Schon nach Absenden des Blogs ging es
gestern noch zum Rema 1000 in Odda. Es dauerte eine Weile ehe wir den
besten Platz für guten WLAN-Empfang auf dem Parkplatz gefunden
hatten. Doch auch mit bestem Empfang wurde leider nichts aus
Fussball-WM. SRF und 20Minuten dürfen aufgrund Rechten und Lizenzen
nur innerhalb der Landesgrenzen senden. Und die Norweger
interessieren sich ja nicht wirklich für die WM und kein Sender
strahlte das Spiel Schweiz gegen Serbien aus. Wir erledigten also
noch ein paar andere Dinge im WLAN und kurz nach dem 1:0 der Serben
machten wir uns wieder auf den Weg zu unserem Schlafplatz. Dort zogen
wir die Rollos zu und legten uns mit den Tolinos ins Bett. Die
Schweiz konnte noch knapp ausgleichen, ehe wir einschliefen. Der Tag
hatte uns doch ganz schön fertig gemacht.
Der Tag heute startete mit der guten
Nachricht, dass die Schweizer Nati gegen Serbien doch noch ein
zweites Tor schiessen konnte und den eigenen Kasten dicht hielt. Nach
dem Lesen der Medienberichte wussten wir zwar nicht mehr ob jetzt die
Schweiz oder Albanien dieses Spiel gegen Serbien bestritt – doch
diese Diskussion ist ja langsam so alt und ausgelutscht, dass wir uns
lieber dem Frühstück widmeten.
Es war doch schon wieder 10 Uhr als wir
unser Navi mit den Koordinaten des nächsten Haltes fütterten.
Trotzdem waren wir heute ausnahmsweise die Ersten, welche den Platz
verliessen. Unsere Nachbarn aus Spanien und Deutschland hatten alle
noch die Fenster verdunkelt als wir leise vom Parkplatz rollten.
Unser erstes Ziel lag eine gute Stunde entfernt und hiess Tveitafoss.
Diesen Wasserfall mussten wir uns
wieder erwandern. Doch vom Parkplatz waren es gerade einmal zwei
Kilometer auf einer breiten Schotterstrasse. Anfangs sah das Ganze
noch eher nach Altersheim auf Ausflug aus, doch mit der Zeit lief es
immer runder. Warmgelaufen war dann alles kein Problem mehr und wir
konnten den Wasserfall schon bald hören. Nur ein paar Kurven später
entdeckten wir dann auch die weisse Gischt durch die Bäume hindurch
und standen kurz später am Fusse des Falls. Wieder ein wirklich
wundervoller Wasserfall, welchen wir hier vor uns hatten. Doch ebenso
wundervoll war die Tatsache, dass kein Tourist hier war. Niemand. Nur
wir beide und der Wasserfall. Wir konnten Fotos schiessen, ohne den
Nächsten hinter uns zu wissen, welcher bald an der Reihe sein
möchte. Kein Gerede, welches versucht den Wasserfall zu übertönen.
Einfach nichts. Wir haben dies heute echt sehr genossen und
verbrachten einen Moment an dem ruhigen Ort.
Heute standen wieder einige Kilometer
auf dem Programm und so war auch das nächste Ziel eine Stunde
entfernt. Wer denkt, dass wir ja nur fahren und das langweilig ist,
der irrt jedoch. Das Fahren hier in Norwegen ist wunderschön und
Bestandteil der tollen Reise. So viel entdeckt man bei Fahrten
entlang der Fjorde, Seen, Flüsse und durch die Berge. Nie wird es
einem langweilig und um überall anzuhalten reicht die Zeit ja dann
doch nicht. Zudem wird während dem Fahren ja auch viel gequatscht
und gesungen bei uns im Womo. Und dann gibt es Streckenteile wie die
letzten 20 Minuten vor dem Parkplatz, welcher mit unserer Zielfahne
im Navi markiert war.
Viele Höhenmeter mussten wir uns
nämlich auf den Hardangervidda- Gebirgszug kämpfen. Dies taten wir
durch diverse Tunnels, viele Kurven, einige Serpentinen und sogar
einen Kehrtunnel (Spiralen lässt grüssen). Oben angekommen parkten
wir auf dem Gratisparkplatz des Voringfoss und orientierten uns erst
einmal. Wir entdeckten schon bei der Anfahrt einen Aussichtspunkt ca.
200 Meter weiter die Strasse runter. Doch dieser schien nicht so
interessant zu sein und die Leute standen schon wieder dicht an
dicht. Vom Parkplatz aus sah man jedoch auch nicht mehr als eine
Schlucht, aus welcher weisser Wassernebel und unheimliches Getöse
drang. Den besten Blick auf den Voringfoss soll man sowieso vom
Fossli Hotell haben, das jedoch 1500 Meter weiter die Strasse hoch
lag. Dort sind alle Parkplätze gebührenpflichtig und mit über 5
Franken pro 30 Minuten auch nicht gerade günstig. Was machen wir bei
so einer Situation? Richtig – wir wandern. Ein Trampelpfad führt
nämlich vom unteren Parkplatz zum Hotel hoch. Und dies war die beste
Entscheidung. Wir wanderten hier wieder komplett alleine. Keine
Menschenseele weit und breit. Erst entdeckten wir dabei den
Wasserfall von einer ungewöhnlichen Perspektive. Von oben sahen wir
wie die Wassermassen in ein riesiges, tiefes Loch stürzten und
einfach verschwanden. Man sah keinen Ausgang oder wo das Wasser
hinfällt – als ob die Erde das Wasser verschlucken würde. Ich
versuchte Fotos zu schiessen doch die unglaubliche Dimension des
Loches wirkt auf keinem Foto so wie wenn man davor steht.
