Früh klingelte heute der Wecker.
Doch nicht so früh wie erst gedacht. Kurz vor dem Schlafengehen
bemerkten wir gestern noch, dass die Fähre erst um 09:00 Uhr ablegt
und somit ein Check-In bis 08:00 Uhr möglich war. Also alles eine
Stunde später. Wir nutzten die Hälfte der „gewonnenen“ Stunde,
um längerzu schlafen und die andere Hälfte um gemütlich zu
frühstücken. Danach ging es aber wieder auf direktem Wege in die
Stadt. Auf den Strassen war um diese Zeit natürlich der
Berufsverkehr am Rollen. Doch auf den vier Spuren konnte man
durchgehend 90km/h fahren, bei erlaubten 80km/h. Doch da jeder
Verkehrsteilnehmer anständig und vorausschauend fuhr, war dies kein
Problem. Und trotz der vielen Autos kamen wir am Fährhafen an, ohne
eine Minute auf die Ankunftszeit des Navis verloren zu haben.
Rush-Hour geht also auch anders. Wir checkten ohne Wartezeit ein, nur
ein paar Meter vom Check-In nach St. Petersburg entfernt. In der
Schlange mit vielen Womos warteten wir dann auf die Ankunft der Fähre
und lasen in unseren Tolinos.
Der Himmel verdunkelte sich als
die riesige MS Finnlandia an unserem Womo vorbeizog und schon bald
die ersten Lastwagen an Land spuckte. Wieder eine riesige Fähre und
trotzdem konnten wir nicht glauben, was hier alles an Motorrädern,
Autos und LKWs aus dem Bauch des Schiffes fuhr. Bald schon stand
unser Womo auch in diesem Bauch und wir machten uns mit dem Lift auf
den Weg nach oben. Deck 8 war unser Ziel und wir stöberten ein wenig
durch die Gänge auf diesem Unterhaltungs-Deck. Bald schon merkten
wir, dass sich das Deck mit Menschen füllte und wir entschlossen
uns, schnell einen Sitzplatz einzunehmen, bevor diese alle besetzt
wären. Wir taten dies im Konzertsaal, in welchem aber noch nichts
los war. Die Tolinos lenkten uns ab, bis wir dann ablegten. Schon
bald trat die dreiköpfige Band auf die Bühne und schmetterte uns
Hits von Elvis, CCR, Tina Turner oder Elton John um die Ohren. Es
wurde getanzt, geklatscht und gewippt. Die Stimmung war wirklich
bestens. Nach einer Pause gab es auch noch eine zweite Vorstellung
und so waren schnell anderthalb Stunden Fahrtzeit vorbei. Wir
schlenderten noch kurz durch die Läden und bemitleideten alle Leute,
welche am Boden sassen und lagen, weil sie keine Sitzplätze fanden.
Diese Fähre hier war eben wieder eine reine Reisefähre, wenn auch
um einiges moderner als noch unsere Princess Anastasia. Schon bald
sassen wir wieder im Womo, verliessen die Fähre und waren somit in
Estland angekommen.
In blau, schwarz, weiss
leuchteten uns von überall her die Fahnen entgegen und begrüssten
uns in der Hauptstadt Tallinn. Nur eine kurze Fahrt war es bis zu
einem Parkplatz, welcher in unserem App empfohlen wurde. Stadtnah und
für 2 Euro pro 24 Stunden und vor allem im Gegensatz zu den meisten
mit Bargeld zu bezahlen. In der Stadt parkt man ansonsten mit SMS an
eine Nummer, was jedoch nur mit einem estnischen Handy funktioniert.
Nicht gerade geschickt für eine Touristenstadt. Doch wir fanden
einen Parkplatz neben anderen Womos, bezahlten unsere 2 Euro und
machten uns auf den Weg in die Altstadt Tallinns.
Wir wussten, dass uns hier eine
historische Altstadt erwartet, waren aber doch überrascht. Die Stadt
wirkt wie im Mittelalter stehen geblieben, wartet mit
Kopfsteinpflasterstrassen und wundervollen Gebäuden auf, wirkt
jedoch auch fast wie ein überdimensionales Museum. Die modernen
Mercedes und BMW, welche in den Strassen parkten, wirkten wie
Fremdkörper in dieser ansonsten so originalbelassenen Kulisse. Wir
machten uns auf dem direkten Weg durch die Altstadt zum zentralen
Raekoja Plads, wo wir auch unseren ersten Cache in Estland loggten.
Schlendernd zogen wir weiter bis wir das Ende der Altstadt und dort
den berühmten Kiek in de Kök besuchten. Der Wachturm steht auch
heute noch auf dem Hügel am Rande der Altstadt. Das lustigste ist
jedoch hier der Name. Keine Ahnung wie man Kiek in de Kök
ausspricht, doch tut man es so wie wir, klingt es relativ bescheuert
für einen Wachturm. Wir machten uns auf den „Rückweg“, welcher
uns jedoch durch andere Gassen und in andere Himmelsrichtungen trieb.
Die Altstadt war riesig und so wanderten wir auch heute wieder
Kilometer um Kilometer. Immer auf Kopfsteinpflaster. Die Läden hier
sind alle nur sehr spärlich angeschrieben um das Stadtbild nicht zu
stören und sogar der McDonalds musste sich daran halten und ist nur
an einer sehr kleinen Tafel zu erkennen. Ansonsten fanden wir viele
Restaurants und Cafes, welche ihre Sitzbereiche auf den Strassen
aufgebaut hatten. Natürlich fanden sich auch viele Souvenirshops,
welche auch in Tallinn alle dasselbe anbieten. Hier waren es vor
allem Artikel aus Holz oder Bernstein. Wir wanderten und wanderten
bis heute einmal ich derjenige war, der langsam aber sicher am Ende
war. Drei Städte, drei Länder, drei Tage – das war ein heftiges
Programm. Doch natürlich musste erst noch die alte Hanse betrachtet
werden, war doch auch Tallinn eine Hansestadt. Danach ging es aber
wieder zum Womo.
Der Zeitpunkt war gar nicht so
falsch. Kaum im Womo angekommen begann es zu regnen und wir machten
es uns gemütlich. Wir suchten uns noch viele interessante Orte für
unsere nächsten Tage in Estland aus dem Internet, ehe wir uns ins
Bett legten und ich mein spannendes Buch endlich fertig lesen konnte.
Nach einem leckeren Nachtessen werden wir nun auch den restlichen
Abend gemütlich verbringen, ehe es morgen in das Land hinaus gehen
wird. Wir freuen uns schon sehr auf die kommenden Wochen im Baltikum
und sind sehr gespannt, was wir hier so alles erleben werden.
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