Nach einer langen und guten Nacht haben
wir beide voller Tatendrang am Frühstückstisch gesessen. Das
mussten wir heute auch. Am heutigen Wandertag stand nämlich nicht
nur eine Wanderung an – nein heute sollten es deren zwei sein.
Die Erste führte uns natürlich auf
den Molden. Nachdem wir uns gestern nicht mehr aufraffen konnten,
musste der Gipfel dieses kleinen Berges heute dran glauben. Der Weg
startete ja wirklich unmittelbar vor der Haustüre. Und so zogen wir
auch früh los. Ein Trampelpfad stieg langsam durch den dichten
Tannenwald empor. Schon bald wurde der Weg breiter und verlief auch
nicht mehr so steil. Ein erster Aussichtspunkt liess unsere Blicke
ins Tal schweifen. Ausnahmsweise ein komplettes Tal ohne Wasser. Kein
Fjord, kein See, kein Meer. Der Weg wurde wieder schmaler und
steiler. Die Baumgrenze war schon bald erreicht und wir waren
komplett durchgeschwitzt, als wir eine Hütte erreichten, welche uns
zeigte, dass wir schon über die Hälfte der Distanz geschafft
hatten. Doch an Höhe mussten wir noch gewinnen. Und dies begann auch
gleich nach der Hütte. Im rechten Winkel schnitten wir die
Höhenlinien auf unserem Navi. Die Hitze staute sich in uns. Und
trotzdem war es wundervoll. Denn immer mehr tauchte der Fjord wieder
unter uns auf und verzauberte uns mit seiner Farbe. Türkis wie das
Meer auf den Fotos aus der Karibik. Einfach wundervoll. Auch die Ruhe
hier oben und eine Wanderung zu unternehmen, welche nicht tausende
von Menschen jede Saison unternehmen, war eine willkommene
Abwechslung. Oben angekommen, trugen wir uns ins Gipfelbuch ein und
schossen Fotos. Der Rückweg ging dann um einiges besser. Viele
Wanderer kreuzten unseren Weg und bestätigten, dass die Norweger
eben einfach erst sehr spät starten. Nach knappen 2 Stunden 45
Minuten waren wir wieder beim Womo angelangt. Die 9,5 Kilometer mit
750 Höhenmetern waren aber doch knackiger als gedacht.
Egal. Nach einem herzhaften Mittagessen
packten wir unsere sieben Sachen, entfernten den Stromanschluss des
Womos und machten uns auf den Weg. Die Fahrt dauerte länger als sie
auf der Karte den Anschein machte, führte jedoch durch schöne
Landschaften und war daher sehr kurzweilig. Das nächste Ziel, der
Nigardsbreen, erwartete uns in einem Tal, dessen Befahrung alleine
über 40 Minuten in Anspruch nahm. Wir ersparten uns einen Teil der
Wanderung, indem wir an der Mautstation am Besucherzentrum die 60NOK
(nicht ganz 8 Franken) bezahlten und 3,5 Kilometer auf einer
Privatstrasse uns dem Gletscher näherten.
Auf dem Parkplatz die erste
Überraschung. Ein Thurgauer Wohnmobil auf dem Parkplatz. Wir hatten
schon allerlei Schweizer aber noch keine Thurgauer. Doch Moment! Das
blaue Mobil mit bekannten, aus Frauenfeld stammenden, Aufklebern
kennen wir doch. Da standen doch tatsächlich das Gefährt von Lui
und Steffi von comewithus2.com. Die beiden Blogger aus unserer Heimat
haben es sich zum Ziel gesetzt sämtliche Europäischen Länder zu
bereisen und schreiben darüber in ihrem Blog. Auch wir haben bei der
Vorbereitung unserer Reise ein paar Mal auf ihrer Homepage
herumgestöbert. Die Beiden waren nicht bei ihrem Mobil und wir
hinterliessen ihnen einen Gruss mittels Visitenkarte. Nun machten wir
uns aber auf den Weg zum grauen Riesen am anderen Ende des
Gletschersees. Das Boot, welches uns für ebenfalls 60NOK pro Person
über den See und zurück schippern würde, sparten wir uns aber. Ein
wenig wandern wollten wir ja doch noch.
