Am Hundeplatz nächtigten wir
ruhig, waren jedoch trotzdem ein wenig müde als morgens der Wecker
klingelte. Ich bearbeitete Fotos, schrieb den Blog und frühstückte.
Wir hatten für heute einiges vor uns so fuhren wir auch bei Zeiten
los in Richtung Berg der Kreuze.
Zum ersten Zwischenziel zeigte
das Navi ein wenig über zwei Stunden Fahrt. Diese führte durch eine
wunderschöne Landschaft, welche derjenigen der Schweiz sehr ähnelte.
Der Unterschied war aber auch hier, dass nicht alle zwei Kilometer
ein Dorf zu sehen war. Nein. Wir fuhren und fuhren über gerade
Strassen durch Wälder und Wiesen. Die Fenster waren offen und es
duftete nach Heu und Sommer. Ein Feeling wie im Film. Nach einer
guten Stunde machten wir einen kleinen Halt an einer steinernen
Kirche. Wir schauten uns das grosse Bauwerk an, welches jedoch
verschlossen war. Als wir kurz später bei unseren Mobilen standen
hörten wir den Pfiff des Gärtners, welcher uns die Kirche geöffnet
hatte und uns auch das Betrachten der inneren Schönheit ermöglichte.
Frisch erholt ging es weiter.
Kurz vor dem ersten Etappenziel sichteten wir einen See, welcher sich
fürs Mittagessen anbot. Leider war dieser jedoch nicht zu erreichen
und wir landeten in einem kleinen Dorf, welches nur aus einem
Altersheim zu bestehen schien. Mit unseren drei Mobilen waren wir die
Attraktion im Dorf, welches wohl noch nie Touristen sah. Die Menschen
versammelten sich an der Strasse, lockten ihre Freunde ins Freie und
winkten uns teilweise zu, während wir unsere Womos in der Sackgasse
wendeten. Wir entschlossen uns kurzerhand, auf einer Wiese bei einem
Parkplatz ein Picknick im Freien abzuhalten, was nicht weniger eine
interessante Sache für die Einwohner zu sein schien. Nach dem Essen
fütterten wir noch die Ziegen, welche uns aus der Ferne so neidisch
beim Essen zuschauten, und fuhren dann weiter.
Der nächste Halt war nun das
ersehnte Etappenziel. Zuerst erwartete uns gleich am Parkplatz ein
Mahnmal, der eindrücklicheren Sorte. Ein Holzkreuz auf einem Stein,
auf welchem eine Inschrift angebracht war. Litauen gedenkt an diesem
Ort 100'000 verlorenen Einwohnern, welche zwischen 1939 bis 1941 (dem
Ausbruch des zweiten Weltkrieges) von der Roten Armee verfolgt
wurden. 36'472 Menschen wurden verbannt, darunter 6'011 Kinder. Über
50'000 Menschen landeten in Gefängnissen, gegen 15'000 Menschen
zwang man in den Westen zu emigrieren. Ein eindrücklicher Ort. Dass
man genau an diesem Ort diesen Menschen gedenkt hat ebenfalls einen
Grund. Hier ist vor vielen vielen Jahren einem gläubigen Menschen
die heilige Maria erschienen. In dem sehr gläubigen Land ist dieser
Ort deshalb zum Pilgerort geworden, man baute zwei riesige Kirchen
und 1994 war sogar Papst Johannes Paul II hier zu Besuch. Und auch
heute war viel los. Man strich die Aussenwände und Gartenarbeiten
wurden erledigt. Denn auch 2018 erwartet man hier den Papst. In gut
drei Wochen besucht das Oberhaupt der katholischen Kirche diesen
besonderen Ort und Litauen wird wohl auch 2018 wieder Kopf stehen.
Wir besichtigten die beiden Kirchen und den grossen Platz, schossen
diverse Fotos und machten uns danach auf die Weiterfahrt.
Hier in der sehr religiösen
Region war auch unser nächster Halt von religiöser Natur. Das
Kloster der Bernhardiner hatte nichts mit den in der Schweiz
bekannten Hunden mit dem Fässchen zu tun. Trotzdem empfing uns hier
eine wundervolle Kirche mit einem sehr schönen Klosterhof. Die
fleissige Pilgerin Jasmin erklomm sogar die steinige heilige Treppe.
Ordnungsgemäss auf den Knien. Nach dem schmerzhaften Intermezzo
besichtigten wir die schön geschmückte Kirche und schossen viele
Fotos. Es verging einige Zeit bis wir den sonnengetränkten Hof
verliessen und uns auf den Weg nach Siaulai machten.
