Als wir heute früh die Augen
öffneten, war es schon einiges wärmer im Womo als es an den letzten
beiden Morgen war. Wir hofften also auf schönes Wetter. Ein Blick
aus dem Fenster bestätigte dies. Nur ein bisschen Nebel hing noch an
den Spitzen des Tatra Gebirges. Wir frühstückten und beobachteten
wie sich der Nebel verzog, während immer mehr Leute den Parkplatz
bevölkerten. Wir bemerkten in dieser Zeit gerade, dass wir gestern
eine entscheidende Kleinigkeit vergessen hatten – das Einkaufen des
Mittagessens für die Wanderung. Dies mussten wir nun wohl noch
nachholen und fuhren so noch kurz in die Ortschaft. Melanie kaufte
dort schnell ein paar Kleinigkeiten ein, während ich mich um die
Planung der Tagesroute kümmerte. So standen wir kurz später wieder
auf dem Parkplatz und sahen wie noch mehr Menschen vor den Kassen
sich die Beine in die Bäuche standen. Unglaubliche Massen wollten
sich hier mit der Gondelbahn nach oben begeben.
Doch so faul waren wir nicht. Wir starteten unsere Wanderung direkt vom Parkplatz. Wenn all die Leute 21 Euro bezahlen möchten, sollen sie. Wir wanderten derweil komplett alleine durch die einsamen Wälder, welche sich gleich nach dem Parkplatz erstreckten. Es war so ruhig in dem Gehölz, dass wir sogar die Brunftschreie eines Hirsches hören konnten, während sich der Wanderweg immer weiter nach oben schlängelte. Eine sehr schöne Natur welche das Gebiet uns bot. Nach einer knappen Stunde passierten wir drei Waldarbeiter, die mit ihren Motorsägen gerade ein paar Bäume zerkleinerten. Die ersten Menschen auf dieser Wanderung. Eine ganze Weile später änderte dies sich jedoch, als wir einen Wasserfall erreichten. Und es sollte fortan so bleiben. Kurz nach dem Wasserfall erreichten wir ein Berggasthaus, welches mit einer Eisenbahn erreicht werden kann und so tummelten sich hier die Massen. Wir hatten hunger und bereuten schon beinahe, dass wir uns Brote geschmiert hatten. Die leckeren Menüs hier in dem slowakischen Berggasthaus waren günstiger als ein Sandwich in der Migros zuhause. Doch wir hatten in den letzten Wochen ein wenig über die Stränge geschlagen und so kam es nur ganz recht, dass heute Brote dabei waren. Diese gönnten wir uns auch kurz später am Rande einer kleinen Zusatzschlaufe, auf der ein wenig Ruhe herrschte.
Der Weg hatte uns bisher nur
bergan geführt und hatte anscheinend auch nach dem Essen nicht das
Gefühl dies ändern zu müssen. Das nächste Ziel sollte die
Bergstation der zweiten von drei Bahnen zur Spitze sein. Und es
schien, dass einige sich dorthin mit der Gondel chauffieren liessen
und nun auf dem Weg nach unten waren. Der Gegenverkehr war massiv und
nach einiger Zeit auch echt mühsam. Doch wir kämpften uns wacker
die Serpentinen des steinigen Weges hinauf. Unterwegs entdeckten wir
noch einen wunderschönen Fuchs. Auch dieser schien sich schon an die
Menschenmassen gewöhnt zu haben. Wir konnten uns ihm bis auf sehr
kurze Distanz nähern und Fotos schiessen, ehe ihm der Trubel um
seine Person zu gross wurde und er sich wieder in den Bau verzog. Auf
den letzten Kilometern zogen auch immer mehr Wolken auf und
verdunkelten den blauen Himmel, welcher uns seit früh morgens
begleitet hatte. Doch die Abkühlung der Luft war eine Wohltat. Nach
genau 1008 Höhenmetern erreichten wir die ersten Schneefelder vom
Schneefall am letzten Samstag und dachach auch die ersehnte
Bergstation und setzten uns zum verdienten Gipfelbier in das
Berggasthaus. 0,5 Liter Bier kosteten hier auf fast 1800 M.ü.NHN
gerade einmal 2,70 Euro.
