Heute früh stand, nach dem
üblichen Frühstück, der Besuch der Latvia Natural Paths an. Dieser
spezielle Teil des Nationalparks bot schon immer schöne Wälder.
Früher konnte man diese auf einem 7 Kilometer langen Rundweg bequem
auf geteerten Strassen erkunden. Man warf dazu am Eingang ein paar
Euros in Münzen ein, die Schranke hob sich und man tuckerte durch
den Nationalpark. Klingt vielleicht speziell, ist in den USA jedoch
ganz normal. Hier in Lettland stoppte man dies jedoch und die
Teerstrasse ist mittlerweile nur noch für Mitarbeiter zugänglich.
Der Rest soll wandern und das ist auch gut so. Eintritt kostet das
Betreten der Natural Paths jedoch auch zu Fuss. 3.60 Euro pro Person
entrichteten wir am Eingang. Dieser Eintritt ist für die neue
Nutzung des Parkabschnittes vorgesehen. Im Park werden seit einigen
Jahren nämlich Tiere, welche aus sehr schlechter Tierhaltung oder
brutaler Gefangenschaft befreit wurden oder nach schweren
Verletzungen aufgepeppelt und nicht mehr ausgewildert werden konnten,
gehalten. Es ist also so wie ein Tierpark, mit Tieren, welche in der
Natur nicht mehr zurechtgekommen wären. Wir waren gespannt und
schlenderten durch den Wald. Es verging eine ganze Weile ehe wir bei
den Eulen und Kauzen vor den Gehegen standen. Die nachtaktiven Tiere
waren vor allem mit Schlafen beschäftigt und wir zogen weiter zu den
Kleintieren. Süsse Eichhörnchen und ein wunderschöner Marder
erwarteten uns hier. Diese Zeitgenossen mussten aber auch hier in
sehr kleinen Käfigen ausharren. Erst zum Schluss entdeckten wir,
eine Erweiterung nach hinten, welche jedoch aufgrund gerade
stattfindender Arbeiten temporär geschlossen waren.
Weiter ging es bei den
Braunbären. Diese schliefen noch tief und fest und wir entschlossen
uns später wiederzukommen. Im nächsten Gehege entdeckten wir bei
genauerem Hinsehen jedoch drei wunderschöne Luchse. Wir beide lieben
die wunderschöne Waldkatze. Zum knuddeln sahen die Drei aus und wir
mussten ganz doll an unsere Katze Zuhause denken. Wir freuen uns
schon wieder sehr auf unseren Charlie. Auch die Wildschweine im
nächsten Gehege vermochten zu unterhalten. Vater, Mutter und vier
Junge, vermochten die morgendliche Ruhe mit ihren Lauten zu
durchbrechen. Wir bestaunten immer weiter abwechslungsweise Tiere und
die schöne Natur. Wir bekamen sogar die Chance., die Natur von einem
Aussichtsturm zu beobachten und fanden uns bald über den Baumwipfeln
wieder. Nachdem wir uns mit zwei süssen Füchsen eine Weile
beschäftigten, standen wir lange auf einem Steg, welcher durch das
Gehege der Elche führte. So viele Monate im Norden und uns war nur
ein einziger Elch begegnet. So durfte das nicht enden und nach dem
einen Elch in Freiheit hätten wir jetzt auch diesen im Gehege
mitgezählt. Aber auch nach langem Warten wollte sich einfach keiner
dieser Riesen zeigen. Kein Elch in Sicht. Das Gehege war aber auch
riesig und die Tiere bekamen viel Platz sich zu verstecken. So war es
übrigens auch bei den anderen Gehegen. Bevor wir den Park verliessen
schauten wir nochmals bei den Bären vorbei, welche mittlerweile im
Sand an der Sonne lagen und sich die Sonne auf den Pelz strahlen
liessen. Mit dieser Begegnung machten wir uns auf den Weg zurück zum
Womo, wo wir pünktlich zum Mittagessen eintrafen.
