Wie erwartet lag eine ruhige
Nacht hinter uns, als wir uns zum Frühstück an den Tisch setzten.
Hier am Ende der Strasse kam die ganze Nacht kein Auto vorbei und
nichts störte unseren Schlaf. Wir berieten uns beim Frühstück, ob
wir nun die Wanderung durch den Nationalpark doch noch in Angriff
nehmen oder ob wir direkt weiterfahren. Schlussendlich war aber klar,
dass wir den Rundweg, welcher auch in Jonas Reiseführer beschrieben
war, noch erwandern möchten. Nachdem alles gepackt war begaben wir
uns auf die sieben Kilometer.
Der Weg startete durch einen
wunderschönen Wald. Wir wanderten auf einem schmalen Pfad, welcher
sich zwischen den Bäumen hindurch schlängelte, die aus dem moosigen
Boden in den blauen Himmel ragten. Wie überall hier im Baltikum
wuchsen hunderte Pilze aus dem Boden und warteten auf die fleissigen
Einheimischen mit ihren Körben. Unsere Pilzkenntnisse reichten
leider nicht aus, um uns hier ein Nachtessen zu sammeln. Eine
Pilzkontrolle wie in der Schweiz wird hier ja wohl nicht zu finden
sein. Wir verliessen den Wald kurz um ein kleines Stück dem Bahndamm
entlang zu spazieren, ehe wir in ein sumpfiges Gebiet vorstiessen.
Hier spiegelte sich die Sonne in den kleinen Seen. In den Seen
wuchsen viele Sträucher und Bäume, sodass wir annehmen mussten,
dass nicht immer so viel Wasser hier stand. Diese Vermutung wurde
auch bald bestätigt, als wir einen Steg überqueren sollten. Diese
hölzerne Brücke stand heute leider komplett unter Wasser und war
unpassierbar.
GPS-Gerät sei Dank konnten wir
dieses Problem lösen und waren nach ein paar Minuten querfeldein
schon wieder auf dem Wanderweg. Die Piste wurde nun immer sandiger.
Den Höhepunkt erreichte dies, als wir nach einigen Minuten auf einer
Sanddüne von der Grösse eines halben Eishockeyfeldes standen. Die
Sonne brannte hier auf uns hinunter und man konnte meinen, wir seien
in der Wüste gelandet. Wir durchquerten in der Folge ein kleines
Dorf, welches sich total vom restlichen Litauen unterschied. Hier
lebten die Menschen in alten, aber gut erhaltenen, Holzhütten.
Hühner und Schafe rannten im Hof herum, Hofhunde bewachten das
kostbare Gut. Hier schien die Welt stehen geblieben zu sein. Wir
verliessen das Dorf mit seinen sandigen Strassen und tauchten wieder
in den Wald ein. Schon lange waren die sieben Kilometer vorbei und
wir waren noch weit weg von unseren Wohnmobilen. Doch die traumhafte
Natur liess uns dies vergessen. Durch hohes Gras und duftenden Farn
verfolgten wir einen kleinen, klaren Fluss und konnten von Hügeln
aus mehrmals auf seine schön geschaffene Ebene blicken. Zuletzt ging
es nochmals durch ein Dorf. Dieses Mal ein Grösseres. Hier waren die
Häuser wieder gemauert und einige Jugendliche vor der Schule
belebten das Dorf. Noch schnell über die Bahngeleise und so standen
wir nach 13,8 Kilometern wieder an unseren Fahrzeugen. Eine
wunderschöne und sehr abwechslungsreiche Wanderung. Wohl die
vielfältigste auf der bisherigen Reise. Wir freuten uns, dass wir
uns dazu entschlossen hatten, die Runde zu wandern. Überhitzt
hüpften wir in den See und gönnten uns danach ein leckeres
Mittagessen.
Nun war es aber an der Zeit
weiter zu fahren. Das nächste Ziel hiess Druskininkai. Dort kauften
wir noch kurz ein, ehe wir uns in die Stadtmitte zur Tourist-Info
begaben. Im dortigen WLAN planten wir unsere Route durch Polen, damit
wir für die nächste Etappe bereit sind. Vier Stunden entfernt lag
unser nächstes, wichtiges Ziel und so entschlossen wir uns, noch die
Hälfte der Route zu fahren. Wir kurvten durch Druskininkai und
betrachteten das ordentliche und moderne Städtchen aus den Fenstern
ehe wir schon bald nach Polen einreisten. Die Einreise war wie immer
kein Ding. Innerhalb der EU kennt man ja keine Grenzen mehr. Zum
Lachen brachte uns aber das Schild, welches in jedem Land nach der
Grenze steht, und einem die üblichen Geschwindigkeiten im Lande
anzeigt. In Polen wären dies:
Innerorts zwischen 05:00 Uhr und
23:00 Uhr 50km/h
Innerorts zwischen 23:00 Uhr und
05:00 Uhr 60km/h
Ausserorts einspurige
Strasse 90km/h
Ausserorts zweispurige
Strasse 100km/h
Autostrasse einspurig 100km/h
Autostrasse zweispurig 120km/h
Autobahn 140km/h
Ein riesiger Wirrwarr. Doch wie
in den baltischen Ländern bemerkten wir bald, dass hier die
Geschwindigkeiten ebenfalls höchstens als Empfehlung angesehen
werden. Schon bald erreichten wir unseren Übernachtungsplatz in der
Nähe eines Sees. Es dämmerte schon als wir unsere Mobile auf dem
Platz abstellten und den Grill einheizten. Dieser verweigerte heute
erst den Dienst, sodass die Beilagen zuerst ohne Fleisch gegessen
werden mussten. Das leckere Schaschlik verspeisten wir dann sozusagen
als Nachspeise. Ein mystischer Bodennebel zog durch die Dunkelheit
und ermahnte uns langsam die Betten aufzusuchen. Dies taten wir dann
auch und so löschten wir die Lichter heute für einmal ein bisschen
früher.
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