Montag, 4. Juni 2018

Willkommen in Norwegen

Gestern Abend kühlte es durch den Wind eines nahen Gewitters endlich wieder ein wenig ab. So hofften wir heute länger schlafen zu können. Klappte natürlich überhaupt nicht und so knallte auch heute die Sonne schon um sieben Uhr ans Womo.

Doch heute hatten wir ja auch viel vor. So machten wir uns schon bald ans Frühstück. Durch das drohende Gewitter gestern Abend hatten wir schon alles zusammengepackt und verstaut und so waren wir praktisch abfahrbereit. Noch schnell ver- und entsorgen und schon waren wir auf dem Weg in Richtung Norwegen. Laut Navi sollten wir dieses Ziel auch in knappen drei Stunden erreicht haben. Wenn nichts dazwischen kommt.

Doch schon bald war Mittagszeit. Ein kleiner Hunger machte sich breit und wir verbrachten heute schliesslich unseren letzten Tag in Schweden. Da war es ein absolutes Muss, ein traditionelles Schwedisches Mittagessen einzunehmen. So fanden wir uns bald auf dem Parkplatz des Möbelhauses IKEA wieder. Wir wanderten gemütlich durch dessen Ausstellung und kauften uns in der Kinderabteilung noch ein paar kleine Gläser. Diese wurden uns von den Schweden beim Appenzeller trinken präsentiert und eignen sich bestens für Schnäpse und Shots. Nachdem wir uns überzeugt hatten, dass auch in Schweden das Sortiment 1:1 dasselbe ist wie in der Schweiz, konnte es ans Essen gehen. Die fünf HotDogs flutschten bestens runter, während sich Melanie mit vier begnügte. Die HotDogs schmecken hier ein wenig anders – aber wirklich auch lecker. Nach der IKEA besuchten wir auch noch schnell den Coop um ein paar Dinge zu besorgen und ich kaufte mir eine Sonnenbrille. Bisher hatte ich mich dagegen gewehrt aber nun muss ich sagen, dass es doch eine gute Investition von ein paar wenigen Kronen war.




Nach diesem doch längeren Halt ging es aber zügig in Richtung des westlichen Nachbarlandes. Schweden präsentierte sich zum Abschied nochmals von der allerbesten Seite mit vielen kleinen und grossen Seen. Postkartenmotive mit spiegelnden Seen, Inseln und weiten Tannenwäldern fanden sich alle paar Kilometer. Wir verabschiedeten uns von einem traumhaften Land mit wundervollen Menschen. Schweden ist definitiv eine Reise wert und hat uns im Gesamtpaket bisher am meisten gefallen und überzeugt. Schon fast schade, dass wir schon weiter ziehen. Doch wer weiss – vielleicht kommen wir ja wieder und dann vielleicht ja auch nicht nur am Rande.

Nachdem wir in Schweden noch kurz den dort günstigeren Diesel aufgefüllt hatten, fanden wir uns an der Grenze wieder. Da Norwegen auch kein Mitglied der EU ist, gab es hier natürlich eine Zollkontrolle. Die nette Dame wollte wissen ob wir Alkohol oder Zigaretten dabei haben. Bier natürlich, was sie aber nicht zu interessieren schien. Zigaretten haben wir noch immer keine an Board und so wird es hoffentlich bleiben, da ich ja dieses Laster vor dem Urlaub abgelegt habe. Kartoffeln darf man übrigens auch nicht nach Norwegen mitführen. Aber danach fragte sie komischerweise nicht. Ebenso reichte ihr auch der Pass von Melanie. Ich sehe wohl so freundlich aus, dass ich keinesfalls für Probleme sorgen kann. Tja... so bin ich eben.

Nun waren wir in Norwegen und das Land begrüsste uns wie Schweden uns verabschiedete. Naja... nicht ganz. Schon nach wenigen hundert Metern waren die ersten 8 Kronen Maut fällig. Das ist nicht einmal ganz ein Franken. Die Maut hier in Norwegen wird im übrigen nicht vor Ort bezahlt. Die fotografieren dein Nummernschild, suchen sich über das Halterverzeichnis deine Adresse und schicken dann eine Rechnung nach Hause. Da sich das für einen Franken nicht lohnt, warten sie nach der letzten Erfassung immer drei Monate und sammeln die Mautbeträge, wenn man in mehrere solche Abschnitte fährt.

