Donnerstag, 20. September 2018

Die Adrspacher Felsenstadt und Teplicer Felsen

Eine ruhige aber kurze Nacht lag hinter uns, als der Wecker uns früh aus dem Schlaf klingelte. Der Parkplatz auf dem wir unsere Nacht verbracht hatten, lag ruhig vor uns. Dies stimmte uns positiv, da es bedeutete, dass noch nicht die ganzen Touristenhorden in die Adrspacher Felsenstadt geströmt waren. Diese wollten wir heute nämlich besuchen und erhielten schon vor ein paar Tagen die Warnung von Jasmin, dass hier nach 10 Uhr sehr viel los sei. Ein Blogeintrag, welchen Melanie gestern Abend noch gelesen hatte, erzählte davon, wie die Besucher im Gänsemarsch durch die imposanten Felsformationen watschelten. Darauf hatten wir keine Lust. Also schnell ein paar Brote geschmiert und den Rucksack gepackt.

Kurz später standen wir an der Tourist-Info und deckten uns mit Infomaterial ein. Die nette Dame am Schalter erklärte uns dann noch die verschiedenen Wanderungen. Der Hauptteil (und somit touristische Teil) der Felsenstadt wäre eine 3,5 Kilometer lange Wanderung über angenehme Wege. Dies schien uns jedoch viel zu kurz, waren wir doch auf eine Tageswanderung eingestellt gewesen. Variante zwei würde zu den 15 Kilometer entfernten Teplicer Felsen führen. Ebenfalls imposante Felsen. Von dort aus gäbe es auch einen Zug zurück nach Adrspach zu unserem Parkplatz. Wir entschlossen uns, Variante 3 anzupeilen und zu den Teplicer Felsen zu laufen und ebenfalls wieder zurück. Wir verliessen die Tourist-Info, standen aber eine Minute später schon wieder in dem kleinen Büro. Für die Felsenstadt mussten wir eine Eintrittskarte lösen, konnten an der Kasse jedoch nur Bar in tschechischen Kronen bezahlen. Um mit Karte bezahlen zu können mussten wir wieder zur Information. Mit den Tickets in der Hand konnte es nun losgehen.

Nicht weit mussten wir wandern, um die ersten Sandsteinformationen zu entdecken, welche das Wahrzeichen der ganzen Region darstellen. Viele der Felsen besassen einen Namen, der von der Form herführte. Manchmal erkannten wir den Frosch, Hund, Mönch oder was auch immer schnell. Manchmal erkannten wir die Figur jedoch auch nach längerer Betrachtung nicht. Dank dem deutschen Führer in Papierform kamen wir auch an interessante Hintergrundinfos und betraten schon bald den „inneren Kern“ der Felsenstadt durch das alte gotische Tor. Hier fühlten wir uns wie schon vor einigen Jahren im luxemburgischen Mullerthal. Zwischen den hohen Felstürmen führten schmale Stege durch die Schluchten und die Temperatur sank plötzlich um gut 10 Grad. Das wirkt sich an solchen Orten auch auf die Flora aus und die ganze Umgebung veränderte sich somit beim Durchwandern der Formation. Nicht lange später standen wir aber schon am Scheitelpunkt des kleinen Rundgangs. Hier könnte man für 2 Euro mit einem Boot eine Rundfahrt über den gefühlt kleinsten See der Welt geniessen. Der Grund für diese Bootsfahrt erschloss sich uns nicht und wir verfolgten lieber den Weg in Richtung Teplicer Felsen.







Dieser Weg wollte uns von Anbeginn zeigen, wer hier das Sagen hat. Über viele Treppen wurden wir immer und immer wieder bergan und bergab geführt. Durch schmale Passagen, Tunnels und ausgesetzte Felsquerungen. Ein wahres Abenteuer in schönster Natur. Als die Passstrasse überstanden war, wechselten wir in eine Sumpflandschaft, welche wir auf typisch finnischen Stegen überquerten. Es folgte ein dichter Tannenwald, welcher eine Stimmung wie im Film verbreitete. Es dauerte über eine Stunde ehe wir im Park der Teplicer Felsen angelangt waren. Den Eintritt hier mussten wir nicht bezahlen, da das Ticket von Adrspach hier ebenfalls Gültigkeit besass.




