Cachefunde auf dem Konto. 




Nach einer erneut ruhigen Nacht am See, hatten wir wieder Sonntagsblues. Es war schon neun Uhr als wir unter der Decke hervor krabbelten und unsere Nachbarin war schon weitergezogen. Wir genossen ein letztes Frühstück mit der Aussicht auf den wundervollen See, ehe wir unser nächstes Ziel anvisierten. 50 Minuten Fahrt lagen vor uns um einen Stein im Wald zu besuchen. Klang nicht so interessant, doch wir hatten Zeit und liessen uns überraschen.

Den offiziellen Parkplatz des Kummakivi, so heisst der Stein, erreichten wir mit dem Womo leider nicht. Ein paar hundert Meter davor war Schluss und wir parkten am Strassenrand. Die Schotterpiste war zu steil und zu viele Löcher jagten uns Angst ein. So entdeckten wir ein Schild, welches uns über einen Umweg zu diesem Kummakivi leiten wollte. Da genau auf dem Umweg noch ein Multicache lag, entschlossen wir uns diesen Umweg auf uns zu nehmen. Wir wanderten auf einem verwachsenen Trampelpfad einem See entlang. Die Stelle, welche dem Multi und dem Umweg den Namen gab, war dann aber schon sehr speziell. Eine „Brücke“ führte über den See in Richtung Kummakivi. Brücke ist jedoch das falsche Wort. Schwimmende Inseln aus Erde und Gras waren mit kleinen Brettern und Fichtenstämmen verbunden und führten mitten über den See. Erst dachten wir, dass es sich um einen Damm handelt, bis wir auf der ersten grünen Insel bemerkten, dass diese schwimmt, somit sehr wackelt und bei längerem stehen bleiben sogar droht unterzugehen. Somit war es ein wahrer Balanceakt den See zu überqueren. Doch es führte kein Weg an der abenteuerlichen Variante vorbei. Wir konnten danach dafür den Final des Multis finden und standen schon bald am Kummakivi. 



Unser erster Gedanke: OH MEIN GOTT! Wie gross der war. Wir kennen die ausbalancierten Steine ja von diversen Wanderungen, auch in der Schweiz. Doch dieser Stein hatte die Grösse eines kleinen Einfamilienhauses. Und dieses Einfamilienhaus stand auf einer Fläche von 1x1 Meter auf einem anderen Stein. Gut war zu erkennen, dass sich der ausbalancierte Fels von einem Berg gelöst hatte und von Gletschereis hierhin transportiert wurde. Der untere Stein war von diesem Gletscher total rundgeschliffen und die grosse Last wurde einfach vom schmelzenden Eis auf ihm abgelegt. Wir schossen viele Fotos und Videos von dem beeindruckenden Riesen und wunderten uns, dass diese Attraktion keine Menschen anzog. Kein Schild weit und breit und ebenso keine Leute. Wir konnten uns beinahe nicht sattsehen, machten uns dann aber doch auf den Rückweg. Wir wählten den direkten Weg, welcher uns die „Brücke“ ersparte und dafür am Final des zweiten Multis vorbeiführte. 




Hungrig landeten wir wieder am Wohnmobil. Doch Essen musste zuerst gekauft werden. Also nichts wie los nach Imatra zum Lidl. Eine knappe Stunde fahrt zeigte das Navi an und wir beschlossen uns, dies durchzuhalten. Noch 9 Minuten. Noch 8 Minuten. Noch 7 Minuten. „HAAAALT – Lueg e mol det. Det fahremer ane“. So klang es vom Beifahrersitz und Melanie zeigte auf eine wunderschöne Kirche. Kirche in allen Ehren, aber ich habe Hunger. Natürlich interessierte das Niemand und wir standen kurz später am Parkplatz der Kirche von Ruokolahti. Der wunderschöne Holzbau erwartete uns mit offenen Türen und wir traten ein. So eine grosse Holzkirche sahen wir selten. Imposant ihr Inneres, welches typisch für den Norden komplett schmucklos ausfiel. Nur eine riesige Orgel war neben einem kleinen Altar, einer Kanzel und vielen Bänken zu sehen. Doch auch im Umfeld der Kirche fanden wir viele interessante Orte. Kriegsgräber aus dem zweiten Weltkrieg säumten die Umgebung und erinnerten an den verlustreichen Krieg hier an der finnisch-russischen Grenze. Ein Glockenturm aus dem 18. Jahrhundert erinnerte uns an die Stabskirchen in Norwegen und duftete nach harzigem Holz, wie die Kirche von vorgestern. Irgendwann gewann aber der Hunger die Oberhand und so wurde sogar der Geocache an der Kirche links liegen gelassen. 





