Dienstag, 4. September 2018

Quer durch Litauen in den Nationalpark

Nach einem erneut langen Abend ging es auch gestern nicht lange, ehe wir im Bett die Augen schlossen und sofort einschliefen. Morgens waren wir trotzdem bestens ausgeschlafen und blinzelten aus dem Womo der Sonne entgegen. Jonas und Jasmin hörten nachts einen Zug, welcher sie längere Zeit um den Schlaf brachte. Komischerweise hörte ich nichts davon. Wir frühstückten alle zusammen ehe wir uns auf unsere heutige Reise begaben. Heute standen vor allem viele Kilometer auf dem Plan. Litauen sollte von der Mitte des Nordens bis in den östlich gelegenen Aukstaitija Nationalpark durchquert werden. Eine beträchtliche Strecke, welche wir natürlich nicht an einem Stück fahren wollten.

Nachdem wir die Köpfe zusammensteckten, war der erste Halt auch schon bald festgelegt. Auf dem Weg dorthin sorgten wir jedoch in erster Priorität noch dafür, dass wir auch ein paar Tage im Nationalpark mit unseren Womos stehen könnten, wenn wir dies denn so möchten. So wurde Abwasser abgelassen, die Klos geleert und natürlich ganz viel Wasser nachgeladen. So ging es dann über gute Strassen, welche in ewigen Geraden durch die Landschaft führten. Die letzten Kilometer legten wir auf einer Schotterpiste zurück, welche immer mehr zu einem Feldweg mutierte. Doch eine Umkehr kam nicht in Frage. Wir manövrierten unsere Womos durch die Landschaft und parkten schon bald vor einer Kapelle. Die Niurkoniai Kapelle befand sich inmitten eines kleinen Wäldchens, welches auf einer Wiese im Nirgendwo gewachsen war. Seit vielen Jahren ist das Bauwerk aus dem 19. Jahrhundert verlassen und zerfällt. Ein LostPlace also und genau deshalb waren wir nun hier. Wir wanderten durch den Vorgarten, dessen Tor offen stand, vorbei am externen Glockenturm, bis hin zum Eingang der riesigen Kapelle. Eine Eisen- und eine Holztüre sicherten den Eingang in das Innere. Doch beide waren offen. Die letzte, hölzerne, Türe zu öffnen war schon ein wenig gruselig. Muffig, feucht und dunkel lag das Innere vor uns. Frei von Müll und Vandalismus verzauberte uns der LostPlace schon bald. Wir erkundeten jeden Winkel, schossen Fotos und entdeckten sogar die alte, metallene Plakette, welche dieses Gebäude einst als wichtige Sehenswürdigkeit auswies. Ein wirklich interessanter Ort, welchen wir hier wieder entdecken durften. 






Ein wenig nagte der Hunger an uns, wir entschlossen uns jedoch zuerst noch eine halbe Stunde zu fahren. Ziemlich genau nach diesen 30 Minuten entdeckten wir auch ein kleines, lauschiges Plätzchen am See. Hier holten wir wieder unsere Decke raus und trafen uns darauf zu einer längeren Brotzeit. Wir quatschten über alles mögliche, ehe wir uns auf die zweistündige Fahrt begaben.

Unterbrochen wurde diese nur von einem kleinen Zwischenhalt, bei dem wir uns kurz die Beine vertraten und einen Geocache suchten. Doch auch der nächste Halt sollte ein Geocache sein. Ein spezieller. Seit zwei Tagen wartete ein Geocache an einem verlassenen Spielplatz nämlich auf seinen ersten Finder. Und wiedereinmal nahmen wir uns dessen an und standen so schon bald mit allen drei Fahrzeugen auf dem Basketballplatz, welcher schon länger keinen Ball mehr gesehen hatte. Die Örtlichkeit der Dose war schnell entdeckt und ich machte mich an die Bergung. Das Logbuch war wirklich noch leer und wir konnten auch in Litauen einen FTF verbuchen. Freudig fuhren wir danach noch die letzte Viertelstunde zu unserem Schlafplatz im Nationalpark. 



Es war heute ausnahmsweise noch nicht so spät als wir unsere Fahrzeuge in Form eines „U“ an den See stellten. So hatten wir noch etwas vom Abend. Die Mädels entschlossen sich einen Beauty-Abend einzulegen, was auch wir Männer tun wollten. Doch da fiel mir auf der Karte ein weiterer Cache auf, welcher noch nicht gefunden wurde. Nur ein Kilometer entfernt. So sattelten Jonas und ich die Fahrräder und machten uns auf den Weg zu diesem Cache. Ewigkeiten stocherten wir danach mit Hint und Spoilerbild im Wald herum und fanden einfach keine Dose. Doch ohne Fund nach Hause zu den Mädels konnten wir nicht. Das hätten wir noch ewig gehört. Freudig rief Jonas nach einer Weile durch den Wald: „Ich hab den gefunden!“. Und auch hier reichte es noch für den FTF. Wir radelten mit geschwollener Brust zurück zu den Mädels, welche unsere grosse Errungenschaft nicht so zu würdigen wussten wie wir uns das dachten. So machten wir uns eben ohne Lobeshymnen, Wein und erholende Massagen an das Schneiden von Jonas Haaren. 



Dass ich kein Profi an der Maschine bin, machte ich Jonas von Beginn an klar. Doch wir alle vier fanden das Ergebnis meiner Arbeit wirklich sehr ordentlich. Leider begann es langsam zu regnen und wir mussten meinen Termin verschieben. Zudem sollten wir ja auch noch unser Nachtessen nachholen, welches bisher irgendwie vergessen ging. Wir setzten uns zu viert in unser Womo und speisten, was wirklich gut klappte. Ein Gewitter bewegte sich mittlerweile über unseren Standort und Blitze zuckten am Himmel, ehe der Donner das Blech zum vibrieren brachte. Schon bald verabschiedeten wir uns voneinander und jeder genoss noch ein wenig die prasselnden Tropfen in seinem eigenen, kleinen Zuhause. Wir schauten noch ein wenig in unsere Tolinos, ehe auch uns die Augen zu fielen.

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