In dieser Stadt hatten wir wieder
eine Kirche auf dem Programm, welche wir auch kurz besichtigten. Die
dort stattfindende Messe hielt uns jedoch davon ab, in der ganzen
Kirche herumzulaufen. Die Stadt bot uns jedoch auch wieder einen
Lidl, welchen wir die letzten beiden Woche nicht so sehr vermissten
wie gedacht. Die Läden in Estland und Lettland liessen auch keine
Wünsche unerfüllt. Wir kauften ein und begaben uns auch noch in ein
grosses Einkaufszentrum, um Dinge wie einen Volleyball und eine
Bartschere zu kaufen. Erst danach ging es zum grossen Highlight des
Tages.
Der Berg der Kreuze erwartete uns
nur 10 Minuten nördlich der Stadt. Einen wirklichen Berg gibt es
hier nicht. Eher einen Hügel. Doch der Hügel ist mit Millionen von
Kreuzen geschmückt, welche sich mittlerweile auch über die Wiese
erstrecken. In der Sowjetunion begannen die Menschen hier ihre Kreuze
aufzustellen um einen stillen Protest auszudrücken. Natürlich hatte
die Union damals keine Freude an diesem Treiben und versuchte diverse
Male die Kreuze zu entfernen und den Hügel zu planieren. Jeweils
ohne Erfolg. Kurz vor dem Zerfall der Sowjetunion begannen die Leute
immer mehr Kreuze auf dem Hügel aufzustellen und zeigten damit den
Willen zur Unabhängigkeit Litauens. Heute ist der Ort vor allem zum
Pilgerort für Christen geworden und beherbergt über 20'000 grosse
und unzählige kleine Kreuze. Wir wanderten über den Hügel,
betrachteten die vielen Kreuze mit den Inschriften. Wir schossen
viele Fotos und nahmen die sehr spezielle Ausstrahlung dieses Ortes
auf. Das Gefühl auf diesem Hügel zu stehen und an all die Menschen
zu denken, welche aus tiefem Willen und Glauben ihre Kreuze hier zum
Berg tragen ist schon sehr eindrücklich.
Nach dem Besuch des Berges
begaben wir uns nur ein paar hundert Meter weiter auf einen
kostenlosen Parkplatz am Ende der grossen Wiese. Hier beschlossen wir
die Nacht zu verbringen. Es war aber noch früh und so beschäftigten
wir uns mit Volleyball spielen auf der nahen Wiese und einem leckeren
Nachtessen. Als die Sonne weg war, wir alle geduscht hatten und die
Dunkelheit langsam Überhand nahm, nutzten wir die Einsamkeit aus um
ein Bierchen zu trinken und zu Musik zu tanzen. Bier gab es heute
wieder nur eines. Der Grund dazu war noch verrückter als der in
Estland. Denn auch hier wurde uns heute wieder der Alkohol an der
Kasse eingezogen. Natürlich stellte ich die Dame an der Kasse zur
Rede, nachdem sie wortlos unser Bier auf die Seite schob. Heute
durfte man in ganz Litauen keinen Alkohol kaufen, da heute der erste
Schultag des neuen Schuljahres stattfand. Den Zusammenhang habe ich
bisher noch immer nicht kapiert. Betrinken sich die Schüler
ansonsten schon am ersten Schultag? Ich konnte mir keinen Reim
machen.
Bevor wir uns ins Bett begaben,
wollten wir uns aber nochmals zum Berg der Kreuze begeben. Die
beleuchtete Stätte könnte bei Nacht durchaus seinen Reiz haben. Wir
spazierten die zwei Minuten zu dem Hügel und mussten feststellen,
dass die Location nachts und alleine doch wirklich einen klein wenig
grusligen Touch hatte. Wir waren gut ausgerüstet und konnten so
viele tolle Fotos schiessen. Die Kreuze, das Licht, die Sterne –
eine geniale Kulisse, welche wir versuchten respektvoll ins richtige
Licht zu rücken. Natürlich verbrachten wir viel mehr Zeit dort als
geplant und als wir zurück an unseren Wohnmobilen waren, fielen wir
alle müde ins Bett. Ein spannender Tag mit vielen religiösen
Stätten ging zu Ende.
Bartschere 😲😲😲👍
AntwortenLöschenMuesi di leider entüüsche. Die isch nume zum es bitzli stutze ;)
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