Es war eine so wundervoll ruhige
Nacht an unserem Platz am Meer, sodass wir erholt und ausgeschlafen
morgens am Frühstückstisch sassen. Ich musste noch den Blogeintrag
vom Vorabend nachholen und war so nach dem Frühstück ein wenig
beschäftigt und es war schon kurz nach 10 Uhr als ich mich das erste
Mal aus dem Wohnmobil wagte. Ich wurde mit einem freundlichen „Guten
Morgen“ von unserer Nachbarin Jasmin begrüsst. Sie und Jakob, ihr
Wohnmobil, waren also unsere Nachbarn, welche sich den Platz in
derselben App ausgesucht hatten. Auch Melanie gesellte sich zu uns
und wir verfielen in ein langes Gespräch. Wir bemerkten, dass Jasmin
genau die selbe Route hinter und vor sich hatte. In der Vergangenheit
war Jasmin immer so ungefähr eine Woche vor uns und es war witzig
miteinander zu reden. Auch sonst war es sehr spannend die junge Frau
kennenzulernen. Wir quatschten noch eine kleine Weile, wobei die
Weile so lange war, dass wir dazwischen sogar zu Mittag gegessen
haben. Es war 15:00 Uhr (!!!) als wir uns endlich von dem Platz am
Meer losrissen. Mit Jasmin und Jakob zusammen. Ja das war nun ein
wirklich langer Small Talk. Doch an so einem schönen Ort und mit
solchen Personen ist das eine super Sache. Reisen ist nicht immer nur
die schönen Orte zu sehen, sondern auch mal die spannenden Personen
kennenzulernen.
Nun waren wir also mit Jasmin und
Jakob unterwegs und beschlossen, zusammen bis zum Kap Kolka zu
reisen. Unterwegs dorthin machten wir noch einen kleinen Halt an
einer Sanddüne, welche zu einer Sehenswürdigkeit der Region gehören
sollte.Die Düne war jedoch mitten im Wald, grasüberwachsen und nur
an einer kleinen Stelle als Düne erkennbar. Das war nicht wirklich
interessant, doch den kleinen Rundgang machten wir trotzdem. Auf der
Fahrt zum Kap Kolka klingelte dann noch das Telefon und ich
telefonierte freudig mit meiner Mutter Zuhause. So verging auch diese
Fahrt wie im Flug und wir standen schon bald an der Kirche von Kolka.
Diese betrachteten wir und waren beeindruckt, wie schön diese
verarbeitet war und mit wie vielen einzelnen, kleinen Steine das
Bauwerk geschmückt war.
Danach erreichten wir mit dem Kap
Kolka endlich die nördliche Spitze im westlichen Lettland. Auf einem
ersten Parkplatz wollte man uns 3 Euro für den Parkplatz abknüpfen.
Überraschenderweise gab es aber nur ein paar Meter weiter einen
kostenlosen Parkplatz. Von dort musste man zwar ein bisschen weiter
laufen, doch der Weg führte direkt am Strand entlang. So ein
Strandspaziergang war doch super und wenn man dann auch noch Geld
spart – super. Am Kap angekommen war dann der Kamera-Akku leer, was
verwunderlich war, da der erst gerade geladen wurde. So gab es zwar
keine Fotos aber wir fanden immerhin einen Cache, welcher an den
ersten Geocache in Lettland erinnerte, welchem an diesem Ort sogar
ein Gedenkstein mit Tafel gewidmet wurde. Wir fühlten uns fast wie
an die Original Stash Tribute Plaque in den USA zurückversetzt, als
wir vor dem Stein standen und den virtuellen Cache lösten. Nachdem
wir den Sandstrand genossen hatten, verliessen wir das schöne Kap
wieder und begaben uns zu unseren Womos.
Ein Ziel stand auch heute noch
auf unserem Plan. Südlich von Kolka erwartete uns ein ganz
spezieller Lost Place. Mitten im Wald sollte sich hier eine
Abhöranlage der ehemaligen Sowjetunion befinden, mit deren Hilfe man
früher Europa überwacht hatte. Das Gelände beherbergt heute ein
kleines Museum und so waren wir uns nicht sicher wie weit wir hier
kommen würden. Nach einer Fahrt über Betonplattenstrassen und eine
holprige Schotterpiste kamen wir dann auch prompt an einem Zaun an.
Wir konnten uns der riesigen Schüssel auf etwa 50 Meter nähern und
Fotos schiessen. Doch irgendwie machte das Ding ganz eigenartige
Geräusche. Irgendwas war da los. Obwohl das Museum bereits
geschlossen war und kein Mensch weit und breit zu sehen war, gab die
Anlage Laute von sich, dass eindeutig anzunehmen war, dass es sich
hierbei nicht um einen Lost Place handelte. Irgendwas macht diese
Anlage mitten im Wald auch heute noch. Und irgendwie war das
unheimlich. Wir waren uns ziemlich schnell einig: schlafen würden
wir hier nicht.
Wir machten uns also auf den
Rückweg und dieser führte uns wieder durch eine verlassene
Kleinstadt, bei welcher wir dafür noch einen Halt machten. Schon als
wir an diesem Ort mitten im Nirgendwo ankamen, bemerkten wir, dass
wir hier nicht alleine waren. Rauch drang aus einem Kamin eines alten
Bauwagens, welcher mitten in der Stadt stand. Es gibt also wirklich
noch Menschen, welche hier in dieser verlassenen Einöde wohnen
müssen. Wir wanderten trotzdem durch die verlassenen Gebäude,
welche jedoch komplett leergeräumt waren. Wir vermuten, dass die
Häuser gar nie bewohnt waren und dass es sich dabei wohl eher um
Bauruinen handelt. Den Städteplanern ist wohl der Zerfall der
Sowjetunion in die Quere gekommen. Wir grüssten den Bewohner des
Bauwagens lieb mit einem lettischen „Guten Abend“ was jedoch
nicht erwidert wurde und auch der Blick verhiess eher, dass wir uns
wohl vom Acker machen sollten. Dies taten wir dann auch und fuhren zu
unserem Übernachtungsplatz.
Es war schon 21:00 Uhr als wir
dort zu dritt am Picknicktisch sassen und uns Nudeln mit Sauce
schmecken liessen. Wir quatschten wieder viel und so war es schon
weit nach Mitternacht als sich unsere Köpfe aufs Kopfkissen legten.
Ein spannender Tag ging zu Ende, an dem wir noch viel erlebten, für
das, dass wir erst um 15:00 Uhr vom Platz fuhren.
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