Es war eine ruhige wenn auch
kurze Nacht, welche hinter uns lag, als wir nach dem Frühstück
schon sehr bald wieder die Schotterpiste zurück wackelten. Heute
waren wir ein wenig früher unterwegs als die letzten Tage. Wir
nahmen uns auch alle Vier vor, in Zukunft ein wenig früher auf Zack
zu sein und in den Tag zu starten.
Dies taten wir heute mit einer
längeren Autofahrt, welche uns schon ziemlich bald über die Grenze
nach Litauen führte. Somit verliessen wir Lettland, ein Land welches
mit traumhaften Sandstränden und schöner Natur aufwartet. Leider
auch mit vielen vom Zerfall bedrohten Dörfern, riskantem
Strassenverkehr und sehr schlechten Strassenverhältnissen. Schon
bald erreichten wir die nördlichste Stadt in Litauen – Klaipeda.
Hier parkten wir unsere Autos kostenlos an der Arena und legten uns
einen Plan für den Tag zu. Dieser sah vor, dass wir Jakob und den
Zoll Bulli an der Arena stehen liessen und mit einem Fahrzeug,
unserem Wohnmobil, auf die kurische Nehrung hinüber schipperten. Die
Fähre mussten wir gleich hin und zurück lösen, konnten uns aber
gleich auf die knapp 5 Minuten lange Überfahrt begeben.
Da waren wir nun also auf der
kurischen Nehrung. Die Halbinsel, welche sich Russland und Litauen
teilen, erstreckt sich auf über 100 Kilometer. Wir fuhren einfach
südwärts um uns die Insel einmal anzusehen. In dem Naturpark,
fuhren wir durch schönste Wälder und konnten die Fahrt wirklich
geniessen. Es dauerte beinahe eine Stunde ehe uns ein Schild die
letzte Ausfahrt in das südliche Dorf Nida ankündigte. Wir wollten
sehen ob es noch weiter südlich noch eine Attraktion gab und
landeten so unverhofft an einem Schild, welches uns die russische
Grenze in 800 Metern ankündigte. Da wollten wir nun aber wirklich
nicht hin und so wendeten wir in einem kleinen Waldweg kurz vor der
Grenze und steuerten unser Womo nach Nida. Das schöne Dorf bot uns
einen kostenlosen Parkplatz, an welchem wir eine kleine Brotzeit
einlegten ehe wir uns in die Strassen begaben. Weit kamen wir nicht,
ehe uns jemand mit einem Eis kreuzte. Ein Eis wie wir es noch selten
gesehen hatten. Schnell war klar: so Eines brauchen wir ebenfalls.
Schnell stellte sich raus, dass es sich dabei um ein Jogurt-Eis
handelte und so entdeckten wir schnell den passenden Verkäufer.
Melanie und ich teilten uns ein Eis, welches aus einer frischen,
weichen Waffel, Jogurt-Eis, Oreo-Keksen und viel Schokolade bestand.
Ein Traum! Wir führten unseren Dorfrundgang noch ein wenig weiter,
durchstöberten die Souvenirläden und machten uns danach auf die
Weiterfahrt.
Als nächstes lockten uns die
„toten Dünen“ an. Doch nachdem wir bereits 24 Euro für die
Fähre und 15 Euro Eintritt in den Nationalpark bezahlten, wollten
sie hier nochmals 2 Euro pro Person für die Begehung des Weges zu
den Dünen. Ja auch hier wissen sie anscheinend, woher man sich das
Geld holen kann. Melanie trug alle kleinen Münzen aus dem Womo
zusammen und bezahlte den Eintritt mit lauter roten Cent-Münzen. So
sind die auch endlich weg. Wir wanderten also auf den hölzernen
Stegen durch den Kiefernwald, der sich schon bald zugunsten einer
Wüste lichtete. Eine total andere Welt, welche uns sehr an
Fuerteventura erinnerte. Die Sonne brannte vom Himmel als wir durch
die sandige Landschaft in Richtung der Hauptdüne zogen. Schon bald
endete der Holzsteg und wir mussten uns durch den Sand kämpfen. Die
Schuhe liessen wir aber am Steg und wanderten fortan barfuss durch
den warmen und feinen Sand. Oben angekommen erwartete uns noch ein
kleiner Holzturm, von welchem aus wir eine wunderbare Aussicht über
das Meer, die Wälder und den Sand hatten. Wir genossen die Aussicht
und schossen Fotos. Ein wirklich wundervoller Ort, welcher uns
gefühlt weit in den Süden transportierte. Das Baltikum vermochte
uns einmal mehr zu überraschen.
