Montag, 10. September 2018

Wandertag im Dzukija Nationalpark

Wie erwartet lag eine ruhige Nacht hinter uns, als wir uns zum Frühstück an den Tisch setzten. Hier am Ende der Strasse kam die ganze Nacht kein Auto vorbei und nichts störte unseren Schlaf. Wir berieten uns beim Frühstück, ob wir nun die Wanderung durch den Nationalpark doch noch in Angriff nehmen oder ob wir direkt weiterfahren. Schlussendlich war aber klar, dass wir den Rundweg, welcher auch in Jonas Reiseführer beschrieben war, noch erwandern möchten. Nachdem alles gepackt war begaben wir uns auf die sieben Kilometer.

Der Weg startete durch einen wunderschönen Wald. Wir wanderten auf einem schmalen Pfad, welcher sich zwischen den Bäumen hindurch schlängelte, die aus dem moosigen Boden in den blauen Himmel ragten. Wie überall hier im Baltikum wuchsen hunderte Pilze aus dem Boden und warteten auf die fleissigen Einheimischen mit ihren Körben. Unsere Pilzkenntnisse reichten leider nicht aus, um uns hier ein Nachtessen zu sammeln. Eine Pilzkontrolle wie in der Schweiz wird hier ja wohl nicht zu finden sein. Wir verliessen den Wald kurz um ein kleines Stück dem Bahndamm entlang zu spazieren, ehe wir in ein sumpfiges Gebiet vorstiessen. Hier spiegelte sich die Sonne in den kleinen Seen. In den Seen wuchsen viele Sträucher und Bäume, sodass wir annehmen mussten, dass nicht immer so viel Wasser hier stand. Diese Vermutung wurde auch bald bestätigt, als wir einen Steg überqueren sollten. Diese hölzerne Brücke stand heute leider komplett unter Wasser und war unpassierbar.





GPS-Gerät sei Dank konnten wir dieses Problem lösen und waren nach ein paar Minuten querfeldein schon wieder auf dem Wanderweg. Die Piste wurde nun immer sandiger. Den Höhepunkt erreichte dies, als wir nach einigen Minuten auf einer Sanddüne von der Grösse eines halben Eishockeyfeldes standen. Die Sonne brannte hier auf uns hinunter und man konnte meinen, wir seien in der Wüste gelandet. Wir durchquerten in der Folge ein kleines Dorf, welches sich total vom restlichen Litauen unterschied. Hier lebten die Menschen in alten, aber gut erhaltenen, Holzhütten. Hühner und Schafe rannten im Hof herum, Hofhunde bewachten das kostbare Gut. Hier schien die Welt stehen geblieben zu sein. Wir verliessen das Dorf mit seinen sandigen Strassen und tauchten wieder in den Wald ein. Schon lange waren die sieben Kilometer vorbei und wir waren noch weit weg von unseren Wohnmobilen. Doch die traumhafte Natur liess uns dies vergessen. Durch hohes Gras und duftenden Farn verfolgten wir einen kleinen, klaren Fluss und konnten von Hügeln aus mehrmals auf seine schön geschaffene Ebene blicken. Zuletzt ging es nochmals durch ein Dorf. Dieses Mal ein Grösseres. Hier waren die Häuser wieder gemauert und einige Jugendliche vor der Schule belebten das Dorf. Noch schnell über die Bahngeleise und so standen wir nach 13,8 Kilometern wieder an unseren Fahrzeugen. Eine wunderschöne und sehr abwechslungsreiche Wanderung. Wohl die vielfältigste auf der bisherigen Reise. Wir freuten uns, dass wir uns dazu entschlossen hatten, die Runde zu wandern. Überhitzt hüpften wir in den See und gönnten uns danach ein leckeres Mittagessen.








Nun war es aber an der Zeit weiter zu fahren. Das nächste Ziel hiess Druskininkai. Dort kauften wir noch kurz ein, ehe wir uns in die Stadtmitte zur Tourist-Info begaben. Im dortigen WLAN planten wir unsere Route durch Polen, damit wir für die nächste Etappe bereit sind. Vier Stunden entfernt lag unser nächstes, wichtiges Ziel und so entschlossen wir uns, noch die Hälfte der Route zu fahren. Wir kurvten durch Druskininkai und betrachteten das ordentliche und moderne Städtchen aus den Fenstern ehe wir schon bald nach Polen einreisten. Die Einreise war wie immer kein Ding. Innerhalb der EU kennt man ja keine Grenzen mehr. Zum Lachen brachte uns aber das Schild, welches in jedem Land nach der Grenze steht, und einem die üblichen Geschwindigkeiten im Lande anzeigt. In Polen wären dies:

Innerorts zwischen 05:00 Uhr und 23:00 Uhr      50km/h
Innerorts zwischen 23:00 Uhr und 05:00 Uhr      60km/h
Ausserorts einspurige Strasse                               90km/h
Ausserorts zweispurige Strasse                           100km/h
Autostrasse einspurig                                          100km/h
Autostrasse zweispurig                                        120km/h
Autobahn                                                             140km/h

Ein riesiger Wirrwarr. Doch wie in den baltischen Ländern bemerkten wir bald, dass hier die Geschwindigkeiten ebenfalls höchstens als Empfehlung angesehen werden. Schon bald erreichten wir unseren Übernachtungsplatz in der Nähe eines Sees. Es dämmerte schon als wir unsere Mobile auf dem Platz abstellten und den Grill einheizten. Dieser verweigerte heute erst den Dienst, sodass die Beilagen zuerst ohne Fleisch gegessen werden mussten. Das leckere Schaschlik verspeisten wir dann sozusagen als Nachspeise. Ein mystischer Bodennebel zog durch die Dunkelheit und ermahnte uns langsam die Betten aufzusuchen. Dies taten wir dann auch und so löschten wir die Lichter heute für einmal ein bisschen früher.

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