Nach dem Mittagessen wussten wir
nicht genau wie weiter. Eigentlich wollten wir noch einen Bunker
besichtigen, der hier im Nationalpark stand. Dabei handelte es sich
um einen Sowjetischen Geheimbunker, welcher seine Klassifizierung
erst vor ein paar Jahren verlor und noch immer original eingerichtet
ist. Leider mussten wir jedoch bemerken, dass dieser nur immer
Sonntags geöffnet ist. Wir entschlossen uns dann spontan, nach Riga
zu fahren.
Die Hauptstadt erreichten wir
etwas mehr als eine Stunde später. Das Erreichen der Stadt war
jedoch gar nicht so leicht. Im Gegensatz zu Estland ist Lettland
definitiv noch nicht so weit mit der Modernisierung und dem Aufbau.
Die Autobahnen sind in einem schlechteren Zustand als manche
finnische oder norwegische Schotterpiste. Mit 120 km/h fällt einem
der Aufbau auseinander, mit weniger als 120 km/h ist man jedoch der
Bremspflock und somit Ursprung gefährlicher Fahrmanöver der anderen
Verkehrsteilnehmer. So oder so galt auf der Strasse heute mal wieder
das Motto „de schneller isch de gschwinder“ und erst als ich mich
am Stadtrand der Fahrweise der Einheimischen langsam anpasste, kamen
wir besser voran. Die Fahrweise mag aggressiv und chaotisch wirken.
Doch passt man sich dem erst einmal an, merkt man, dass die anderen
Verkehrsteilnehmer sehr zuvorkommend sind und der Verkehr erstaunlich
fliessend funktioniert. Das ändert jedoch nichts am Zustand des
Untergrundes, welcher auch in der Stadt nicht immer besser war. Wir
durchfuhren natürlich auf dem Weg ins Zentrum auch die Randgebiete
der Stadt. Man sah hier hautnah, wie alles zerfällt und man konnte
die Armut der Menschen auf den Strassen durch die Fensterscheiben
spüren. Komische Gestalten in abgetragener und schmutziger Kleidung
sah man hier überall. Die Häuser waren einst sehr modern und
prunkvoll mit vielen Verzierungen. Heute fehlen teils Türen, was mit
einem Brett und zwei Scharnieren eilig repariert wurde.
Wir erreichten schon bald das
Zentrum. Natürlich war hier wieder alles aufgeräumt und sauber. Mit
unserer Womo-App fanden wir auch schnell einen super Parkplatz. 10
Gehminuten von der Altstadt entfernt, mit grossen Parkfeldern und vor
allem Gratis. Wir entdeckten den Van von einem französischen Paar,
welches wir schon im Nationalpark in Estland antrafen. Wir parkten
unser Womo mit gutem Gefühl und machten uns auf den Weg in die
Innenstadt.
Zuerst besuchten wir das berühmte
Schwarzhäupterhaus und den davor befindlichen besonderen Ort. Hier
fand vor vielen Jahren eine Weltpremiere statt. Zum ersten Mal wurde
ein geschmückter Weihnachtsbaum in der Öffentlichkeit aufgestellt.
Wie wir wissen, verbreitete sich der Brauch mittlerweile um die ganze
Welt. Weiter führte unser Weg zum Zentralmarkt, von dem wir wussten,
dass er bald schliessen würde. Wir schlenderten durch die
Aussenstände und liessen uns von dem Angebot an Gemüse, Früchten
und Beeren erschlagen. Vor allem die Beeren taten es uns an. Für
zwei Euro erstanden wir uns eine riesige Schale an Brombeeren. Auch
die anderen Beeren kosteten hier in grossen Mengen nur ein paar Euro.
So frisch und lecker. Schade, dass man sich Zuhause in der Schweiz
Beeren weder im Laden noch auf dem Markt noch irgendwie leisten kann.
