Samstag, 23. Juni 2018

Voringfoss und Tveitafoss - zwei traumhafte Wasserfälle

Schon nach Absenden des Blogs ging es gestern noch zum Rema 1000 in Odda. Es dauerte eine Weile ehe wir den besten Platz für guten WLAN-Empfang auf dem Parkplatz gefunden hatten. Doch auch mit bestem Empfang wurde leider nichts aus Fussball-WM. SRF und 20Minuten dürfen aufgrund Rechten und Lizenzen nur innerhalb der Landesgrenzen senden. Und die Norweger interessieren sich ja nicht wirklich für die WM und kein Sender strahlte das Spiel Schweiz gegen Serbien aus. Wir erledigten also noch ein paar andere Dinge im WLAN und kurz nach dem 1:0 der Serben machten wir uns wieder auf den Weg zu unserem Schlafplatz. Dort zogen wir die Rollos zu und legten uns mit den Tolinos ins Bett. Die Schweiz konnte noch knapp ausgleichen, ehe wir einschliefen. Der Tag hatte uns doch ganz schön fertig gemacht.

Der Tag heute startete mit der guten Nachricht, dass die Schweizer Nati gegen Serbien doch noch ein zweites Tor schiessen konnte und den eigenen Kasten dicht hielt. Nach dem Lesen der Medienberichte wussten wir zwar nicht mehr ob jetzt die Schweiz oder Albanien dieses Spiel gegen Serbien bestritt – doch diese Diskussion ist ja langsam so alt und ausgelutscht, dass wir uns lieber dem Frühstück widmeten.

Es war doch schon wieder 10 Uhr als wir unser Navi mit den Koordinaten des nächsten Haltes fütterten. Trotzdem waren wir heute ausnahmsweise die Ersten, welche den Platz verliessen. Unsere Nachbarn aus Spanien und Deutschland hatten alle noch die Fenster verdunkelt als wir leise vom Parkplatz rollten. Unser erstes Ziel lag eine gute Stunde entfernt und hiess Tveitafoss.

Diesen Wasserfall mussten wir uns wieder erwandern. Doch vom Parkplatz waren es gerade einmal zwei Kilometer auf einer breiten Schotterstrasse. Anfangs sah das Ganze noch eher nach Altersheim auf Ausflug aus, doch mit der Zeit lief es immer runder. Warmgelaufen war dann alles kein Problem mehr und wir konnten den Wasserfall schon bald hören. Nur ein paar Kurven später entdeckten wir dann auch die weisse Gischt durch die Bäume hindurch und standen kurz später am Fusse des Falls. Wieder ein wirklich wundervoller Wasserfall, welchen wir hier vor uns hatten. Doch ebenso wundervoll war die Tatsache, dass kein Tourist hier war. Niemand. Nur wir beide und der Wasserfall. Wir konnten Fotos schiessen, ohne den Nächsten hinter uns zu wissen, welcher bald an der Reihe sein möchte. Kein Gerede, welches versucht den Wasserfall zu übertönen. Einfach nichts. Wir haben dies heute echt sehr genossen und verbrachten einen Moment an dem ruhigen Ort. 



Heute standen wieder einige Kilometer auf dem Programm und so war auch das nächste Ziel eine Stunde entfernt. Wer denkt, dass wir ja nur fahren und das langweilig ist, der irrt jedoch. Das Fahren hier in Norwegen ist wunderschön und Bestandteil der tollen Reise. So viel entdeckt man bei Fahrten entlang der Fjorde, Seen, Flüsse und durch die Berge. Nie wird es einem langweilig und um überall anzuhalten reicht die Zeit ja dann doch nicht. Zudem wird während dem Fahren ja auch viel gequatscht und gesungen bei uns im Womo. Und dann gibt es Streckenteile wie die letzten 20 Minuten vor dem Parkplatz, welcher mit unserer Zielfahne im Navi markiert war.

Viele Höhenmeter mussten wir uns nämlich auf den Hardangervidda- Gebirgszug kämpfen. Dies taten wir durch diverse Tunnels, viele Kurven, einige Serpentinen und sogar einen Kehrtunnel (Spiralen lässt grüssen). Oben angekommen parkten wir auf dem Gratisparkplatz des Voringfoss und orientierten uns erst einmal. Wir entdeckten schon bei der Anfahrt einen Aussichtspunkt ca. 200 Meter weiter die Strasse runter. Doch dieser schien nicht so interessant zu sein und die Leute standen schon wieder dicht an dicht. Vom Parkplatz aus sah man jedoch auch nicht mehr als eine Schlucht, aus welcher weisser Wassernebel und unheimliches Getöse drang. Den besten Blick auf den Voringfoss soll man sowieso vom Fossli Hotell haben, das jedoch 1500 Meter weiter die Strasse hoch lag. Dort sind alle Parkplätze gebührenpflichtig und mit über 5 Franken pro 30 Minuten auch nicht gerade günstig. Was machen wir bei so einer Situation? Richtig – wir wandern. Ein Trampelpfad führt nämlich vom unteren Parkplatz zum Hotel hoch. Und dies war die beste Entscheidung. Wir wanderten hier wieder komplett alleine. Keine Menschenseele weit und breit. Erst entdeckten wir dabei den Wasserfall von einer ungewöhnlichen Perspektive. Von oben sahen wir wie die Wassermassen in ein riesiges, tiefes Loch stürzten und einfach verschwanden. Man sah keinen Ausgang oder wo das Wasser hinfällt – als ob die Erde das Wasser verschlucken würde. Ich versuchte Fotos zu schiessen doch die unglaubliche Dimension des Loches wirkt auf keinem Foto so wie wenn man davor steht.

