Nach
dem Nachtessen gestern machten wir uns nur kurz auf einen zweiten
Besuch am See. Ich widmete mich noch ein wenig der Fotografie,
während Melanie in ihrem Tolino las. Wir haben dabei die Stille am
See genossen, welche sich kurz später schon wieder auflöste. Nur
kurz dauerte der Moment zwischen badenden Familien und chillender
Jugendlichen, welche den See nun übernahmen. Doch die Jungen waren
ruhig und so konnten wir eine super Nacht verbringen.
Früh
klingelte uns heute der Wecker aus dem Bett. Heute sollte es nämlich
nach Stockholm gehen. Und die Park&Ride Angebote der Stadt
belohnen Frühankömmlinge. Bis 09:00 bezahlt man knapp 2 Franken für
einen Tag parken. Ab 09:00 kostet es 2 Franken die Stunde. Und in
diesen Tarif zu fallen wollten wir nicht riskieren. Also machten wir
uns bei Zeiten auf den Weg. Der Gang durch den Berufsverkehr war
überraschend locker. Sogar in dieser Rush Hour und im hektischen
Verkehr behalten die Schweden einen kühlen Kopf. Auch hier wird sehr
anständig und zuvorkommend agiert und so fanden wir auch im zweiten
Anlauf einen freien Parkplatz, auf welcher auch ein Womo passt. Dies
war beim ersten leider nicht der Fall.
Wie
üblich befand sich der P&R relativ ausserhalb der Stadt. Heisst
knappe 10 Kilometer bis ins Stadtzentrum. So gut ausgebaut wie hier
die Fahrradwege sind, beschlossen wir dann kurzerhand uns mit den
Rädern in die Stadt zu begeben. Die 10 Kilometer bis zur Altstadt
waren problemlos in 35 Minuten geschafft. Die Fahrradwege hier in den
Aussenquartieren glichen Highways. Überall Vorfahrt – vor Autos
und vor Fussgängern. So standen wir schon bald am Rande der tollen
Altstadt, Gamla Stan. Ab hier hiess es aber: schieben. Denn die
Altstadt ist auch hier Fussgängerzone. So machten wir uns zu Fuss
auf den Weg durch die Altstadt. Wir hatten knapp 10 Uhr und die Läden
nahmen erst langsam ihren Betrieb auf. Doch hier reihte sich Laden an
Laden. Viel Ramsch, Souvenirs und Imbissstände. Das Ganze hatte
durchaus ein wenig italienisches Flair, einfach in sauber und
ordentlich.
Nach
der Besichtigung der Altstadt ging es weiter durch das Stadtzentrum.
Der Name der Hauptstadt führt von der altnordischen Bezeichnung für
„Inseln“ her. Die Stadt besteht nämlich aus vielen solchen,
welche durch viele Brücken und Fähren verbunden sind. Man bewegt
sich dadurch immer ein wenig am Wasser. Ob auf verkehrsreichen
Brücken, ruhigen und natürlichen Ufern oder belebten Promenaden.
Hier wechselt sich alles im Metertakt immer und immer wieder ab.
Mit
den Fahrrädern auf Städtetour zu gehen zeigte sich hier als gute
Entscheidung. Es war das erste Mal, dass wir so eine Stadt
erkundeten. Aber wenn die Stadt so genial für Radfahrer ausgelegt
ist wie diese Stadt, dann macht es richtig Spass so die Gegend zu
erkunden. Man sieht viel mehr von der Umgebung und kommt erst noch
schneller vom Fleck als mit der U-Bahn. Diese heisst hier übrigens
Tunelbanen und bildet somit so ziemlich das einzige verständliche
Wort in der kuriosen Sprache der Schweden. Wir besichtigten so also
den Königshof, das königliche Theater, die Staatsoper, den
Reichstag und noch vieles mehr. Viele schöne, alte Hotels und Parks
mischten sich zwischen die vielen Häuser. Rein vom Flair und von der
Attraktivität ist Stockholm wirklich eine der tollsten Städte,
welche wir bisher (und nicht nur auf dieser Reise) besucht haben.
Wirklich ein toller Ort, an dem mit über 800'000 Einwohnern jeder
fünfte Schwede wohnt.
Den
Nachmittag verbrachten wir dann in einem besonderen Teil Stockholms.
Dem Gröna Lund. Dieser Vergnügungspark, gegründet 1883, ist der
älteste Freizeitpark in Europa. Ein Deutscher, welcher damals das
Land pachtete, begann hier seine Karusselle auszustellen und zu
testen. Viele taten es ihm gleich und stellten gewisse Attraktionen
für ein Jahr im Gröna Lund auf, ehe sie in den endgültigen Park
wechselten. So tat es auch die Familie Mack früher für den
Europapark. So wurden der Enzianexpress und die Bobbahn zuerst im
Gröna Lund betrieben. Da der Park inmitten der Stadt beschränkte
Platzverhältnisse hat ist alles sehr dicht. Doch für die kleine
Fläche finden sich hier extrem viele Achterbahnen, Karusselle und
andere Fahrgeschäfte. Wir verbrachten den Nachmittag mit einigen
Fahrgeschäften (welche hier alle einzeln bezahlt werden wie auf dem
Rummel), ein wenig flanieren im Park und wir gönnten uns auch ein
bisschen Zeit auf einer Bank, nur so um den Leuten zuzusehen. Das
einzige Manko war auch heute wieder die Hitze.
Und
diese begleitete uns auch auf dem Heimweg. Da wir mittlerweile noch
ein bisschen weiter vom P&R entfernt waren, dauerte der Rückweg
doch ein klein wenig über eine Stunde. Und auch ein paar Höhenmeter
durften dabei natürlich nicht fehlen. Dafür konnten wir nochmals
die schöne Stadt geniessen. Am Parkplatz angekommen wurden schnell
die Räder verladen und schon ging es auf die Weiterreise. Es standen
noch etwas über 200 Kilometer an, welche uns näher an Oslo bringen
sollten.
Nach
etwas mehr als 2 Stunden befinden wir uns nun an „DEM“ Stellplatz
in Schweden. Hier gibt es echt alles. Direkt am See mit freier Sicht
auf diesen. Grünstreifen für jedes Womo zum Rausstuhlen und Markise
rauslassen. Strom. Frischwasser. Entsorgung. WLAN. Und das alles
GRATIS!!! Klang im Internet zu schön um wahr zu sein doch hier in
Karlskoga ist es wirklich wahr. Das Problem ist natürlich, dass wenn
man Freitags um 21 Uhr hier ankommt, keine Chance mehr auf einen
Platz besteht. So stehen wir nun ein wenig weiter hinten in der
„zweiten Reihe“. Ohne Strom, ohne WLAN und ohne Grünfläche. Wir
hoffen, dass sich morgen früh vielleicht ein paar vom Acker machen
und wir den Platz erben können. Ein junges Paar mit St. Galler
Kennzeichen sieht aus, als ob sie nicht das ganze Wochenende hier
verbringen würden. Hoffen wir es.
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