Das
mit dem Abend vor dem Womo ausklingen lassen klappte gestern Abend
nicht ganz wie geplant. Ruhig lagen wir auf unseren Liegestühlen,
als ich eine Dame entdeckte, welche am nahen Schild inmitten des
Parkplatzes herumhantierte. Sofort war mir klar, dass dies eine
Geocacherin ist, welche den ersten Cache des Trails suchte. Als sie
ihn eine Weile nicht fand, ging ich zu ihr hin um ihr einen Tipp zu
geben. Schnell fand die Finnin die Dose und wir plauderten ein wenig.
Sie kam auf einen Cache der Runde zu sprechen, den auch wir leider
nicht loggen konnten. Es handelte sich dabei um einen T5 (für
Muggels: für die braucht man ein Hilfsmittel; z.B. zum Klettern) und
wir hatten natürlich nichts dabei. Sie hätte die benötigte Leiter
im Auto gehabt, traute sich alleine jedoch nicht auf den Felsbrocken
zu steigen. Kurzerhand beschlossen wir unsere Kräfte zu vereinigen
und zu diesem T5 zu fahren. Wir räumten unseren Kram ins Womo und
sassen bald im Auto der Finnin. Wir bretterten über die
Schotterpiste zu dem Geocache. Wie die Finnen Schotterpiste fahren
hat etwas von Rally im Fernsehen. Volle Pulle, Schlaglöcher sind
egal. Angekommen kämpften wir uns mit der Leiter im Gepäck durch
eine Moorlandschaft, ehe wir am Felsen angekommen waren. Schnell
installierten wir die Leiter und ich kletterte auf den Stein. Die
Dose war schnell entdeckt und wir trugen unsere Namen im Logbuch ein.
Nachdem wir zurückgefahren waren, setzte sich die Cacherin noch mit
uns an den See. Die Stimmung war genial. Ein Abendrot vom Schönsten.
Das hatten wir im immer hellen Norden lange nicht mehr gesehen. Die
Finnin parkte ihr Auto neben unser Womo und beschloss im Auto zu
schlafen, um heute auf einen weiteren Powertrail zu gehen. Die Finnen
spinnen auf die Trails. Nur so schaffen sie die gigantischen
Fundzahlen. Die angetroffenen Cacher vom Nachmittag hatten 22'000
Funde und die Finnin, welche nun neben uns ihr Bett installierte,
hatte sogar 32'000 Cachefunde auf dem Konto.
Nach
einer erneut ruhigen Nacht am See, hatten wir wieder Sonntagsblues.
Es war schon neun Uhr als wir unter der Decke hervor krabbelten und
unsere Nachbarin war schon weitergezogen. Wir genossen ein letztes
Frühstück mit der Aussicht auf den wundervollen See, ehe wir unser
nächstes Ziel anvisierten. 50 Minuten Fahrt lagen vor uns um einen
Stein im Wald zu besuchen. Klang nicht so interessant, doch wir
hatten Zeit und liessen uns überraschen.
Den
offiziellen Parkplatz des Kummakivi, so heisst der Stein, erreichten
wir mit dem Womo leider nicht. Ein paar hundert Meter davor war
Schluss und wir parkten am Strassenrand. Die Schotterpiste war zu
steil und zu viele Löcher jagten uns Angst ein. So entdeckten wir
ein Schild, welches uns über einen Umweg zu diesem Kummakivi leiten
wollte. Da genau auf dem Umweg noch ein Multicache lag, entschlossen
wir uns diesen Umweg auf uns zu nehmen. Wir wanderten auf einem
verwachsenen Trampelpfad einem See entlang. Die Stelle, welche dem
Multi und dem Umweg den Namen gab, war dann aber schon sehr speziell.
Eine „Brücke“ führte über den See in Richtung Kummakivi.
Brücke ist jedoch das falsche Wort. Schwimmende Inseln aus Erde und
Gras waren mit kleinen Brettern und Fichtenstämmen verbunden und
führten mitten über den See. Erst dachten wir, dass es sich um
einen Damm handelt, bis wir auf der ersten grünen Insel bemerkten,
dass diese schwimmt, somit sehr wackelt und bei längerem stehen
bleiben sogar droht unterzugehen. Somit war es ein wahrer Balanceakt
den See zu überqueren. Doch es führte kein Weg an der
abenteuerlichen Variante vorbei. Wir konnten danach dafür den Final
des Multis finden und standen schon bald am Kummakivi.
Unser
erster Gedanke: OH MEIN GOTT! Wie gross der war. Wir kennen die
ausbalancierten Steine ja von diversen Wanderungen, auch in der
Schweiz. Doch dieser Stein hatte die Grösse eines kleinen
Einfamilienhauses. Und dieses Einfamilienhaus stand auf einer Fläche
von 1x1 Meter auf einem anderen Stein. Gut war zu erkennen, dass sich
der ausbalancierte Fels von einem Berg gelöst hatte und von
Gletschereis hierhin transportiert wurde. Der untere Stein war von
diesem Gletscher total rundgeschliffen und die grosse Last wurde
einfach vom schmelzenden Eis auf ihm abgelegt. Wir schossen viele
Fotos und Videos von dem beeindruckenden Riesen und wunderten uns,
dass diese Attraktion keine Menschen anzog. Kein Schild weit und
breit und ebenso keine Leute. Wir konnten uns beinahe nicht
sattsehen, machten uns dann aber doch auf den Rückweg. Wir wählten
den direkten Weg, welcher uns die „Brücke“ ersparte und dafür
am Final des zweiten Multis vorbeiführte.
Hungrig
landeten wir wieder am Wohnmobil. Doch Essen musste zuerst gekauft
werden. Also nichts wie los nach Imatra zum Lidl. Eine knappe Stunde
fahrt zeigte das Navi an und wir beschlossen uns, dies durchzuhalten.
Noch 9 Minuten. Noch 8 Minuten. Noch 7 Minuten. „HAAAALT – Lueg e
mol det. Det fahremer ane“. So klang es vom Beifahrersitz und
Melanie zeigte auf eine wunderschöne Kirche. Kirche in allen Ehren,
aber ich habe Hunger. Natürlich interessierte das Niemand und wir
standen kurz später am Parkplatz der Kirche von Ruokolahti. Der
wunderschöne Holzbau erwartete uns mit offenen Türen und wir traten
ein. So eine grosse Holzkirche sahen wir selten. Imposant ihr
Inneres, welches typisch für den Norden komplett schmucklos ausfiel.
Nur eine riesige Orgel war neben einem kleinen Altar, einer Kanzel
und vielen Bänken zu sehen. Doch auch im Umfeld der Kirche fanden
wir viele interessante Orte. Kriegsgräber aus dem zweiten Weltkrieg
säumten die Umgebung und erinnerten an den verlustreichen Krieg hier
an der finnisch-russischen Grenze. Ein Glockenturm aus dem 18.
Jahrhundert erinnerte uns an die Stabskirchen in Norwegen und duftete
nach harzigem Holz, wie die Kirche von vorgestern. Irgendwann gewann
aber der Hunger die Oberhand und so wurde sogar der Geocache an der
Kirche links liegen gelassen.
Wir
mussten uns zurückhalten im Lidl. Jeder kennt das, wenn man mit
Hunger einkaufen fährt. Wir schafften dies einigermassen, doch schon
auf dem Parkplatz brach es aus uns aus. Die Teller wurden auf den
Tisch gestellt und ab ging die Post. Nach der Stärkung bemerkten
wir, dass wir noch gar keine Ahnung hatten, was als nächstes kommt.
So wurden Karten und Infos studiert. Ganz in der Nähe befand sich
der Repovesi Nationalpark. Dieser sah sehr interessant aus und war
sogar auf unserer Reiseliste zu finden. So könnten wir auf dem Weg
dorthin noch ein paar Caches finden, dann dort schlafen und morgen
auf Wanderung. Doch auf der Homepage entdeckten wir, dass am
beliebten Fox-Trail (hat nichts mit dem Spiel Fox-Trail zu tun, mehr
mit dem Tier, dem Fuchs) die Hängebrücke zusammengefallen ist.
Diese Passage wird nun von einem Schiff überbrückt, welches bis zum
12. August jeweils bis 18:00 Uhr verkehrt. Also nur noch heute.
So
fuhren wir den direktesten Weg zum Nationalpark und standen kurz nach
16 Uhr auf dessen Parkplatz. Wir packten den Rucksack und schnürten
die Wanderschuhe, schnappten das Navi, die Kamera, das Handy. Wir
entdeckten bald die gut ausgeschilderte Bootshaltestelle und warteten
auf dem Steg am schönen See. Sobald uns der Kapitän am anderen Ende
erblickt hatte, tuckerte er mit dem kleinen Boot zu uns und holte uns
ab. Wir kamen in den Genuss einer kurzen aber sehr schönen und
kostenlosen Bootsfahrt ehe wir am anderen Ufer wieder abgesetzt
wurden. Danach folgte über sieben Kilometer schönste Wanderung.
Gleich zu Beginn mussten wir zwar die ganzen Höhenmeter über eine
endlos erscheinende Treppe erklimmen, wurden jedoch mit einer
grandiosen Aussicht belohnt. Über verträumte Pfade wanderten wir
durch den Nationalpark und begegneten nur vier anderen Wanderern,
welche uns entgegen liefen. Die mussten sich aber beeilen um noch vor
18 Uhr am Bootssteg zu sein. Wir fanden einige Caches, wanderten und
plauderten, ehe wir an der zweiten abenteuerlichen Seequerung des
Tages standen. Eine „Fähre“, welche an zwei Seilen befestigt
über den See gezogen werden konnte. Da die Fähre am anderen Seeufer
parkte, mussten wir diese erst zu uns ziehen, was schon fünf Minuten
dauerte. Die Überfahrt klappte dann schneller als gedacht und wir
kamen auch tatsächlich trockenen Fusses am anderen Ufer an. Ein
kurzer Weg war es nun noch zum Womo. Eine wunderschöne Wanderung,
wenn auch länger als erwartet. Doch 2 Stunden war eine gute Zeit und
so waren wir auch hungrig genug um uns gleich wieder an den Tisch zu
setzen. Heute bleiben wir hier im Nationalpark und verbringen
sicherlich eine ruhige Nacht auf dem leeren Parkplatz.
Das Foti mit em sunneuntergang gäbt sicher e geils poster 😲😃
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