Dienstag, 11. September 2018

Auf dem Weg in den Bialowieza Urwald

Unsere erste Nacht in Polen verlief ruhig und ohne dass man uns die Räder abmontierte. Natürlich erwarteten wir das Eintreffen dieses alten Klischees auch nicht. Polen machte nämlich schon gestern bei unserer Ankunft einen sehr ordentlichen und guten Eindruck. Gleich noch einen Ticken mehr als noch Litauen. So sassen wir entspannt beim Frühstück und stärkten uns für den zweiten Teil der langen Fahrt.

Dieser zweite Teil begann recht gemütlich, endete aber schon bald in einer Geduldsprobe. Ein Abschnitt über gut 20 Kilometer wurde neu ausgebaut. Dazu wurden auf dieser kurzen Strecke auf etwa 10 Teilabschnitten Ampeln eingesetzt. Natürlich war jede Ampel beim Eintreffen der Kolonne immer rot. So standen wir alle zwei Kilometer an einer Ampel, querten danach 500 Meter Baustelle und rollten einen Kilometer zur nächsten roten Ampel. Irgendwann würde man am liebsten ins Lenkrad beissen. Doch auch das hätte uns hier nicht weiter gebracht. Wir verloren über 30 Minuten auf dieser Route. Aber wir hatten ja keine Eile. So gönnten wir uns auch noch einen Halt an einer wunderschönen, grünen Holzkirche. Die typischen bunten Holzkirchen hier in Polen gefallen uns wirklich sehr und auch dieser Bau hier war uns ein paar Fotos wert. 



Weiter ging es dann schon wieder zu einem Zwischenhalt. Dieses Mal betrug der Umweg etwa 10 Minuten und bestand aus einem Geocache. Es sollte unser erster Fund in Polen werden und zugleich auch der erste Besuch, welchen diese Dose erhielt. Ein Erstfund (FTF) stand wieder auf dem Programm. Nach einigen abenteuerlichen Teerstrassen und einer kurzen Schotterpiste standen wir dann auch schon an der Brücke, an welcher der Cache versteckt zu sein schien. Brücke war ein übertriebener Begriff für dieses Bauwerk. Ein paar Pfosten und zwei Stammhälften führten wackelig über den kleinen Fluss. Es brauchte schon ein wenig Mut diesen Bau zu nutzen um auf beiden Seiten der Brücke nach dem Cache zu suchen. Immer ein wenig im Blickfeld eines anwesenden Fischers. Bald schon entdeckten wir die Dose und konnten ein blütenweisses Logbuch ans Tageslicht befördern. Somit war auch in Polen ein FTF geglückt. 



Gleich in Sichtweite des Caches blinkten uns noch einige goldene Zwiebeltürme entgegen. Wir parkten unsere Mobile kurz um und begaben uns zu dieser Einrichtung. Viele Schilder auf polnisch prangten überall. Doch das Tor war weit geöffnet und obwohl es keine Touristen hier hatte, schien die religiöse Stätte besucht werden zu dürfen. Viele Menschen waren in dem umzäunten Gelände mit diversen Arbeiten beschäftigt. So konnten wir uns auch nicht überall bewegen. Doch auch ansonsten hatten wir anhand der Blicke nicht das Gefühl hier willkommen zu sein. Die geschlossene Gemeinde schien sich Besuch nicht gewohnt oder er war unerwünscht. Wir verzichteten darum auf Bilder und machten uns bald wieder auf den Weg nach draussen. Zurück über die Schotterpiste und danach über bessere Strassen ging es in Richtung Nationalpark.




Wir erreichten mit hungrigen Bäuchen die polnische Kleinstadt Bialowieza. Meine Mutter unterhielt uns auf der Fahrt mit Begriffen wie Raclette, IKEA-Hot-Dogs oder Pfannkuchen und so war meine erste Handlung am Zielort essen. Als der Hunger dann gestillt war, ging es zu der Tourist-Info, welche sich in einem wunderschönen Park befand. Unser Ziel hier war es zum Einen, den hiesigen Urwald zu sehen, welcher als einer der letzten in Europa zu bestaunen ist. Ebenso wollten wir hier in diesem Park von dem visumfreien Übertritt nach Weissrussland Gebrauch machen. Nur hier in diesem Nationalpark ist dies nämlich möglich. Jedoch nur wenn man sich zuvor über eine Homepage anmeldet, was nicht so leicht war, zumal die Internetseite seit Monaten nicht erreichbar war. Wir dachten, dass uns die Tourist-Info hier sicherlich weiterhelfen könnte. Doch weit gefehlt. Nur die weissrussische Seite könne uns da helfen, die wir ja aber ohne Visum gar nicht erreichen konnten. Man gab uns lediglich die Nummer einen Fremdenführerin, welche visumfreie Touren organisiere. Diese konnte uns mangels Sprachkenntnissen jedoch auch nicht weiterhelfen. Wir alle wühlten uns beinahe eine Stunde durch diverse Internetseiten und Foren, stiessen aber auf keine brauchbaren Infos. Ein letztes Mal stöberte ich noch in diversen Faltprospekten in der Auslage und entdeckte doch wirklich eine Firma namens PTTK, welche Fahrradtouren ohne Visum nach Weissrussland anbot.

Es dauerte nicht lange bis wir am Empfang dieser Firma standen, welche sich gleich am Rande des Parks befand. Wir wurden freundlich empfangen und der Inhaber sprach sogar fliessend Deutsch. Er klärte uns auf, dass er die Formalitäten alle für uns erledigen würde, wenn wir unsere Reisepässe dabei hätten. Die waren natürlich im Wohnmobil und so wurde ein zweiter Spaziergang fällig. Mit der Kopie des Reisepasses und 16 Franken pro Person konnte der Betreiber die Arbeit aufnehmen und meinte, dass wir uns morgen um 08:00 Uhr unsere Papiere für den Übertritt der Grenze bei ihm abholen könnten. Danach würden wir uns als freie Menschen auf der anderen Seite bewegen können und müssten einfach vor 20:00 Uhr wieder nach Polen einreisen. Das klang nun plötzlich alles ganz einfach und wir waren verwundert, dass uns die Dame in der Tourist-Info nicht diesen Ort empfohlen hatte sondern eine Reiseführerin ohne Sprachkenntnisse aus einer anderen Stadt.

Wir waren glücklich, dass sich unser Unterfangen nun schlussendlich doch noch einfacher gestaltete als erwartet und machten uns auf den Weg zu unserem Übernachtungsplatz. Es war noch nicht spät doch wir mussten ja sowieso auf morgen warten. Wir nutzten die Zeit um endlich einmal ein paar Pendenzen aufzuarbeiten, wie zum Beispiel alle Caches seit dem 4. September zu loggen. Es war schon beinahe 17 Uhr als wir uns noch dazu entschlossen die Wanderung, welche hier am Parkplatz startete, unter die Füsse zu nehmen. Der Trail führte uns über 9 Kilometer durch den wirklich wundervollen Urwald. Wir entdeckten viele Tiere und Pflanzen in dem naturbelassenen Gebiet. So war es dann auch schon fast dunkel als wir wieder am Parkplatz eintrafen. Nach einem gemütlichen Nachtessen, einem kurzen Videoabend und dem Schreiben der Tagebücher war es dann auch an der Zeit ins Bett zu hüpfen. Morgen steht schliesslich einiges auf dem Programm. 





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