Donnerstag, 27. September 2018

Ein Tag im Paradies... Nationalpark in der Slowakei

Eine ruhige, wenn auch kalte Nacht verbrachten wir hier im Niemandsland der Slowakei. Nur ein Bauer mit seinem Traktor vermochte uns kurz aus dem Schlaf zu reissen. Der Wecker tat dies kurz später mit noch mehr Nachdruck und so stand ich auf, drehte die Heizung auf und kuschelte mich wieder ins warme Bett. Mit den ersten Sonnenstrahlen frühstückten wir im warmen Womo und machten uns auch schon bald wieder auf den Weg ins Tal.

Unser Ziel heute war der Nationalpark Paradies. Der Park ist in der Slowakei sehr berühmt, vor allem für seine wunderschönen Wanderwege durch verschiedene Schluchten. Mit vielen Stegen und Leitern bespickt, bieten diese auch eine aussergewöhnliche Kulisse, was natürlich immer viel Menschen anzieht. Nach nur 12 Minuten Fahrt erreichten wir auch schon den Parkplatz. Diesen suchten wir gestern schon auf und stellten fest, dass sich dieser perfekt für eine Übernachtung anbieten würde. Doch in der Park4Night-App war die Rede davon, dass der Betreiber des Parkplatzes einen um 06:30 Uhr aus dem Schlaf klopfen würde, um die 3 Euro Parkgebühr abzukassieren. Das wollten wir nicht riskieren und so standen wir nun erst nach 9 Uhr vor dem mürrischen, älteren Herrn, welcher uns die 3 Euro abknöpfte und uns in die hinterste Ecke des Platzes verbannte. Wir luden noch kurz den Tagebucheintrag hoch, schmierten Brote und machten uns dann auf den Weg.

Schon bald wurden wir durch das Kassenhäuschen gebremst. 1,50 Euro muss hier jeder Wanderer bezahlen, damit das Wandernetz in Schuss gehalten werden kann. Das fanden wir eigentlich völlig okay und bezahlten dies auch gerne. Nach erneut nur wenigen Metern standen wir dann auch an der Karte zum Gebiet und betrachteten die vielen Wege. Leider sind die Schluchten hier alle sehr sehr eng und dürfen darum nur von unten nach oben begangen werden. Ein Kreuzen wäre unmöglich. Und so bleibt einem nichts anderes übrig als sich für eine Schlucht zu entscheiden und diese dann zu begehen. Wir entschieden uns für diejenige, welche die Berliner uns empfohlen hatten und welche auch zu den Beliebtesten gehörte. Die Sucha Bela empfing uns dann gleich hinter einem Campingplatz schon recht abenteuerlich. Hier war kein Wanderweg vorhanden und man wanderte ganz einfach durch das Flussbett. Dank dem niedrigen Wasserstand war dies momentan jedoch gar kein Problem. Doch wir vermuteten, dass man sich hier nach einem kräftigen Regentag auch einmal nasse Füsse holen könnte. Wir verliessen das Flussbett immer mehr zugunsten wackeliger Holzstege, welche auch fortan bergauf führten. An den heiklen Passagen wurden die morschen Hölzer durch massive Stahlstege oder kleine Podeste ersetzt, welche einen sehr soliden Eindruck machten. Es waren einige Leute unterwegs und so kam es auch, dass wir bei den hohen und spektakulären Leitern schon einmal um die fünf Minuten in der Schlange standen um diese zu begehen. Glücklicherweise verteilten sich die Wanderer danach aber auch schnell wieder. Knappe anderthalb Stunden brauchten wir um die Schlucht zu durchqueren und kamen völlig verschwitzt oben an. Warm war es geworden und in morgendlicher Paranoia hatten wir noch immer unsere Thermounterwäsche an. Dies in Kombination mit den steilen Treppen und Leitern war einfach zu viel. Wir nutzten also die grosse Lichtung am Ende der Schlucht um uns eine Schicht auszuziehen. 








Die Stege, Treppen und Leitern fanden wir schon sehr cool. Man fühlte sich der Natur sehr nahe, wenn man durch die engen Passagen wanderte und immer wieder das leise Rauschen des Baches neben sich hatte. Hätten wir nun aber Lust auf eine andere Schlucht gehabt, hätten wir zum Parkplatz zurück und von dort aus eine neue Tour starten müssen. Darauf hatten wir aber keine Lust und so wanderten wir entlang dem Höhenzug in Richtung einer anderen Lichtung, welche wir auf dem Navi entdeckt hatten. Ich hatte die Hoffnung, dass man von dort nochmals einen Quereinsteig in eine andere Schlucht, die Kysel, vornehmen könnte. Leider stellte sich der Pfad durch die Kysel danach aber als Klettersteig heraus, welcher nur mit entsprechendem Material begangen werden hätte können. Dieses könnte man beim Gasthaus zwar mieten, doch darauf hatten wir keine Lust. Viel lieber sassen wir, nach der gemütlichen Wanderung durch die Wälder, auf der Wiese vor dem Restaurant und assen unsere Brote. Die Sonne wärmte uns und für die passende Untermalung sorgte eine Gruppe von Slowaken, welche auf der Terrasse des Restaurants unablässig volkstümliche Lieder trällerten. Eine super Kulisse, Sonne, einheimische Kultur und leckere Salamibrote. Wir waren rundum zufrieden. $




Für den Rückweg wählten wir dann einen kleinen Umweg, welcher uns aber immerhin nochmals durch eine Schlucht führte. Diese war zwar breiter, jedoch ebenfalls mit tollen Stegen und Leitern gesichert. Dies gefiel uns wirklich sehr. Eine kurze Zeit hatten wir leider noch eine ganze Reisebusladung vor uns, welche wir aber zum Glück an einer Raststätte überholen konnten. So waren wir nach knapp 5 Stunden, 18 Kilometern und 787 Höhenmetern wieder an unserem Womo angelangt. Der muffige Parkwächter hatte seinen Posten um 16:30 Uhr anscheinend schon verlassen und so nutzten wir die aufgestellten ToiToi gleich noch zur Entsorgung.



Eine kurze, 35 minütige, Fahrt stand uns nun bevor. Diese führte uns an die Talstation einer Seilbahn, welche ins Tatra-Gebirge führt, in welchem wir morgen bei entsprechendem Wetter noch gerne ein wenig wandern würden. Der Parkplatz versprach in der App freies WLAN und erfüllte dies auch. So kam es, dass wir uns nach dem Essen die Zeit noch mit ein wenig Fernsehen vertrieben. Zum etwa dritten Mal in den letzten sechs Monaten gönnten wir uns ein wenig Ablenkung durch die Flimmerkiste – in unserem Fall unseren Laptop. Wir sahen uns interessante Reportagen über Romas in der Slowakei an und landeten irgendwann bei Galileo-Reportagen über Harz IV Empfänger und Obdachlose. Schon bald machten wir uns aber auf den Weg ins Bett, nachdem wir unserem Womo mit der Heizung noch einen Stoss Wärme für die Nacht gaben.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen