Oslo.
So hiess der grosse Programmpunkt welcher uns heute bei Zeiten aus
dem Bett lockte. Auch die Sonne lachte schon vom Himmel und so waren
wir voller Vorfreude auf die norwegische Hauptstadt. Etwas mehr als
eine Stunde sollte unsere Fahrt zu unserem Ziel, dem Parkplatz des
botanischen Garten, dauern.
Die
Fahrt war sehr entspannt. Verkehr hatte es auf der Autobahn praktisch
keinen. Auch als wir in die Hauptstadt rollten, war nichts mit Stau
oder Hektik. Die City-Maut von knapp 5 Franken wurde wieder im
Vorbeifahren gebucht und schon bald standen wir am botanischen
Garten. Dieser Parkplatz wurde uns empfohlen, da er nah am Zentrum
und sehr gross ist. Zudem finde man dort immer einen freien Platz.
Und genau so war es auch. Nur dass der Parkplatz (so wie praktisch
alle günstigen Parkplätze in Oslo) 27NOK die Stunde kostet wurde
verschwiegen. Das sind stolze 3 Franken 40. So wird das ein teurer
Städtetrip.
Also
alles auf Null. Wir folgten dem ultimativen Oslo-Tipp für
Wohnmobilfahrer von Schulz. Dieser heisst Holmenkollen. Falls euch
dieser Begriff bekannt vorkommt, liegt es sicherlich an der ältesten
Skisprungschanze der Welt oder deren modernen Nachfolgerin. Doch noch
ein ganzes Stück weiter bergauf befindet sich an einem Fernsehturm
ein grosser Parkplatz. Diesen suchten wir nun auf und waren damit
nicht alleine. Die Wohnmobile stehen hier Tür an Tür und wir
reihten uns zwischen Engländer, Holländer, Deutsche und Norweger
ein. Hier oben steht unser Womo gratis und kann die Aussicht über
Oslo geniessen.
Doch
wie kommen wir nun von diesem Berg in die Stadt Oslo. Die Antwort ist
ganz einfach: mit der U-Bahn. Und ob man es glaubt oder nicht: nur
300 Meter vom Parkplatz entfernt befindet sich die Endstation der
Linie 1 – der Holmenkollenbahn. Diese berühmte „U-Bahn“ windet
sich über 300 Höhenmeter von der Stadt Oslo auf den Hausberg. Dies
macht sie in einigen Serpentinen und zu unserer Freude oberirdisch.
Nachdem wir uns ein Tagesticket für knapp 12 Franken gekauft hatten,
genossen wir die Fahrt durch die Wälder. Immer wieder konnten wir
dabei auf Oslo und den Oslofjord blicken. Eine wirklich schöne Fahrt
welche knapp 35 Minuten später in der Stadt Oslo endete.
Noch
waren wir nicht im Zentrum angelangt, denn unser erster Halt war der
Vigelands Skulpturenpark. Der berühmte Bildhauer Gustav Vigeland hat
hier mit 212 Stein- und Bronzeskulpturen ein riesiges Kunstwerk
geschaffen, welches auch heute noch viele Leute anzieht. Der
Kreislauf des Lebens mit dem zentralen Monolitten gehört
zweifelsohne zu den grössten Sehenswürdigkeiten in Oslo. Der Park
ist riesig und die Skulpturen genial. Uns beeindruckte vor allem die
Detailreiche. Die Körper der Menschen, welche in Granit geschlagen
wurden, sind extrem detailgetreu mit allen Muskeln und Kanten, welche
ein Mensch eben hat. Wir kämpften uns durch die typischen
Japaner-Horden und schossen viele Fotos an diesem tollen Ort. Auch
den berühmten Sinnataggen, ein wütendes trotziges Kind,
besichtigten wir. An dessen Hand erkennt man, wie hier früher alle
Statuen einst in Bronze glänzten, ehe die Witterung sie wie üblich
grün und matt färbte.
Nach
diesem sehr interessanten Kunstpark, machten wir uns per Bus auf den
Weg zur Museumsinsel. Wir kauften unterwegs noch belegte Brote und
haben diese auf einer Bank in einem kleinen Hafen gegessen. Von dort
ging es dann zu Fuss auf die Museumsinsel. Hier in Oslo befinden sich
die meisten Museen alle auf einer Insel, welche wir nun erkunden
wollten. Hier fanden wir uns plötzlich in wildester Natur wieder.
Ein Trampelpfad führte uns durch Wälder, an kleinen unbesuchten
Stränden und Kuherden vorbei. Und das sozusagen mitten in der Stadt.
