Freitag, 21. September 2018

Die Schädelkappelle und ein Besuch in St. Annaberg

Erneut verbrachten wir eine ruhige Nacht am Parkplatz in Adrspach. Diese Nacht gesellten sich doch einige Wohnmobile zu uns auf den Parkplatz, was der Ruhe jedoch keinen Abbruch tat. Heute hatten wir keine Wanderung mehr vor und schliefen ein wenig länger. So konnten wir während dem Frühstück schon zusehen, wie sich der Wanderparkplatz stetig füllte und auch die ersten Reisebusse ihre Insassen in den Park entliessen. Wir setzten uns hinters Steuer und begaben uns auf eine Fahrt, welche ein wenig mehr als eine Stunde dauerte. Für mich perfekt um den Tagebucheintrag von gestern zu verfassen und online zu stellen.

Das erste Ziel war eine Kapelle, welche in deutscher Sprache „Schädelkapelle“ genannt wird. Wir parkten nur unweit der Kapelle auf einem kostenlosen Parkplatz, um uns die 7 Zloti zu sparen, welche man gleich vor dem Eingang der kleinen Attraktion bezahlen sollte. Von diesem Parkplatz aus wanderten wir über den bunten Friedhof. Die Polen schmücken und pflegen die Gräber in nie gesehener Blumenpracht. Alles blüht hier und die letzten Ruhestätten sind sehr schön anzusehen. Kurz nach dem Friedhof erreichten wir die Kirche von Czermna. Diese wartete mit einem reichlich verzierten Inneren auf und lud zu einer längeren Besichtigung ein. Der Hauptgrund unseres Besuches war jedoch um einiges kleiner und stand gleich neben der Kirche. Momentan war gerade eine Führung im Gange und wir waren gezwungen auf die Nächste zu warten. Schon bald erschien jedoch eine Ordensfrau, welche uns ein sehr kleines Eintrittsgeld gegen eine Karte tauschte und uns in die Kaplica Czaszek entführte. Als wir durch die Türe traten befanden wir uns plötzlich in einem Raum mit 23'000 Menschen. Schlimmer noch: mit 23'000 toten Menschen, oder besser gesagt deren Gebeinen. Die Wände bestanden aus lauter Oberschenkelknochen und vielen Schädeln. Auch an der Decke über unseren Köpfen hingen Schädel und andere Knochen, welche keinesfalls künstlich waren. Nein. Der Raum der Kapelle besteht tatsächlich aus Schädeln und Knochen von 3'000 verstorbenen Menschen. Die Überresten von weiteren 20'000 Menschen befanden sich unter unseren Füssen in den Katakomben, welche wir im Rahmen der Führung durch eine Bodenluke betrachten durften. Die Kapelle wurde von Pfarrer Czasezek erbaut, welcher im Umfeld der Kirche auf ein altes Massengrab gestossen war, indem sich die Opfer von Pest, Cholera und dem kalten Krieg befanden. Die Ordensfrau konnte die Führung (an welcher natürlich noch andere Besucher teilnahmen) nur auf Polnisch anbieten, stattete uns jedoch mit einem Zettel aus, auf welchem immerhin die wichtigsten Infos in Deutsch vermerkt waren. Fotos und Videos waren leider nicht gestattet. So greife ich hier ausnahmsweise auf Fotos aus dem Internet zurück, welche nicht von mir geschossen wurden (siehe Quellenangaben).



Quelle: Wikipedia

Quelle: globetrotter poland


Nach diesem speziellen Erlebnis starteten wir wieder unsere Motoren und programmierten unsere Navis wiederum mit einem Ziel in einiger Entfernung. Nach einem kleinen Einkauf bei Lidl war die Priorität Nummer eins jedoch das Mittagessen. Dieses nahmen wir an einem wundervollen See zu uns, an welchem die Sonne so heiss schien, dass wir uns in den Schatten setzen mussten. Für ein Bad in dem See konnten wir uns jedoch trotzdem nicht begeistern und fuhren weiter. Auf der Autobahn fuhren wir leider noch in den Stau einer Baustelle. Da die Autobahn hier Maut kostete, würde Jonas jetzt sagen, dass wir mehr fürs Geld bekommen hätten und uns doch freuen sollten. Wir waren jedoch erfreuter, als wir in St. Annaberg unser Wohnmobil auf den Parkplatz stellten.

Dieses kleine Dorf mit wenigen Einwohnern wartet mit vielen Sehenswürdigkeiten auf. Die Erste, welche wir besuchten, war das riesige Amphitheater St. Annaberg. In einem ehemaligen Vulkankrater, welcher danach als Steinbruch diente, wurde 1930 ein riesiges Freilichttheater für christliche Aufführungen errichtet. Das Theater bot platz für 30'000 Menschen und nutzte man umliegende Wiesenflächen noch, konnten 50'000 Menschen die Festspiele betrachten. Später benutzten vor allem die Nazis das nahe an Auschwitz gelegene Theater. Leider für ganz andere Vorstellungen. Heute steht die Ruine noch immer gut gepflegt an diesem Ort, wird jedoch nicht mehr genutzt. Nur ein Hochzeitspaar nutzte die Kulisse heute um Fotos zu schiessen. In einer Kulisse mit solcher Vergangenheit – ich weiss nicht ob ich das das Richtige für mich finden würde. 




Weiter ging es zu Sehenswürdigkeit Nummer zwei. Oder zumindest einen Teil davon. Denn St. Annaberg besitzt auch mehrere Naturreservate. In vielen Geotopen kann man hier in der Geschichte der Erde lesen und sich mit den Spuren der Vergangenheit befassen. Als Cacher könnte man dies auch mit einem der 12 hier vorhandenen EarthCaches tun, von denen wir immerhin knapp die Hälfte lösten, was bei Jonas grösstenteils höchstens Kopfschütteln auslöste. Ja unser Hobby ist manchmal echt schwierig zu verstehen. 



Zum Schluss das Beste dachten wir uns und machten uns noch auf den Weg zur berühmtesten Sehenswürdigkeit. Dies ist in St. Annaberg die wunderschöne Kirche mit angeschlossenem Kloster. Wir folgten der Jakobsmuschel, welche den Pilgerweg an diese Stätte markierte, und fanden uns schon bald im kleinen Innenhof wieder. Wir betraten die Kirche und blieben mit offenen Mündern stehen. Diese Kirche hier war nicht nur reichlich sondern wirklich auch wunderschön verziert. Die Gemälde an der Decke, die vielen hölzernen Figuren, der riesige Altar und eine aufwändig verzierte Orgel machten das Innere zu einem wahren Augenschmaus. Wir konnten uns beinahe nicht an der tollen Kirche sattsehen und verbrachten doch einige Zeit in ihrem Inneren. 





Wieder am Tageslicht angekommen, machten wir uns auf den Weg zum Wohnmobil. Für morgen planten wir den Besuch der Gedenkstätte Auschwitz und wollten auch schon dorthin fahren. Tickets für das Lager I sollte man sich am besten schon Monate im Voraus sichern, was wir jedoch nicht wussten und auch wenn – auf unserer Reise konnten wir niemals so weit voraus planen. Wir standen also bald schon auf dem kostenlosen Parkplatz am Hintereingang des Museums und machten uns über unser Sushi her. Wir werden es morgen in der Früh einmal versuchen und sehen, ob wir noch irgendwie zu Tickets und einer Führung durch die interessante Stätte kommen.

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