Danach war Norwegen aber wirklich wie Schweden. Mit der einzigen Ausnahme, dass plötzlich alle Autos weg waren. Keine Ahnung wo die alle hin sind, aber wir fuhren über eine halbe Stunde durch traumhafte Wälder, an wunderschönen Seen entlang und uns kam kein einziges Auto entgegen. Keines. Eines sahen wir einmal am Strassenrand stehen und zwei weitere standen auf dem Parkplatz, wo wir unser Womo nach der langen Fahrt abstellten. Hier begann unsere kleine Tour des Tages. Ein wenig bewegen muss man sich ja. Und diese kleine Tour mit 20 Cachen versprach uns eine tolle Wanderung und ein schönes Panorama. Ein kleiner Trampelpfad führte uns über etwa 4 Kilometer zu unserem Ziel, dem Linnekleppen. Der Weg war schon ein kleines Highlight. Durch den Wald begegneten uns immer wieder kleine Seen und keine Menschenseele weit und breit.


Am Ziel entdeckten wir dann die ersten Trolle, welche hier die wunderbare Aussicht von den Felsen geniessen. Eine enorme Weitsicht, welche einem hier geboten wird. Es hat sogar etwas wie ein Aussichtsturm an diesem Ort. Doch dieser war abgesperrt. Doch plötzlich rief trotzdem jemand von oben, ob wir nicht hochkommen möchten. Wir fragten nach, ob dies in Ordnung gehen würde was er wiederum bejahte. Über drei Leitern konnten wir den 17 Meter hohen Turm erklimmen und waren sprachlos. Ich kann mich nicht erinnern, jemals so weite Wälder gesehen zu haben, während ich mit meinen Füssen noch Kontakt mit der Erde hatte. Hier sieht man eine Fläche, welche locker dem Kanton Thurgau entspricht, unter sich. Und das alles ist Wald. Soweit das Auge sieht.




Doch dann die Frage – was macht denn der Typ hier oben. Auf der Plattform stand eine kleine Hütte und ein Blick in diese zeigte ein kleines Bett, einen Kühlschrank, ein Internetmodem, einen Tisch und diverses Kartenmaterial. Ich fragte den netten Herrn, ob er hier wohne. Auch das bejahte er zu unserer Überraschung. Aber immer nur eine Woche, dann sei er zwei Wochen weg und danach wieder eine Woche hier. Sein Job ist es, hier den Wald zu beobachten und bei Waldbränden Alarm auszulösen und die Feuerwehr an den richtigen Ort zu lotsen. Und dafür sitzt dieser Mensch eine ganze Woche, 24 Stunden am Tag, in 17 Metern Höhe in einer 4 Quadratmeter grossen Hütte. Kein Wunder, bittet der Herr jeglichen Besuch zu sich hoch. Da wird jede noch so kleine Abwechslung willkommen sein. Wir unterhielten uns mit dem Ranger, schrieben uns in sein Besuchsbuch und schossen viele Fotos. Atemberaubend wie es war, mussten wir aber langsam weiter, da der Rückweg ja auch wieder über vier Kilometer lang war.




Als nächstes führte unser Weg zu der Brekke Schleuse. Hier beginnt unsere Norwegen-Tour nach Schulz. Schulz ist der Autor mehrerer Reiseführer für Womo-Fahrer und wir werden die nächsten Wochen nach diesen Reiseführern fahren, welche uns Sehenswürdigkeiten, Routen und Übernachtungsplätze aufzeigt. Der erste Übernachtungsplatz liegt dabei an der Brekke Schleuse. In dieser vierteiligen Schleuse werden die Schiffe in 45 Minuten um 26,6 Meter angehoben, um den Haldenkanal zu befahren. Von der Hauptstrasse zweigte der Weg hierhin ab und nach fast 3 Kilometern über Schotterweg erreichten wir die Schleuse. Während an den Seen nördlich von hier Auto an Auto reihte, waren wir hier alleine. Weit und breit keine Menschenseele. So begutachteten wir die Schleuse und loggten auch hier noch einen Cache. Bald bemerkten wir, dass der gratis Parkplatz neben einem WC und einer Dusche auch ein offenes WLAN bietet. So lässt sich der Blog heute gut hochladen, denn Netz haben wir hier hinten keines. Zum Nachtessen gab es dann Kötbullar mit Reis (so war der Tag kulinarisch gesehen ein totaler Schweden-Tag) und nun geniessen wir noch die letzten Sonnenstrahlen. 




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