Nur ein paar Meter weiter durften wir dann auch den ersten Blick auf den Voringfoss und das Tal werfen, in welches er Fällt. Wir waren sprachlos. Das Wasser, die dunkeln Felswände, das viele Grün. Natur pur und wir beide ganz alleine Mittendrin. Wir konnten es beinahe nicht glauben einen so schönen Ort gefunden zu haben. Ich schoss Foto um Foto und konnte fast nicht mehr aufhören. Ein echter Traum.

Doch nun wollten wir doch noch zum Hotel. Dort wurde aus viel Stahl eine riesige Aussichtsplattform erstellt. Klar bittet man hier den Touristen zur Kasse. Kommt man jedoch vom Trampelpfad so mogelt man sich einfach mittendrin in das Wirrwarr aus Flächen, Stegen und vor allem Touristen. Doch man muss zugeben: die Sicht von hier oben war nochmals richtig richtig überwältigend. Man blickt an ein Bergpanorama, über die Ebenen des Hardangersvidda, das tiefe, grüne Tal und den unglaublichen 185 Meter hohen Wasserfall. Und es ist dabei echt einmal was anderes einen Wasserfall von oben zu betrachten. Wie von einem Hubschrauber aus überblickt man hier gefühlt die Welt. Doch so oder so mussten wir uns wieder auf den Rückweg machen, welcher uns wieder über den Trampelpfad nach unten führte. Knappe 15 Minuten dauert Marsch über den gut ausgetretenen Trampelpfad – und trotzdem begegneten wir auch beim Abstieg keiner einzigen Person. 






Im Womo angekommen, wurde auch schon das letzte Tagesziel, der Schlafplatz, ins Navi programmiert. Da dieser wieder über eine Stunde entfernt lag, beschlossen wir uns noch kurz das Womo zu reinigen. So kann sich die Batterie über die 130 Kilometer wieder vom Staubsauger erholen und aufladen. Danach ging es über die Serpentinen und Tunnels wieder zurück. Wir passierten einen unterirdischen Kreisel – nach dem Zuhause in Frauenfeld der zweite den wir nun kennen – und die riesige Hardangersvidda-Brücke. 17 Franken Maut wurden uns hier abgeknöpft. Immerhin wurde uns danach nochmals ein unterirdischer Kreisel vorgesetzt und wir kennen nun deren drei. Wir machten uns noch kurz auf in den Coop um Brot für morgen zu kaufen und entdeckten komischerweise günstiges Bier. Bei knapp über 3 Franken pro Halbliter gönnte ich mir gleich ein 6-Pack und so bin ich die nächsten sechs Wochen mit Sonntags-Bier versorgt.

Nun stehen wir an einem tollen Picknickplatz direkt am Fjord. Neben uns haben sich noch zwei Portugiesen niedergelassen und auch ein komisch buntes Womo steht noch auf der anderen Strassenseite. Sowas wäre doch auch mal was.



Heute ist es zudem wichtig an einem Fjord zu stehen. Heute ist nämlich Mittsommerfest in Norwegen. Mit einem der grössten Feste des Jahres wird die Sommersonnenwende und damit der längste Tag des Jahres gefeiert. Doch der war doch schon am 21. Juni? Ja das stimmt. Doch zu Zeiten des Julianischen Kalenders war die Sommersonnenwende am 23. Juni. Erst viel später wurden aus unserem Kalender zwei Tage entfernt und der längste Tag somit auf den 21. Juni verschoben. Die nordischen Länder (Norwegen, Schweden, Finnland) feiern das Fest jedoch noch heute am 23. Juni. Somit hat man am Datum festgehalten anstelle des astronomischen Vorgangs, was ja eigentlich logischer gewesen wäre. Für die Menschen in den skandinavischen Ländern ist der heutige Tag ein Feiertag und man hat frei um sich mit seiner Familie zu treffen und sich ein Plätzchen an einem Fjord, See oder am Meer zu suchen und zu reservieren. Dort wird gegrillt, gegessen und gefeiert. Spätabends werden dann überall an den Ufern Feuer entzündet, welche die bösen Geister vertreiben sollen. Wir sind gespannt ob wir von unserem Platz am Fjord hier etwas sehen werden. Zum Einen ist es ja hell – die ganze Nacht – und somit sieht man die Feuer nicht so wie Augustfeuer in den Schweizer Bergen zum Beispiel. Zum andern gilt hier in Norwegen nach dem heissen Mai noch immer Waldbrandgefahr. Ob diese mit dem schlechten Wetter nun aufgehoben wurde wissen wir nicht. Da wir in den Norden fahren, werden für uns die Tage trotz Sommersonnenwende auch in Zukunft immer länger. Darum haben wir uns heute im Laden auch Schlafmasken gekauft – für en tüüfe gsunde Schlof.

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