Samstag, 1. September 2018

Bunker und Wellen am Strand von Lettland

Es war auch heute ein wenig später, als wir uns aus dem Bett schälten und uns mit Blog und Tagebuch beschäftigten. Wie gestern galt auch heute das Motto: erst die Arbeit, dann das Frühstück. Auch Jasmin und Jonas waren schon wach und wir steckten schon bald die Köpfe zusammen, wohin es denn heute gehen sollte.

Bald schon bestiegen wir unsere Wohnmobile und machten uns auf den Weg zu einem nicht weit entfernten Strandabschnitt. Schon auf dem Weg zu diesem begegneten uns immer wieder Bunker. Die Betonbauwerke waren einst Teil einer riesigen Festung der Sowjets und zog sich nicht nur durchs Hinterland sondern auch der Küste entlang. Auch hier bildet eine Steile Klippe aus Sand die Küstenlinie und diese bricht immer mehr ein. Mit ihr fallen auch die Bunker der Festung der natürlichen Erosion zum Opfer und fallen ins Meer. Einer nach dem Andern. Wir parkten also unsere Womos am Parkplatz und lauschten dem Luft schneidenden Geräusch des dortigen Windrades. Einmal die Klippe erklettert, staunten wir über die Grösse der Anlage. Der ganze Strand war voller Betonklötze, welche bei näherem Hinsehen mit Treppen, Türen und Fenstern gespickt waren. Teilweise sind sogar ganze Betonteile vom Hauptgebäude abgebrochen. Meterdicke Betonwände brachen über die Jahre einfach durch. Wir schossen viele Fotos und erkundeten die vielen kleinen Bunker auf der Klippe und am Strand. Ein wirklich sehr interessanter Ort, wenn auch von einigen Leuten besucht und deshalb ein wenig vermüllt und auch mit einigen Graffiti verziert. Nachdem wir einige Zeit dort verbrachten, mussten wir aber weiter und nahmen das nächste Ziel ins Visier. 







Dieses Ziel war die St. Nikolaus-Kirche in Liepaja und die Stadt war nur einige Minuten entfernt. Wir mussten dazu eine gute Viertelstunde durch die grosse Stadt kurven. Die Stadt war wirklich schön und sehenswert. Grösser als gedacht und auch sehr modern für lettische Verhältnisse. Als wir unsere Zieladresse erreichte, stand da keine Kirche und auch nichts dergleichen. Wir googelten wie wild und bemerkten, dass die Kirche sich am Stadtrand befindet und wir uns wohl wieder durch den Verkehr kämpfen müssen. Doch zuerst kauften wir noch ein und betankten unser Womo noch ein letztes Mal in Lettland. So verging eine gute Stunde ehe wir unser Womo wirklich zur orthodoxen Kirche St. Nikolaus steuerten und gleich davor parkten. Keine Menschenseele war hier zu sehen und hätten wir die goldenen Zwiebeltürme nicht gesehen, dann hätten wir uns erneut am falschen Ort vermutet. Wir machten eine kleine Brotzeit und spazierten danach die Allee zur Kirche entlang. Eine wirklich prunkvolle Kirche welche in diesem Quartier besonders heraussticht. Die zerfallenen aber bewohnten Mehrfamilienhäuser spiegelten sich im Gold der Kirche. Ein trauriger Kontrast. Wir umrundeten die Kirche ehe wir den Eingang entdeckten und uns ins Innere begaben. Dort waren wir wirklich überrascht. Kein Prunk oder dergleichen. Nur verputzte Wände, in Pastellfarben gestrichen, und einige hölzerne Schmuckstücke. Die Kirche wirkte fast wie ein LostPlace in dem sich ein paar wenige Gläubige zum Gebet aufhielten. Wir machten uns auf die Weiterreise und programmierten einen Strand ins Navi. 





Über eine Stunde dauerte die Fahrt an den Strand im Pape Park. Die letzten sechs Kilometer führten wieder über gewohnt schlechte Schotterpiste und unser Womo wurde wieder kräftig durchgeschüttelt. Der Parkplatz am Leuchtturm war trotzdem schon von einigen Wohnmobilen besucht, was uns wunderte, zumal wir hier im Baltikum sonst eigentlich immer alleine waren und selten Wohnmobile entdeckten. Wir machten uns auf einen über einstündigen Strandspaziergang, bei dem wir uns unterhielten und nebenbei nach Bernstein Ausschau hielten, der hier an der Küste oft angeschwemmt werden soll. Das Wetter und das Meer lockte uns die ganze Zeit und so zogen wir nach unserer Rückkehr unsere Badesachen an und stürzten uns in die Fluten. Das Meer war heute sehr unruhig und warf sich mit grossen Wellen an den Strand. Normalerweise kann das im Meer unangenehm werden. Doch das Wasser hier hatte Süsswasserqualität. Kein bisschen Salz schmeckte man und so konnten wir uns in den Wellen richtig austoben. In zwei Etappen waren Jonas, Melanie und ich über eine Stunde im Wasser und tollten herum. Wir durchtauchten die Wellen, liessen uns von ihnen mitziehen und genossen einfach das warme Nass. 





Es war schon nach Acht als wir uns alle wieder an den Womos zusammensetzten und damit begannen zusammen zu kochen. Wir bereiteten ein Curry mit Reis und Hähnchen zu. Das Curry von Jonas schmeckte dabei wirklich lecker und wir alle waren eine ganze Weile immer wieder etwas davon am essen. Den restlichen Abend liessen wir mit Bier, Musik und lockeren Gesprächen ausklingen. Nachdem sich Jasmin und Melanie ins Bett verabschiedeten, sassen Jonas und ich wieder bis 01:30 Uhr auf unseren Stühlen, ehe auch uns die Müdigkeit übermannte.

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