Zum Glück sind wir gut zu Fuss.
Ansonsten wäre die Variante Boot doch die Bessere gewesen. Über
rutschige, vom Gletscher abgeschliffene, Steine wanderten wir und
wanderten wir. Der Gletscher schien aber kein bisschen näher zu
kommen. Auch als wir das Ende des Sees erreicht hatten, änderte sich
daran nichts. Dem rauschenden Bach folgten wir immer weiter bergauf,
bis wir endlich am Eis angelangten. Sah dieses von weitem noch blau
und schmutzig aus, so strahlte es von hier aus in wunderschönem
Blau. Wir hatten das Glück und in einem winzigen Bächlein trieb
gerade ein Stück Eis an uns vorbei. Wir packten uns das faustgrosse
Stück und begannen das Stück Gletscher zu fühlen und nuckelten
sogar daran. Ein wundervolles Erlebnis. Wir schossen viele Fotos von
der sehr imposanten Abbruchkante, welche leider immer weiter zurück
weicht. Viele grosse Brocken lagen abgebrochen am Boden. Der Vorgang
war teilweise auch hörbar, wenn man nahe am Gletscher stand. Zum
Glück waren nur ganz wenige Leute am Nigardsbreen und so konnten wir
den Gletscher in vollen Zügen geniessen. Ein wirklich besonderes
Erlebnis, welches uns sehr faszinierte.
Der Weg zurück war dann wieder mühsam
und das Womo, von Beginn an sichtbar, blieb immer in gleicher
Entfernung von uns fern. Irgendwann gab es sich jedoch geschlagen und
tauchte vor uns auf. Lui und Steffi hatten uns nun ebenfalls einen
Gruss hinterlassen und sich auf die Weiterreise begeben. Wir wollten
es ihnen gleich tun und programmierten die Koordinaten des
Startpunktes der morgigen Wanderung ins Navi. Über 3 Stunden Fahrt?
Wie bitte? So weit sah das aber wieder überhaupt nicht aus. Wir
erkannten bald, dass eine richtige Passstrasse der Grund für die
lange Reisedauer zu sein scheint. Viele Serpentinen quälen wir uns
von Meereshöhe auf über 1400 Meter über Meer. Das ist für unsere
Verhältnisse nicht viel – doch für Norwegen recht krass. Wir
merkten, dass wir es so heute nicht mehr bis Lom schaffen. Vor allem
nicht bis das Fussballspiel Schweiz – Costa Rica beginnt und wir
eventuell einmal eine Bar gefunden hätten welche das Spiel
überträgt.
Der Zufall wollte es, dass wir kurz vor
der Passhöhe wieder auf ein Wohnmobil aus dem Thurgau trafen. Wir
kamen mit dem älteren Ehepaar ins Gespräch und waren sehr froh über
einige Tipps hier in der Gegend, welche wir noch nicht kannten. Sie
sind zudem stolze Besitzer einen Satelliten-TV-Anlage in ihrem
Wohnmobil. Wir hatten das Glück und durften so während dem Spiel
ein wenig auf ihren Bildschirm schauen. Wir haben während dem Spiel
zwar mehr gequatscht als Fussball geschaut – doch die Torszenen
konnten wir uns immerhin ansehen. Wir freuten uns natürlich sehr,
dass unsere Jungs sich für das Achtelfinal qualifizieren konnten. Zu
laut jubeln durften wir jedoch nicht – es hatte noch einige
Deutsche auf dem Platz und deren Elf hatte inzwischen wohl schon das
Ticket in die Heimat am Schalter gebucht. Ein paar böse Blicke
nahmen wir jedoch auf uns und hofften, morgens noch Luft in den
Reifen zu haben. Wir machten uns also in dieser traumhaften Bergwelt
auf den Weg ins Bett. Mit dem Wissen, dass Morgen der König auf uns
wartet.
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