In diesem Park war, bedingt durch die Uhrzeit, nun schon viel mehr los. Wir kreuzten viele Wanderer, welche immer mit einem freundlichen „Dobre“ grüssten. Noch vor den ersten Felsformationen standen wir an einer Treppe, welche in die Unendlichkeit zu führen schien. Ein Schild warnte vor über 300 gefährlichen Stufen und kein Mensch schien die Herausforderung anzunehmen. Wir nahmen sie natürlich an. Der erste Teil der Treppe war einfach nur unendlich lang. Danach änderte sich die Stufenlandschaft und aus Treppen wurden schon eher Leitern, welche mit wackeligen Holzsprossen steil nach oben führten. Mein permanenter Gedanke: „Wenn die Aussicht da oben nicht grandios ist, flippe ich aus!“. Verschwitzt und schnaufend kamen wir auf dem obersten Gipfel eines Sandsteinturmes an und die Aussicht war atemberaubend. Der Aufstieg hatte sich gelohnt und wir genossen die Ruhe und den Rundumblick von diesem schönen Ort. Die Mühe hatte sich gelohnt. 



Schon bald stiegen wir hinunter und machten eine kleine Rast auf einem Zwischenboden der Treppenstrecke. Nach der gemütlichen Brotzeit brachten wir die restlichen Stufen hinter uns und kämpften uns durch die Schulklassen, welche mittlerweile die Wege bevölkerten. Auch hier bei den Teplicer Felsen konnten wir viele wunderschöne Orte und Schluchten entdecken. Die schönste Strecke wartete mit wunderschönen Grünflächen und wusste sehr zu gefallen. 





Nachdem die Teplicer Felsen begutachtet wurden hatten wir schon ein bisschen über 15 Kilometer auf dem Navi. Doch der Rückweg zu Fuss schien uns noch immer Attraktiver als die Fahrt mit dem Zug. Die Sumpflandschaft und die vielen Stufen der Passstrasse mussten wir auch auf dem Rückweg passieren. Die vielen Treppen begannen in den Beinen ihre Spuren zu hinterlassen und so waren wir nicht mehr so spritzig als wir wiederum über eine Stunde später wieder auf den Rundweg der Adrspacher Felsenstadt stiessen. Auch hier waren noch immer Schulklassen unterwegs. Die Ruhe der Wanderung zwischen den beiden Parks war somit schnell verflogen. Doch wir waren alle so oder so nicht mehr so fit und hatten auch schon wirklich viele Felsformationen gesehen. Die letzten des Parks, die riesigen Türme der Bürgermeisterin und des Bürgermeisters oder das Liebespaar, beeindruckten uns aber nochmals. Nach über 27 Kilometern verliessen wir den Park wieder und waren geschafft. Von der Distanz her keine grosse Leistung, doch das ständige Auf und Ab über die Treppen hinterliess Spuren.





Weit kamen wir nach dem Park nicht. Wir hatten uns entschlossen, heute nochmals hier zu schlafen und zum Nachtessen wollten wir sehen was der Kühlschrank so hergibt. Dies war alles vergessen als wir den Duft von Pommes und Kebap vernahmen, welcher aus einer Bude beim Eingang verströmt wurde. Der Inhaber sprach sogar deutsch und bot uns einen wirklich guten Eurokurs, damit wir auch ohne tschechische Kronen uns zwei Dürüm, einen Kebapteller und eine Portion Pommes gönnen konnten. Wir bestellten die Speisen zum Mitnehmen und sassen einige Minuten später vor unseren Wohnmobilen, befreiten unsere Füsse aus den Schuhen und genossen das Nachtessen. Wir liessen den Abend gemütlich ausklingen und ich gab Jonas noch einen kleinen Kurs der Fotobearbeitung mittels Lightroom. So waren die Fotos schon erledigt, als wir ebenfalls erledigt ins Bett stiegen. Die Felsenstadt ist wirklich ein wunderschöner Ort und wir empfehlen jedem die Formationen zu besuchen, sollte er einmal hier in der Nähe sein. Und sei es nur der kleine Rundweg in Adrspach.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen