Dienstag, 5. Juni 2018

Eine Reise weit in die Vergangengheit

Eine ruhige und einsame Nacht verbrachten wir an der Brekke Schleuse. Die Sonne ging gestern erst kurz vor 22 Uhr unter und auch kurz vor Mitternacht war noch sehr hell. Man hat das Gefühl es wird von Tag zu Tag extremer. Und wir sind noch immer ganz im Süden von Norwegen. Da uns heute der Weg zum ersten Mal dem Führer von Reinhard Schulz entlang führt, war das Programm gespickt mit Punkten. Doch wir haben ja Zeit und nehmen uns diese auch.

Gestartet sind wir unspektakulär an einem Badeplatz am Femjsö. Nur gerade ein paar Minuten von unserem Übernachtungsplatz entfernt bewunderten wir hier den See, loggten einen Cache und entledigten uns unseres Abfalles.

Der nächste Halt war schon der erste, welcher nicht im Buch beschrieben war. Ein Geocache wies uns jedoch den Weg nach Svinesund zur alten Verbindungsbrücke von Schweden und Norwegen. Früher rollte hier der gesamte Verkehr zwischen Göteborg und Oslo durch. Doch nun rauscht dieser nur einen Kilometer westlich über eine neue, grössere und breitere Brücke. Diese Verbindung hier erlosch demzufolge. Dies sieht man auch an den leerstehenden Restaurants, den Ruinen des Zolls und der verlassenen Autogarage. Fast ein wenig Lost-Place-Feeling kommt auf, ehe man von der Brücke in den wunderschönen Fjord blickt. Hier zwischen Schweden und Norwegen kann man in Ruhe aus der Vogelperspektive die Häuser am Wasser und einen Frachter welcher auf dem Weg nach Halden unter uns vorbeizieht betrachten. Ein schöner Ort, welcher uns dieser Cache gezeigt hat. Und genaugenommen besuchten wir auch nochmals für einen kurzen Moment Schweden.



Nun aber wieder zurück zu unserer Schulz-Route. Der nächste Stopp darauf stellte die Festung Fredriksten dar. Die Festung thront über der Kleinstadt Halden und bietet eine schöne Aussicht und einiges an Geschichte. Seit 1650 steht diese Festung an der Grenze zu Schweden und wurde niemals eingenommen. Im Dezember 1718 wurde sogar der schwedische König bei einer Schlacht von einer Kugel aus Fredriksten getroffen und starb daraufhin. Nach einer Besichtigungsrunde machten wir uns auf die Weiterfahrt, welche nun endlich wieder nach Norden führen sollte.


Ein kleines Stück nordwärts führte uns der Reiseführer dann auch an einen wundervollen Ort an der Küste. Kaum zu glauben, welche verworrenen Wege Schulz hier wählte und wie man so an den A**** der Welt fahren kann. Doch dort angekommen erwartete uns die wohl schönste Küste, welche wir bisher auf unserer Reise entdecken durften. Die Schärenküste hielt viele kleine Inseln aus rundgeschliffenen Steinen für uns bereit. Verbunden durch kleine Stege lockten sie zur Entdeckung und wir folgten der Aufforderung noch so gerne. Da klare, blaue Wasser lockte auch hier und war auch nicht so kalt wie erwartet. Doch der wirklich kühle Wind, welcher die Temperatur mittlerweile auf 16° zu kühlen vermochte, hinderte uns an einem Bad im Meer. Viel lieber spazierten wir noch weiter über die kleinen Inseln und Felsen und schossen Fotos.



Nun ging es von der Natur aber wieder zurück zu der Geschichte. Und dieses mal noch viel weiter zurück. 1800 vor Christus genauer gesagt. Damals war noch nicht viel los hier und trotzdem hinterliessen uns unsere Vorfahren der Bronzezeit ihre Geschichten. Am Oldtidsweg reihen sich diese Entdeckungen aneinander. Wir besuchten erst ein paar Felsritzungen aus dieser Zeit. Diese zeigten Schiffe und Menschen. An der ersten Wand waren die Ritzungen wie üblich mit roter Farbe nachgezogen worden, damit man sie besser erkennen kann. An einer weiteren Wand konnte man die Zeichnungen jedoch komplett unbearbeitet betrachten, was relativ selten ist. Einen Halt weiter konnten wir auch Grabhügel, Steinkreise und Steingräber erkunden. Neun riesige Steinkreise und diverse Steingräber belegen, dass wir hier an einem Ort standen, welcher vor tausenden Jahren für Rituale religiöser Natur benutzt wurde. Das war wirklich spannend.



So viel hatten wir heute schon erlebt und es war gerade einmal knapp 15 Uhr. Auch die Temperaturen orientierten sich mittlerweile wieder an den Vortagen und so kam uns die Badeplatzempfehlung im Reiseführer gerade recht. Gar nicht weit neben der Hauptstrasse, aber doch praktisch alleine, lagen wir schon bald an einem kleinen Badesee. Ein deutsches Wohnmobil am Parkplatz lässt wohl schliessen, dass nicht nur wir nach Schulz fahren. Wir liessen uns auf unseren Badetüchern auf der Liegewiese nieder und widmeten uns eine gute Stunde unseren Tolinos, ehe wir uns ins Nass begaben. Der See war überraschend warm. So warme Gewässer kennen wir von Zuhause gar nicht. Ohne Mühe konnte man hier ins Wasser und eine gemütliche Schwimmrunde abhalten. Als wir getrocknet waren, machten wir uns noch auf zum wohl letzten Punkt des heutigen Tages.

Dieser führte uns nochmals zu einigen Felsritzungen. Hier waren es wesentlich mehr solcher Kunstwerke an einer Stelle und man konnte die Schiffe und Menschen auch sehr gut erkennen. Wir liessen die beinahe 4000 Jahre alten Zeichnungen aber schon bald hinter und und begaben uns nach Fredrikstad (nicht zu verwechseln mit Fredriksten, das war die Festung vom Morgen), wo wir am Fusse einer alten Festung (hä? Nun also doch eine Festung? Ja... aber eben eine Andere) unser Nachtlager gefunden haben. Wir vertilgten noch die restlichen Köttbulars und werden den Abend hier noch gemütlich ausklingen lassen. Morgen gibt es nochmals Natur pur, ehe es übermorgen dann wohl in die Hauptstadt Oslo geht.

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