Mittwoch, 19. September 2018

Auf Schloss Fürstenstein

Die Nacht am Sportplatz war ruhig. Keine spontane Fussballspiele und keine Dorfjugend störte unseren Schlaf hier am Dorfrand. Da es aber gestern ein wenig später wurde und wir nach dem Untergrund-Trip sehr müde waren, trafen wir uns ein wenig später am Frühstückstisch. Wir versuchten den Tag ein wenig zu besprechen, was heute schwierig war, da wir eigentlich keine Ahnung hatten, wie lange wir an den jeweiligen Orten verweilen würden. So entschlossen wir uns den Tag spontan anzugehen.

Wir begannen mit einer anderthalbstündigen Fahrt durch die wunderschöne Natur Polens. Durch diese Landschaft wurde erst vor kurzem eine neue Autobahn eröffnet und so durften wir uns über bestens gelegten Fahrbahnbelag freuen. Zügig kamen wir anfangs voran und unterbrachen die Fahrt nur ein Mal kurz nach dem Beginn, um im Kaufland einkaufen zu gehen. Wir waren wieder verblüfft, als wir an der Offentheke über ein Kilo Rindfleisch-Steaks für knappe 4 Franken erstanden und freuten uns schon auf den Grillabend. Kurz vor Schluss bremsten uns jedoch zwei Stopps in einem Technikladen und zum Ablassen des Abwassers wieder ein wenig aus. Der Abwassertank hält übrigens wieder super dicht.

Es war schon Mittag als wir unser Ziel erreichten und nachdem wir 4 Franken für den Parkplatz bezahlten, setzten wir uns auch gleich dort zum Mittagessen zusammen. Der Parkplatz gehörte zum Schloss Fürstenstein, zu dessen Eingang wir uns nach einer kurzen Brotzeit begaben. Jonas bezahlte seinen Eintritt am Schalter und profitierte auch hier von einem grosszügigen Studentenrabatt. Die nette Dame am Schalter schien danach den Studentenpreis im Kopf gehabt zu haben, denn Melanie und ich bezahlten auch nur diesen. Nochmals Glück gehabt. Wir machten uns also in den Innenhof der schönen Schlossanlage. Schloss Fürstenstein ist das grösste Schloss in Schlesien und hat eine interessante Geschichte. Errichtet wurde sie Ende des 13. Jahrhunderts für Herzog Bolko I. Von Schweidnitz. Der Sohn des Herzog von Schlesien und Herr von Fürstenberg brachte jedoch keinen Nachkommen hervor und das Schloss ging in den Besitz dessen Witwe Agnes von Habsburg über. Die Habsburger erweiterten der Bau, bis 1392 der heutige Hauptteil der Anlage fertiggestellt war. Die Nebengebäude mit den Türmen und Fachwerkfassaden wurden dann erst viel später unter Hans Heinrich XI Fürst von Pless erbaut. Diese wurden 1905 dann auch von Kaiser Willhelm II gefürstet. 1943 wurde das Schloss durch den NS-Staat beschlagnahmt, da der Besitzer Hans Heinrich XVII nach England übersetzte, um sich vor dem zweiten Weltkrieg in Sicherheit zu bringen. Da dies Landesverrat darstellte wurde das Eigentum 1944 dann an den NS-Staat übertragen. Es wurde im Schloss ein Arbeitslager errichtet und die Gefangenen des nahen Konzentrationslager Gross-Rosen begannen damit unterirdische Fluchtstollen zu graben. Fürstenstein sollte zur Kommandozentrale der Nazis werden und höchste Funktionäre der Wehrmacht und SS beherbergen. Es gab sogar Pläne, dass Adolf Hitler in das Schloss einziehen sollte, um von hier aus die Truppen im Feld zu befehligen. Soweit kam es jedoch nicht und nach dem Rückzug der Nazis fiel das Schloss Polen zu, welches das Schloss renovierte und unter Schutz stellte. So können wir es heute besichtigen.

Das Innere des Schlosses war interessant und schön anzusehen. Mit Schildern und Erklärungen wurde leider gegeizt, wo vorhanden waren sie aber immerhin auch auf Deutsch. Eine Führung durch die tollen Räumlichkeiten wird leider nur auf Polnisch angeboten und so waren wir auf uns alleine gestellt. Es hatte sehr wenig Besucher heute hier auf Fürstenstein und so genossen wir die Ruhe und die Zeit alles genau anzusehen. Im Gegensatz zur Marienburg war hier nicht alles so interessant doch wir würden auch hier jedem eine kleine Besichtigungsrunde empfehlen, die dann doch gerne einmal über eine Stunde dauert. Wir traten hinaus auf die berühmten Terrassen und betrachteten dort auch die schönen Gärten. Die vielen Springbrunnen waren aus Wassermangel, welcher in Polen noch immer ein Thema ist, nicht in Betrieb. Doch die vielen schön gestalteten Ebenen wussten auch so zu gefallen. 











Im Ticketpreis inbegriffen war auch noch die Besichtigung des Palmenhauses, welches für die Herzogin Daisy für eine damals unglaubliche Summe von 16 Millionen Mark errichtet wurde. Dieses Haus lag jedoch über einen Kilometer entfernt und hatte auch nur noch eine knappe Stunde geöffnet. Wir entschlossen uns trotzdem einen Blick in das Haus zu werfen und wanderten los. Auf dem Weg wurden wir von einem Gewitter überrascht. Die warmen aber riesigen Tropfen liessen uns schneller laufen und schon bald retteten wir uns ins grosse Gewächshaus. Im Gewächshaus war es heiss und feucht. Unsere nasse Kleidung trug ebenfalls zu dem tropischen Gefühl bei und wir konnten es nicht so wirklich geniessen in dem Gebäude. Wir schossen trotzdem viele Fotos und betrachteten vor allem die gigantischen Kakteen ehe wir uns auf den Rückweg machten. Das Gewitter war vorübergezogen und wir nahmen es wieder gemütlicher.





Nun stand uns nur noch die Fahrt an den Übernachtungsplatz bevor. Während dieser entdeckten wir plötzlich noch eine ganz spezielle Kirche und legten für diese einen Halt ein. Die Kirche wurde wohl im zweiten Weltkrieg zerstört und stand nun als riesige Kriegsruine mitten im Dorf. Wir schossen Fotos und spazierten noch kurz durch den Wald, in dem sich noch immer die zerstörten und verlassenen Gräber befanden. Die Weiterfahrt dauerte noch eine Stunde und führte uns nach Tschechien. In einem kleinen Zipfel dieses Landes fanden wir einen Parkplatz, welcher uns viel Platz bot um unser Fleisch zu grillen und leckere Beilagen zu kochen. Wir verbrachten einen witzigen Abend mit gutem Essen, fetziger Musik und einem aus der Ferne mitgeteilten Sieg des EHC Kloten von 13:0 im Schweizer Eishockey Cup. Die Nacht hier verspricht wieder ruhig zu werden und wir freuten uns beim Einschlafen über das morgige Programm. 



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