Obwohl wir uns am Ende der sehr
abenteuerlichen Strasse befanden, war die Nacht nicht so ruhig wie
anderswo. Aber das ist in der Nacht von Samstag auf Sonntag meistens
so. Die Jugendlichen sind dann mit ihren Autos unterwegs, hören
Musik und machen Party. Uns ist das meist relativ egal, lassen sie
einen ja immer in Ruhe. Diese Nacht parkte jedoch jemand sein Auto
unmittelbar neben uns und liess den Motor und die Musik laufen. Und
dies von 02:00 Uhr bis 04:30 Uhr. Ich wachte in der Zeit immer wieder
mal auf, konnte jedoch auch immer wieder einschlafen. Als ich um
04:30 Uhr aufwachte, da der Wagen sich entfernte, war ich jedoch froh
nochmals ein paar Stunden schlafen zu können. Nur knappe zwei
Stunden später weckte mich jedoch ein Bedürfnis, was mich natürlich
wieder ärgerte. Ich sah, dass der Wecker kurz nach sechs Uhr
anzeigte und entschloss mich einen Blick nach draussen zu werfen. Der
polnische Nachbar meinte gestern, dass die morgendliche Stimmung hier
unschlagbar wäre. Und so war es dann auch. Die orangene Sonne erhob
sich gerade aus dem Meer als ich die Rolleaus des Seitenfensters
öffnete. Schnell zückte ich die Fotokamera und auch Melanie
erwachte ob diesem Treiben. Wir schauten einen Moment aus dem
geöffneten Fenster und freuten uns ob dieser traumhaften Stimmung.
Es fiel mir ausnahmsweise nicht einmal schwer danach nochmals einen
tiefen Schlaf zu finden und da wir einen faulen Sonntag geplant
hatten, klingelte auch der Wecker viel später als sonst.
Als wir das nächste Mal aus dem
Womo blickten war schon hell und der wundervolle Ort hatte auch schon
seine ersten Besucher. Wir begaben uns nach draussen, Jonas stellte
seinen Tisch auf und so konnten wir ein letztes Mal an der Sonne und
mit Meerblick frühstücken. Ein Gefühl, welches auch nach so vielen
Malen in den letzten Monaten noch immer etwas sehr spezielles ist.
Für uns ist es der Inbegriff von Freiheit. Direkt am Meer zu
schlafen, das Meer zu hören, zu riechen, und morgens an die Sonne zu
treten, dort zu frühstücken und die Luft zu atmen. Wir werden es
sicherlich vermissen.
Darum planten wir auch ein, den
heutigen Tag bis nach dem Mittagessen hier zu verbringen. Durch die
Klippe konnten wir leider nicht ans Meer. Doch auch einfach hier zu
sitzen und in die endlose Weite zu blicken erfüllte uns mit
Zufriedenheit. Wir nutzten die Zeit um noch einige Pendenzen zu
erledigen. Ich zog wiedereinmal sämtliche Schrauben der Schubladen
fest und erledigte hier und da etwas handwerkliches. Natürlich
schrieben wir beide unsere Tagebücher, bearbeiteten Fotos und ich
telefonierte noch eine Weile mit meiner Mutter. Nebenbei halfen wir
noch dem polnischen Nachbarn, welcher seine Batterie geleert hatte.
Zum Mittagessen schnippelten wir uns einige Karotten, Gurken und
Paprika zurecht, während Jonas eine selbstgemachte Dipsauce mit
frischen Kräutern zubereitete. Wir liessen es uns schmecken, ehe wir
uns über die abenteuerliche Piste vom Meer verabschiedeten.
Den Rest des Tages stellte die
Weiterfahrt dar. Unser nächstes Ziel, die Stadt Stettin, lag gute
fünf Fahrstunden entfernt im Süden. So weit wollten wir jedoch gar
nicht mehr fahren und peilten einen Übernachtungsplatz an, welcher
etwa eine Stunde vor den Toren der Stadt lag. Unterwegs legten wir
noch den einen oder anderen Halt ein, um Wasser zu füllen und das
Klo zu leeren. Ansonsten genossen wir die wundervolle Fahrt durch die
schöne polnische Natur. Die Sonne ging ebenso orangefarben unter wie
sie heute früh den Himmel betrat. Dies zu beobachten, während wir
durch Baumalleen über die Landstrassen schwebten, war genauso schön
wie der Sonnenaufgang über dem Meer.
Am Übernachtungsplatz
angekommen, störten wir gerade zwei Jugendliche beim Schmusen im
Auto. Schnell machten sie sich vom Acker und überliessen uns die
Parkplätze, welche zum Teil durch Sandhaufen einer Baustelle besetzt
waren. Ansonsten schien es hier ruhig zu sein und wir entschlossen
uns an diesem Ort zu bleiben. Wir kochten uns Spaghetti Aglio e Olio
und machten uns noch ein leckeres Fleisch dazu. Zum Nachtisch gab es
einen kleinen Videoabend, da sich viele Videos im Speicher der GoPro
anzusammeln begannen. Zusammen mit Jonas kämpften wir uns durch
etwas mehr als die Hälfte der Videos, ehe wir uns alle müde ins
Bett begaben. Gerade als ich mich hinlegen wollte, fuhren zwei Autos
mit insgesamt acht Jugendlichen vor. Sonntagabend um 22:30 Uhr hatten
wir nicht mehr mit dem Partyvolk gerechnet. Doch die Jugendlichen
pflanzten sich an den am weitest entfernten Tisch und quatschten
ruhig miteinander, ehe sie eine Stunde später den Platz wieder
verliessen. Genau da schloss ich auch mein Tolino und schlief
sogleich ein.
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