Für uns sind die immer zu teuer. Im hinteren Teil des Marktes
warteten noch die vielen Blumenläden auf Kundschaft. Wir entdeckten
die schönsten Sträusse und Gestecke hier. Auch davon waren wir
wirklich begeistert. Da der Markt jedoch früh schliesst, stürmten
wir noch schnell in die Hallen. Die Halle 1 war eine wirklich riesige
Halle, gefüllt mit Ständen, welche ausschliesslich Fleisch
verkauften. Eine riesig grosse Metzgerei sozusagen. Das Fleisch sah
wirklich sehr gut aus, die Hygiene wurde in der Halle wirklich gross
geschrieben und trotzdem entdeckten wir Kilopreise, welche schon fast
an ein Verschenken grenzen. So ging es auch in der zweiten Halle
weiter. Nur war es hier Käse, Gewürze, Gemüse und Früchte welche
zum Kauf angeboten wurden. An so einem Ort könnte man stundenlang
einkaufen. Doch leider war unser Womo zu weit weg und wir wollten das
Essen nicht mit uns mitschleppen. Zudem haben wir nur einen vollen
Kühlschrank zu bieten.
Also wanderten wir in die
Innenstadt. Auf dem Weg dorthin legten wir noch einen kleinen Halt in
einem schönen japanischen Teehaus ein. Wir beide in einem Teehaus?
Ja natürlich ging es uns nicht um den dort ausgeschenkten Tee. Wir
stellten uns an den Tresen und fragten die Angestellte freundlich:
„Can we try Mandarin?“ und diese überreichte uns ohne einen
Kommentar eine Plastikdose. Ein Geocache. So kann man auch zu seinem
Fund kommen und das ganz ohne lange Suche. Wir trugen uns im Logbuch
ein und spazierten weiter. Die Altstadt von Riga empfing uns mit
vielen tollen Gebäuden und schönen Plätzen. Überall hatten
Restaurants ihre Tische auf den Plätzen aufgestellt und warben mit
den feinsten Speisen. Zum shoppen entdeckten wir dagegen nicht
wirklich viel. Ich schaffte es immerhin noch mit ein Cap (so eine
Schirmmütze) zu kaufen, was mir in der Schweiz immer sehr Mühe
bereitet und ich Ewigkeiten umherirre ehe ich eine passende finde.
Ansonsten begutachteten wir die Plätze, Grünflächen und
historischen Gebäude der Stadt. Das machte natürlich hunger und da
wir von so vielen Restaurants umgeben waren, liessen wir uns von
einem verleiten. TGIF (Thanks God it's Friday) preiste zwar etwas,
was wir schon lange nicht mehr erlebten, erhielt jedoch unseren
Zuschlag. Bei einem leckeren, einheimischen Bier und einem Apfel
Cidre entschieden wir uns für einen Jack-Daniels Burger. Schon bald
später erschien ein Teller mit einem riesigen Burger und wir hatten
beide Mühe, dieses grandios leckere Ding komplett aufzuessen. Der
Burger war aber zu lecker um nur einen Krümel übrig zu lassen.
Mit vollen Bäuchen ging es also
wieder in die Gassen und Strassen von Riga. Wir beschlossen die
restliche Innenstadt zu erkunden. Diese gefiel uns wirklich sehr.
Ganz anders als Tallinn oder auch die anderen Städte auf unserer
Route, herrschte hier ein beinahe italienisches Flair. So viele
Restaurants in denen überall Leute sassen und trotzdem waren die
Strassen gut gefüllt, aber nicht überfüllt, mit Menschen. Nur zum
Einkaufen gab es hier nicht wirklich viel. So kam es, dass wir schon
bald an einem Beachvolleyball-Turnier hängen blieben, das auf einem
der vielen Plätze stattfand. Wir schauten uns dort drei Sätze,
fieberten mit und klatschten bei den teilweise genialen Ballwechseln.
Es war schon sehr dunkel und spät als wir uns von dem Ballspiel
verabschiedet hatten und uns durch die Altstadt auf den Weg zum Womo
begaben. Dort angekommen beschlossen wir jedoch, nicht hier mitten in
der Stadt frei zu übernachten und noch ein wenig ausserhalb zu
fahren. Eine halbe Stunde später rollten wir auf einen ruhigen
Parkplatz in der Nähe eines Strandes, parkten unser Womo und legten
uns gleich schlafen und träumten von der tollen Altstadt von Riga,
welche wir für einen Besuch sehr empfehlen können.
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