Donnerstag, 7. Juni 2018

Oslo

Oslo. So hiess der grosse Programmpunkt welcher uns heute bei Zeiten aus dem Bett lockte. Auch die Sonne lachte schon vom Himmel und so waren wir voller Vorfreude auf die norwegische Hauptstadt. Etwas mehr als eine Stunde sollte unsere Fahrt zu unserem Ziel, dem Parkplatz des botanischen Garten, dauern.

Die Fahrt war sehr entspannt. Verkehr hatte es auf der Autobahn praktisch keinen. Auch als wir in die Hauptstadt rollten, war nichts mit Stau oder Hektik. Die City-Maut von knapp 5 Franken wurde wieder im Vorbeifahren gebucht und schon bald standen wir am botanischen Garten. Dieser Parkplatz wurde uns empfohlen, da er nah am Zentrum und sehr gross ist. Zudem finde man dort immer einen freien Platz. Und genau so war es auch. Nur dass der Parkplatz (so wie praktisch alle günstigen Parkplätze in Oslo) 27NOK die Stunde kostet wurde verschwiegen. Das sind stolze 3 Franken 40. So wird das ein teurer Städtetrip.

Also alles auf Null. Wir folgten dem ultimativen Oslo-Tipp für Wohnmobilfahrer von Schulz. Dieser heisst Holmenkollen. Falls euch dieser Begriff bekannt vorkommt, liegt es sicherlich an der ältesten Skisprungschanze der Welt oder deren modernen Nachfolgerin. Doch noch ein ganzes Stück weiter bergauf befindet sich an einem Fernsehturm ein grosser Parkplatz. Diesen suchten wir nun auf und waren damit nicht alleine. Die Wohnmobile stehen hier Tür an Tür und wir reihten uns zwischen Engländer, Holländer, Deutsche und Norweger ein. Hier oben steht unser Womo gratis und kann die Aussicht über Oslo geniessen.

Doch wie kommen wir nun von diesem Berg in die Stadt Oslo. Die Antwort ist ganz einfach: mit der U-Bahn. Und ob man es glaubt oder nicht: nur 300 Meter vom Parkplatz entfernt befindet sich die Endstation der Linie 1 – der Holmenkollenbahn. Diese berühmte „U-Bahn“ windet sich über 300 Höhenmeter von der Stadt Oslo auf den Hausberg. Dies macht sie in einigen Serpentinen und zu unserer Freude oberirdisch. Nachdem wir uns ein Tagesticket für knapp 12 Franken gekauft hatten, genossen wir die Fahrt durch die Wälder. Immer wieder konnten wir dabei auf Oslo und den Oslofjord blicken. Eine wirklich schöne Fahrt welche knapp 35 Minuten später in der Stadt Oslo endete.



Noch waren wir nicht im Zentrum angelangt, denn unser erster Halt war der Vigelands Skulpturenpark. Der berühmte Bildhauer Gustav Vigeland hat hier mit 212 Stein- und Bronzeskulpturen ein riesiges Kunstwerk geschaffen, welches auch heute noch viele Leute anzieht. Der Kreislauf des Lebens mit dem zentralen Monolitten gehört zweifelsohne zu den grössten Sehenswürdigkeiten in Oslo. Der Park ist riesig und die Skulpturen genial. Uns beeindruckte vor allem die Detailreiche. Die Körper der Menschen, welche in Granit geschlagen wurden, sind extrem detailgetreu mit allen Muskeln und Kanten, welche ein Mensch eben hat. Wir kämpften uns durch die typischen Japaner-Horden und schossen viele Fotos an diesem tollen Ort. Auch den berühmten Sinnataggen, ein wütendes trotziges Kind, besichtigten wir. An dessen Hand erkennt man, wie hier früher alle Statuen einst in Bronze glänzten, ehe die Witterung sie wie üblich grün und matt färbte.





Nach diesem sehr interessanten Kunstpark, machten wir uns per Bus auf den Weg zur Museumsinsel. Wir kauften unterwegs noch belegte Brote und haben diese auf einer Bank in einem kleinen Hafen gegessen. Von dort ging es dann zu Fuss auf die Museumsinsel. Hier in Oslo befinden sich die meisten Museen alle auf einer Insel, welche wir nun erkunden wollten. Hier fanden wir uns plötzlich in wildester Natur wieder. Ein Trampelpfad führte uns durch Wälder, an kleinen unbesuchten Stränden und Kuherden vorbei. Und das sozusagen mitten in der Stadt. Das war genau das, was wir von der Insel sehen wollten. Museen sind ja nicht so unser Ding und so schlugen wir auch einen Besuch im Fram aus. In diesem „besten Museum Oslos“ steht das berühmte Polarexpeditionsschiff von Amundsen, welches man sich für umgerechnet 15 Franken ansehen kann. Wir wollten lieber per Fähre zurück nach Oslo – doch im Gegensatz zu Hamburg, sind die Fähren als Verkehrsmittel hier nicht im ÖV Ticket eingeschlossen und zusätzliche 8 Franken pro Person schienen uns doch ein wenig zu viel. Also ging es eben mit dem Bus wieder zurück in die Innenstadt.