Wir mussten uns zurückhalten im Lidl. Jeder kennt das, wenn man mit Hunger einkaufen fährt. Wir schafften dies einigermassen, doch schon auf dem Parkplatz brach es aus uns aus. Die Teller wurden auf den Tisch gestellt und ab ging die Post. Nach der Stärkung bemerkten wir, dass wir noch gar keine Ahnung hatten, was als nächstes kommt. So wurden Karten und Infos studiert. Ganz in der Nähe befand sich der Repovesi Nationalpark. Dieser sah sehr interessant aus und war sogar auf unserer Reiseliste zu finden. So könnten wir auf dem Weg dorthin noch ein paar Caches finden, dann dort schlafen und morgen auf Wanderung. Doch auf der Homepage entdeckten wir, dass am beliebten Fox-Trail (hat nichts mit dem Spiel Fox-Trail zu tun, mehr mit dem Tier, dem Fuchs) die Hängebrücke zusammengefallen ist. Diese Passage wird nun von einem Schiff überbrückt, welches bis zum 12. August jeweils bis 18:00 Uhr verkehrt. Also nur noch heute.

So fuhren wir den direktesten Weg zum Nationalpark und standen kurz nach 16 Uhr auf dessen Parkplatz. Wir packten den Rucksack und schnürten die Wanderschuhe, schnappten das Navi, die Kamera, das Handy. Wir entdeckten bald die gut ausgeschilderte Bootshaltestelle und warteten auf dem Steg am schönen See. Sobald uns der Kapitän am anderen Ende erblickt hatte, tuckerte er mit dem kleinen Boot zu uns und holte uns ab. Wir kamen in den Genuss einer kurzen aber sehr schönen und kostenlosen Bootsfahrt ehe wir am anderen Ufer wieder abgesetzt wurden. Danach folgte über sieben Kilometer schönste Wanderung. Gleich zu Beginn mussten wir zwar die ganzen Höhenmeter über eine endlos erscheinende Treppe erklimmen, wurden jedoch mit einer grandiosen Aussicht belohnt. Über verträumte Pfade wanderten wir durch den Nationalpark und begegneten nur vier anderen Wanderern, welche uns entgegen liefen. Die mussten sich aber beeilen um noch vor 18 Uhr am Bootssteg zu sein. Wir fanden einige Caches, wanderten und plauderten, ehe wir an der zweiten abenteuerlichen Seequerung des Tages standen. Eine „Fähre“, welche an zwei Seilen befestigt über den See gezogen werden konnte. Da die Fähre am anderen Seeufer parkte, mussten wir diese erst zu uns ziehen, was schon fünf Minuten dauerte. Die Überfahrt klappte dann schneller als gedacht und wir kamen auch tatsächlich trockenen Fusses am anderen Ufer an. Ein kurzer Weg war es nun noch zum Womo. Eine wunderschöne Wanderung, wenn auch länger als erwartet. Doch 2 Stunden war eine gute Zeit und so waren wir auch hungrig genug um uns gleich wieder an den Tisch zu setzen. Heute bleiben wir hier im Nationalpark und verbringen sicherlich eine ruhige Nacht auf dem leeren Parkplatz.







1 Kommentar:

  1. Das Foti mit em sunneuntergang gäbt sicher e geils poster 😲😃

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