Als morgens der Wecker klingelte
lag eine ruhige Nacht hinter uns. Als ich einmal kurz nach
Mitternacht aufgewacht war, war von der lauten Musik schon nichts
mehr zu hören. Auch sonst war hier am See trotz Stadtnähe nichts
los. Wir frühstückten und begaben uns danach auf die Fahrt in den
Dzukija Nationalpark, wo wir den heutigen Tag mit wandern verbringen
wollten.
Die Reise begann für mich
gemütlich. Während Melanie unser Wohnmobil sicher über die
litauischen Strassen lenkte, schrieb ich den Tagebucheintrag und
bearbeitete die Fotos. So verging die Zeit wie im Flug und gerade als
ich fertig war, fuhr Melanie auch schon auf den Parkplatz eines
Aussichtsturmes im Nationalpark. Dieser neu gestaltete Turm ragte
hier hoch aus dem Wald. Wir erkletterten die vielen Stufen und
genossen die Aussicht von der höchsten Plattform. Während wir die
Flusslandschaft zu unseren Füssen beobachtete schwankte der Turm hin
und her. Dies war irgendwann fast zu viel und wir machten uns daran,
wieder festen Boden unter die Füsse zu bekommen. Unten angekommen
berieten wir dann über das weitere Vorgehen. Die Wanderungen aus
Jonas Reiseführer waren alle in einer anderen Ecke des Nationalparks
und so beschlossen wir dorthin zu fahren.
Diese Fahrt war anfangs ebenso
gemütlich. Doch plötzlich wollte das Navi wieder eine Schotterpiste
nehmen. Wir befragten Google Maps, welches uns mitteilte, dass wir
entweder 27 Minuten Schotterpiste oder 1 Stunde 20 Minuten
Teerstrasse fahren können. Wir entschieden uns natürlich für die
27 Minuten Schotterpiste. Anfangs waren wir sehr zufrieden mit dieser
Entscheidung. So eine Schotterpiste hatten wir selten erlebt. Wie auf
Wolken schwebten wir durch den lettischen Wald. Doch wir freuten uns
zu früh. Bald schon wurde dem Schotter immer mehr Sand zugemischt
und die Strasse bestand nur noch aus zwei tiefen Spurrinnen mit einem
Sandhaufen in der Mitte. Mehrere Male strich ich diesen Hügel mit
unserem Unterboden flach und war froh, keine grossen Steine darin zu
finden. Es war definitiv eine sehr abenteuerliche Fahrt aber so
schlecht lief es gar nicht. Es war noch immer um einiges angenehmer
als die finnischen Pisten mit den kleinen aber fiesen Wellen drin.
Nach ein paar Kilometern auf
Teerstrassen erreichten wir auch unseren angepeilten Platz, kurz
hinter der Ortschaft Marcinkonys. Wir stellten unsere Mobile ganz an
den Rand des Parkplatzes. Nur eine ebene Wiese trennte uns so von dem
schönen See mit Sandstrand. Die Sonne schien heiss vom Himmel und
schnell war der Plan für den Tag klar. Wir liessen die Wanderung
beiseite und entschlossen uns einen Tag hier zu verbringen. Es uns
gemütlich zu machen. So wurde die Markise ausgefahren, die Stühle
und Jonas Tisch ausgepackt (wir haben ja noch immer keinen). Wir
starteten gleich damit, unsere Wäsche noch ein letztes Mal von Hand
zu waschen und in die Sonne zu hängen. Als dies erledigt war
vertrieben wir uns den restlichen Tag mit verschiedenen Ballspielen,
schwimmen, lesen, Musik hören, quatschen und einer ausgedehnten
Trainingseinheit. Wir waren alle gut erholt, als wir bends zwei Dosen
Chilli Con Carne unter dem Bett hervorkramten und mit dem restlichen
Reis von gestern zum Abendessen aufwärmten. Früh war es leider
schon wieder dunkel und wir verzogen uns ins Wohnmobil, lasen ein
wenig in unseren Tolinos und schlossen danach unsere Augen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen