Früh klingelte heute der Wecker und riss uns aus unserem Schlaf. Wundervoll nächtigten wir in dem riesigen Bett, welches mit acht Kissen aufwartete. Ruhig, dunkel, bequem. Alles wichtige war gegeben. Gespannt machten wir uns auf den Weg zum Frühstück, welches in den Hotelbewertungen besonders gelobt wird. Der Frühstückssaal war überaus schön hergerichtet und ein riesiges Buffet lies absolut keine Wünsche offen. Wir liefen hin und her, füllten Teller um Teller und leerten ihn auch artig wieder. Ein gelungener Start in den Tag. Nach dem Nachtessen gestern hatte ich den Blog noch nicht fertig geschrieben, was ich nun nach dem Frühstück nachholte. Knapp wurde es zum Schluss, da es ein langer Bericht mit vielen Fotos war. Beim drücken des "Veröffentlichen"-Buttons eilten wir schon durch die Lobby. Doch es reichte noch knapp um im Wifi den Blog abzusenden.
Knapp erreichten wir den Bootshafen auf der anderen Flussseite. Im Hotel buchten wir gestern unsere Reise von hier zum Peterhof. Das Hotel empfahl uns diese Boote als schnellsten Weg. In 40 Minuten sollten wir die ehemalige Zarenresidenz aus dem 18. Jahrhundert erreichen und es somit gerade noch zur Inbetriebnahme der Fontänen um 11 Uhr schaffen. Wir checkten ein und konnten uns auch schon gleich in das Innere des Bootes begeben. In dem Speedboot sass man wie im Flugzeug. Zweierreihe an den Fenstern und Viererreihe in der Mitte. Wie ein Flug nach Übersee sah es aus und so fühlte es sich auch beinahe an, als der Kapitän das Gaspedal schon in der Stadt richtig durchdrückte. Das Tragflächenboot erhob sich aus dem Wasser und düste los. Eine Dame versuchte noch wie auf einer Verkaufsfahrt irgendwelche Souvenirs zu verkaufen, was jedoch keinen Anklang fand. Schnell war die Fahrt vorbei und wir traten an die heisse Sonne am Peterhof. Die Tickets für den Park mussten wir uns hier noch erkaufen, was wieder nicht ganz einfach war. Alles nur auf Russisch beschrieben und auch an der Top Sehenswürdigkeit der Region spricht niemand wirklich Englisch. Wir schafften es Punkt 11 Uhr einen ersten Blick auf die Springbrunnen zu erhaschen, welche mit Marschmusik in Betrieb genommen wurden. Also irgendwo wurde einfach von jetzt auf gleich der Hahn geöffnet. Nichts koordiniertes oder so. Da hätten wir uns ein bisschen mehr erwartet.
Was jedoch alle Erwartungen übertraf war das Schloss. Was sich der Zar hier nach der gewonnenen Schlacht von Poltawa leistete, ist nicht zu glauben. 11 Jahre Bauzeit beanspruchte der Prunkbau, welchen wir zuerst von Aussen besichtigten. Danach begaben wir uns in den Park, welcher nicht weniger beeindruckend war. Springbrunnen überall, goldene Figuren, viel Grün und unglaubliche Grösse. Stunden, ja Tage, könnte man hier durch den Park spazieren. Doch um 12 Uhr war der nächste Fixtermin. Denn nur von 12 bis 14 Uhr werden Tickets für einen Besuch der Inneren ohne Führung angeboten. Und da uns die Führungen meist nicht so interessieren, wollten wir uns den Palast alleine ansehen. Um Punkt 12 standen wir in der Schlange, welche gar nicht so lange war. Zwei Probleme waren da aber: Die Sonne schien und wir hatten nichts zu trinken - was jedoch nur ein Problem war. Das andere waren die Russen. Die Russen stehen an jedem Ticketschalter hier in St. Petersburg mit Pass, Geburtsurkunde und Stammbaum. Je nach dem wie Russisch man ist, erhält man hier Vergünstigungen oder gar freien Eintritt. Das dauert aber immer Ewigkeiten und so standen wir über eine Stunde in der Schlange. Wir erhielten das Ticket und mussten das Gebäude wieder verlassen um an anderer Stelle ins Schloss zu treten. Wir packten die Chance und rannten noch in das knapp 400 Meter entfernte Restaurant und deckten uns mit Getränken ein. Erfrischt ging es nun also in den Palast.
Was soll man da bloss sagen. Den Palast kann man mit Worten nicht beschreiben. Die Räumlichkeiten und Schätze in diesen Gemäuern muss man einfach mit eigenen Augen gesehen haben. Ansonsten kann man nicht glauben wie die Zarenfamilie damals hier lebte. Wir wanderten zügig durch die Räume, verweilten uns aber doch über 40 Minuten in dem Protzbau. Wir stellen hier ein paar Bilder ein, welche jedoch der Schönheit und der Grösse des Palastes in keiner Weise gerecht werden. Wir überlegten uns lange, ob wir den halben Tag wirklich investieren möchten um hierhin zu fahren. Wenn man nur drei Tage in der Stadt hat ist so ein Halbtagesausflug doch recht viel. Doch egal wie lange man Zeit hat - den Peterhof MUSS man besuchen wenn man hier ist. Sowas erlebt man wohl nur hier an diesem Hof.
