Freitag, 14. September 2018

Die Marienburg - ein Besuch im Mittelalter

Als wir heute früh aus dem Fenster schauten, bemerkten wir, dass unser Übernachtungsplatz doch schöner war als wir bei Dunkelheit dachten. Wir standen mitten im Grünen und relativ direkt am See. Nachts sah das alles anders aus. Der Grund weshalb wir normalerweise auch bei Tageslicht unseren Schlafplatz suchen. Wir frühstückten gemütlich und ausgiebig, da wir wussten, dass uns wieder eine lange Fahrt bevorstand. Heute machte Jonas die Spitze, während wir ihm folgten.

Wir legten lediglich einen Halt an der Tankstelle ein um unsere durstigen Wohnmobilenzu befüllen. Ansonsten fuhren wir über teils miserable Strassen immer in Richtung Marienburg. Es war beinahe 12:30  Uhr als wir uns dort auf die Suche nach einem Parkplatz begaben. Die touristischen Parkplätze vor der Marienburg kosteten 3 Euro die Stunde, was für polnische Verhältnisse mehr als nur überteuert ist. Park4Night zeigte uns jedoch einen Parkplatz, welcher nur 50 Meter von den touristischen entfernt war und nicht annähernd so viel kosten sollte. Wir bezahlten vier Zloti (ca. 90 Rappen) und zogen ein Ticket, welches uns das Parken bis Montag 09:47 Uhr erlaubte. Also über zwei Tage. Wir beschlossen gleich im Womo noch zu essen ehe wir uns zur Marienburg begaben.
Im 13. Jahrhundert wurde die Marienburg vom deutschen Orden erbaut. 1309 bis 1454 war sie der Sitz der Hochmeister des Deutschordenstaats. Später gehörte sie bis 1722 zu Polnisch-Preussen und diente als Sitz der polnischen Könige. Nach der Teilung von Polen fiel die Burg Preussen zu. Im zweiten Weltkrieg wurde die Burg arg in Mitleidenschaft gezogen, jedoch nicht zerstört. Fortan gehörte die Burg wieder zu Polen und kann seither von der Öffentlichkeit besucht werden. Die Marienburg, benannt nach der heiligen Jungfrau Maria, wurde ins UNESCO Weltkulturerbe aufgenommen und gilt als grösste und am besten erhaltene mittelalterliche Burg Europas.

Gespannt stellten wir uns an der Kasse an und nahmen nur kurz später unsere Eintrittstickets entgegen. Umgerechnet zahlten wir pro Person ungefähr 11 Franken. Ein fairer Preis, vor allem wenn man bedenkt, dass ein deutscher Audioguide in dem Preis inbegriffen war. Dieser Audioguide gilt es dann auch besonders hervorzuheben. Ohne diesen wäre der Rundgang nicht annähernd so spannend. Die angenehme und perfekt Deutsch sprechende Stimme führte uns durch das Schloss und wartete überall mit kurzen aber interessanten Infos auf. Untermalt wurde das ganze mit Soundeffekten und passender Musik. Wo es weiter ging war ebenfalls immer klar. Der Audioguide besass einen Bildschirm auf welchem immer der Weg beschrieben war, was dank GPS auch bestens funktionierte. Lief man bestimmte Zonen an, geschahen passende Sachen. Den Geocachern unter den Lesern wird diese Art wohl von Wherigos bekannt sein. Der Audioguide „Jakob“ und sein Helfer „Thomas“ waren mein persönliches Highlight. Definitiv der beste Audioguide, welchen wir jemals sahen.

Wir begannen unsere Rundreise im Vorhof, betrachteten Gebäude wie Kaserne, Stallungen, Personalhäuser und Handwerksbetriebe von Aussen. Wir durchschritten die Strassen, welche damals vor Leben gesprüht haben mussten. Heute war es hier überraschend ruhig. Wir betraten kurz danach das Vorschloss, in welchem sich ein wunderschöner Innenhof befand. Dieser war auch immer wieder Ausgangspunkt von vielen Erkundungen mit Jakob und Thomas. Immer wieder tauchten wir ins Innere und betrachteten die Krankenstation, die Gemächer des Hochmeisters, Festsäle und Esssäle. Auch wurden immer wieder interessante Ausstellungen gezeigt, bei denen Jakob uns das Wichtigste in Kürze erzählte, uns danach aber alleine auf Erkundungstour entliess. Nach einer Ausstellung über Schmuck und Kunst aus dem hier typischen Bernstein, entschlossen wir uns eine Pause zu halten. Wir genossen einen Drink im burgeigenen Restaurant, ehe wir wieder in den Hof traten. 






Weiter ging es im Hauptschloss. Hier befand sich das Kloster der Marienburg und somit auch alle Räume der Geistlichen und Gläubigen. Wir entdeckten riesige Räume, die Küche, den Bankettsaal und natürlich auch die Kirche. Die Kirche wurde im zweiten Weltkrieg am heftigsten getroffen und stand viele Jahre zerstört im inneren der Festung. Um den Zerfall zu stoppen war man jedoch gezwungen die Kirche zu restaurieren und den zerstörten Teil zu ergänzen. Diese Arbeit war 2008 abgeschlossen worden und so ist die Kirche nun wieder zu bestaunen. Der neue Teil wurde dabei absichtlich in verputztem Weiss gehalten, während der alte Teil in hier üblicher Ziegelsteinoptik belassen wurde. Dies um klar abzugrenzen, was noch aus dem Mittelalter stammt. Allgemein wurde hier alles relativ der Zeit überlassen. Die Räume der Marienburg sind nicht renoviert und restauriert um zu zeigen, wie es damals aussah. Die Farben sind überall verblichen und man sieht, dass der Zahn der Zeit schon lange an der Burg nagt. Dies jedoch in einem super Rahmen. Uns gefiel die Burg auf diese Art wesentlich besser. 














Als wir uns von Jakob und Thomas verabschiedeten, hatten die Beiden uns über 4 Stunden lang durch die Marienburg geführt. Hier legt man einige Kilometer zurück, besteigt einige Treppen und hört viele interessante Geschichten. Ein wirklich spannender Rundgang, welcher sich mehr als nur gelohnt hatte. Wir tauchten hier völlig ins Mittelalter ab und bekamen alle wichtigen Infos um uns das Leben in der Burg so gut wie möglich vorstellen zu können.

Zurück beim Wohnmobil beschlossen wir, noch ein kleines Stück in Richtung Gdansk zu fahren. Obwohl wir bis Montag hätten parken dürfen, wollten wir natürlich vorwärts kommen. Es war schon wieder am dämmern als wir auf einer Wiese bei einem Fährhafen unsere Wohnmobile parkten und für die Nacht vorbereiteten. Nach einem sonnigen Tag war es frisch geworden und wir verlegten das Nachtessen in unser Wohnmobil. Jonas hatte sich in der Wolfsschanze noch eine Zecke eingefangen, welche wir noch gemeinsam entfernten, bevor wir bei einem gemütlichen Bier den Tag ausklingen liessen.

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