Eine ruhige aber kurze Nacht lag
hinter uns, als der Wecker uns früh aus dem Schlaf klingelte. Der
Parkplatz auf dem wir unsere Nacht verbracht hatten, lag ruhig vor uns.
Dies stimmte uns positiv, da es bedeutete, dass noch nicht die ganzen
Touristenhorden in die Adrspacher Felsenstadt geströmt waren. Diese
wollten wir heute nämlich besuchen und erhielten schon vor ein paar
Tagen die Warnung von Jasmin, dass hier nach 10 Uhr sehr viel los
sei. Ein Blogeintrag, welchen Melanie gestern Abend noch gelesen
hatte, erzählte davon, wie die Besucher im Gänsemarsch durch die
imposanten Felsformationen watschelten. Darauf hatten wir keine Lust.
Also schnell ein paar Brote geschmiert und den Rucksack gepackt.
Kurz später standen wir an der
Tourist-Info und deckten uns mit Infomaterial ein. Die nette Dame am
Schalter erklärte uns dann noch die verschiedenen Wanderungen. Der
Hauptteil (und somit touristische Teil) der Felsenstadt wäre eine
3,5 Kilometer lange Wanderung über angenehme Wege. Dies schien uns
jedoch viel zu kurz, waren wir doch auf eine Tageswanderung
eingestellt gewesen. Variante zwei würde zu den 15 Kilometer
entfernten Teplicer Felsen führen. Ebenfalls imposante Felsen. Von
dort aus gäbe es auch einen Zug zurück nach Adrspach zu unserem
Parkplatz. Wir entschlossen uns, Variante 3 anzupeilen und zu den
Teplicer Felsen zu laufen und ebenfalls wieder zurück. Wir
verliessen die Tourist-Info, standen aber eine Minute später schon
wieder in dem kleinen Büro. Für die Felsenstadt mussten wir eine
Eintrittskarte lösen, konnten an der Kasse jedoch nur Bar in
tschechischen Kronen bezahlen. Um mit Karte bezahlen zu können
mussten wir wieder zur Information. Mit den Tickets in der Hand
konnte es nun losgehen.
Nicht weit mussten wir wandern, um
die ersten Sandsteinformationen zu entdecken, welche das Wahrzeichen
der ganzen Region darstellen. Viele der Felsen besassen einen Namen,
der von der Form herführte. Manchmal erkannten wir den Frosch, Hund,
Mönch oder was auch immer schnell. Manchmal erkannten wir die Figur
jedoch auch nach längerer Betrachtung nicht. Dank dem deutschen
Führer in Papierform kamen wir auch an interessante Hintergrundinfos
und betraten schon bald den „inneren Kern“ der Felsenstadt durch
das alte gotische Tor. Hier fühlten wir uns wie schon vor einigen
Jahren im luxemburgischen Mullerthal. Zwischen den hohen Felstürmen
führten schmale Stege durch die Schluchten und die Temperatur sank
plötzlich um gut 10 Grad. Das wirkt sich an solchen Orten auch auf
die Flora aus und die ganze Umgebung veränderte sich somit beim Durchwandern der Formation. Nicht lange später standen wir aber
schon am Scheitelpunkt des kleinen Rundgangs. Hier könnte man für 2
Euro mit einem Boot eine Rundfahrt über den gefühlt kleinsten See
der Welt geniessen. Der Grund für diese Bootsfahrt erschloss sich
uns nicht und wir verfolgten lieber den Weg in Richtung Teplicer
Felsen.
Dieser Weg wollte uns von
Anbeginn zeigen, wer hier das Sagen hat. Über viele Treppen wurden
wir immer und immer wieder bergan und bergab geführt. Durch schmale
Passagen, Tunnels und ausgesetzte Felsquerungen. Ein wahres Abenteuer
in schönster Natur. Als die Passstrasse überstanden war, wechselten
wir in eine Sumpflandschaft, welche wir auf typisch finnischen Stegen
überquerten. Es folgte ein dichter Tannenwald, welcher eine Stimmung
wie im Film verbreitete. Es dauerte über eine Stunde ehe wir im Park
der Teplicer Felsen angelangt waren. Den Eintritt hier mussten wir
nicht bezahlen, da das Ticket von Adrspach hier ebenfalls Gültigkeit
besass.