Das war genau das, was wir von der Insel sehen wollten. Museen sind
ja nicht so unser Ding und so schlugen wir auch einen Besuch im Fram
aus. In diesem „besten Museum Oslos“ steht das berühmte
Polarexpeditionsschiff von Amundsen, welches man sich für
umgerechnet 15 Franken ansehen kann. Wir wollten lieber per Fähre
zurück nach Oslo – doch im Gegensatz zu Hamburg, sind die Fähren
als Verkehrsmittel hier nicht im ÖV Ticket eingeschlossen und
zusätzliche 8 Franken pro Person schienen uns doch ein wenig zu
viel. Also ging es eben mit dem Bus wieder zurück in die Innenstadt.
Dort
wanderten wir die Strassen auf und ab. Oslo bietet keine klassische
Altstadt und auch keine so schönen Promenaden wie Stockholm. Doch
trotzdem ist auch Oslo eine wirklich sehenswerte Stadt. Wir besuchten
natürlich auch noch die Oper, auf deren Dach man ungehindert
spazieren oder sich sonnen kann. Uns reichte das erste, da es
mittlerweile wieder sehr heiss war. Die Sonne brannte vom Himmel und
in der dichten Stadt ging kein Wind. Wir versuchten in die U-Bahn zu
entfliehen und machten uns mit dieser auf den Weg zum botanischen
Garten. Ein Wiedersehen mit einem altbekannten Parkplatz später
fanden wir uns auch in diesem wieder und machten uns auf eine kleine
Runde, ehe wir auf dem gleichen Weg wieder in die Stadt fuhren.
Ein
Einkaufsbummel hier in Oslo ist schwierig. Anders als in allen
anderen europäischen Städten findet man hier praktisch keine uns
bekannten Läden. Marken oder Ketten, welche nicht aus Norwegen
stammen, haben es hier schwer. Die Norweger sind da sehr
nationalistisch und boykottieren gerne alles, was nicht norwegisch
ist. Lidl zum Beispiel musste sich nach wenigen Jahren und dem Aufbau
von 47 Filialen geschlagen geben, nachdem die Presse sie dauernd
kritisierte und Lidl nie auf einen Marktanteil von 1,5% hinaus
gekommen ist. Und genau das bemerkten wir auch beim Nachtessen. Wir
wollten nochmals einen richtig leckeren Burger kosten, ehe es damit
wohl für eine Weile durch ist. Dafür suchten wir wie immer wenn
vorhanden das Hard Rock Cafe auf. Dort gibt es einfach in jeder Stadt
wunderbare Burger. Leider ist das Lokal deshalb auch immer überfüllt
und die Wartezeit auf einen Tisch oftmals sehr lange. Hier in Oslo
war das Restaurant um 19 Uhr nicht zur Hälfte gefüllt. Ist eben
keine norwegische Kette. Wir gönnten uns also den Burger,
verzichteten aber auf das Bier, auf welches ich mich heute sehr
gefreut habe. Praktisch jeder in jedem Restaurant trinkt Bier. Doch
ein halber Liter des Gerstensaftes kostet stolze 12 Franken. Das
flüssige Gold (kommt der Name etwa daher) kostet in der Schweiz
gerade die Hälfte. Doch ansonsten kann man sagen, dass sich die
Preise hier in Norwegen im gleichen Rahmen bewegen wie bei uns
Zuhause auch.
Nach
dem Nachtessen machten wir uns wieder auf den Weg auf den
Holmenkollen. Auch bergauf braucht die Bahn dafür über eine halbe
Stunde. Immerhin hatten wir einen vollen Bauch auch wenn das Wetter
und die hohe Sonne nicht dafür sprachen, dass wir eben das
Nachtessen hinter uns hatten.
Am
Parkplatz wo unser Womo auf uns wartete, befindet sich auch ein
wunderschöner kleiner See. Dieser wurde gerade noch knapp von der
Sonne beschienen und nach dem heissen Tag in der Stadt entschlossen
wir uns, dass so ein Bad sicherlich nicht verkehrt wäre. Also
schnell die Badesachen angezogen und ins kühle Nass gehüpft. Der
kleine See war genau richtig temperiert. Gut kam man rein und
erfrischend war es auch. Das tat jetzt also wirklich gut.
Wir
werden heute definitiv hier auf dem Holmenkollen schlafen. In bester
Gesellschaft von Besuchern aus aller Welt. Von hier soll man ja auch
eine traumhafte und einmalige Aussicht auf das erleuchtete Oslo im
Dunkeln haben. Das Problem: die Sonne scheint um 22 Uhr noch immer
und auch in zwei Stunden, um Mitternacht, wird man von hier oben noch
kein Lichtlein in Oslo erkennen können. So ist das nun einmal. Und
wir befinden uns noch immer im Süden dieses riesigen Landes.
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