Dort wanderten wir die Strassen auf und ab. Oslo bietet keine klassische Altstadt und auch keine so schönen Promenaden wie Stockholm. Doch trotzdem ist auch Oslo eine wirklich sehenswerte Stadt. Wir besuchten natürlich auch noch die Oper, auf deren Dach man ungehindert spazieren oder sich sonnen kann. Uns reichte das erste, da es mittlerweile wieder sehr heiss war. Die Sonne brannte vom Himmel und in der dichten Stadt ging kein Wind. Wir versuchten in die U-Bahn zu entfliehen und machten uns mit dieser auf den Weg zum botanischen Garten. Ein Wiedersehen mit einem altbekannten Parkplatz später fanden wir uns auch in diesem wieder und machten uns auf eine kleine Runde, ehe wir auf dem gleichen Weg wieder in die Stadt fuhren.





Ein Einkaufsbummel hier in Oslo ist schwierig. Anders als in allen anderen europäischen Städten findet man hier praktisch keine uns bekannten Läden. Marken oder Ketten, welche nicht aus Norwegen stammen, haben es hier schwer. Die Norweger sind da sehr nationalistisch und boykottieren gerne alles, was nicht norwegisch ist. Lidl zum Beispiel musste sich nach wenigen Jahren und dem Aufbau von 47 Filialen geschlagen geben, nachdem die Presse sie dauernd kritisierte und Lidl nie auf einen Marktanteil von 1,5% hinaus gekommen ist. Und genau das bemerkten wir auch beim Nachtessen. Wir wollten nochmals einen richtig leckeren Burger kosten, ehe es damit wohl für eine Weile durch ist. Dafür suchten wir wie immer wenn vorhanden das Hard Rock Cafe auf. Dort gibt es einfach in jeder Stadt wunderbare Burger. Leider ist das Lokal deshalb auch immer überfüllt und die Wartezeit auf einen Tisch oftmals sehr lange. Hier in Oslo war das Restaurant um 19 Uhr nicht zur Hälfte gefüllt. Ist eben keine norwegische Kette. Wir gönnten uns also den Burger, verzichteten aber auf das Bier, auf welches ich mich heute sehr gefreut habe. Praktisch jeder in jedem Restaurant trinkt Bier. Doch ein halber Liter des Gerstensaftes kostet stolze 12 Franken. Das flüssige Gold (kommt der Name etwa daher) kostet in der Schweiz gerade die Hälfte. Doch ansonsten kann man sagen, dass sich die Preise hier in Norwegen im gleichen Rahmen bewegen wie bei uns Zuhause auch.

Nach dem Nachtessen machten wir uns wieder auf den Weg auf den Holmenkollen. Auch bergauf braucht die Bahn dafür über eine halbe Stunde. Immerhin hatten wir einen vollen Bauch auch wenn das Wetter und die hohe Sonne nicht dafür sprachen, dass wir eben das Nachtessen hinter uns hatten.

Am Parkplatz wo unser Womo auf uns wartete, befindet sich auch ein wunderschöner kleiner See. Dieser wurde gerade noch knapp von der Sonne beschienen und nach dem heissen Tag in der Stadt entschlossen wir uns, dass so ein Bad sicherlich nicht verkehrt wäre. Also schnell die Badesachen angezogen und ins kühle Nass gehüpft. Der kleine See war genau richtig temperiert. Gut kam man rein und erfrischend war es auch. Das tat jetzt also wirklich gut.

Wir werden heute definitiv hier auf dem Holmenkollen schlafen. In bester Gesellschaft von Besuchern aus aller Welt. Von hier soll man ja auch eine traumhafte und einmalige Aussicht auf das erleuchtete Oslo im Dunkeln haben. Das Problem: die Sonne scheint um 22 Uhr noch immer und auch in zwei Stunden, um Mitternacht, wird man von hier oben noch kein Lichtlein in Oslo erkennen können. So ist das nun einmal. Und wir befinden uns noch immer im Süden dieses riesigen Landes. 

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