Gestern
Abend kühlte es durch den Wind eines nahen Gewitters endlich wieder
ein wenig ab. So hofften wir heute länger schlafen zu können.
Klappte natürlich überhaupt nicht und so knallte auch heute die
Sonne schon um sieben Uhr ans Womo.
Doch
heute hatten wir ja auch viel vor. So machten wir uns schon bald ans
Frühstück. Durch das drohende Gewitter gestern Abend hatten wir
schon alles zusammengepackt und verstaut und so waren wir praktisch
abfahrbereit. Noch schnell ver- und entsorgen und schon waren wir auf
dem Weg in Richtung Norwegen. Laut Navi sollten wir dieses Ziel auch
in knappen drei Stunden erreicht haben. Wenn nichts dazwischen kommt.
Doch
schon bald war Mittagszeit. Ein kleiner Hunger machte sich breit und
wir verbrachten heute schliesslich unseren letzten Tag in Schweden.
Da war es ein absolutes Muss, ein traditionelles Schwedisches
Mittagessen einzunehmen. So fanden wir uns bald auf dem Parkplatz des
Möbelhauses IKEA wieder. Wir wanderten gemütlich durch dessen
Ausstellung und kauften uns in der Kinderabteilung noch ein paar
kleine Gläser. Diese wurden uns von den Schweden beim Appenzeller
trinken präsentiert und eignen sich bestens für Schnäpse und
Shots. Nachdem wir uns überzeugt hatten, dass auch in Schweden das
Sortiment 1:1 dasselbe ist wie in der Schweiz, konnte es ans Essen
gehen. Die fünf HotDogs flutschten bestens runter, während sich
Melanie mit vier begnügte. Die HotDogs schmecken hier ein wenig
anders – aber wirklich auch lecker. Nach der IKEA besuchten wir
auch noch schnell den Coop um ein paar Dinge zu besorgen und ich
kaufte mir eine Sonnenbrille. Bisher hatte ich mich dagegen gewehrt
aber nun muss ich sagen, dass es doch eine gute Investition von ein
paar wenigen Kronen war.
Nach
diesem doch längeren Halt ging es aber zügig in Richtung des
westlichen Nachbarlandes. Schweden präsentierte sich zum Abschied
nochmals von der allerbesten Seite mit vielen kleinen und grossen
Seen. Postkartenmotive mit spiegelnden Seen, Inseln und weiten
Tannenwäldern fanden sich alle paar Kilometer. Wir verabschiedeten
uns von einem traumhaften Land mit wundervollen Menschen. Schweden
ist definitiv eine Reise wert und hat uns im Gesamtpaket bisher am
meisten gefallen und überzeugt. Schon fast schade, dass wir schon
weiter ziehen. Doch wer weiss – vielleicht kommen wir ja wieder und
dann vielleicht ja auch nicht nur am Rande.
Nachdem
wir in Schweden noch kurz den dort günstigeren Diesel aufgefüllt
hatten, fanden wir uns an der Grenze wieder. Da Norwegen auch kein
Mitglied der EU ist, gab es hier natürlich eine Zollkontrolle. Die
nette Dame wollte wissen ob wir Alkohol oder Zigaretten dabei haben.
Bier natürlich, was sie aber nicht zu interessieren schien.
Zigaretten haben wir noch immer keine an Board und so wird es
hoffentlich bleiben, da ich ja dieses Laster vor dem Urlaub abgelegt
habe. Kartoffeln darf man übrigens auch nicht nach Norwegen
mitführen. Aber danach fragte sie komischerweise nicht. Ebenso
reichte ihr auch der Pass von Melanie. Ich sehe wohl so freundlich
aus, dass ich keinesfalls für Probleme sorgen kann. Tja... so bin
ich eben.
Nun
waren wir in Norwegen und das Land begrüsste uns wie Schweden uns
verabschiedete. Naja... nicht ganz. Schon nach wenigen hundert Metern
waren die ersten 8 Kronen Maut fällig. Das ist nicht einmal ganz ein
Franken. Die Maut hier in Norwegen wird im übrigen nicht vor Ort
bezahlt. Die fotografieren dein Nummernschild, suchen sich über das
Halterverzeichnis deine Adresse und schicken dann eine Rechnung nach
Hause. Da sich das für einen Franken nicht lohnt, warten sie nach
der letzten Erfassung immer drei Monate und sammeln die Mautbeträge,
wenn man in mehrere solche Abschnitte fährt.