Nach einer erneut kurzen Fahrt
parkten wir an der Kirche von Joudkrante. Diese besichtigten wir auch
gleich innen und aussen. Die Kirche war wieder ein wenig prunkvoller
eingerichtet und am Eingang wies ein Schild uns darauf hin, dass sie
an einem Pilgerweg liegt, was vor allem Jasmin als aktive Pilgerin
sehr freute. Zu Fuss machten wir uns danach auf, dieses kleine Dorf
zu erkunden. Auch dieses Dorf wirkte extrem gepflegt und erinnerte
uns an die touristischen Orte auf der Insel Föhr. Wir betrachteten
die vielen Monumente und Sandstatuen entlang der Uferpromenade ehe
wir uns entlang der Strasse zurück zum Wohnmobil begaben. Unterwegs
begegnete uns noch eine interessante Holzskulptur, von der wir uns zu
einem Abstecher durch den nahen Wald überreden liessen. Wir
entdeckten auf dem kleinen Umweg einige interessante Holzfiguren ehe
wir wieder unseren fahrbaren Untersatz erreichten.
Den letzten kurzen Abstecher
machten wir noch kurz vor dem Fähranleger. Wir besuchten einen
feinsandigen Badestrand, welcher sich nun am Sonntagabend schon sehr
geleert hatte. Beinahe alleine standen wir im feinen Sand und
genossen das Meer. Nun wird es wohl wirklich bald das letzte Mal
sein, dass wir auf unserer Reise am Meer stehen. Die letzte
Möglichkeit wäre höchstens noch die Ostsee in Polen. Mal sehen.
Nun begaben wir uns aber zum
Fährterminal. Eine lange Autokolonne wies uns darauf hin, dass
Sonntagabend wohl nicht der beste Zeitpunkt ist um von der Insel zu
kommen. Nur alle 20 Minuten fährt eine Fähre und so stauten sich
die Autos über eine riesige Distanz und es dauerte über eine Stunde
ehe wir die Fähre zum Festland befahren konnten. Die Geduldsprobe
standen wir zu viert aber bestens durch. Doch der Hunger machte sich
so spät abends nun wirklich stark bemerkbar. Ohne den Zoll-Bulli
oder Jakob abzuholen, machten wir uns auf den Weg in die Stadt
Klaipeda. Diese soll mit einer wundervollen Altstadt aufwarten, was
sich kurz später auch erfüllte. Wir spazierten in der Abendsonne
durch die mit Kopfsteinpflaster befestigte Strasse der Innenstadt.
Natürlich liessen wir uns mit unseren hungrigen Mägen schon bald
von einem Restaurant anlocken. Ein schönes und gemütliches
Restaurant an bester Lage sollte es sein und wir erwarteten
dementsprechend hohe Preise. Eine 0,33 Cola kostete 1.50 Euro und
auch die Menüs überraschten mit knapp 6 Euro. So stillten vier
Personen ihren Hunger mit Vorspeisen, Hauptspeisen, Bier und Cola für
42 Euro. Für uns Schweizer ein absoluter Wahnsinn. Will man bei uns
schon nur zu zweit für diesen Preis essen, muss man zu McDonalds.
Die Strassen waren schon dunkel
als ich unser Wohnmobil zur Klaipeda Arena lenkte, um dort die andern
beiden Fahrzeuge abzuholen. In gewohnter Formation verliessen wir so
die Stadt um uns zu einem Übernachtungsplatz ausserhalb zu begeben.
Nach einem kleinen Umweg in die Tiefen des litauischen Waldes,
entdeckten wir dann den Parkplatz direkt am See. Dieser war auch an
einem Sonntagabend um 22:40 Uhr noch sehr gut besucht. Jugendliche
mit Autos, Motorrädern, lauter Musik und reichlich Alkohol sassen
überall in kleinen Gruppen zusammen und feierten. Eine friedliche
Stimmung, welche wir jedoch nicht wirklich geniessen konnten. Alle
waren heute ein wenig müde und wollten in Ruhe schlafen. Dies schien
hier jedoch nicht möglich. Also suchten wir einen anderen Platz.
Mithilfe von GoogleEarth entdeckten wir einen Platz, welcher sich bei
unserer Ankunft als grosser Parkplatz einer Hundeschule
herausstellte. Hier hatten wir unsere Ruhe und stellten unsere Mobile
ab. Jonas und ich fotografierten noch ein wenig die Sterne, während
Jasmin und Melanie sich bereits schlafen legten. Lange hielten aber
auch wir nicht mehr durch, auch uns zog es ins Bett.
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