Eine
ruhige und einsame Nacht verbrachten wir an der Brekke Schleuse. Die
Sonne ging gestern erst kurz vor 22 Uhr unter und auch kurz vor
Mitternacht war noch sehr hell. Man hat das Gefühl es wird von Tag
zu Tag extremer. Und wir sind noch immer ganz im Süden von Norwegen.
Da uns heute der Weg zum ersten Mal dem Führer von Reinhard Schulz
entlang führt, war das Programm gespickt mit Punkten. Doch wir haben
ja Zeit und nehmen uns diese auch.
Gestartet
sind wir unspektakulär an einem Badeplatz am Femjsö. Nur gerade ein
paar Minuten von unserem Übernachtungsplatz entfernt bewunderten wir
hier den See, loggten einen Cache und entledigten uns unseres
Abfalles.
Der
nächste Halt war schon der erste, welcher nicht im Buch beschrieben
war. Ein Geocache wies uns jedoch den Weg nach Svinesund zur alten
Verbindungsbrücke von Schweden und Norwegen. Früher rollte hier der
gesamte Verkehr zwischen Göteborg und Oslo durch. Doch nun rauscht
dieser nur einen Kilometer westlich über eine neue, grössere und
breitere Brücke. Diese Verbindung hier erlosch demzufolge. Dies
sieht man auch an den leerstehenden Restaurants, den Ruinen des Zolls
und der verlassenen Autogarage. Fast ein wenig Lost-Place-Feeling
kommt auf, ehe man von der Brücke in den wunderschönen Fjord
blickt. Hier zwischen Schweden und Norwegen kann man in Ruhe aus der
Vogelperspektive die Häuser am Wasser und einen Frachter welcher auf
dem Weg nach Halden unter uns vorbeizieht betrachten. Ein schöner
Ort, welcher uns dieser Cache gezeigt hat. Und genaugenommen
besuchten wir auch nochmals für einen kurzen Moment Schweden.
Nun
aber wieder zurück zu unserer Schulz-Route. Der nächste Stopp
darauf stellte die Festung Fredriksten dar. Die Festung thront über
der Kleinstadt Halden und bietet eine schöne Aussicht und einiges an
Geschichte. Seit 1650 steht diese Festung an der Grenze zu Schweden
und wurde niemals eingenommen. Im Dezember 1718 wurde sogar der
schwedische König bei einer Schlacht von einer Kugel aus Fredriksten
getroffen und starb daraufhin. Nach einer Besichtigungsrunde machten
wir uns auf die Weiterfahrt, welche nun endlich wieder nach Norden
führen sollte.
Ein
kleines Stück nordwärts führte uns der Reiseführer dann auch an
einen wundervollen Ort an der Küste. Kaum zu glauben, welche
verworrenen Wege Schulz hier wählte und wie man so an den A**** der
Welt fahren kann. Doch dort angekommen erwartete uns die wohl
schönste Küste, welche wir bisher auf unserer Reise entdecken
durften. Die Schärenküste hielt viele kleine Inseln aus
rundgeschliffenen Steinen für uns bereit. Verbunden durch kleine
Stege lockten sie zur Entdeckung und wir folgten der Aufforderung
noch so gerne. Da klare, blaue Wasser lockte auch hier und war auch
nicht so kalt wie erwartet. Doch der wirklich kühle Wind, welcher
die Temperatur mittlerweile auf 16° zu kühlen vermochte, hinderte
uns an einem Bad im Meer. Viel lieber spazierten wir noch weiter über
die kleinen Inseln und Felsen und schossen Fotos.
Nun
ging es von der Natur aber wieder zurück zu der Geschichte. Und
dieses mal noch viel weiter zurück. 1800 vor Christus genauer
gesagt. Damals war noch nicht viel los hier und trotzdem
hinterliessen uns unsere Vorfahren der Bronzezeit ihre Geschichten.
Am Oldtidsweg reihen sich diese Entdeckungen aneinander. Wir
besuchten erst ein paar Felsritzungen aus dieser Zeit. Diese zeigten
Schiffe und Menschen. An der ersten Wand waren die Ritzungen wie
üblich mit roter Farbe nachgezogen worden, damit man sie besser
erkennen kann. An einer weiteren Wand konnte man die Zeichnungen
jedoch komplett unbearbeitet betrachten, was relativ selten ist.
Einen Halt weiter konnten wir auch Grabhügel, Steinkreise und
Steingräber erkunden. Neun riesige Steinkreise und diverse
Steingräber belegen, dass wir hier an einem Ort standen, welcher vor
tausenden Jahren für Rituale religiöser Natur benutzt wurde. Das
war wirklich spannend.
So
viel hatten wir heute schon erlebt und es war gerade einmal knapp 15
Uhr. Auch die Temperaturen orientierten sich mittlerweile wieder an
den Vortagen und so kam uns die Badeplatzempfehlung im Reiseführer
gerade recht. Gar nicht weit neben der Hauptstrasse, aber doch
praktisch alleine, lagen wir schon bald an einem kleinen Badesee. Ein
deutsches Wohnmobil am Parkplatz lässt wohl schliessen, dass nicht
nur wir nach Schulz fahren. Wir liessen uns auf unseren Badetüchern
auf der Liegewiese nieder und widmeten uns eine gute Stunde unseren
Tolinos, ehe wir uns ins Nass begaben. Der See war überraschend
warm. So warme Gewässer kennen wir von Zuhause gar nicht. Ohne Mühe
konnte man hier ins Wasser und eine gemütliche Schwimmrunde
abhalten. Als wir getrocknet waren, machten wir uns noch auf zum wohl
letzten Punkt des heutigen Tages.
Dieser
führte uns nochmals zu einigen Felsritzungen. Hier waren es
wesentlich mehr solcher Kunstwerke an einer Stelle und man konnte die
Schiffe und Menschen auch sehr gut erkennen. Wir liessen die beinahe
4000 Jahre alten Zeichnungen aber schon bald hinter und und begaben
uns nach Fredrikstad (nicht zu verwechseln mit Fredriksten, das war
die Festung vom Morgen), wo wir am Fusse einer alten Festung (hä?
Nun also doch eine Festung? Ja... aber eben eine Andere) unser
Nachtlager gefunden haben. Wir vertilgten noch die restlichen
Köttbulars und werden den Abend hier noch gemütlich ausklingen
lassen. Morgen gibt es nochmals Natur pur, ehe es übermorgen dann
wohl in die Hauptstadt Oslo geht.
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