Freitag, 15. Juni 2018

Am Kap angelangt

Es war schon beinahe 23 Uhr, als es gestern doch noch einigermassen düster wurde und wir den Nachtcache in Angriff nehmen konnten. Aufziehende Wolken und dichter Laubwald sei Dank, konnten wir die Reflektoren im Scheine unserer Taschenlampen entdecken. Doch um den Weg zu finden hätten wir keine Taschenlampe gebraucht. Die Strecke war dann auch in einer knappen Viertelstunde absolviert und wir konnten uns im Logbuch eintragen. Auf dem Hügel, welchen wir bestiegen, hatten wir einen tollen Ausblick über Kristiansand, in welchem die ersten Lichter angingen. Wir machten uns auf den Weg ins Bett um heute einigermassen fit zu sein.

Und so kamen wir heute auch mit viel Elan aus den Federn, frühstückten und machten uns gleich auf die Weiterreise. Kristiansand besuchten wir heute nicht, den Park und die Innenstadt entdeckten wir ja schon vor ein paar Tagen. So fuhren wir unter der Stadt hindurch und tauchten nur beim Hafen kurz auf um das riesige Kreuzfahrtschiff von TUI im Hafen zu erblicken. Der erste Halt war dann Mandal.

Hier in Mandal warteten zwei tolle Sehenswürdigkeiten auf uns. Begonnen haben wir bei der Kirche von Mandal. Es handelt sich dabei um die grösste Holzkirche Norwegens. Die im Empire Stil erbaute Kirche zeigte sich heute jedoch nicht von ihrer besten Seite. Aber wir kennen das ja schon bestens. Komplett umschlungen von Baugerüst und Abdeckplane liess sich kein Zentimeter der weissen Fassade des Bauwerks betrachten. Der Kirchturm war zudem abgebaut, wird gerade saniert und wieder angebaut. Naja... es bleibt uns ja noch Sehenswürdigkeit Nummer zwei in Mandal.



Den Sjosanden konnten sie für unseren Besuch nicht so leicht einpacken oder verlegen. Nein. Dieser 900 Meter lange Sandstrand glänzte uns in seiner vollen Pracht entgegen. So sehr wir die wunderschönen Seenlandschaften in Norwegen lieben gelernt haben, so schön ist es auch wieder am Meer zu sein. Das gestrige Wetter hat in vielen Formen seine Spuren hinterlassen. So schlugen die Wellen hier am Strand schön hoch. Jedoch waren die Temperaturen mit 16°C relativ tief und auch der kühle Wind machte es nicht angenehmer. Dick eingepackt machten wir uns auf einen Strandspaziergang und testeten die Wassertemperatur. Von Kristiansand bis Stavanger wärmt der Golfstrom das Meer – davon spürten wir definitiv nichts. Aber wir werden dies weiter beobachten.


Und so ging es weiter auf unserer Route. Mitten während der Fahrt entdeckten wir plötzlich ein paar malerische Häuser an einem See oder Fjord. Nur so im vorbeifahren. Doch ich wusste sofort: hier müssen wir raus. Und kurz später kam wirklich der Parkplatz, welcher uns an den Hafen von Lonestrand lockte. Die Häuser stehen mustergültig wie aus einem Katalog am Wasser. Genau so wie man sich das vorstellt. In verschiedenen Farben strahlen die frisch gestrichenen Holzfassaden und spiegeln sich im Wasser. Wir konnten uns fast nicht von der Kulisse lösen, doch irgendwann zogen wir doch noch weiter.



Und dann war es endlich da. Das Ziel! Endlich sind wir an unserem grossen Ziel angekommen, das Kap ist erreicht. Hier am nördlichsten Punkt von Norwegen empfing uns das grosse Monument – ein Leuchtturm? Ja so. Wir befanden uns nicht am nördlichsten Punkt sondern am südlichsten, dem Südkap. Somit sind wir noch immer 2518 Kilometer vom Nordkap entfernt. Den südlichsten Punkt Norwegens bildet wie schon erwähnt ein Leuchtturm – der Lindesnes Fyr. An diesem Punkt wurde 1656 das erste Leuchtfeuer Norwegens entzündet. Bestehend aus 30 Wachskerzen und nicht zu vergleichen mit dem heutigen Bauwerk, welches seit 1915 mit grosser Helligkeit um sich leuchtet. Hier befindet sich ebenfalls die „grösste Trompete der Welt“. Ein gigantisches Nebelhorn, welches mit 16'000 Litern Luft pro Sekunde zu den ganz Grossen gehört. Leider erklingt das Horn heute nur noch ein mal im Jahr – am nationalen Nebelhorntag. Das gibt es und zieht auch massenweise Besucher zu diesem Turm. Nur eben nicht heute.

Wir bezahlten die 12 Franken Eintritt für uns beide und machten uns auf Entdeckungstour in der Anlage. Für den geringen Preis bekamen wir einiges geboten. Ein Museum über die Geschichte von Lindesnes Fyr und Leuchttürme im Allgemeinen, ein Kino mit Filmvorstellungen ebenfalls über Geschichtliches, diverse unterirdische Gänge und Räume aus der Zeit, als der Hügel als Verteidigungspunkt genutzt wurde und zum Schluss auch noch ein Gang auf den 16 Meter hohen Stahlkoloss. Dieser trotzt dem Wetter hier seit nun über 100 Jahren und weist den Schiffen ihren Weg. Die Aussicht vom Balkon des Turmes war genial und so kamen wir mit vielen Eindrücken wieder bei unserem Womo an. Alleine war auch dieses nicht. Der Parkplatz des Leuchtturmes sah bei unserer Rückkehr aus wie ein Campingplatz. Hier kann man für 100 NOK (12 Franken) ruhig übernachten. Doch es war erst 15 Uhr und so zogen wir weiter.







Es zog uns nun in Richtung Norden (wer findet den Witz?) wo wir mal wieder eine gute Fahrstrecke hinter uns brachten. Wir hielten hie und da noch kurz an, um ein paar Badeplätze zu betrachten. Doch die Wolken, welche tagsüber woanders weilten, waren wieder zurück und die schönsten Strände gibt es hier im Süden auch nur in Hotel- oder Campinganlagen. So zogen wir weiter bis zum nächsten Leuchtturm, dem Lista Fyr. Dieser hat leider nur 12:00 bis 16:00 geöffnet. Doch wir werden uns später oder morgen sicherlich noch die Umgebung ansehen. Nun gibt es Nachtessen, Blog schreiben und einen gemütlichen Abend. Morgen startet endlich die lange Reise der Westküste entlang bis zum Nordkap. Dann aber wirklich!


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