Danach
war Norwegen aber wirklich wie Schweden. Mit der einzigen Ausnahme,
dass plötzlich alle Autos weg waren. Keine Ahnung wo die alle hin
sind, aber wir fuhren über eine halbe Stunde durch traumhafte
Wälder, an wunderschönen Seen entlang und uns kam kein einziges
Auto entgegen. Keines. Eines sahen wir einmal am Strassenrand stehen
und zwei weitere standen auf dem Parkplatz, wo wir unser Womo nach
der langen Fahrt abstellten. Hier begann unsere kleine Tour des
Tages. Ein wenig bewegen muss man sich ja. Und diese kleine Tour mit
20 Cachen versprach uns eine tolle Wanderung und ein schönes
Panorama. Ein kleiner Trampelpfad führte uns über etwa 4 Kilometer
zu unserem Ziel, dem Linnekleppen. Der Weg war schon ein kleines
Highlight. Durch den Wald begegneten uns immer wieder kleine Seen und
keine Menschenseele weit und breit.
Am
Ziel entdeckten wir dann die ersten Trolle, welche hier die
wunderbare Aussicht von den Felsen geniessen. Eine enorme Weitsicht,
welche einem hier geboten wird. Es hat sogar etwas wie ein
Aussichtsturm an diesem Ort. Doch dieser war abgesperrt. Doch
plötzlich rief trotzdem jemand von oben, ob wir nicht hochkommen
möchten. Wir fragten nach, ob dies in Ordnung gehen würde was er
wiederum bejahte. Über drei Leitern konnten wir den 17 Meter hohen
Turm erklimmen und waren sprachlos. Ich kann mich nicht erinnern,
jemals so weite Wälder gesehen zu haben, während ich mit meinen
Füssen noch Kontakt mit der Erde hatte. Hier sieht man eine Fläche,
welche locker dem Kanton Thurgau entspricht, unter sich. Und das
alles ist Wald. Soweit das Auge sieht.
Doch
dann die Frage – was macht denn der Typ hier oben. Auf der
Plattform stand eine kleine Hütte und ein Blick in diese zeigte ein
kleines Bett, einen Kühlschrank, ein Internetmodem, einen Tisch und
diverses Kartenmaterial. Ich fragte den netten Herrn, ob er hier
wohne. Auch das bejahte er zu unserer Überraschung. Aber immer nur
eine Woche, dann sei er zwei Wochen weg und danach wieder eine Woche
hier. Sein Job ist es, hier den Wald zu beobachten und bei
Waldbränden Alarm auszulösen und die Feuerwehr an den richtigen Ort
zu lotsen. Und dafür sitzt dieser Mensch eine ganze Woche, 24
Stunden am Tag, in 17 Metern Höhe in einer 4 Quadratmeter grossen
Hütte. Kein Wunder, bittet der Herr jeglichen Besuch zu sich hoch.
Da wird jede noch so kleine Abwechslung willkommen sein. Wir
unterhielten uns mit dem Ranger, schrieben uns in sein Besuchsbuch
und schossen viele Fotos. Atemberaubend wie es war, mussten wir aber
langsam weiter, da der Rückweg ja auch wieder über vier Kilometer
lang war.
Als
nächstes führte unser Weg zu der Brekke Schleuse. Hier beginnt
unsere Norwegen-Tour nach Schulz. Schulz ist der Autor mehrerer
Reiseführer für Womo-Fahrer und wir werden die nächsten Wochen
nach diesen Reiseführern fahren, welche uns Sehenswürdigkeiten,
Routen und Übernachtungsplätze aufzeigt. Der erste
Übernachtungsplatz liegt dabei an der Brekke Schleuse. In dieser
vierteiligen Schleuse werden die Schiffe in 45 Minuten um 26,6 Meter
angehoben, um den Haldenkanal zu befahren. Von der Hauptstrasse
zweigte der Weg hierhin ab und nach fast 3 Kilometern über
Schotterweg erreichten wir die Schleuse. Während an den Seen
nördlich von hier Auto an Auto reihte, waren wir hier alleine. Weit
und breit keine Menschenseele. So begutachteten wir die Schleuse und
loggten auch hier noch einen Cache. Bald bemerkten wir, dass der
gratis Parkplatz neben einem WC und einer Dusche auch ein offenes
WLAN bietet. So lässt sich der Blog heute gut hochladen, denn Netz
haben wir hier hinten keines. Zum Nachtessen gab es dann Kötbullar
mit Reis (so war der Tag kulinarisch gesehen ein totaler
Schweden-Tag) und nun geniessen wir noch die letzten Sonnenstrahlen.
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