Frisch und munter trafen wir uns
heute in der Früh zum Frühstücken. Dabei kam es zu einem
Wiedersehen mit Stocki, welche gestern Abend nicht mehr zu Gegen war,
weswegen wir dachten sie sei eingefangen worden. Kaum war der Gedanke
fertig gedacht, tauchte auch schon ein Ruderboot mit zwei Rangern
auf, welche sich mit Netzen bewaffnet auf die Jagd nach der Ente
machten. Stocki hielt wacker dagegen, konnte jedoch schlussendlich
eingefangen werden. Keine Ahnung, was die litauischen Ranger mit der
Ente anstellen werden. Wir hoffen jedoch sehr, dass ihr geholfen wird
und sie schon bald ohne Stock wieder auf dem See ihre Runden ziehen
kann.
Nach dem Frühstück
verabschiedete sich dann auch Jasmin von uns. Wir beide und auch
Jonas entschlossen uns, hier noch eine Runde zu wandern, ehe wir uns
in die Hauptstadt begaben. Jasmin begab sich lieber schon früher
nach Vilnius, da Jakob noch neue Reifen benötigte. Die alten waren
durch und hier kosten neue Reifen nur einen Bruchteil von dem, was
sie in Deutschland kosten würden. 120 Euro bezahlte sie später für
zwei Reifen inklusive Montage und dem Einstellen der Spur. Wir
hofften bei der Verabschiedung, dass wir Jasmin wirklich später in
Vilnius wieder treffen. Aber man weiss ja nie wie es einem auf Reisen
ergeht.
Wir machten uns also zusammen mit
Jonas auf die kleine Wanderung über den botanischen Pfad, welcher
gleich bei uns am Parkplatz startete. Wir durchquerten einen wirklich
schönen Wald, der mit seinem moosbedeckten Boden die ideale Umgebung
für Pilze darstellte. Die kleinen Dinger wuchsen überall und so war
es auch nicht überraschend, dass auch in diesem Wald die
Einheimischen mit ihren Eimern und Körben durch den Busch schlichen.
Wie in den anderen beiden baltischen Ländern schien es auch hier
eine Art Nationalsport zu sein. Bald schon wechselten wir vom Wald in
eine Schilflandschaft mit einigen kleinen Seen. Wir wanderten wieder
über Holzstege, welche hier jedoch nicht wirklich gepflegt wurden.
Die Hölzer waren sehr morsch, immer wieder fehlte ein Brett und
sogar die Aussichtsplattform ragte schief in den See, machte den
Eindruck, dass sie jeden Moment einstürzen könnte. Lange brauchten
wir nicht für die knapp vier Kilometer und so fuhren auch wir schon
bald vom Parkplatz in Richtung Vilnius.
Nach einer halben Stunde
steuerten wir schon wieder einen See an. Dieses Mal um uns die
mittlerweile übliche Brotzeit zu gönnen. Wir setzten uns mit der
Decke in den Schatten, da die Sonne schon wieder vom Himmel brannte.
Bald schon machten wir uns aber auf den Weg zum nächsten Ziel. Und
dieses lag zentral. Sehr zentral. Der zentralste Punkt von ganz
Europa sozusagen. Nur ein paar Kilometer ausserhalb von Vilnius wies
uns der Wegweiser zu einem Golfplatz, neben dem sich das geografische
Zentrum von Europa befindet. Wir machten einen kleinen Spaziergang zu
dem zentralen Punkt, welcher durch eine Kompassrose am Boden
gekennzeichnet worden war. Ebenso flatterten zahlreiche europäische
Fahnen an den Masten im Wind. Die Flagge der Schweiz fehlte jedoch.
Schade, zumal es sich hier ja nicht um die Mitte der Europäischen
Union, sondern wirklich des Kontinents handelt. Jonas meinte, dass
wer keinen Mitgliederbeitrag bezahlt, eben auch keine Flagge bekommt.
Na das wäre dann ja eine teure Flagge geworden. Wir betrachteten
noch die goldene Krone, welche neben dem zentralen Punkt auf eine
Marmorsäule gesetzt wurde. Dies geschah 2004 bei der Aufnahme von
Litauen in die EU. Wir bemerkten auf der Tafel, dass wir an drei der
vier äussersten Punkten Europas schon waren. Norden: Spitzbergen,
Süden: kanarische Inseln, Westen: Azoren. Nur der östlichste Punkt
im Uralgebirge fehlt uns noch. Da haben wir ja wieder ein Ziel.
Das nächste Ziel war aber
erstmals die Hauptstadt von Litauen. Wir erreichten die Stadt Vilnius
schon bald, besuchten am Stadtrand noch einen Lidl, ehe wir uns durch
den hektischen Verkehr der Hauptstadt kämpften. An zwei frischen
Unfallstellen fuhren wir vorbei, was bei der Fahrweise hier keine
Verwunderung auslöste. Ein dritter konnte beinahe noch verhindert
werden, als ein Fahrzeug einem Feuerwehrlastwagen mit Blaulicht und
Sirene vor die Schnauze fuhr. Ja man muss sich an die Fahrweise im
Osten gewöhnen. Aber je mehr man mitmacht, desto einfacher kommt man
durch. So standen wir bald auf dem Parkplatz nahe am Stadtzentrum.
Auf einem videoüberwachten und umzäunten Parkplatz konnten wir hier
für 30 Cent die Stunde parken. Wir stellten unsere beiden Mobile ab
und machten uns auf den Weg in die Stadt.
Wir erkundeten die tollen Gassen
der Altstadt und auch ein paar wenige der insgesamt 26 Kirchen,
welche auf dem Gebiet der Innenstadt zu finden waren. Die Altstadt
war hier nicht so mittelalterlich wie in Tallinn und nicht so
lebendig wie in Riga, jedoch trotzdem absolut sehenswert. Aber doch
war es eher wieder eine der Art, durch welche man in zwei oder drei
Stunden durch ist. Wir wollten aber noch unbedingt ins Museum of
Illusions, welches hier in Vilnius als eines der besten Museen
angepriesen wurde. Zu diesem Zweck stiess auch Jasmin wieder zu uns
und wir freuten uns, wieder im Quartett unterwegs zu sein. Wir
betrachteten viele optische Illusionen in dem tollen Museum. Alles
war sehr interaktiv und man konnte alles anfassen und mit diversen
Experimenten seine Sinne überlisten. Auch eine Lichtshow, welche um
19:00 Uhr aufgeführt wurde, wusste uns zu begeistern. Wir schossen
noch viele Fotos in den speziell eingerichteten Räumen, welche mit
der Optik spielten, ehe wir hungrig wieder durch die Strassen von
Vilnius pilgerten.
Wir entdeckten einen Italiener,
welcher mit Pizza warb, was uns heute schon den ganzen Tag
vorschwebte. Wir setzten uns und genossen die absolut leckere,
original italienische, Pizza und den Rotwein. Nachdem Melanie sich
mit dem Chef ein wenig in italienischer Sprache unterhielt, wurde
natürlich auch noch ein Amaretto und Grappa spendiert. Wir wanderten
noch durch das Künstlerviertel zu unseren Womos, während auch
Jasmin ihren Jakob zu unseren beiden Wohnmobilen umparkte. Am
Parkplatz angekommen waren wir alle müde und so war in allen Mobilen
auch schon bald Lichterlöschen.
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