In diesem Park war, bedingt durch die Uhrzeit, nun schon viel
mehr los. Wir kreuzten viele Wanderer, welche immer mit einem
freundlichen „Dobre“ grüssten. Noch vor den ersten
Felsformationen standen wir an einer Treppe, welche in die
Unendlichkeit zu führen schien. Ein Schild warnte vor über 300
gefährlichen Stufen und kein Mensch schien die Herausforderung
anzunehmen. Wir nahmen sie natürlich an. Der erste Teil der Treppe
war einfach nur unendlich lang. Danach änderte sich die
Stufenlandschaft und aus Treppen wurden schon eher Leitern, welche
mit wackeligen Holzsprossen steil nach oben führten. Mein
permanenter Gedanke: „Wenn die Aussicht da oben nicht grandios ist,
flippe ich aus!“. Verschwitzt und schnaufend kamen wir auf dem
obersten Gipfel eines Sandsteinturmes an und die Aussicht war
atemberaubend. Der Aufstieg hatte sich gelohnt und wir genossen die
Ruhe und den Rundumblick von diesem schönen Ort. Die Mühe hatte
sich gelohnt.
Schon bald stiegen wir hinunter
und machten eine kleine Rast auf einem Zwischenboden der
Treppenstrecke. Nach der gemütlichen Brotzeit brachten wir die
restlichen Stufen hinter uns und kämpften uns durch die
Schulklassen, welche mittlerweile die Wege bevölkerten. Auch hier
bei den Teplicer Felsen konnten wir viele wunderschöne Orte und
Schluchten entdecken. Die schönste Strecke wartete mit wunderschönen
Grünflächen und wusste sehr zu gefallen.
Nachdem die Teplicer Felsen
begutachtet wurden hatten wir schon ein bisschen über 15 Kilometer
auf dem Navi. Doch der Rückweg zu Fuss schien uns noch immer
Attraktiver als die Fahrt mit dem Zug. Die Sumpflandschaft und die
vielen Stufen der Passstrasse mussten wir auch auf dem Rückweg
passieren. Die vielen Treppen begannen in den Beinen ihre Spuren zu
hinterlassen und so waren wir nicht mehr so spritzig als wir wiederum
über eine Stunde später wieder auf den Rundweg der Adrspacher
Felsenstadt stiessen. Auch hier waren noch immer Schulklassen
unterwegs. Die Ruhe der Wanderung zwischen den beiden Parks war somit
schnell verflogen. Doch wir waren alle so oder so nicht mehr so fit
und hatten auch schon wirklich viele Felsformationen gesehen. Die
letzten des Parks, die riesigen Türme der Bürgermeisterin und des
Bürgermeisters oder das Liebespaar, beeindruckten uns aber nochmals.
Nach über 27 Kilometern verliessen wir den Park wieder und waren
geschafft. Von der Distanz her keine grosse Leistung, doch das
ständige Auf und Ab über die Treppen hinterliess Spuren.
Weit kamen wir nach dem Park
nicht. Wir hatten uns entschlossen, heute nochmals hier zu schlafen
und zum Nachtessen wollten wir sehen was der Kühlschrank so hergibt.
Dies war alles vergessen als wir den Duft von Pommes und Kebap
vernahmen, welcher aus einer Bude beim Eingang verströmt wurde. Der
Inhaber sprach sogar deutsch und bot uns einen wirklich guten
Eurokurs, damit wir auch ohne tschechische Kronen uns zwei Dürüm,
einen Kebapteller und eine Portion Pommes gönnen konnten. Wir
bestellten die Speisen zum Mitnehmen und sassen einige Minuten später
vor unseren Wohnmobilen, befreiten unsere Füsse aus den Schuhen und
genossen das Nachtessen. Wir liessen den Abend gemütlich ausklingen
und ich gab Jonas noch einen kleinen Kurs der Fotobearbeitung mittels
Lightroom. So waren die Fotos schon erledigt, als wir ebenfalls
erledigt ins Bett stiegen. Die Felsenstadt ist wirklich ein
wunderschöner Ort und wir empfehlen jedem die Formationen zu
besuchen, sollte er einmal hier in der Nähe sein. Und sei es nur der
kleine Rundweg in Adrspach.
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