Unsere erste Nacht in Polen
verlief ruhig und ohne dass man uns die Räder abmontierte. Natürlich
erwarteten wir das Eintreffen dieses alten Klischees auch nicht.
Polen machte nämlich schon gestern bei unserer Ankunft einen sehr
ordentlichen und guten Eindruck. Gleich noch einen Ticken mehr als
noch Litauen. So sassen wir entspannt beim Frühstück und stärkten
uns für den zweiten Teil der langen Fahrt.
Dieser zweite Teil begann recht
gemütlich, endete aber schon bald in einer Geduldsprobe. Ein
Abschnitt über gut 20 Kilometer wurde neu ausgebaut. Dazu wurden auf
dieser kurzen Strecke auf etwa 10 Teilabschnitten Ampeln eingesetzt.
Natürlich war jede Ampel beim Eintreffen der Kolonne immer rot. So
standen wir alle zwei Kilometer an einer Ampel, querten danach 500
Meter Baustelle und rollten einen Kilometer zur nächsten roten
Ampel. Irgendwann würde man am liebsten ins Lenkrad beissen. Doch
auch das hätte uns hier nicht weiter gebracht. Wir verloren über 30
Minuten auf dieser Route. Aber wir hatten ja keine Eile. So gönnten
wir uns auch noch einen Halt an einer wunderschönen, grünen
Holzkirche. Die typischen bunten Holzkirchen hier in Polen gefallen
uns wirklich sehr und auch dieser Bau hier war uns ein paar Fotos
wert.
Weiter ging es dann schon wieder
zu einem Zwischenhalt. Dieses Mal betrug der Umweg etwa 10 Minuten
und bestand aus einem Geocache. Es sollte unser erster Fund in Polen
werden und zugleich auch der erste Besuch, welchen diese Dose
erhielt. Ein Erstfund (FTF) stand wieder auf dem Programm. Nach
einigen abenteuerlichen Teerstrassen und einer kurzen Schotterpiste
standen wir dann auch schon an der Brücke, an welcher der Cache
versteckt zu sein schien. Brücke war ein übertriebener Begriff für
dieses Bauwerk. Ein paar Pfosten und zwei Stammhälften führten
wackelig über den kleinen Fluss. Es brauchte schon ein wenig Mut
diesen Bau zu nutzen um auf beiden Seiten der Brücke nach dem Cache
zu suchen. Immer ein wenig im Blickfeld eines anwesenden Fischers.
Bald schon entdeckten wir die Dose und konnten ein blütenweisses
Logbuch ans Tageslicht befördern. Somit war auch in Polen ein FTF
geglückt.
Gleich in Sichtweite des Caches
blinkten uns noch einige goldene Zwiebeltürme entgegen. Wir parkten
unsere Mobile kurz um und begaben uns zu dieser Einrichtung. Viele
Schilder auf polnisch prangten überall. Doch das Tor war weit
geöffnet und obwohl es keine Touristen hier hatte, schien die
religiöse Stätte besucht werden zu dürfen. Viele Menschen waren in
dem umzäunten Gelände mit diversen Arbeiten beschäftigt. So
konnten wir uns auch nicht überall bewegen. Doch auch ansonsten
hatten wir anhand der Blicke nicht das Gefühl hier willkommen zu
sein. Die geschlossene Gemeinde schien sich Besuch nicht gewohnt oder
er war unerwünscht. Wir verzichteten darum auf Bilder und machten
uns bald wieder auf den Weg nach draussen. Zurück über die
Schotterpiste und danach über bessere Strassen ging es in Richtung
Nationalpark.
Wir erreichten mit hungrigen
Bäuchen die polnische Kleinstadt Bialowieza. Meine Mutter unterhielt
uns auf der Fahrt mit Begriffen wie Raclette, IKEA-Hot-Dogs oder
Pfannkuchen und so war meine erste Handlung am Zielort essen. Als der
Hunger dann gestillt war, ging es zu der Tourist-Info, welche sich in
einem wunderschönen Park befand. Unser Ziel hier war es zum Einen,
den hiesigen Urwald zu sehen, welcher als einer der letzten in Europa
zu bestaunen ist. Ebenso wollten wir hier in diesem Park von dem
visumfreien Übertritt nach Weissrussland Gebrauch machen. Nur hier
in diesem Nationalpark ist dies nämlich möglich. Jedoch nur wenn
man sich zuvor über eine Homepage anmeldet, was nicht so leicht war,
zumal die Internetseite seit Monaten nicht erreichbar war. Wir
dachten, dass uns die Tourist-Info hier sicherlich weiterhelfen
könnte. Doch weit gefehlt. Nur die weissrussische Seite könne uns
da helfen, die wir ja aber ohne Visum gar nicht erreichen konnten.
Man gab uns lediglich die Nummer einen Fremdenführerin, welche
visumfreie Touren organisiere. Diese konnte uns mangels
Sprachkenntnissen jedoch auch nicht weiterhelfen. Wir alle wühlten
uns beinahe eine Stunde durch diverse Internetseiten und Foren,
stiessen aber auf keine brauchbaren Infos. Ein letztes Mal stöberte
ich noch in diversen Faltprospekten in der Auslage und entdeckte doch
wirklich eine Firma namens PTTK, welche Fahrradtouren ohne Visum nach
Weissrussland anbot.
Es dauerte nicht lange bis wir am
Empfang dieser Firma standen, welche sich gleich am Rande des Parks
befand. Wir wurden freundlich empfangen und der Inhaber sprach sogar
fliessend Deutsch. Er klärte uns auf, dass er die Formalitäten alle
für uns erledigen würde, wenn wir unsere Reisepässe dabei hätten.
Die waren natürlich im Wohnmobil und so wurde ein zweiter
Spaziergang fällig. Mit der Kopie des Reisepasses und 16 Franken pro
Person konnte der Betreiber die Arbeit aufnehmen und meinte, dass wir
uns morgen um 08:00 Uhr unsere Papiere für den Übertritt der Grenze
bei ihm abholen könnten. Danach würden wir uns als freie Menschen
auf der anderen Seite bewegen können und müssten einfach vor 20:00
Uhr wieder nach Polen einreisen. Das klang nun plötzlich alles ganz
einfach und wir waren verwundert, dass uns die Dame in der
Tourist-Info nicht diesen Ort empfohlen hatte sondern eine
Reiseführerin ohne Sprachkenntnisse aus einer anderen Stadt.
Wir waren glücklich, dass sich
unser Unterfangen nun schlussendlich doch noch einfacher gestaltete
als erwartet und machten uns auf den Weg zu unserem
Übernachtungsplatz. Es war noch nicht spät doch wir mussten ja
sowieso auf morgen warten. Wir nutzten die Zeit um endlich einmal ein
paar Pendenzen aufzuarbeiten, wie zum Beispiel alle Caches seit dem
4. September zu loggen. Es war schon beinahe 17 Uhr als wir uns noch
dazu entschlossen die Wanderung, welche hier am Parkplatz startete,
unter die Füsse zu nehmen. Der Trail führte uns über 9 Kilometer
durch den wirklich wundervollen Urwald. Wir entdeckten viele Tiere
und Pflanzen in dem naturbelassenen Gebiet. So war es dann auch schon
fast dunkel als wir wieder am Parkplatz eintrafen. Nach einem
gemütlichen Nachtessen, einem kurzen Videoabend und dem Schreiben
der Tagebücher war es dann auch an der Zeit ins Bett zu hüpfen.
Morgen steht schliesslich einiges auf dem Programm.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen