Mittwoch, 5. September 2018

Eine Kanutour durch den Aukstaitija Nationalpark

Auf das Gewitter folgte eine ruhige und entspannte Nacht. Das Wetter zeigte sich am Morgen danach zwar nicht von seiner besten Seite, aber immerhin schienen die Wolken sämtliche Wassertropfen schon losgeworden zu sein. Wir frühstückten alle zusammen und ich schrieb meinen Blog. Jasmin kam plötzlich ganz aufgeregt zu uns, da sie eine Ente entdeckt hatte, in der etwas wie ein Pfeil steckte. Ein Pfeil war es dann wohl nicht aber ein ca. 50 Zentimeter langes Stöckchen ragte aus der Ente. Scherzhaft bemerkten wir, dass es sich wohl um eine Stockente handeln muss und gaben der Ente den Namen „Stocki“. Doch wir konnten Stocki nicht einfach so ansehen. Wir wollten ihr helfen. Wir beobachteten, dass Stocki schwimmen, spazieren und sogar fliegen konnte mit dem Holz. Sie schien schon eine Weile so zu leben und die Wunde war wohl schon verheilt. Rausziehen war natürlich keine Option. Ist es nie! Wir wollten Stocki also einfangen und wenigstens das Hölzchen kürzen, damit die Ente nirgendwo hängen bleibt. Doch so zutraulich Stocki auch war, bemerkte sie schnell was wir vor hatten und floh immer wieder. Wir wollten die Ente nicht stressen und beschlossen, sie in Ruhe zu lassen und wollten es später beim Park Ranger melden.

So war es auch heute schon später, als wir unsere Wohnmobile absperrten und uns zu Fuss in das kleine Dorf begaben. Wir besuchten die Tourist Info und informierten uns über diverse Ausflugsmöglichkeiten. Wir entschlossen uns schon zuvor für eine Kanu-Tour, fanden in der Info dann auch noch die passende Route und wanderten motiviert zu der Bootsvermietung. Dort waren nur zwei Typen zu gegen, welche gerade mit dem Bau eines neuen Häuschens beschäftigt waren. Die Beiden klärten uns auf, dass der Chef erst in 15 Minuten zurückkehren wird und wir warten sollten. Als wir dann zur nächsten Bootsvermietung wechseln wollten, klappte es plötzlich doch, dass die beiden Handwerker uns zwei Kanus, Paddel und Schwimmwesten aushändigten. Sie behielten eine Identitätskarte zurück und entliessen uns ins Abenteuer.

Uns stand zuerst die Überquerung des doch relativ grossen Sees bevor. Hier herrschte ein wenig Strömung und auch kleine Wellen machten den Anfang schwerer, als er uns sonst schon fiel. Es dauerte ein wenig, ehe die beiden Teams eingespielt waren und sich zielgerichtet auf einen kleinen Durchgang zusteuerten. Dieser sehr romantische Weg führte uns durch eine Art Urwald, welcher immer wieder von kleinen Häuschen mit Bootsanlegestellen unterbrochen wurde. Das Wasser war nur wenige Zentimeter tief hier. Strömung oder Wellen gab es keine und man konnte sich sehr gemütlich fortbewegen. Es erinnerte uns an, die leider mittlerweile abgebrannte, Attraktion „Piraten in Batavia“ im Europa Park. Nur in real. 






Nach der wunderschönen Passage folgte wieder ein kleiner See, den wir aber schon bald wieder in die nächste Querung verliessen. Diese war komplett anders. Das Ufer bestand hier aus Schilf, welches weit in die Passage hineinwuchs. Das Wasser selbst war von Seerosenblättern bedeckt und nur ein kleiner Korridor blieb in der Mitte frei. Immer wieder hörte man das Geräusch der Blätter, wenn sie das Kanu berührten. Ziemlich genau in der Mitte der Durchfahrt blühte eine Seerose. Eine einzige auf dem ganzen Weg. Wir besuchten die Blume und Jonas nahm sogar ein Kentern in Kauf um an der Blume zu riechen. Am nächsten See entschlossen wir uns dann, an einem Zeltplatz an Land zu gehen und dort eine kleine Brotzeit zu halten. 




Nun stand der Rückweg auf dem Programm, welcher uns aber über einen Umweg noch zu drei Caches führen sollte. Zwei davon befanden sich auf einer Insel und einer auf dem Festland. Nur ein kleiner Umweg von 600 Metern pro Weg war dafür nötig. Bald schon kämpften wir uns durch das Schilf an das Ufer der ersten Insel. Schon dieses Unterfangen war nicht sehr leicht. Ebenfalls schwieriger als gedacht war das Bewegen auf der Insel. Sie schien nicht viel Besuch zu haben und alles war überwuchert. So kam es, dass wir den Geocache tatsächlich nicht finden konnten und ohne Fund abziehen mussten. Bei Insel Nummer zwei schafften wir es schon gar nicht einen Anlegeplatz zu finden, doch immerhin auf dem Festland wurden wir nach kurzer Suche fündig. Nachdem wir die Seerosen-Passage zurückgerudert waren, konnten wir immerhin auf einer weiteren Insel doch noch einen T5-Cache entdecken und loggen.

Schon bald fuhren wir durch den Urwald zurück und genossen erneut die tolle Stimmung. Die Arme waren schon müde, als wir nochmals über den See zu der Vermietung paddelten. Doch wir schafften die grosse Tour und waren nach beinahe fünf Stunden wieder am Startpunkt angekommen. Wir bezahlten die 20 Euro Miete pro Kanu und wanderten gemütlich zurück zu unseren Wohnmobilen. Beauty-Abend Teil 2 stand an, nachdem gestern das Gewitter uns unterbrach. Jasmin, Naildesignerin von Beruf, kümmerte sich um Melanies Fingernägel, während sich Jonas, Student von Beruf, um meine Haare kümmerte. Jonas gab alles an der Maschine und zauberte nach und nach eine Frisur auf meinen Kopf. Manchmal musste er die Maschine von den vielen Haaren befreien, welche sich bei 7mm Höhe eben ansammelten. Nach einem dieser Befreiungen, klang die Maschine plötzlich sehr laut an meinem Kopf. Jonas schaute ganz erschrocken und meinte nur „Aber das sind keine 7 Millimeter“. Naja – ich habe jetzt eine Frisur mit 3 Millimeter auf der Seite. Ist auch gut. So hält sie länger, ehe der nächste Friseurbesuch nötig ist. Das Endergebnis liess sich jedenfalls sehen und zufrieden nahmen wir beide ein Bad im See, an welchem wir noch immer mit unseren Womos standen. Wir kochten zusammen Nachtessen und quatschten noch ein wenig, ehe wir sehr früh schon in unsere Mobile krochen. Nach ein bisschen lesen fielen mir auch schon die Augen zu. Ein anstrengender Tag ging wieder zu Ende.



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