Nur ein paar Meter weiter durften wir
dann auch den ersten Blick auf den Voringfoss und das Tal werfen, in
welches er Fällt. Wir waren sprachlos. Das Wasser, die dunkeln
Felswände, das viele Grün. Natur pur und wir beide ganz alleine
Mittendrin. Wir konnten es beinahe nicht glauben einen so schönen
Ort gefunden zu haben. Ich schoss Foto um Foto und konnte fast nicht
mehr aufhören. Ein echter Traum.
Doch nun wollten wir doch noch zum
Hotel. Dort wurde aus viel Stahl eine riesige Aussichtsplattform
erstellt. Klar bittet man hier den Touristen zur Kasse. Kommt man
jedoch vom Trampelpfad so mogelt man sich einfach mittendrin in das
Wirrwarr aus Flächen, Stegen und vor allem Touristen. Doch man muss
zugeben: die Sicht von hier oben war nochmals richtig richtig
überwältigend. Man blickt an ein Bergpanorama, über die Ebenen des
Hardangersvidda, das tiefe, grüne Tal und den unglaublichen 185
Meter hohen Wasserfall. Und es ist dabei echt einmal was anderes
einen Wasserfall von oben zu betrachten. Wie von einem Hubschrauber
aus überblickt man hier gefühlt die Welt. Doch so oder so mussten
wir uns wieder auf den Rückweg machen, welcher uns wieder über den
Trampelpfad nach unten führte. Knappe 15 Minuten dauert Marsch über
den gut ausgetretenen Trampelpfad – und trotzdem begegneten wir
auch beim Abstieg keiner einzigen Person.
Im Womo angekommen, wurde auch schon
das letzte Tagesziel, der Schlafplatz, ins Navi programmiert. Da
dieser wieder über eine Stunde entfernt lag, beschlossen wir uns
noch kurz das Womo zu reinigen. So kann sich die Batterie über die
130 Kilometer wieder vom Staubsauger erholen und aufladen. Danach
ging es über die Serpentinen und Tunnels wieder zurück. Wir
passierten einen unterirdischen Kreisel – nach dem Zuhause in
Frauenfeld der zweite den wir nun kennen – und die riesige
Hardangersvidda-Brücke. 17 Franken Maut wurden uns hier abgeknöpft.
Immerhin wurde uns danach nochmals ein unterirdischer Kreisel
vorgesetzt und wir kennen nun deren drei. Wir machten uns noch kurz
auf in den Coop um Brot für morgen zu kaufen und entdeckten
komischerweise günstiges Bier. Bei knapp über 3 Franken pro
Halbliter gönnte ich mir gleich ein 6-Pack und so bin ich die
nächsten sechs Wochen mit Sonntags-Bier versorgt.
Nun stehen wir an einem tollen
Picknickplatz direkt am Fjord. Neben uns haben sich noch zwei
Portugiesen niedergelassen und auch ein komisch buntes Womo steht
noch auf der anderen Strassenseite. Sowas wäre doch auch mal was.
Heute ist es zudem wichtig an einem
Fjord zu stehen. Heute ist nämlich Mittsommerfest in Norwegen. Mit
einem der grössten Feste des Jahres wird die Sommersonnenwende und
damit der längste Tag des Jahres gefeiert. Doch der war doch schon
am 21. Juni? Ja das stimmt. Doch zu Zeiten des Julianischen Kalenders
war die Sommersonnenwende am 23. Juni. Erst viel später wurden aus
unserem Kalender zwei Tage entfernt und der längste Tag somit auf
den 21. Juni verschoben. Die nordischen Länder (Norwegen, Schweden,
Finnland) feiern das Fest jedoch noch heute am 23. Juni. Somit hat
man am Datum festgehalten anstelle des astronomischen Vorgangs, was
ja eigentlich logischer gewesen wäre. Für die Menschen in den
skandinavischen Ländern ist der heutige Tag ein Feiertag und man hat
frei um sich mit seiner Familie zu treffen und sich ein Plätzchen an
einem Fjord, See oder am Meer zu suchen und zu reservieren. Dort wird
gegrillt, gegessen und gefeiert. Spätabends werden dann überall an
den Ufern Feuer entzündet, welche die bösen Geister vertreiben
sollen. Wir sind gespannt ob wir von unserem Platz am Fjord hier
etwas sehen werden. Zum Einen ist es ja hell – die ganze Nacht –
und somit sieht man die Feuer nicht so wie Augustfeuer in den
Schweizer Bergen zum Beispiel. Zum andern gilt hier in Norwegen nach
dem heissen Mai noch immer Waldbrandgefahr. Ob diese mit dem
schlechten Wetter nun aufgehoben wurde wissen wir nicht. Da wir in
den Norden fahren, werden für uns die Tage trotz Sommersonnenwende
auch in Zukunft immer länger. Darum haben wir uns heute im Laden
auch Schlafmasken gekauft – für en tüüfe gsunde Schlof.
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