Sonntag, 2. September 2018

Klaipeda und die kurische Nehrung

Es war eine ruhige wenn auch kurze Nacht, welche hinter uns lag, als wir nach dem Frühstück schon sehr bald wieder die Schotterpiste zurück wackelten. Heute waren wir ein wenig früher unterwegs als die letzten Tage. Wir nahmen uns auch alle Vier vor, in Zukunft ein wenig früher auf Zack zu sein und in den Tag zu starten.

Dies taten wir heute mit einer längeren Autofahrt, welche uns schon ziemlich bald über die Grenze nach Litauen führte. Somit verliessen wir Lettland, ein Land welches mit traumhaften Sandstränden und schöner Natur aufwartet. Leider auch mit vielen vom Zerfall bedrohten Dörfern, riskantem Strassenverkehr und sehr schlechten Strassenverhältnissen. Schon bald erreichten wir die nördlichste Stadt in Litauen – Klaipeda. Hier parkten wir unsere Autos kostenlos an der Arena und legten uns einen Plan für den Tag zu. Dieser sah vor, dass wir Jakob und den Zoll Bulli an der Arena stehen liessen und mit einem Fahrzeug, unserem Wohnmobil, auf die kurische Nehrung hinüber schipperten. Die Fähre mussten wir gleich hin und zurück lösen, konnten uns aber gleich auf die knapp 5 Minuten lange Überfahrt begeben.

Da waren wir nun also auf der kurischen Nehrung. Die Halbinsel, welche sich Russland und Litauen teilen, erstreckt sich auf über 100 Kilometer. Wir fuhren einfach südwärts um uns die Insel einmal anzusehen. In dem Naturpark, fuhren wir durch schönste Wälder und konnten die Fahrt wirklich geniessen. Es dauerte beinahe eine Stunde ehe uns ein Schild die letzte Ausfahrt in das südliche Dorf Nida ankündigte. Wir wollten sehen ob es noch weiter südlich noch eine Attraktion gab und landeten so unverhofft an einem Schild, welches uns die russische Grenze in 800 Metern ankündigte. Da wollten wir nun aber wirklich nicht hin und so wendeten wir in einem kleinen Waldweg kurz vor der Grenze und steuerten unser Womo nach Nida. Das schöne Dorf bot uns einen kostenlosen Parkplatz, an welchem wir eine kleine Brotzeit einlegten ehe wir uns in die Strassen begaben. Weit kamen wir nicht, ehe uns jemand mit einem Eis kreuzte. Ein Eis wie wir es noch selten gesehen hatten. Schnell war klar: so Eines brauchen wir ebenfalls. Schnell stellte sich raus, dass es sich dabei um ein Jogurt-Eis handelte und so entdeckten wir schnell den passenden Verkäufer. Melanie und ich teilten uns ein Eis, welches aus einer frischen, weichen Waffel, Jogurt-Eis, Oreo-Keksen und viel Schokolade bestand. Ein Traum! Wir führten unseren Dorfrundgang noch ein wenig weiter, durchstöberten die Souvenirläden und machten uns danach auf die Weiterfahrt. 





Als nächstes lockten uns die „toten Dünen“ an. Doch nachdem wir bereits 24 Euro für die Fähre und 15 Euro Eintritt in den Nationalpark bezahlten, wollten sie hier nochmals 2 Euro pro Person für die Begehung des Weges zu den Dünen. Ja auch hier wissen sie anscheinend, woher man sich das Geld holen kann. Melanie trug alle kleinen Münzen aus dem Womo zusammen und bezahlte den Eintritt mit lauter roten Cent-Münzen. So sind die auch endlich weg. Wir wanderten also auf den hölzernen Stegen durch den Kiefernwald, der sich schon bald zugunsten einer Wüste lichtete. Eine total andere Welt, welche uns sehr an Fuerteventura erinnerte. Die Sonne brannte vom Himmel als wir durch die sandige Landschaft in Richtung der Hauptdüne zogen. Schon bald endete der Holzsteg und wir mussten uns durch den Sand kämpfen. Die Schuhe liessen wir aber am Steg und wanderten fortan barfuss durch den warmen und feinen Sand. Oben angekommen erwartete uns noch ein kleiner Holzturm, von welchem aus wir eine wunderbare Aussicht über das Meer, die Wälder und den Sand hatten. Wir genossen die Aussicht und schossen Fotos. Ein wirklich wundervoller Ort, welcher uns gefühlt weit in den Süden transportierte. Das Baltikum vermochte uns einmal mehr zu überraschen. 






