Früh trieb es uns nach einer
ruhigen Nacht aus den Wohnmobilen und zum Frühstück. Auf dem
Parkplatz war noch immer nichts los. Nur gestern Abend trafen wir
hier einen älteren Herren, der im Gespräch mit Jonas uns eine
kleine Wanderrunde empfohlen hatte. Diese wollten wir heute Früh in
Angriff nehmen und so standen wir schon bald mit Wanderschuhen vor
der ersten Treppe, welche den Einstieg zu der Wanderung markierte. Zu
Beginn führte der Trampelpfad immer wieder über solche Treppen.
Hoch und runter. Wir begegneten sandigen Abbrüchen, welche sich zum
Fluss hinunter erstreckten und auch mehreren wirklich riesigen
Eichenbäumen. Einige lagen schon vermodert am Boden, während andere
ihre prächtige, grüne Krone präsentierten. Kurz später entdeckten
wir mitten im Wald auch noch ein LostPlace. Ein dort platzierter
Geocache verriet uns, dass es sich bei dem Gebäude um eine
Wassermühle handelte. Ein paar Treppen später standen wir aber nach
knapp sieben Kilometern und zwei Stunden wieder an unseren Mobilen.
Der Parkplatz war plötzlich überfüllt und ein Auto nach dem
Anderen fuhr vor, in der Hoffnung noch einen Platz zu ergattern. Wir
packten unsere sieben Sachen und machten wenigstens zwei
Automobilisten eine Freude, indem wir ihnen Platz machten.
Die Weiterreise führte uns
direkt nach Kaunas. Die Stadt im Süden des Landes soll ein kleiner
Geheimtipp sein und so waren wir gespannt, was uns hier erwarten
würde. Was uns beim ersten Versuch gar nicht erwartete waren freie
Parkplätze. Jeder Zentimeter war zugeparkt. Strassen, Plätze,
Sperrflächen – einfach alles. Mit so vielen Menschen hätten wir
hier nicht gerechnet. Park4Night verriet uns dann noch einen echten
Geheimtipp. Unweit der Altstadt, auf der anderen Seite des Flusses,
fanden wir einen kostenlosen Parkplatz, der mehr als genug Platz bot.
Wir parkten unsere Mobile und begaben uns zu Fuss die wenigen Minuten
in die Altstadt. Dort angekommen war der Grund für die
Menschenmassen schnell klar. In der gesamten Innenstadt fand ein
riesiger Markt statt. Wie bei uns wurden hier viele einheimische
Spezialitäten und Handwerksprodukte angeboten. Wir schlenderten
freudig durch die Marktstände und versuchten trotzdem die
Sehenswürdigkeiten der Stadt zu erhaschen. Das Datum schien auch
beliebt bei heiratswilligen Paaren zu sein. Fünf Brautpaare
entdeckten wir alleine im Umkreis von 100 Metern um den zentralen
Stadtplatz. Nachdem wir auf einer Bühne diverse Darbietungen beäugt
hatten, bahnten wir uns erneut einen Weg durch die Menschenmassen und
mein Magen knurrte bei all den leckeren Speisen. Doch im Wohnmobil
wartete schon unser Nachtessen auf uns, welches wir heute einkauften,
um zusammen zu kochen.
Nachdem wir das Zentrum
verliessen, nahm der Menschenstrom merklich ab. Wir wanderten einer
tollen Promenade entlang, welche leider in einer riesige Baustelle
mündete. Doch auch so konnten wir noch ein paar interessante Gebäude
wie das Kriegsmuseum oder die Kathedrale besuchen. Auch das grösste
Gebäude der Stadt, ein LostPlace, konnten wir immerhin von unten
ansehen. Einige Jugendliche kletterten auf der Bauruine herum und
grüssten vom Dach im 11. Stockwerk. Schlussendlich zog es uns noch
auf die städtische Insel, auf der das Stadion von Zalgiris Kaunas
stand. Jonas als grosser Fan des Basketball erklärte uns, dass die
baltischen Staaten mitunter die besten europäischen Teams im
Basketball stellen und auch Zalgiris in der letzten Saison sehr weit
in den Playoffs vorgestossen waren. Leider war heute aber kein Spiel
und Jonas war enttäuscht, dass auch kein Fanshop zu finden war.
Dafür lockte uns laute Musik in
den Süden der Insel. Schon bald entdeckten wir eine riesige Bühne
auf welcher Musik gespielt wurde, während tausende Menschen die
Wiese davor säumten. Ein Festival. Natürlichen wollten wir da hin
und waren überrascht, als wir auch einfach kostenlos ein
Eintrittsbändel um den Arm bekamen und eintreten konnten. Von nahem
klang das einheimische Schlagerduo jedoch schon nicht mehr so toll,
beendete jedoch seine Show gerade. Doch das grösste Problem für
mich war der Hunger. Ich hielt es nicht mehr aus und musste mir das
Angebot ansehen. Wir verstanden nichts von der Karte und fragten
einen Einheimischen, welcher sich gerade was lecker aussehendes
bestellt hatte, um was es sich dabei handelte. Wir bestellten für
vier Euro ebenfalls einen Teller mit kleinen, in Teig gehüllten,
Fleischbällchen mit grandios leckerer Pilzsauce. Eine Wohltat. Die
Band, welche sich nun bereit machte, sah auch vielversprechender aus.
Junge Leute. Schlagzeug. Gitarren. Bass. Als der Sänger zum Mikrofon
griff ging auch schon das Kreischkonzert los. Wir bemerkten schnell,
dass es sich bei dem Künstler wohl um den lettischen Justin Bieber
handeln musste. Schnulzige Lieder und junge Mädchen, welche in der
ersten Reihe um die Wette kreischten. Wir hörten uns zwei oder drei
Lieder an, ehe wir uns beschlossen das Festival zu verlassen und zu
unseren Womos zurückzukehren.
Hier an der vielbefahrenen
Strasse wollten wir unsere Nacht nicht verbringen und fuhren so zu
einem See, welcher etwa 40 Minuten südlich lag. Die Dämmerung war
schon sehr weit fortgeschritten, als wir an dem Platz ankamen und
unsere Wohnmobile an den See parkten. Schnell fanden wir uns alle in
unserem Womo ein und kochten ein leckeres Hähnchen Süss Sauer. Aus
frischen Zutaten zauberten wir uns ein schmackhaftes Abendessen.
Danach quatschten wir noch ehe wir uns ins Bett legten. Auch hier
schien in der Nähe ein Festival stattzufinden. Die wummernden Bässe
waren gut zu hören, störten unsere müden Augen jedoch nicht beim
zufallen.
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