Eine ruhige, wenn auch kalte
Nacht verbrachten wir hier im Niemandsland der Slowakei. Nur ein
Bauer mit seinem Traktor vermochte uns kurz aus dem Schlaf zu
reissen. Der Wecker tat dies kurz später mit noch mehr Nachdruck und
so stand ich auf, drehte die Heizung auf und kuschelte mich wieder
ins warme Bett. Mit den ersten Sonnenstrahlen frühstückten wir im
warmen Womo und machten uns auch schon bald wieder auf den Weg ins
Tal.
Unser Ziel heute war der
Nationalpark Paradies. Der Park ist in der Slowakei sehr berühmt,
vor allem für seine wunderschönen Wanderwege durch verschiedene
Schluchten. Mit vielen Stegen und Leitern bespickt, bieten diese auch
eine aussergewöhnliche Kulisse, was natürlich immer viel Menschen
anzieht. Nach nur 12 Minuten Fahrt erreichten wir auch schon den
Parkplatz. Diesen suchten wir gestern schon auf und stellten fest,
dass sich dieser perfekt für eine Übernachtung anbieten würde.
Doch in der Park4Night-App war die Rede davon, dass der Betreiber des
Parkplatzes einen um 06:30 Uhr aus dem Schlaf klopfen würde, um die
3 Euro Parkgebühr abzukassieren. Das wollten wir nicht riskieren und
so standen wir nun erst nach 9 Uhr vor dem mürrischen, älteren
Herrn, welcher uns die 3 Euro abknöpfte und uns in die hinterste
Ecke des Platzes verbannte. Wir luden noch kurz den Tagebucheintrag
hoch, schmierten Brote und machten uns dann auf den Weg.
Schon bald wurden wir durch das
Kassenhäuschen gebremst. 1,50 Euro muss hier jeder Wanderer
bezahlen, damit das Wandernetz in Schuss gehalten werden kann. Das
fanden wir eigentlich völlig okay und bezahlten dies auch gerne.
Nach erneut nur wenigen Metern standen wir dann auch an der Karte zum
Gebiet und betrachteten die vielen Wege. Leider sind die Schluchten
hier alle sehr sehr eng und dürfen darum nur von unten nach oben
begangen werden. Ein Kreuzen wäre unmöglich. Und so bleibt einem
nichts anderes übrig als sich für eine Schlucht zu entscheiden und
diese dann zu begehen. Wir entschieden uns für diejenige, welche die
Berliner uns empfohlen hatten und welche auch zu den Beliebtesten
gehörte. Die Sucha Bela empfing uns dann gleich hinter einem
Campingplatz schon recht abenteuerlich. Hier war kein Wanderweg
vorhanden und man wanderte ganz einfach durch das Flussbett. Dank dem
niedrigen Wasserstand war dies momentan jedoch gar kein Problem. Doch
wir vermuteten, dass man sich hier nach einem kräftigen Regentag
auch einmal nasse Füsse holen könnte. Wir verliessen das Flussbett
immer mehr zugunsten wackeliger Holzstege, welche auch fortan bergauf
führten. An den heiklen Passagen wurden die morschen Hölzer durch
massive Stahlstege oder kleine Podeste ersetzt, welche einen sehr
soliden Eindruck machten. Es waren einige Leute unterwegs und so kam
es auch, dass wir bei den hohen und spektakulären Leitern schon
einmal um die fünf Minuten in der Schlange standen um diese zu
begehen. Glücklicherweise verteilten sich die Wanderer danach aber
auch schnell wieder. Knappe anderthalb Stunden brauchten wir um die
Schlucht zu durchqueren und kamen völlig verschwitzt oben an. Warm
war es geworden und in morgendlicher Paranoia hatten wir noch immer
unsere Thermounterwäsche an. Dies in Kombination mit den steilen
Treppen und Leitern war einfach zu viel. Wir nutzten also die grosse
Lichtung am Ende der Schlucht um uns eine Schicht auszuziehen.
Die Stege, Treppen und Leitern
fanden wir schon sehr cool. Man fühlte sich der Natur sehr nahe,
wenn man durch die engen Passagen wanderte und immer wieder das leise
Rauschen des Baches neben sich hatte. Hätten wir nun aber Lust auf
eine andere Schlucht gehabt, hätten wir zum Parkplatz zurück und
von dort aus eine neue Tour starten müssen. Darauf hatten wir aber
keine Lust und so wanderten wir entlang dem Höhenzug in Richtung
einer anderen Lichtung, welche wir auf dem Navi entdeckt hatten. Ich
hatte die Hoffnung, dass man von dort nochmals einen Quereinsteig in
eine andere Schlucht, die Kysel, vornehmen könnte. Leider stellte
sich der Pfad durch die Kysel danach aber als Klettersteig heraus,
welcher nur mit entsprechendem Material begangen werden hätte
können. Dieses könnte man beim Gasthaus zwar mieten, doch darauf
hatten wir keine Lust. Viel lieber sassen wir, nach der gemütlichen
Wanderung durch die Wälder, auf der Wiese vor dem Restaurant und
assen unsere Brote. Die Sonne wärmte uns und für die passende
Untermalung sorgte eine Gruppe von Slowaken, welche auf der Terrasse
des Restaurants unablässig volkstümliche Lieder trällerten. Eine
super Kulisse, Sonne, einheimische Kultur und leckere Salamibrote.
Wir waren rundum zufrieden. $
Für den Rückweg wählten wir
dann einen kleinen Umweg, welcher uns aber immerhin nochmals durch
eine Schlucht führte. Diese war zwar breiter, jedoch ebenfalls mit
tollen Stegen und Leitern gesichert. Dies gefiel uns wirklich sehr.
Eine kurze Zeit hatten wir leider noch eine ganze Reisebusladung vor
uns, welche wir aber zum Glück an einer Raststätte überholen
konnten. So waren wir nach knapp 5 Stunden, 18 Kilometern und 787
Höhenmetern wieder an unserem Womo angelangt. Der muffige
Parkwächter hatte seinen Posten um 16:30 Uhr anscheinend schon
verlassen und so nutzten wir die aufgestellten ToiToi gleich noch zur
Entsorgung.
Eine kurze, 35 minütige, Fahrt
stand uns nun bevor. Diese führte uns an die Talstation einer
Seilbahn, welche ins Tatra-Gebirge führt, in welchem wir morgen bei
entsprechendem Wetter noch gerne ein wenig wandern würden. Der
Parkplatz versprach in der App freies WLAN und erfüllte dies auch.
So kam es, dass wir uns nach dem Essen die Zeit noch mit ein wenig
Fernsehen vertrieben. Zum etwa dritten Mal in den letzten sechs
Monaten gönnten wir uns ein wenig Ablenkung durch die Flimmerkiste –
in unserem Fall unseren Laptop. Wir sahen uns interessante Reportagen
über Romas in der Slowakei an und landeten irgendwann bei
Galileo-Reportagen über Harz IV Empfänger und Obdachlose. Schon
bald machten wir uns aber auf den Weg ins Bett, nachdem wir unserem
Womo mit der Heizung noch einen Stoss Wärme für die Nacht gaben.
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