Dienstag, 28. August 2018

Vom Gauja Nationalpark in die Hauptstadt Riga

Heute früh stand, nach dem üblichen Frühstück, der Besuch der Latvia Natural Paths an. Dieser spezielle Teil des Nationalparks bot schon immer schöne Wälder. Früher konnte man diese auf einem 7 Kilometer langen Rundweg bequem auf geteerten Strassen erkunden. Man warf dazu am Eingang ein paar Euros in Münzen ein, die Schranke hob sich und man tuckerte durch den Nationalpark. Klingt vielleicht speziell, ist in den USA jedoch ganz normal. Hier in Lettland stoppte man dies jedoch und die Teerstrasse ist mittlerweile nur noch für Mitarbeiter zugänglich. Der Rest soll wandern und das ist auch gut so. Eintritt kostet das Betreten der Natural Paths jedoch auch zu Fuss. 3.60 Euro pro Person entrichteten wir am Eingang. Dieser Eintritt ist für die neue Nutzung des Parkabschnittes vorgesehen. Im Park werden seit einigen Jahren nämlich Tiere, welche aus sehr schlechter Tierhaltung oder brutaler Gefangenschaft befreit wurden oder nach schweren Verletzungen aufgepeppelt und nicht mehr ausgewildert werden konnten, gehalten. Es ist also so wie ein Tierpark, mit Tieren, welche in der Natur nicht mehr zurechtgekommen wären. Wir waren gespannt und schlenderten durch den Wald. Es verging eine ganze Weile ehe wir bei den Eulen und Kauzen vor den Gehegen standen. Die nachtaktiven Tiere waren vor allem mit Schlafen beschäftigt und wir zogen weiter zu den Kleintieren. Süsse Eichhörnchen und ein wunderschöner Marder erwarteten uns hier. Diese Zeitgenossen mussten aber auch hier in sehr kleinen Käfigen ausharren. Erst zum Schluss entdeckten wir, eine Erweiterung nach hinten, welche jedoch aufgrund gerade stattfindender Arbeiten temporär geschlossen waren. 



Weiter ging es bei den Braunbären. Diese schliefen noch tief und fest und wir entschlossen uns später wiederzukommen. Im nächsten Gehege entdeckten wir bei genauerem Hinsehen jedoch drei wunderschöne Luchse. Wir beide lieben die wunderschöne Waldkatze. Zum knuddeln sahen die Drei aus und wir mussten ganz doll an unsere Katze Zuhause denken. Wir freuen uns schon wieder sehr auf unseren Charlie. Auch die Wildschweine im nächsten Gehege vermochten zu unterhalten. Vater, Mutter und vier Junge, vermochten die morgendliche Ruhe mit ihren Lauten zu durchbrechen. Wir bestaunten immer weiter abwechslungsweise Tiere und die schöne Natur. Wir bekamen sogar die Chance., die Natur von einem Aussichtsturm zu beobachten und fanden uns bald über den Baumwipfeln wieder. Nachdem wir uns mit zwei süssen Füchsen eine Weile beschäftigten, standen wir lange auf einem Steg, welcher durch das Gehege der Elche führte. So viele Monate im Norden und uns war nur ein einziger Elch begegnet. So durfte das nicht enden und nach dem einen Elch in Freiheit hätten wir jetzt auch diesen im Gehege mitgezählt. Aber auch nach langem Warten wollte sich einfach keiner dieser Riesen zeigen. Kein Elch in Sicht. Das Gehege war aber auch riesig und die Tiere bekamen viel Platz sich zu verstecken. So war es übrigens auch bei den anderen Gehegen. Bevor wir den Park verliessen schauten wir nochmals bei den Bären vorbei, welche mittlerweile im Sand an der Sonne lagen und sich die Sonne auf den Pelz strahlen liessen. Mit dieser Begegnung machten wir uns auf den Weg zurück zum Womo, wo wir pünktlich zum Mittagessen eintrafen. 










Nach dem Mittagessen wussten wir nicht genau wie weiter. Eigentlich wollten wir noch einen Bunker besichtigen, der hier im Nationalpark stand. Dabei handelte es sich um einen Sowjetischen Geheimbunker, welcher seine Klassifizierung erst vor ein paar Jahren verlor und noch immer original eingerichtet ist. Leider mussten wir jedoch bemerken, dass dieser nur immer Sonntags geöffnet ist. Wir entschlossen uns dann spontan, nach Riga zu fahren.

Die Hauptstadt erreichten wir etwas mehr als eine Stunde später. Das Erreichen der Stadt war jedoch gar nicht so leicht. Im Gegensatz zu Estland ist Lettland definitiv noch nicht so weit mit der Modernisierung und dem Aufbau. Die Autobahnen sind in einem schlechteren Zustand als manche finnische oder norwegische Schotterpiste. Mit 120 km/h fällt einem der Aufbau auseinander, mit weniger als 120 km/h ist man jedoch der Bremspflock und somit Ursprung gefährlicher Fahrmanöver der anderen Verkehrsteilnehmer. So oder so galt auf der Strasse heute mal wieder das Motto „de schneller isch de gschwinder“ und erst als ich mich am Stadtrand der Fahrweise der Einheimischen langsam anpasste, kamen wir besser voran. Die Fahrweise mag aggressiv und chaotisch wirken. Doch passt man sich dem erst einmal an, merkt man, dass die anderen Verkehrsteilnehmer sehr zuvorkommend sind und der Verkehr erstaunlich fliessend funktioniert. Das ändert jedoch nichts am Zustand des Untergrundes, welcher auch in der Stadt nicht immer besser war. Wir durchfuhren natürlich auf dem Weg ins Zentrum auch die Randgebiete der Stadt. Man sah hier hautnah, wie alles zerfällt und man konnte die Armut der Menschen auf den Strassen durch die Fensterscheiben spüren. Komische Gestalten in abgetragener und schmutziger Kleidung sah man hier überall. Die Häuser waren einst sehr modern und prunkvoll mit vielen Verzierungen. Heute fehlen teils Türen, was mit einem Brett und zwei Scharnieren eilig repariert wurde.

Wir erreichten schon bald das Zentrum. Natürlich war hier wieder alles aufgeräumt und sauber. Mit unserer Womo-App fanden wir auch schnell einen super Parkplatz. 10 Gehminuten von der Altstadt entfernt, mit grossen Parkfeldern und vor allem Gratis. Wir entdeckten den Van von einem französischen Paar, welches wir schon im Nationalpark in Estland antrafen. Wir parkten unser Womo mit gutem Gefühl und machten uns auf den Weg in die Innenstadt.

Zuerst besuchten wir das berühmte Schwarzhäupterhaus und den davor befindlichen besonderen Ort. Hier fand vor vielen Jahren eine Weltpremiere statt. Zum ersten Mal wurde ein geschmückter Weihnachtsbaum in der Öffentlichkeit aufgestellt. Wie wir wissen, verbreitete sich der Brauch mittlerweile um die ganze Welt. Weiter führte unser Weg zum Zentralmarkt, von dem wir wussten, dass er bald schliessen würde. Wir schlenderten durch die Aussenstände und liessen uns von dem Angebot an Gemüse, Früchten und Beeren erschlagen. Vor allem die Beeren taten es uns an. Für zwei Euro erstanden wir uns eine riesige Schale an Brombeeren. Auch die anderen Beeren kosteten hier in grossen Mengen nur ein paar Euro. So frisch und lecker. Schade, dass man sich Zuhause in der Schweiz Beeren weder im Laden noch auf dem Markt noch irgendwie leisten kann. Für uns sind die immer zu teuer. Im hinteren Teil des Marktes warteten noch die vielen Blumenläden auf Kundschaft. Wir entdeckten die schönsten Sträusse und Gestecke hier. Auch davon waren wir wirklich begeistert. Da der Markt jedoch früh schliesst, stürmten wir noch schnell in die Hallen. Die Halle 1 war eine wirklich riesige Halle, gefüllt mit Ständen, welche ausschliesslich Fleisch verkauften. Eine riesig grosse Metzgerei sozusagen. Das Fleisch sah wirklich sehr gut aus, die Hygiene wurde in der Halle wirklich gross geschrieben und trotzdem entdeckten wir Kilopreise, welche schon fast an ein Verschenken grenzen. So ging es auch in der zweiten Halle weiter. Nur war es hier Käse, Gewürze, Gemüse und Früchte welche zum Kauf angeboten wurden. An so einem Ort könnte man stundenlang einkaufen. Doch leider war unser Womo zu weit weg und wir wollten das Essen nicht mit uns mitschleppen. Zudem haben wir nur einen vollen Kühlschrank zu bieten.







Also wanderten wir in die Innenstadt. Auf dem Weg dorthin legten wir noch einen kleinen Halt in einem schönen japanischen Teehaus ein. Wir beide in einem Teehaus? Ja natürlich ging es uns nicht um den dort ausgeschenkten Tee. Wir stellten uns an den Tresen und fragten die Angestellte freundlich: „Can we try Mandarin?“ und diese überreichte uns ohne einen Kommentar eine Plastikdose. Ein Geocache. So kann man auch zu seinem Fund kommen und das ganz ohne lange Suche. Wir trugen uns im Logbuch ein und spazierten weiter. Die Altstadt von Riga empfing uns mit vielen tollen Gebäuden und schönen Plätzen. Überall hatten Restaurants ihre Tische auf den Plätzen aufgestellt und warben mit den feinsten Speisen. Zum shoppen entdeckten wir dagegen nicht wirklich viel. Ich schaffte es immerhin noch mit ein Cap (so eine Schirmmütze) zu kaufen, was mir in der Schweiz immer sehr Mühe bereitet und ich Ewigkeiten umherirre ehe ich eine passende finde. Ansonsten begutachteten wir die Plätze, Grünflächen und historischen Gebäude der Stadt. Das machte natürlich hunger und da wir von so vielen Restaurants umgeben waren, liessen wir uns von einem verleiten. TGIF (Thanks God it's Friday) preiste zwar etwas, was wir schon lange nicht mehr erlebten, erhielt jedoch unseren Zuschlag. Bei einem leckeren, einheimischen Bier und einem Apfel Cidre entschieden wir uns für einen Jack-Daniels Burger. Schon bald später erschien ein Teller mit einem riesigen Burger und wir hatten beide Mühe, dieses grandios leckere Ding komplett aufzuessen. Der Burger war aber zu lecker um nur einen Krümel übrig zu lassen.






Mit vollen Bäuchen ging es also wieder in die Gassen und Strassen von Riga. Wir beschlossen die restliche Innenstadt zu erkunden. Diese gefiel uns wirklich sehr. Ganz anders als Tallinn oder auch die anderen Städte auf unserer Route, herrschte hier ein beinahe italienisches Flair. So viele Restaurants in denen überall Leute sassen und trotzdem waren die Strassen gut gefüllt, aber nicht überfüllt, mit Menschen. Nur zum Einkaufen gab es hier nicht wirklich viel. So kam es, dass wir schon bald an einem Beachvolleyball-Turnier hängen blieben, das auf einem der vielen Plätze stattfand. Wir schauten uns dort drei Sätze, fieberten mit und klatschten bei den teilweise genialen Ballwechseln. Es war schon sehr dunkel und spät als wir uns von dem Ballspiel verabschiedet hatten und uns durch die Altstadt auf den Weg zum Womo begaben. Dort angekommen beschlossen wir jedoch, nicht hier mitten in der Stadt frei zu übernachten und noch ein wenig ausserhalb zu fahren. Eine halbe Stunde später rollten wir auf einen ruhigen Parkplatz in der Nähe eines Strandes, parkten unser Womo und legten uns gleich schlafen und träumten von der tollen Altstadt von Riga, welche wir für einen Besuch sehr empfehlen können.





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