Nach einer erneut kurzen Fahrt parkten wir an der Kirche von Joudkrante. Diese besichtigten wir auch gleich innen und aussen. Die Kirche war wieder ein wenig prunkvoller eingerichtet und am Eingang wies ein Schild uns darauf hin, dass sie an einem Pilgerweg liegt, was vor allem Jasmin als aktive Pilgerin sehr freute. Zu Fuss machten wir uns danach auf, dieses kleine Dorf zu erkunden. Auch dieses Dorf wirkte extrem gepflegt und erinnerte uns an die touristischen Orte auf der Insel Föhr. Wir betrachteten die vielen Monumente und Sandstatuen entlang der Uferpromenade ehe wir uns entlang der Strasse zurück zum Wohnmobil begaben. Unterwegs begegnete uns noch eine interessante Holzskulptur, von der wir uns zu einem Abstecher durch den nahen Wald überreden liessen. Wir entdeckten auf dem kleinen Umweg einige interessante Holzfiguren ehe wir wieder unseren fahrbaren Untersatz erreichten. 





Den letzten kurzen Abstecher machten wir noch kurz vor dem Fähranleger. Wir besuchten einen feinsandigen Badestrand, welcher sich nun am Sonntagabend schon sehr geleert hatte. Beinahe alleine standen wir im feinen Sand und genossen das Meer. Nun wird es wohl wirklich bald das letzte Mal sein, dass wir auf unserer Reise am Meer stehen. Die letzte Möglichkeit wäre höchstens noch die Ostsee in Polen. Mal sehen. 



Nun begaben wir uns aber zum Fährterminal. Eine lange Autokolonne wies uns darauf hin, dass Sonntagabend wohl nicht der beste Zeitpunkt ist um von der Insel zu kommen. Nur alle 20 Minuten fährt eine Fähre und so stauten sich die Autos über eine riesige Distanz und es dauerte über eine Stunde ehe wir die Fähre zum Festland befahren konnten. Die Geduldsprobe standen wir zu viert aber bestens durch. Doch der Hunger machte sich so spät abends nun wirklich stark bemerkbar. Ohne den Zoll-Bulli oder Jakob abzuholen, machten wir uns auf den Weg in die Stadt Klaipeda. Diese soll mit einer wundervollen Altstadt aufwarten, was sich kurz später auch erfüllte. Wir spazierten in der Abendsonne durch die mit Kopfsteinpflaster befestigte Strasse der Innenstadt. Natürlich liessen wir uns mit unseren hungrigen Mägen schon bald von einem Restaurant anlocken. Ein schönes und gemütliches Restaurant an bester Lage sollte es sein und wir erwarteten dementsprechend hohe Preise. Eine 0,33 Cola kostete 1.50 Euro und auch die Menüs überraschten mit knapp 6 Euro. So stillten vier Personen ihren Hunger mit Vorspeisen, Hauptspeisen, Bier und Cola für 42 Euro. Für uns Schweizer ein absoluter Wahnsinn. Will man bei uns schon nur zu zweit für diesen Preis essen, muss man zu McDonalds. 




Die Strassen waren schon dunkel als ich unser Wohnmobil zur Klaipeda Arena lenkte, um dort die andern beiden Fahrzeuge abzuholen. In gewohnter Formation verliessen wir so die Stadt um uns zu einem Übernachtungsplatz ausserhalb zu begeben. Nach einem kleinen Umweg in die Tiefen des litauischen Waldes, entdeckten wir dann den Parkplatz direkt am See. Dieser war auch an einem Sonntagabend um 22:40 Uhr noch sehr gut besucht. Jugendliche mit Autos, Motorrädern, lauter Musik und reichlich Alkohol sassen überall in kleinen Gruppen zusammen und feierten. Eine friedliche Stimmung, welche wir jedoch nicht wirklich geniessen konnten. Alle waren heute ein wenig müde und wollten in Ruhe schlafen. Dies schien hier jedoch nicht möglich. Also suchten wir einen anderen Platz. Mithilfe von GoogleEarth entdeckten wir einen Platz, welcher sich bei unserer Ankunft als grosser Parkplatz einer Hundeschule herausstellte. Hier hatten wir unsere Ruhe und stellten unsere Mobile ab. Jonas und ich fotografierten noch ein wenig die Sterne, während Jasmin und Melanie sich bereits schlafen legten. Lange hielten aber auch wir nicht mehr durch, auch uns zog es ins Bett.



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