Die Nacht am Sportplatz war
ruhig. Keine spontane Fussballspiele und keine Dorfjugend störte
unseren Schlaf hier am Dorfrand. Da es aber gestern ein wenig später
wurde und wir nach dem Untergrund-Trip sehr müde waren, trafen wir
uns ein wenig später am Frühstückstisch. Wir versuchten den Tag
ein wenig zu besprechen, was heute schwierig war, da wir eigentlich
keine Ahnung hatten, wie lange wir an den jeweiligen Orten verweilen
würden. So entschlossen wir uns den Tag spontan anzugehen.
Wir begannen mit einer
anderthalbstündigen Fahrt durch die wunderschöne Natur Polens.
Durch diese Landschaft wurde erst vor kurzem eine neue Autobahn
eröffnet und so durften wir uns über bestens gelegten Fahrbahnbelag
freuen. Zügig kamen wir anfangs voran und unterbrachen die Fahrt nur
ein Mal kurz nach dem Beginn, um im Kaufland einkaufen zu gehen. Wir
waren wieder verblüfft, als wir an der Offentheke über ein Kilo
Rindfleisch-Steaks für knappe 4 Franken erstanden und freuten uns
schon auf den Grillabend. Kurz vor Schluss bremsten uns jedoch zwei
Stopps in einem Technikladen und zum Ablassen des Abwassers wieder
ein wenig aus. Der Abwassertank hält übrigens wieder super dicht.
Es war schon Mittag als wir unser
Ziel erreichten und nachdem wir 4 Franken für den Parkplatz
bezahlten, setzten wir uns auch gleich dort zum Mittagessen zusammen.
Der Parkplatz gehörte zum Schloss Fürstenstein, zu dessen Eingang
wir uns nach einer kurzen Brotzeit begaben. Jonas bezahlte seinen
Eintritt am Schalter und profitierte auch hier von einem grosszügigen
Studentenrabatt. Die nette Dame am Schalter schien danach den
Studentenpreis im Kopf gehabt zu haben, denn Melanie und ich
bezahlten auch nur diesen. Nochmals Glück gehabt. Wir machten uns
also in den Innenhof der schönen Schlossanlage. Schloss Fürstenstein
ist das grösste Schloss in Schlesien und hat eine interessante
Geschichte. Errichtet wurde sie Ende des 13. Jahrhunderts für Herzog
Bolko I. Von Schweidnitz. Der Sohn des Herzog von Schlesien und Herr
von Fürstenberg brachte jedoch keinen Nachkommen hervor und das
Schloss ging in den Besitz dessen Witwe Agnes von Habsburg über. Die
Habsburger erweiterten der Bau, bis 1392 der heutige Hauptteil der
Anlage fertiggestellt war. Die Nebengebäude mit den Türmen und
Fachwerkfassaden wurden dann erst viel später unter Hans Heinrich XI
Fürst von Pless erbaut. Diese wurden 1905 dann auch von Kaiser
Willhelm II gefürstet. 1943 wurde das Schloss durch den NS-Staat
beschlagnahmt, da der Besitzer Hans Heinrich XVII nach England
übersetzte, um sich vor dem zweiten Weltkrieg in Sicherheit zu
bringen. Da dies Landesverrat darstellte wurde das Eigentum 1944 dann
an den NS-Staat übertragen. Es wurde im Schloss ein Arbeitslager
errichtet und die Gefangenen des nahen Konzentrationslager
Gross-Rosen begannen damit unterirdische Fluchtstollen zu graben.
Fürstenstein sollte zur Kommandozentrale der Nazis werden und
höchste Funktionäre der Wehrmacht und SS beherbergen. Es gab sogar
Pläne, dass Adolf Hitler in das Schloss einziehen sollte, um von
hier aus die Truppen im Feld zu befehligen. Soweit kam es jedoch
nicht und nach dem Rückzug der Nazis fiel das Schloss Polen zu,
welches das Schloss renovierte und unter Schutz stellte. So können
wir es heute besichtigen.
Das Innere des Schlosses war
interessant und schön anzusehen. Mit Schildern und Erklärungen
wurde leider gegeizt, wo vorhanden waren sie aber immerhin auch auf
Deutsch. Eine Führung durch die tollen Räumlichkeiten wird leider
nur auf Polnisch angeboten und so waren wir auf uns alleine gestellt.
Es hatte sehr wenig Besucher heute hier auf Fürstenstein und so
genossen wir die Ruhe und die Zeit alles genau anzusehen. Im
Gegensatz zur Marienburg war hier nicht alles so interessant doch wir
würden auch hier jedem eine kleine Besichtigungsrunde empfehlen, die
dann doch gerne einmal über eine Stunde dauert. Wir traten hinaus
auf die berühmten Terrassen und betrachteten dort auch die schönen
Gärten. Die vielen Springbrunnen waren aus Wassermangel, welcher in
Polen noch immer ein Thema ist, nicht in Betrieb. Doch die vielen
schön gestalteten Ebenen wussten auch so zu gefallen.
Im Ticketpreis inbegriffen war
auch noch die Besichtigung des Palmenhauses, welches für die
Herzogin Daisy für eine damals unglaubliche Summe von 16 Millionen
Mark errichtet wurde. Dieses Haus lag jedoch über einen Kilometer
entfernt und hatte auch nur noch eine knappe Stunde geöffnet. Wir
entschlossen uns trotzdem einen Blick in das Haus zu werfen und
wanderten los. Auf dem Weg wurden wir von einem Gewitter überrascht.
Die warmen aber riesigen Tropfen liessen uns schneller laufen und
schon bald retteten wir uns ins grosse Gewächshaus. Im Gewächshaus
war es heiss und feucht. Unsere nasse Kleidung trug ebenfalls zu dem
tropischen Gefühl bei und wir konnten es nicht so wirklich geniessen
in dem Gebäude. Wir schossen trotzdem viele Fotos und betrachteten
vor allem die gigantischen Kakteen ehe wir uns auf den Rückweg
machten. Das Gewitter war vorübergezogen und wir nahmen es wieder
gemütlicher.
Nun stand uns nur noch die Fahrt
an den Übernachtungsplatz bevor. Während dieser entdeckten wir
plötzlich noch eine ganz spezielle Kirche und legten für diese
einen Halt ein. Die Kirche wurde wohl im zweiten Weltkrieg zerstört
und stand nun als riesige Kriegsruine mitten im Dorf. Wir schossen
Fotos und spazierten noch kurz durch den Wald, in dem sich noch immer
die zerstörten und verlassenen Gräber befanden. Die Weiterfahrt
dauerte noch eine Stunde und führte uns nach Tschechien. In einem
kleinen Zipfel dieses Landes fanden wir einen Parkplatz, welcher uns
viel Platz bot um unser Fleisch zu grillen und leckere Beilagen zu
kochen. Wir verbrachten einen witzigen Abend mit gutem Essen,
fetziger Musik und einem aus der Ferne mitgeteilten Sieg des EHC
Kloten von 13:0 im Schweizer Eishockey Cup. Die Nacht hier verspricht
wieder ruhig zu werden und wir freuten uns beim Einschlafen über das
morgige Programm.
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