Wie
erwartet verbrachten wir eine ruhige Nacht auf unserem Waldparkplatz
im Nationalpark. Die zwei Damen, welche sich mit ihrem Auto in der
Nacht neben uns stellten waren heute früh auch schon wieder wach und
lüfteten ihr Auto, hängten die Bettdecke über die Türen. Wir
lagen auch heute schon wieder bis neun Uhr im Bett herum und
wussten,dass wir dies die nächsten Tage ändern müssen.
Nach
dem Frühstück verliessen wir den Nationalpark über die
Schotterpiste, über welche wir schon hergefahren waren. Die wellige
Piste konnte uns nichts anhaben, lernten wir doch, dass je schneller
man über die Wellen fährt, desto weniger rüttelt es im Womo. Also
auf finnischen Schotterpisten immer Vollgas. Nur wenige Minuten
dauerte es ehe wir unser nächstes Ziel erreichten. Dabei handelte es
sich „nur“ um den nächsten Wanderparkplatz. Denn um nicht zu
früh in Helsinki zu sein, mussten wir uns noch ein wenig
beschäftigen. Und was bietet sich da besseres an, als nochmals durch
einen finnischen Wald zu wandern. Wohl das letzte Mal auf der Reise.
Gesagt,
getan. Wir spannten die Wanderschuhe an unsere Füsse und machten uns
auf den Weg. Der ausgesuchte Wanderweg war wieder einer, welcher im
Winter als Langlaufloipe dient. Doch dieses mal war der Weg breit
gekiest. Das ist einfach nicht so unseres. Wir wandern lieber abseits
auf verschlungenen Pfaden. Und so suchte ich uns eben eine neue Route
auf unserem GPS-Gerät. Diese führte dann teilweise fast ein wenig
zu sehr durch den Dschungel, doch wir entdeckten lauschige Plätze an
einsamen Seen. Genau so lieben wir das. Der Wald sieht oftmals aus
wie Zuhause. Aber niemals schafft man es in der Schweiz so viele
Stunden im Wald zu wandern ohne einem Menschen zu begegnen. Nach über
einer Stunde begegneten uns aber plötzlich drei Hunde. Aus dem
Nichts tauchten die drei auf und zwei stürmten laut bellend auf uns
zu. Bellende Hunde beissen nicht dachten wir uns und begrüssten die
Hunde freundlich. Damit hatten die wohl nicht gerechnet und sie
schauten baff zu ihrem Besitzer. Dieser entschuldigte sich vielmals
für den Vorfall, rechnete er wohl auch nicht mit anderen Menschen
hier so fernab jeglicher Zivilisation. Melanie hatte mit anderen
Tieren wesentlich mehr Probleme. Ein Deodorant oder eine Creme lockte
zuhauf Getier an, welches sich auf ihr niederliess und vor allem in
die Haare krabbelte. Die Tiere sahen aus wie eine Kreuzung aus einer
Spinne, einer Zecke und einer Fliege. Ich zupfte die Tierchen
fleissig aus Melanies Haaren, die immer genervter von den kleinen
Plagegeistern war. Schlussendlich schafften wir es doch wieder auf
über neun Kilometer, auf welchen wir von vier gesuchten Geocaches
immerhin zwei fanden.
Zurück
im Womo ging es an die Vorbereitungen für die nächsten Tage. Die
Geocaches von St. Petersburg mussten offline heruntergeladen werden,
da dort auch unser UPC-Abo kein gratis Internet bietet, die Fähre
von Helsinki nach Tallinn wurde auf Montag gebucht und natürlich
musste gepackt werden. So viel brauchen wir aber mittlerweile für
drei Tage nicht mehr. Unglaublich. Früher schleppten wir für drei
Tage London zwei riesige Koffer mit. Ist man einmal vier Monate
unterwegs, lernt man schnell, dass es mit wesentlich weniger geht.
Dass es nicht pro Tag drei Outfits braucht. Und so war auch schnell
alles in eine kleine Reisetasche und unseren Rucksack gepackt. Nun
mussten wir uns schon fast ein wenig beeilen und so fuhren wir schon
bald los, mit dem Ziel Helsinki.
Nach
einer knappen dreiviertel Stunde Fahrt erreichten wir den Camping
Rastila. Hier wird unser Womo die nächsten Tage verbringen, solange
wir in St. Petersburg verweilen. Der einfachste Stellplatz kostet
hier 17 Euro pro 24 Stunden, was uns eigentlich sehr fair erschien.
So steht das Womo 24 Stunden bewacht und umzäunt am Stadtrand von
Helsinki und wir können ohne Sorge nach St. Petersburg reisen. Ich
hatte bei der Buchung beim Camping schon angegeben, dass wir nach St.
Petersburg fahren und man kannte das alles schon bestens dort. So
wurde heute gefragt wann wir mit der Fähre ablegen und wann
zurückkehren, sodass wir nur den Stellplatz und keine Personen
bezahlen mussten. Am Empfang wurde uns auch mitgeteilt, mit welcher
U-Bahn und mit welchem Tram wir an welches Hafenterminal fahren
müssen. Vorgedruckte Infoblätter lagen auch schon bereit. Ein
wirklich super Service vom überaus freundlichen Personal. Wir
parkten unser heissgeliebtes Womo und machen uns gleich auf den Weg
in die Stadt.
Mit
der U-Bahn waren wir schnell in der Stadt Helsinki. Wir entschlossen
uns, noch ein wenig einzukaufen, da das Essen auf dem Schiff teuer zu
sein schien. Wir kauften also Sandwiches und machten uns zu Fuss auf
die letzten Meter zum Fähranleger West. Wir sahen unser Schiff, die
Princess Anastasia, schon von weitem und waren gespannt. Die
Bewertungen des Schiffes reichen von „Super“ bis „Katastrophe“.
Man muss dazu aber sagen: es ist eine Fähre. Viele Leute erwarten
scheinbar ein luxuriöses Kreuzfahrtschiff und vergessen dies. Dass
das Schiff unter russischer Flagge steht und von Italienern geführt
wird, liess uns jedoch schon ein wenig Chaos erwarten. Der Check-In
lief jedoch sehr zügig und wirklich überaus freundlich ab. Die Dame
erklärte uns wirklich alles und wir fühlten uns bereit, zum ersten
Mal in unserem Leben so ein grosses Schiff, 1700 Personen finden hier
Platz, zu betreten. Am Eingang stand schon die halbe Besatzung
Spalier, begrüsste uns und half uns, unsere Koje zu finden. Einen
Aufzug und einen endlosen Korridor später erreichten wir diese auch.
Ein paar wenige Quadratmeter, ein Kajütenbett, ein kleines Bad. Mehr
war da nicht. Aber alles war sauber und in bester Ordnung. Dem Schiff
war das Alter anzusehen, aber für uns reichte dies wirklich gut aus.
Nachdem
wir kurz das Zimmer einrichteten, machten wir einen Rundgang über
das Schiff. Wir entdeckten den Duty-Free-Shop und die vielen
Restaurants, ehe wir aufs Oberdeck traten. Das ganze Schiff machte
einen sehr gepflegten und ordentlichen Eindruck. Keine Ahnung was die
Leute hier zu motzen haben. Auf dem Oberdeck gönnte ich mir ein Bier
und schrieb diesen Eintrag. Wir lauschen hier noch ein wenig der
Musik ehe wir den Abend wohl mit lesen verbringen werden ehe wir uns
bei Zeiten schlafen legen. Morgen geht es früh los. Ich kann es noch
gar nicht glauben, dass wir morgen wirklich in Russland aufwachen.
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