Langsam begannen wir hier oben zu
frieren, zogen uns Pullover und Jacke an und begaben uns bald auf den
Abstieg. Dieser führte einfach über eine Skipiste, immer direkt der
Falllinie unter der Gondelbahn entlang. Der Weg war steinig, steil,
mühsam und wirklich nicht als Weg zu bezeichnen. Wir merkten, wie
die Belastung der Knie immer mehr stieg und waren nicht traurig, als
wir 45 Minuten später an der nächsten Zwischenstation standen. Von
hier aus hatten wir viele Optionen. Die Bahn hinunter für 14 Euro,
ein Mountain-Kart für 12 Euro, ein Trottinett für 10 Euro oder eine
Wanderung für umsonst. Natürlich entschieden wir uns für die
kostengünstigste Methode und fanden uns bald auf einer Teerstrasse
wieder, welche in Serpentinen zu Tale führte. Normalerweise ist eine
Teerstrasse nicht wirklich mein favorisierter Untergrund. Doch nach
der Skipiste war es wie eine Wohltat. Nach beinahe sieben Stunden
(inklusive allen Pausen) und 20 Kilometern standen wir wieder am
Parkplatz vor unserem Womo. Wir setzten uns auf den noch immer warmen
Teer und gönnten unseren geschundenen Füssen ein wenig Luft. Das
war nun doch anstrengender gewesen als gedacht. Die Natur und die
Aussichten aus den Bergen waren atemberaubend. Die Massen an Menschen
auf den Wanderwegen stellten jedoch sogar die Wanderungen zum
Preikestolen oder zur Trolltunga in den Schatten. Sowas mach
eigentlich kein Spass mehr. Mit dem Wissen wie es hier an einem
Freitag in der Nebensaison aussieht, möchten wir hier gar nicht zur
Ferienzeit wiederkommen.
Bald sassen wir wieder im Cockpit
unseres Womos und rollten vom Parkplatz. Das nächste Ziel war wieder
sehr spontan gewählt worden. Wir wussten schon, dass comewithus2
auch in der Slowakei weilen, um ihrer Arbeit nachzugehen und sich auf
diverse Vorträge vorzubereiten. Wir planten also keinen Besuch ein
um die Beiden nicht von der Arbeit abzuhalten. Als Lui jedoch meinte,
wir sollten doch, falls wir vorbeikommen würden noch sechs Flaschen
Mineral mitbringen, begannen wir uns einen Besuch nochmals zu
überlegen. Der Weg würde uns zwar in den Süden der Slowakei
führen, welcher eigentlich gar nicht auf dem Plan stand. Doch diesen
„schönsten Camping Europas“ wollten wir uns eigentlich doch
gerne ansehen. Also fackelten wir nicht lange und begaben uns auf die
Fahrt in die Nähe des Campings. Schon während dieser Fahrt bereuten
wir es nicht, uns für einen Besuch des Südens entschieden zu haben.
Wir wurden über eine Art Passstrasse geführt, welche durch
traumhafte Natur und verträumte Dörfer führte. Eine wirklich
speziell schöne Fahrt, welche wohl eine der schönsten seit Norwegen
war. Leider dunkelte es gegen Schluss immer mehr ein und so suchten
wir schon bald einen Platz zum übernachten. Diesen entdeckten wir
dann auch inmitten eines grösseren Dorfes. Ein kostenloser Parkplatz
gleich an der Mucki-Bude des Ortes. Sah jedoch bisher sehr ruhig aus
und auch der Verkehr hielt sich sehr in Grenzen. Nach einem
gemütlichen Nachtessen machten wir uns schon bald auf den Weg ins
Bett. Der Tag war anstrengend und für den erholsamen Tag morgen auf
dem Campingplatz (übrigens der erste unserer Reise) möchten wir ja
fit sein.
Als wir uns gegen 23:30 Uhr ins
Bett machten, war es mit der Ruhe am Platz plötzlich vorbei. Einige
Jugendliche trafen sich hier und unterhielten sich lautstark,
brüllten teilweise herum. Sie sahen aber aus, als ob sie sich hier
nur treffen und dann wo anders hingehen würden. So war es dann auch
und die Gruppe zog weiter. In die nahe gelegene Diskothek. Und genau
diese hörte man nun auch, nachdem die Jugendlichen weg waren. Wir
drehten uns im Bett hin und her, entschieden dann aber kurz vor
Mitternacht, dass wir uns einen anderen Schlafplatz suchen. Ich
entdeckte auf der Karte schon bald einen Wanderparkplatz nur 5
Minuten ausserhalb. Dieser lag in absoluter Dunkelheit und Ruhe. Wir
stellten uns ganz an den Rand ein paar Meter abseits der Strasse.
Ohne irgend ein Geräusch schliefen wir schnell ein und verbrachten
danach eine störungsfreie Nacht an diesem Ort.
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