Es war auch heute ein wenig
später, als wir uns aus dem Bett schälten und uns mit Blog und
Tagebuch beschäftigten. Wie gestern galt auch heute das Motto: erst
die Arbeit, dann das Frühstück. Auch Jasmin und Jonas waren schon
wach und wir steckten schon bald die Köpfe zusammen, wohin es denn
heute gehen sollte.
Bald schon bestiegen wir unsere
Wohnmobile und machten uns auf den Weg zu einem nicht weit entfernten
Strandabschnitt. Schon auf dem Weg zu diesem begegneten uns immer
wieder Bunker. Die Betonbauwerke waren einst Teil einer riesigen
Festung der Sowjets und zog sich nicht nur durchs Hinterland sondern
auch der Küste entlang. Auch hier bildet eine Steile Klippe aus Sand
die Küstenlinie und diese bricht immer mehr ein. Mit ihr fallen auch
die Bunker der Festung der natürlichen Erosion zum Opfer und fallen
ins Meer. Einer nach dem Andern. Wir parkten also unsere Womos am
Parkplatz und lauschten dem Luft schneidenden Geräusch des dortigen
Windrades. Einmal die Klippe erklettert, staunten wir über die
Grösse der Anlage. Der ganze Strand war voller Betonklötze, welche
bei näherem Hinsehen mit Treppen, Türen und Fenstern gespickt
waren. Teilweise sind sogar ganze Betonteile vom Hauptgebäude
abgebrochen. Meterdicke Betonwände brachen über die Jahre einfach
durch. Wir schossen viele Fotos und erkundeten die vielen kleinen
Bunker auf der Klippe und am Strand. Ein wirklich sehr interessanter
Ort, wenn auch von einigen Leuten besucht und deshalb ein wenig
vermüllt und auch mit einigen Graffiti verziert. Nachdem wir einige
Zeit dort verbrachten, mussten wir aber weiter und nahmen das nächste
Ziel ins Visier.
Dieses Ziel war die St.
Nikolaus-Kirche in Liepaja und die Stadt war nur einige Minuten
entfernt. Wir mussten dazu eine gute Viertelstunde durch die grosse
Stadt kurven. Die Stadt war wirklich schön und sehenswert. Grösser
als gedacht und auch sehr modern für lettische Verhältnisse. Als
wir unsere Zieladresse erreichte, stand da keine Kirche und auch
nichts dergleichen. Wir googelten wie wild und bemerkten, dass die
Kirche sich am Stadtrand befindet und wir uns wohl wieder durch den
Verkehr kämpfen müssen. Doch zuerst kauften wir noch ein und
betankten unser Womo noch ein letztes Mal in Lettland. So verging
eine gute Stunde ehe wir unser Womo wirklich zur orthodoxen Kirche
St. Nikolaus steuerten und gleich davor parkten. Keine Menschenseele
war hier zu sehen und hätten wir die goldenen Zwiebeltürme nicht
gesehen, dann hätten wir uns erneut am falschen Ort vermutet. Wir
machten eine kleine Brotzeit und spazierten danach die Allee zur
Kirche entlang. Eine wirklich prunkvolle Kirche welche in diesem
Quartier besonders heraussticht. Die zerfallenen aber bewohnten
Mehrfamilienhäuser spiegelten sich im Gold der Kirche. Ein trauriger
Kontrast. Wir umrundeten die Kirche ehe wir den Eingang entdeckten
und uns ins Innere begaben. Dort waren wir wirklich überrascht. Kein
Prunk oder dergleichen. Nur verputzte Wände, in Pastellfarben
gestrichen, und einige hölzerne Schmuckstücke. Die Kirche wirkte
fast wie ein LostPlace in dem sich ein paar wenige Gläubige zum
Gebet aufhielten. Wir machten uns auf die Weiterreise und
programmierten einen Strand ins Navi.
Über eine Stunde dauerte die
Fahrt an den Strand im Pape Park. Die letzten sechs Kilometer führten
wieder über gewohnt schlechte Schotterpiste und unser Womo wurde
wieder kräftig durchgeschüttelt. Der Parkplatz am Leuchtturm war
trotzdem schon von einigen Wohnmobilen besucht, was uns wunderte,
zumal wir hier im Baltikum sonst eigentlich immer alleine waren und
selten Wohnmobile entdeckten. Wir machten uns auf einen über
einstündigen Strandspaziergang, bei dem wir uns unterhielten und
nebenbei nach Bernstein Ausschau hielten, der hier an der Küste oft
angeschwemmt werden soll. Das Wetter und das Meer lockte uns die
ganze Zeit und so zogen wir nach unserer Rückkehr unsere Badesachen
an und stürzten uns in die Fluten. Das Meer war heute sehr unruhig
und warf sich mit grossen Wellen an den Strand. Normalerweise kann
das im Meer unangenehm werden. Doch das Wasser hier hatte
Süsswasserqualität. Kein bisschen Salz schmeckte man und so konnten
wir uns in den Wellen richtig austoben. In zwei Etappen waren Jonas,
Melanie und ich über eine Stunde im Wasser und tollten herum. Wir
durchtauchten die Wellen, liessen uns von ihnen mitziehen und
genossen einfach das warme Nass.
Es war schon nach Acht als wir
uns alle wieder an den Womos zusammensetzten und damit begannen
zusammen zu kochen. Wir bereiteten ein Curry mit Reis und Hähnchen
zu. Das Curry von Jonas schmeckte dabei wirklich lecker und wir alle
waren eine ganze Weile immer wieder etwas davon am essen. Den
restlichen Abend liessen wir mit Bier, Musik und lockeren Gesprächen
ausklingen. Nachdem sich Jasmin und Melanie ins Bett verabschiedeten,
sassen Jonas und ich wieder bis 01:30 Uhr auf unseren Stühlen, ehe
auch uns die Müdigkeit übermannte.
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