Nicht ganz überraschend
verbrachten wir eine gute und vor allem ruhige Nacht inmitten von
Krakau. Eines lernten wir in den letzten sechs Monaten. Die Nächte
von Samstag auf Sonntag sind meistens laut und oft erhält man Besuch
von Jugendlichen mit lauter Musik und Autos, welche sich den gleichen
Platz ausgesucht hatten. Um das zu vermeiden versuchen alle immer
möglichst an die entlegensten Orte zu fahren. Doch diese Orte kennt
die lokale Jugend jeweils auch. Darum ist genau das Gegenteil das
beste: rein ins Getümmel. Mitten in der Stadt ist meistens nichts
los. Die Menschen feiern in den Restaurants und Discos. Parkt man
nicht gerade an einer Hauptachse und ganz am Rande des Zentrums, so
bleibt man von all dem verschont.
So konnten wir uns gut
ausgeschlafen auf eine erneute Erkundung der Stadt Krakau begeben.
Wir hatten gestern wohl noch nicht alles gesehen und wanderten
deshalb nochmals die 15 Minuten in die Stadt. Kurz vor den Toren der
Altstadt entdeckten wir einen Flohmarkt, auf dem lauter Einheimische
zu finden waren. Wir schlenderten über den Markt auf dem wirklich
alles verkauft wurde. 80% von den Waren wären bei uns in der Schweiz
auf dem Müll gelandet – hier in Polen bekommen sie eine zweite
Chance, nochmals gebraucht zu werden. Und dabei ist nichts zu alt
oder zu obskur um verkauft zu werden. Ein Typ verkaufte sogar seine
riesige Sammlung an pornografischen Heften und DVDs.
Wir erreichten schon bald die
Stadt, welche im Tageslicht wieder sehr freundlich aussah. Viele
Menschen waren hier unterwegs und wir stellten überrascht fest, dass
auch am Sonntag alle Läden geöffnet waren. Im katholischen Polen
hätten wir dies nicht erwartet. So schlenderten wir mit den vielen
Menschen durch die Altstadt Krakaus. Immer wieder kreuzten
wunderschöne Kutschen mit ebenso schönen Pferden unseren Weg. Eine
solche Kutschenfahrt durch die Altstadt schien hier ein Muss zu sein.
Wir betrachteten einige Kirchen und ältere Gebäude, welche allesamt
frei zugänglich waren. Am Ende der Altstadt entdeckten wir dann noch
die Burg der Stadt und machten uns auch an deren Erkundung. Die
Innenhöfe des tollen Bauwerks konnten wir uns umsonst ansehen, auf
einen Blick von Innen verzichteten wir aber. Dieser hätte jedoch
auch nicht wirklich viel gekostet.
Zurück in der Altstadt wollten
wir uns ein Cafe suchen, um dort etwas zu trinken. Was wir fanden war
ein bestens gelegenes italienisches Restaurant, welches auch leckere
Pizza anbot. So wurde aus unserem kurzen Halt schon schnell ein
Mittagessen. Dabei quatschten wir noch ein wenig über die nächsten
Tage und unseren Plan die ukrainische Stadt Lviv zu besuchen. Man
merkte, dass Jonas in seinem Kopf immer mehr studierte.
Schlussendlich verblieben wir dabei, dass wir das Salzwerk bei Krakau
auslassen und Jonas dafür mit uns die Ukraine besucht. Diese
Entscheidung freute uns natürlich sehr und so machten wir uns sofort
an die Planung. Bei dieser konnten wir zum Glück sehr von Infos und
dem Wissen von comewithus2 profitieren. Die Beiden hatten den Trip
auch gerade vor ein paar Tagen gewagt und versorgten uns auch sofort
mit den wichtigsten Infos. Nachdem wir sie nach Weissrussland
lotsten, machten sie nun dasselbe mit uns auf dem Weg in die Ukraine.
Nach einer erneuten Durchquerung
der Altstadt waren wir gut verköstigt wieder bei unseren Mobilen
angelangt. Zügig machten wir uns auf den Weg, da wir schon nahe an
die Grenze fahren wollten und auch noch ein Programmpunkt auf dem
Papier stand. Das „Painted Village“ genannte Zalipie.
Bald erreichten wir das kleine
Dorf, welches in Polen sehr berühmt ist. Das nur aufgrund einer Art
Graffiti-Kunst. Eine mittlerweile über 90-jährige Frau zieht
nämlich seit Jahren durchs Dorf und bemalt Häuser, Bänke, Tische,
Mülleimer, Unterstände und sogar Hundehütten mit bunten Blumen.
Natürlich hat sie dabei das Einverständnis der Eigentümer. Das
Dorf war ein wenig verstreuter als wir uns das vorstellten. Es gab
leider keinen Dorfkern von dem aus man die ganzen Häuser betrachten
konnten. Mehr war es ein Gebiet, auf welchem alle 300 Meter ein Haus
erschien, welches ein Blumengemälde beheimatete. So wanderten wir
vor allem im Dorf herum und betrachteten hier und dort die Häuser.
So verstreut wirkte das Ganze nicht so spektakulär wie erwartet und
wir besuchten vor allem zwei schöne Spots, welche auch von einem
Hochzeitspaar zum Fotoshooting genutzt wurden. Wir verliessen das
Dorf schon bald wieder und fuhren noch eine Weile in Richtung Grenze.
Dort parkten wir inmitten eines Waldes und stellten schnell die
Stühle ins Freie. Der Grill wurde angeworfen und Fleisch brutzelte
auf dem heissen Rost. Ein gemütlicher Abend nahm seinen Lauf. Immer
wieder fragten wir uns, was uns in dem Land im Osten wohl morgen
erwarten wird. Doch wir sind frohen Mutes, dass dieses Abenteuer
wieder ein ganz spezielles wird. Es begann leicht zu regnen und
winden, als wir uns spätabends ins Innere des Womos verzogen und uns
auch schon bald hinlegten.
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