Nachdem wir auch den östlichen Teil des Gartens kurz unter die Lupe nahmen (und wieder einen Cache nicht fanden), mussten wir uns doch noch beeilen um unsere Rückfahrt um 15:00 Uhr zu erwischen. Im gleichen Speedboot ging es zurück nach St. Petersburg und pünktlich um 15:40 Uhr standen wir wieder in der tollen Stadt. Doch nun stand noch ein weiteres Highlight auf dem Programm. Eigentlich DAS Highlight jedes St. Petersburg-Besuches. Die Eremitage. Dabei handelt es sich um eines der grössten und bedeutsamsten Kunstmuseen der Welt. Es gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe und beherbergt in über 300 Räumen und im unterirdischen Archiv über 3 Millionen Exponate, von welchen etwa 65'000 ausgestellt sind. Neben dem Louvre findet man hier die grösste Auswahl klassischer europäischer Kunst, was nicht zuletzt damit zusammenhängt, dass die Russen auf ihren Raubzügen durch Europa nicht ganz erfolglos waren. Böse Zungen behaupten es auf jeden Fall. Sogar diverse Bilder von DaVinci, Picasso, Rembrandt, Rubens, Matisse, Paul Gaugin und Statuen von Michelangelo sind unter dem Dach der Eremitage zu finden. Beschützt werden die Werke seit 1745 von Katzen. Nicht vor Dieben aber vor Mäusen und anderen Nagetieren. Da die Nagetiere nur dann auftauchen, wenn keine Besucher in dem Gebäude sind, entdeckt man auch die Katzen nur dann. Tagsüber schützen sie vor allem das Archiv und faulenzen im kühlen Keller.
Natürlich war auch die Schlange für die Tickets zur Eremitage sehr lang. Vor dem Gebäude zog sie sich durch die Sonne und vom Ende aus war die Kasse beinahe nicht zu sehen. Doch wir kannten einen Trick. Im Innenhof finden sich Ticketautomaten, an welchen man sich Tickets selbst ausdrucken kann. Hier kann man nur Tickets ohne Vergünstigungen beziehen, weshalb keine Russen hier waren und auch sonst war kein Mensch an den Automaten, welche sogar auf Englisch funktionierten. Weshalb die Russen bei einem Ticketpreis von 10 Franken für eine Stunde in der Sonne stehen nur um einen kleinen Rabatt zu bekommen, können wir uns nicht erklären. Wir hielten nach einer Minute unser Ticket in den Händen und konnten ohne uns irgendwie anzustellen direkt in die Ausstellung. Beinahe hätten wir vor ein paar Tagen ein "Fast Pass ohne Anstehen" auf TripAdvisor für den doppelten Preis bestellt. Nun waren wir also in dieser weltberühmten Eremitage. Auch hierüber möchten wir eigentlich gar nicht so viele Worte verlieren auch wenn man hier nun Stunden mit Superlativen um sich werfen könnte. Wer jemals die Chance hat diese tolle Stadt zu besuchen, kommt auch um einen Besuch der Eremitage nicht vorbei. Uns interessierten die Kunstwerke grösstenteils nicht besonders. Doch die vielen verschiedenen Räume des Hauses sind wohl nicht zu übertreffen. Jeder Raum ist anders, doch jeder ist grandios und man kann den Blick fast nicht von den aufwändigen Decken und Säulen zu den Kunstwerken richten. Wir schossen unzählige Fotos und ich war froh, "nur" mein Handy dabei zu haben. Mit der Spiegelreflex würde ich heute noch im Museum stehen. Die Zeitangabe für einen Besuch des Museums reichen von drei Stunden bis einer Woche. Je nach dem wie stark man sich für die tausenden Exponate interessiert. Wir waren nach ein paar Stunden einfach nur platt. Der kürzeste Weg durch alle Räume wird mit 24 Kilometern angegeben, was wir bei weitem nicht erreichten. Doch irgendwann ist man total gesättigt mit den vielen Eindrücken und es passt einfach nichts mehr in den Kopf rein.
Wir verliessen die Eremitage und machten uns auf den Weg zurück zum Hotel. Die letzten Kilometer an der Sonne waren nochmals streng und das Handy zeigten beinahe 20 Kilometer an. Klingt nach nicht wirklich viel. Doch die Kilometer waren hart erarbeitet und die ganze Distanz in der Eremitage und im Peterhof-Palast kamen ja noch dazu. Da hatten wir uns nun ein deftiges Nachtessen verdient, welches wir im Restaurant des Hotels einnahmen. Erst wollten wir im "Dans le noir" essen, welches sich ebenfalls im Hotel befindet. Hier kann man in totaler Finsternis essen und sich von blindem Personal bedienen lassen. Das klang sehr interessant doch wir waren dann doch so hungrig, dass uns nicht nach "Experimenten" zu Mute war. Und schliesslich wartete ja danach noch der Spa-Bereich auf uns. Auch diesen genossen wir noch bis beinahe um 23:00 Uhr und schon bald lagen wir müde in unserem Bett und schlossen die Augen.
Und dini auge machet bling bling 😃
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